Tyßkiewicz

[101] Tyßkiewicz, 1) Graf Thaddäus, geb. den 3. April 1773 in Lithauen, trat 1791 unter Kosciuszko in die polnische Armee u. später unter General Dombrowskis polnischer Legion in französische Dienste. Bei Gründung des Herzogthums Warschau trat er zum zweiten Male, u. zwar als Oberst in polnische Dienste, führte 1812 eine Brigade nach Rußland u. wurde vom Kaiser Napoleon zum General ernannt, aber auf dem Rückzuge, am 24, Octbr., im Treffen bei Malo Jaroslawez gefangen. In sein Vaterland zurückgekehrt, wurde er Senator u. Castellan. 1830 nahm er an der Revolution Theil; die Ereignisse des Jahres 1831 führten ihn nach Frankreich, wo er blieb, bis er 1852 in Paris starb. 2) Vincenz, Graf T., geb. 1792 in Galizien; polnischer Militär seit 1809, Mitglied aller geheimen politischen Bündnisse seit 1814, saß schon 1825 acht Monate in Lemberg gefangen, ließ sich 1827 in Podolien nieder u. versuchte 1830 diese Provinz zu insurgiren (s. Polnischer Insurrectionskrieg S. 289), begab sich nach dem Mißlingen nach Galizien auf österreichisches Gebiet u. von da, heimlich entweichend, nach Warschau, focht hier als General unter Chlapowski, wurde beim Einfall in Lithauen Präsident der Insurrectionsregierung u. flüchtete nach Warschaus Fall nach Sachsen, wo er sich längere Zeit in Leipzig aufhielt; er durfte 1832 auf seine Güter nach Galizien zurückkehren, mußte aber 1833 von Neuem fliehen u. ging nach Belgien. 3) Henrik Jurgewitsch, Graf T., geb. 1795, trat im Juni 1809 in das zweite Cavallerieregiment des damaligen Herzogthums Warschau u. machte die Schlachten von Mis, Smolensk u. andere mit; 1817 verließ er den Militärdienst als Major u. widmete sich der Verwaltung seiner im Kiewschen u. in Podolien belegenen Güter. 1823 wurde er zum Adelsmarschall des Lipowezischen Kreises u. 1826 zum Gouvernements-Adelsmarschall gewählt; seitdem immer von Neuem zu diesem Ehrenposten vom Kiewschen Adel berufen, bekleidete T. denselben bis an sein Lebensende u. erwarb sich um das Wohl sowohl der Gutsherren wie der Bauern hohe Verdienste; er starb am 26. Mai (7. Juni) 1855 in Kiew.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 101.
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