1. Den stechen leichtlich die Grillen, dems nicht geht nach seinem willen. – Lehmann, 898, 35.
Die Russen: Grillen sind des Narren Geleit und Launen sein Gefolge. (Altmann VI, 428.)
2. Ehe du eine Grille befriedigst, sieh nach dem Beutel.
3. Eine Grille ist die Freundin der andern.
Daher ihr harmonisches Concert.
4. Es kommt nicht immer eine Grille geflogen, wenn eine Saite springt. (Altgr.)
Wenn das, was auf einer Seite fehlging, auf einer andern Seite wieder ersetzt wird; von unerwarteter Hülfe. Daher: Eunomus aus Lokris und Aristo aus Rhegium waren zu einem Wettkampfe im Gesange gekommen. Während des Gesangs sprang auf der Zither des Eunomus eine Saite, schnell kam aber eine Baumgrille (Cicade) geflogen und leistete Hülfe, indem sie die durch die Saite verloren gegangenen Töne durch ihren Gesang ersetzte.
5. Grillen, säde Göke, dôr krêg he sîn Moder vör'n Plôg. (Oldenburg.) – Frommann, V, 429, 509; Goldschmidt, 154; Bueren, 485; Eichwald, 651; Hauskalender, II; Hoefer, 398.
6. Grillen, se(de) de Snîder, do bêt he in den Disk. (Ostfries.) – Bueren, 501; Frommann, V, 429, 507; Hoefer, 943; Hauskalender, III.
[136] 7. Man muss sich mit keinen Grillen schlagen. – Kritzinger, 560b.
8. Wenn die Grille im September singt, kaufe kein Korn zum Verkaufen.
9. Wer Grillen jagt, wird Grillen fangen. – Körte, 2413.
*10. Die Grillen stechen ihn.
Ueble Laune.
*11. Eine Grille bei den Flügeln fassen.
Wenn man sie dort fasst, summt und schwirrt sie nur noch mehr. Daher räth Plato, sich ja keinen Dichter zum Feinde zu machen, denn diese wären ebenso oder noch schlimmer als die Baumgrille.
*12. Einem Grillen in den Kopf setzen.
Frz.: Mettre martel en tête à, quelqu'un.
*13. Er fängt Grillen.
*14. Er hat Grillen vnd Tauben. – Kasp. Obenhin, Der Eydteuffel, 1574, im Theatrum Diabolorum, 560a.
*15. Er hat gryllen im kopff. – Luther's Ms., 9.
»Er (der Koch des Ulysses, der bei der Circe als Sau bleiben wollte, war Grylle genannt) bracht das sprichwort erst ins land, wenn man sagt, das derselb hab Grillen, dem es nicht geht nach seinem willen.« (Froschm., FIIIb.)
Frz.: Avoir martel en tête. (Lendroy, 1419.) – Il a des grillons en tête. (Kritzinger, 360b.)
*16. Er kann die Grillen im Loche verkleiben.
*17. Grillen im Capitol (Kopf) haben.
»Wiewol ich dieses Possens halber noch lange hernach grandige Grillen im Capitolio hatte.« (Simplic., III, 135.)
*18. Närrische Grillen haben.
*19. Schlag der de Grillen ossem Hête (Haupte) und iss êne Mehre (Möhre, Mohrrübe). (Schles.) – Palm, 58, 4.
*20. Sich mit grillen vnd prillen schlagen. – Fischer, Psalter, 83d.
21. Bei den Grillen schöner Frauen muss man immer heiter schauen.
22. Dat sind Grillen, söä' de Hattersche, doa lag ihr Mann in't Starwen. – Schlingmann, 607.
23. Nichts als Grillen, sagte der Feling zu seinem Vater, der im Sterben lag und nicht essen wollte.
Holl.: Dat zijn verbruide parten, dat je niet eten wilt, zei de mof tegen zijn' vaâr, en hij lag op sterven. (Harrebomée, II, 172b.)
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