1. Besser verkauft mit Reue als behalten mit Reue.
Gegen das Aufheben von Waaren für den Zweck, höhere Preise zu erzielen.
2. Es verkaufft wol einer dem andern die Waar, aber das glück kan er dabey nicht liefern. – Henisch, 1662, 20; Petri, II, 302.
3. Es verkauft mancher, was er nicht liefern kann.
Frz.: Ce n'est pas tout que de vendre, il faut livrer. (Lendroy, 1487.)
4. Ick verkôpe jo (euch) s' (sie) darup, se(de) de Backer, do had(de) he de Korinthen up de Stuten1 un kene drin. (Ostfries.) – Bueren, 752; Frommann, VI, 278, 721; Hoefer, 36; Peik, 196, 13.
1) Ein in der Mitte breiteres, oben und unten spitzzulaufendes Weissbrot, Stollen.
5. Jeder verkauft seine Lumpen auf seinem Markte. – Burckhardt, 552.
Jeder stellt seine auszeichnenden Eigenschaften in dem Kreise seiner Bekanntschaft zur Schau aus.
6. Man kann etwas nicht besser verkaufen, als dass man es einem Freunde schenkt, der es braucht.
7. Man muss nicht mehr verkaufen als was man besitzt.
8. Man muss verkaufen, wenn die Messe beginnt, und kaufen, wenn sie zu Ende geht. – Altmann V, 117.
9. Theuer verkaufen ist keine Sünde, aber falsch messen. – Simrock, 10256; Graf, 253, 174; Braun, I, 1482; Körte, 5935.
Ill.: Drago prodaj, a pravo izmiri. (Čelakovsky, 329.)
[1554] 10. Verkaufe lehrt kaufe. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 60.
11. Verkaufe1, und verarme nicht.
1) Hausgeräthe u.s.w. und treibe mit dem Erlös Geschäfte, um nicht zu verarmen.
12. Verkaufen ist keine Kunst, aber zum Gelde kommen.
Span.: Ser mercader mas va en el cobrar, que on el vender. (Bohn I, 256.)
13. Verkaufen ist nicht schenken.
14. Verkaufen macht den Kaufmann nicht reich, sondern gewinnen.
Böhm.: Kupec prodajem, a ne zbožím se živí. (Čelakovsky, 329.)
15. Verkaufen und kaufen und nichts auf dem Tisch. – Burckhardt, 153.
Viel Geschrei und wenig Wolle.
16. Verkauff kein Wildpret, du habest es denn gefangen. – Petri, II, 567.
17. Verkaupe dat Fell det Bâren nit eher, bit du 't häst. (S. ⇒ Bärenhaut.) (Waldeck.) – Curtze, 333, 235.
18. Was einer nicht verkaufen kann, muss er zugeben.
19. Was man theuer verkaufen will, muss man theuer schätzen (bieten). – Körte, 6490; Simrock, 10254.
Holl.: Men moet duur loven, dat men duur wil vercopen. (Tunn., 17, 20.)
Lat.: Taxetur care quod vendetur preciose. (Fallersleben, 488.)
20. Was man will verkauffen, das muss man loben. – Lehmann, 490, 28.
21. Wer nichts mehr zu verkaufen hat, der verliert seine Kunden.
22. Wer wohlfeil verkauft, hat bald aufgeräumt.
Holl.: Goedkoop verkoopen maakt den winkel ledig. (Harrebomée, II, 472b.)
23. Wer wohlfeil verkauft, hat viel Zuspruch (Absatz).
Holl.: Geef goedkoop, en gij zult zooveel verkoopen als vier. (Harrebomée, I, 434b.)
24. Wer zu theuer verkauft, der stiehlt.
Frz.: Il faut être marchand ou larron.
25. Wo verkauft wird, da wird gelogen.
»Mich bedunket, nieman müge vil verkaufen on Lüge.« (Freidank.)
Lat.: Omnis mercator reperitur fraudis amator. (Eiselein, 618.)
26. Wohlfeil verkaufen macht den Laden leer.
*27. Ar verkauft'n auf'n Buckel. (Franken.)
Er schaltet mit ihm nach Belieben.
*28. Der verkaufat a dem Teufel sein Seel'. (Oberösterreich.)
Der würde auch dem Teufel seine Seele verkaufen.
*29. Die verkaufe i hundertmol bis du mi oimol. (Ulm.)
Ich bin schlauer als du.
Frz.: Cet homme vous vendrait tous à beaux deniers comptans. (Lendroy, 1488.)
*30. Dô verkäufss mêr kein Aeppel för Zitrone. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 62.
*31. Dô verkäufss mêr kein Flätte (Nelke) för Viûle. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 209.
*32. Ek verkaup dech wie en Pond Wôrsch. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 200.
*33. Er verkauft den Rock und geht im Unterrock nach Hause. (Breslau.)
Von jemand, dem alles feil ist, wenn es gut bezahlt wird.
*34. Er verkauft die Haut, ehe das Kalb geboren ist.
Die Russen: Er verschenkt den Caviar, ehe er den Stör hat. (Altmann V, 130.)
*35. Er verkauft die Katze im Sack.
*36. Er verkauft Keinwein (Wasser) für Rheinwein.
*37. Er verkauft Mäusedreck für Aniszucker.
*38. Er verkauft nicht eher, bis Sanct Gregory auf einem falben Hengste daher reitet. – Brant, Nsch., 93.
Von denen, die mit dem Verkauf ihres Getreidevorraths erst dann beginnen, wenn hohe Preise eingetreten sind, was geschieht, wenn um die erwähnte Zeit hohe Kälte kommt und Wein und Korn erfrieren.
*39. Er verkauft (seinen Freund) noch wohlfeiler, als Joseph's Brüder (ihren Bruder) verkauften. – Burckhardt, 96.
Von denen, die bei der geringsten Aussicht auf Gewinn auch ihre alten Freunde wechseln.
[1555] *40. Er verkauft wie er eingekauft hat.
Er erzählt die Fabel als Fabel, die Lüge als Lüge wieder.
Dän.: At selge dat som man kjøber det. (Prov. dan., 496.)
*41. Er verkauft Wind.
Der Lügner, Windbeutel, Windmacher.
Frz.: C'est un homme, qui vend de la fumée, c'est un vendeur de fumée.
*42. He verköft em ût den Sack un in den Sack. (Holst.) – Schütze, IV, 8.
Ist ihm an Kraft und Verlogenheit überlegen. Wird gewöhnlich gebraucht, wenn einer den andern im Handel oder Kauf überlistet.
*43. He verköpt öm för'n Appel en Ei. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 173.
*44. Héi verköf en twéimol im Sacke un gif ter den Winköp te verdrinken. (Soest.)
*45. Ich bin verkaufft vnd verraten. – Eyba, Schimpffl. Comedien.
*46. Ich kans nicht thewerer verkauffen, dann ich schencks jhm. – Lehmann, II, 277, 24.
*47. Ik bün so dür verkôft, als ik gelden kan. (Hamburg.) – Schütze, II, 320.
Sagen die Dienstmädchen, die ihre Liebeshändel beichten.
*48. So verköft man de Bûr Göse. (Ostfries.) – Bueren, 1027; Kern, 618; Hauskalender, III.
*49. Verkoft ist verschlaft (verschleift). – Blass, 19.
*50. Woss ich nich verkeeffe, doss ga ich zu. – Robinson, 182.
51. Man verkauft nicht jedes Stückle Vieh, das man auf den Markt bringt. – Auerbach, Dorfgeschichten, IV, 51.
52. Verkaufe nicht den Vogel in der Luft.
53. Verkauft und gereut ist besser als behalten und gereut.
Die unverkaufte Waare verliegt sich, das Geld kann wieder nützlich verwandt werden.
Buchempfehlung
Beate Heinold lebt seit dem Tode ihres Mannes allein mit ihrem Sohn Hugo in einer Villa am See und versucht, ihn vor möglichen erotischen Abenteuern abzuschirmen. Indes gibt sie selbst dem Werben des jungen Fritz, einem Schulfreund von Hugo, nach und verliert sich zwischen erotischen Wunschvorstellungen, Schuld- und Schamgefühlen.
64 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro