Köhler

1. Der Köhler ist Herr in seinem Hause. (S. Herr 540.)

Jeder waltet und schaltet in seinem Hause nach Belieben. Franz I. von Frankreich liess sich eines Tags auf der Jagd von der Nacht so überraschen, dass er von seinem Gefolge entfernt, bei einem Köhler im Walde, der ihn nicht kannte, eine Unterkunft suchen musste. Der Köhler bat den König zum Abendbrot, nahm aber bei Tische den ersten Platz und wies seinem Gast den zweiten mit den Worten an: »Jeder ist Herr in seinem Hause[1460] Dann lud er den König ein von der Speise zu nehmen, was und so viel ihm beliebe; »aber«, fügte er hinzu, »es ist nicht nöthig, der Grossnase (Spitzname für den König) zu sagen, dass ich Euch mit Wild tractirt habe.« Der König liess es sich trefflich schmecken. Am Morgen stiess er in sein Horn, um seinem Gefolge ein Zeichen zu geben, wo er sich befinde, das sich auch bald um die Köhlerhütte versammelte. Der Köhler hielt sich für verloren, aber der König klopfte ihm auf die Achsel und sagte ihm: er sei Herr in seinem Hause. (Vgl. Wurzbach I, 178.)

Frz.: Charbonnier est maître en sa loge (dans sa chaumière). (Cahier, 299, Lendroy, 320; Bohn I, 13.) – Par droit et par raison, chacun est le maître dans sa maison. (Leroux, II, 2.)


2. Des Köhlers Sack ist schwarz von aussen und schwärzer von innen.


3. Des kolers glaub ist der best glaub.Eyering, I, 629; Gruter, I, 19; Latendorf II, 20; Petri, III, 9; Lehmann, II, 68, 4; Egenolff, 127a; Henisch, 326, 51; Guttenstein, 142, 127; Latendorf II, 20; Simrock, 5812; Graf, 548, 78.


4. Ein Köhler schwärzt den andern.

Frz.: Ils sont comme les sacs de charbonnier, l'un gâte l'autre. (Leroux, II, 130.)


5. Man kann nicht Köhler und Bleicher zu gleicher Zeit sein.


6. Wer mit Kölern vmgeht, der wird russig. Lehmann, 860, 13.

Frz.: Il n'y a ni honneur ni gain à qui se prend à un vilain. (Gaal, 102.)

Holl.: Kolen branders verwen niet wit af. (Harrebomée, I, 430b.)

It.: Chi s'impaccia con le lappole resta inviluppato. (Gaal, 1021.)


7. Wer sich an einem Köler reibet, der schwertzet sich dauon.Fischer, Psalter, 120, 3.


8. Wer zum Köler gehet, der besteubet.Petri, II, 857.


*9. Der Köhler ist zum Schlott- (Schornstein-) Feger kommen.Lehmann, 327, 31.

Gleich zu Gleich.


*10. Wie 's Kohlers Most, dear ist zäh worde. (Poltringen.) – Birlinger, 9.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1460-1461.
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