Kriegen (bellare).
1. Beim Kriegen ist kein Vortheil. – Petri, II, 74.
2. Besser draussen (in der Ferne) kriegen, als daheim den Feind besiegen.
3. Ehe man kriegt, soll man alle Mittel zum Frieden versuchen.
4. Ein anderes ist kriegen, ein anderes ist siegen. – Winckler, 16, 40.
5. Es ist gut kriegen hinder dem Offen. – Lehmann, II, 142, 166.
6. Im Kriegen ist der Anfang lustig, der Fortgang schwer, der Ausgang misslich; und ist zu fürchten, dass man abends wieder nehme, was man morgens bekommen. – Sutor, 37.
7. Kriege vor der Thür, freye vor der Thür. – Petri, II, 427.
8. Kriegen bei Frost vnd Hungers Noth ist Thorheit vnd gewisser Todt. – Petri, II, 426.
9. Kriegen heysst mit gülden Netzen fischen. – Franck, Zeytbuch, CCLXb.
10. Kriegen ist oft gut, aber Geld geben ist besser als Blut.
11. Kriegen war nicht so gut, fridhalten war besser. – Henisch, 1242, 57; Petri, II, 426.
12. Kriegens wird keiner reich. – Petri, II, 427.
13. Krieget ist nüd gewieget. (Appenzell.)
Lat.: Bellum – flagellum.
14. Mit vielen soll man kriegen, mit wenigen rathen und pflügen.
15. Niemand kriegt mit dem, der liegt.
16. Viele kriegen um das Ey vnd lassen vnterdessen die Henne fliegen. – Henisch, 963, 28; Petri, II, 574; Simrock, 4566.
»Als wo man vmb das Ey wil kriegen, vnd lesst dieweil die Henne fliegen.« (Waldis, IV, 92.)
17. Viele kriegen um die Beute; Menschen sind nur Leute.
Bei Cicero findet sich in Bezug auf die, welche Gewinn im Kriege suchen, ihn als Gewinngeschäft betreiben, die Redensart: Bellum cauponari. (Faselius, 29.)
18. Wenn man anfängt zu kriegen, so fängt man auch an zu lügen. – Pistor., VI, 80; Simrock, 5968.
Lat.: In fine videbitur cujus Thoni. (Sutor, 42.)
19. Wer ehrlich kriegt, der empfahet grossen Lohn. – Petri, II, 697.
20. Wer kriegt, der wird bekriegt. – Lehmann, 444, 113.
21. Wer kriegt, soll es mit Kriegern zu thun haben.
Also nicht mit denen, die nicht zu den Waffen greifen und mit ihnen umgehen können, nicht mit Weibern, Kindern, Alten.
22. Wer unglücklich krigen will, de fange etwess mit dem Dudscken an. (S. ⇒ Krieg 209.) – Deutscher Neocorus, I, 127.
23. Zu kriegen haben Lust, die es nicht haben versucht.
24. Zum Kriegen und Siegen gehört Glück, zur Ehre gehört Verstand.
[1628] *25. Du kriegst vmb nichtig ding.
Hauer (67) für die lateinischen Redensarten: De asini vmbra contendis. – De fumo disceptas. – De lana caprina.
26. Das kriegen usser der canzlei und künder zeugen usser der opotek ist selten fruchtbar. – Zimmerische Chronik, IV.
27. Wer ehrlich krieget, der soll grossen Lohn empfahen.
Bei Tunnicius (486): De êrlike kryget, de sal grôt lôn entfân. (Qui bene propugnat non parvo munere dignus.)
*28. He kriegt wie e Spöttelhahn. – Frischbier, 3574.
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