Rinken

1. Ein Rinck mit seinem Dorn, drey Hufeisen ausserkorn, ein Beihel der sechss Krügen zal, da verfiel Basel vberal.

»Ein starckes Erdbeben verwüstete im Jahre 1356 die Stadt Basel, vnd ward die Zeit dieser ernstlichen Heimsuchung Gottes von Alten in diesen Reimen begriffen.« (Wurstisen, Basler Chronik, CLXXVI.) Crusius (Schwäb. Chronik, herausgegeben von Moser) bemerkt zu: »Sechs Krüge: verstehe die Wasserkrüge zu Cana in Galiläa«; sonst haben diese Chronisten den Spruch mit keiner Erklärung begleitet.


2. Ein Rinck von einer Taschen, vier Ohren von einer Flaschen, ein Saul vnd drithalb Andres Crütz belagert Hertzog Carol Nüss: setzest darzu noch zwei I, so lag er todt vor Nansy.

Bezieht sich auf Karl's von Burgund Kriege mit den Schweizern und seinen endlichen Untergang, und ward, wie Wurstisen (Basler Chronik, CCCLIX) sagt: »von den Laien in diesen Reimen begriffen.«


Zu Rinken 1 und 2 schreibt Hr. Kreisgerichtsrath Meydam in Sorau erläuternd: »Diese Sprüche sind in alten Chroniken gebräuchliche Umschreibungen der lateinischen Jahreszahlen. M wurde häufig durch Rinken, Ring mit Dorn, wiedergegeben. Der Spruch unter 1 ist also nur die Jahreszahl des Erdbebens 1356, nämlich:


Ring mit DornRinken = M = tausend

3 HufeisenCCC

Beil (Axt)L

sechsVI

zusammen 1356=RinkenCCCLVI


Ring von einer TascheRinken = M = tausend

4 FlaschenohrenCCCC

eine SäuleL

drittehalb AndreaskreuzXXV

Dazu noch zwei III

= 1477= RinkenCCCCLXXII


3. Rinken sind krumm, man bleibt oft daran hängen.Simrock, 8475; Körte, 5081.


*4. Einem den Rinken einthun, dass er nach Gott schreit.Gotthelf, Käserei, 129.


*5. Einem rincken giessen.Agricola II, 134; Körte, 5080.

Ränke machen, lügen und betrügen.


*6. Er kann gut Rinken giessen.Simrock, 8473a.


[1691] *7. Er wirt den rincken an der thuere lassen. Agricola I, 274; II, 161; Schottel, 1133b; Simrock, 8474; Körte, 5081a.

Er wird müssen Haus und Hof mit dem Rücken ansehen. Oder: Er wird bald ausgedient haben und sich von seinem Herrn trollen müssen. Der Ring wird an der Thür bleiben.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1691-1692.
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