1. Auf einen solchen Krug gehöret eine solche Stürze. – Herberger, Herzpostilla, I, 566.
2. Aus ledigen (leeren) Krügen ist nicht gut trinken. – Petri, II, 29.
3. Auss irdenen Krügen trinkt man selten Gifft. – Henisch, 1620, 52; Petri, II, 29.
4. Dä Krog geht asû lang zo d'r Baage bös 'ä brech d'r Hals od'r d'r Kraag. (Euskirchen.) – Firmenich, I, 509, 4.
5. Da Kroug gêt asou lang zei Bassa (in das Wasser) poss a necht en Hals brecht. (Ungar. Bergland.) – Schröer.
6. De Kraug geit sau lange tau Wâter, bet he brekt. – Schambach, 166; Hauskalender, I; Kern, 1023.
[1641] 7. Dem Kruge, der wider den Stein stösst, bekommt's übel.
8. Der beste Krug verliert einmal den Henkel.
9. Der eine zerbricht den Krug und der andere bekommt die Scherben.
Engl.: When Tom's pitcher is broken, I shall have the sheards. (Bohn II, 60.)
10. Der Krug gehet so lang zu wasser, biss er verbricht, bevorab wenn jhn ein Narr tregt. – Lehmann, 580, 4.
11. Der Krug gehet so lange zum Bach, bis er bricht Hals oder Krag. (Eifel.) – Schmitz, 184, 31; Reinsberg III, 141.
12. Der Krug geht so lange zur Tränk, bis er bricht Hals oder Henk. (Eifel.) – Schmitz, 184, 30.
13. Der Krug geht zum Brunnen, was will die Scherbe dort.
14. Der Krug gieht su lange zum Burne, biss der Henkel bricht. – Robinson, 256; Gomolcke, 235; Frommann, III, 242, 22.
15. Der krug gieng so lang zur bach, bis er zuletzt zerbrach. – Tappius, 17a; Egenolff, 17b.
16. Der Krug ist entzwei, sagte der Schusterjunge; wenn i nur a schon de Schläg hätt'.
17. Der Krug kann ganz bleiben; wenn du ihn vom Dach wirfst, und er kann entzwei gehen, wenn du ihn vom Tisch fallen lässt.
18. Der Krug richtet mehr Menschen hin als der Krieg. – Parömiakon, 1451.
19. Der unbeschlagene Krug gehört für den Schergen und Schinder. – Graf, 46.
Gewisse Beschäftigungen galten im Mittelalter für ehrlos; so war der Scharfrichter seit Aufnahme des römischen Rechts ohne Ehre, von jeder guten Gesellschaft ausgeschlossen und, wohin er kam, als ehrlos behandelt. Jedermann mied ihn, und im Wirthshause erhielt er sein Getränk in einem unbeschlagenen Kruge.
20. Ein krug gehet so lang ghen wasser biss er zuletzt zerbricht. – Franck, I, 76b; Tappius, 16b; Egenolff, 17b; Eyering, I, 504; Gruter, I, 16; Henisch, 494, 61; Petri, I, 99; Lehmann, II, 65, 148; Sutor, 562; Keller, 143a; Hollenberg, I, 10; Gaal, 1049; Fabricius, 86; Bücking, 146; Blum, 161; Pistor., VII, 55; Günther, 2; Hermann, III, 4; Siebenkees, 261; Müller, 14, 4; Mayer, II, 215; Meinau, 265; Steiger, 450; Ramann, II. Pred., I, 334; Ramann, Unterr., I, 27; Körte, 3571 u. 4484; Sailer, 271; Eiselein, 398; Simrock, 5986; Lohrengel, I, 153; Braun, I, 2031; Reinsberg III, 141-142; Latendorf II, 17; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 7.
Unter diesem Titel erschien 1802 zu Regensburg ein Lustspiel von J.F. Jünger. Ein Aufsatz über dies Sprichwort befindet sich in der Neuen Monatschrift (Jauer 1801, S. 61). – Erstens: Alles in der Welt erreicht einmal sein Ende, man mag es noch so lange gebrauchen. Dann: Eine Sünde wird so lange begangen, bis ihr endlich die Strafe nachfolgt. »Wist jr, wie das alt Sprichwort redt: Der Krug so lang zum Brunnen geht, bis er endlich geht zu Drümmern.« (H. Sachs, III, V, 1.) »Der Krug so lang zu wasser geet, biss er einmal zurbrochen steet.« (Teuerdank, Augspurg MDXXXVII, LXXII, 1.) »Der krug geht lang, wie man auch spricht, zum wasser, biss dass er zerbricht.« (Waldis, II, 10, 33.) »Der krug viel jar zum wasser geht, kompt offt wieder, wenn's wol thut glücken; aufs letst geht er endlich zu stücken.« (Waldis, II, 34, 24.) Als einem hochgestellten Beamten sein Fürst einst mit diesem Sprichwort die Entlassung aus dem Amte andeutete, wenn er sein Geschäft nicht sorgfältiger wahrnehme, erwiderte er: »Mein Krug geht nie zu Wasser, immer nur zu Wein.« Die Magyaren haben dafür das Sprichwort: Der Kürbis schwimmt so lange auf dem Wasser, bis er untersinkt. (Erasm. Schwab, Land und Leute in Ungarn, Leipzig 1865, S. 216.) Die Spanier: Der Krug, der oft zur Quelle geht, muss einmal zerbrechen. Die Perser: Bricht der Krug heute nicht, so bricht er morgen. Die Neugriechen: Der Krug geht oft zum Brunnen und einmal nicht. Die Engländer: Der Krug geht nicht so oft zum Brunnen, ohne nicht zuletzt zerbrochen nach Hause zu kommen. Die Türken: Die Wasserflasche ist auf dem Wege zum Wasserholen zerbrochen. Die Litauer: Der Topf trägt Wasser, bis seine Zeit kommt. Die Kleinrussen: Der Topf pflegt nach Wasser zu gehen, bis ihm dort der Henkel zerbricht. (Reinsberg III, 142.)
[1642] Böhm.: Dotud se s vĕdérkem k studnici chodí: až mu se obrouček opukne. – Dotud se žbánken na vodu chodí, až se ucho utrhne. (Čelakovsky, 263.)
Dän.: Kildegangen kande kommer ofte bruden hiem. – Krukken gaaer til kilden, til hun faaer et knæck (til loget gaaer af). (Prov. dan., 332 u. 362; Bohn I, 383.)
Engl.: Of goes the pitcher to the well, but at last comes broken home. (Gaal, 1044; Bovill, I, 194; Masson, 231; Bohn II, 124; Eiselein, 398.) – The water bottle is broken on the road to fetch the water.
Frz.: Pot frêle dure longtemps. – Tant va la cruche à la fontainette qu'elle y laisse le manche ou l'oreillette. – Tant va la cruche (pot) à, l'eau qu'à la fin elle se brise. (Gaal, 1049; Cahier, 475; Lendroy, 245; Bohn I, 58; Masson, '221; Marin, 18) – Tant va le pot au puis que il quasse. (Leroux, I, 44.) – Tant va pot à l'eau que brise. (Leroux, I, 44.)
Holl.: Also langhe gaet die cruuc tot water dan si briet. (Tunn., 3, 14.) – De kruik gaat zoo lang te water, tot er het hengsel afvalt. (Harrebomée, I, 453b; Bohn I, 305.) – De kruik gaat zoo lang te water, tot zij breekt (barst). (Harrebomée, I, 453b.)
It.: La secchia va tante volte al pozzo, finch' ai resta. – Tanto và la brocca al pozzo, che vi lascia il manico. (Pazzaglia, 16.) – Tanto và la secchia al pozzo che vi lascia il manico. (Gaal, 1049.) – Vaso che va spesso al fonte, vi lascia il manico o la fronte. (Bohn I, 131.) – Tante volte al pozzo va la secchia, ch'ella vi lascia l'orecchia. (Čelakovsky, 263; Masson, 221; Marin, 18.)
Kroat.: Vèrč ide tak dugo na zdenec, dok lam se potere. (Čelakovsky, 263.)
Lat.: Ad vada tot vadit urna quot ipsa cadit. (Fallersleben, 42; Loci comm., 147.) – Clari ad fontis aquam toties haustura liquorem urna venit, donec fracta feratur aquis. (Gaal, 1049.) – Error sæpe repetitus tandem vindicatur. (Philippi, I, 134; Seybold, 148; Petri, II, 79.) – Hydria tam diu ad fontem portatur, donec vel tandem frangatur. – Improbi consilium in extremum incidit malum. (Tappius, 16b; Philippi, I, 190.) – Nemo se tuto diu periculis offerre tam crebris potest. (Seneca.) (Philippi, II, 16.) – Ollula tam fertur ad aquam, quod fracta refertur. (Mone, Anzeiger.) – Quem saepe transit casus, aliquando invenit. (Seneca.) (Binder I, 1447; II, 2748; Schonheim, Q, 6; Seybold, 478; Philippi, II, 125; Henisch, 494, 63.) – Saepius offendens tandem laedit pedem. (Henisch, 494, 64.) – Se negat esse probum, sed facto clamat iniquum. (Sutor, 562.) – Successus multos ad perniciem devorat. (Phaedrus.) (Binder II, 3231.)
Poln.: Do czasu dzban wodę nosi, až się ucho urwie. – Do czasu dzbanek wodę nosi. (Čelakovsky, 263.)
Port.: Cantaro que vai muitas vezes à fonte ou deixa a aza ou a fronte. (Bohn I, 271; II, 124.)
Schwed.: Aldrig år dagen så lång thet kommer ju Qwäller en gång. (Grubb, 11.) – Den länge löper, blir en gång trött. (Grubb, 135.) – Krukan går så länge til brunnen hon går en gång sönder. (Rhodin, 86.) – Krukan går så länge efter watten (til brunn) att hon omsider får sig en knäck. (Wensell, 47; Grubb, 432.) – Krukan går så länge efter watter tills hon spricker. (Marin, 18.)
Span.: Tantas veces va el cántaro á la fuente, que dexa el asa, o la frente. (Bohn I, 258; II, 124.)
Ung.: Addig hordozzák á korsót a' kútra, hogy eggyszer oda szakad. (Gaal, 1049.)
21. Ein Krug mit Wasser in der Hand ist besser als eine Quelle in fernem Land.
Die Russen: Der geschenkte Krug gilt vor der versprochenen Quelle.
22. Ein Krug ohne Deckel war in der Alten Gesetz verworfen, wie Schweinefleisch. – Eiselein, 398.
23. Ein leerer Krug löscht den Durst nicht.
24. Es gibt neue Krüge voll alten Weines und alte Krüge, in denen nicht einmal junger ist.
25. Felt der krug vff den steyn, so zerbricht er; felt aber der steyn vff den krug, so zerbricht er auch. – Tappius, 244a; Lehmann, 842, 6; Eiselein, 398; Körte, 3572; Simrock, 5987; Braun, I, 2029.
Mhd.: Swelhen ende ich kêre immer bristet mir der kruoc. (Neidhart.) (Zingerle, 85.)
Dän.: Støder krukken mod steenen, saa brister hun; falder steenen pa krukken, ligesaa. (Prov. dan., 362.)
Lat.: Flet victus, victor interijt. (Erasm., 936; Tappius, 243b; Sutor, 217; Binder II, 1160; Hanzely, 210; Philippi, I, 157.) – Qui vicit periit, plorant qui succubuere. (Eiselein, 398.)
Schwed.: När kruuken stötes medh kiättelen, så får hon wist knäck. (Törning, 121.)
Span.: Si da el cántaro en la piedra ó la piedra en el cántaro, mal para el cántaro. (Don Quixote.)
26. Im kleinen Kruge ist der beste Wein. – Reinsberg I, 46.
27. Im Kruge hört man viel Neues.
[1643] 28. Kleine Krüge haben grosse Henkel. – Reinsberg VII, 89.
Empfiehlt Vorsicht in Bezug auf Gespräche, die in Gegenwart von Kindern geführt werden.
Engl.: Little pitchers have great ears. (Bohn II, 113.)
Frz.: Petit chaudron, grandes oreilles. (Bohn I, 45.)
29. Lieber Krüg' als Hals gebrochen.
30. Man kann 'n Krog oft vör'n Schilling wat to weten krigen, wat'n Daler wierth is. (Mecklenburg.) – Firmenich, I, 73, 6; Raabe, 185; Mussäus, 121, 10; für Altmark: Danneil, 279.
Die Wirthshausbesucher behaupten, dass sie dort für einen Sechser, den sie angeblich nur verzehren, mehr als für einen Thaler Weisheit bekommen. Auch wol in Bezug auf die Vortheile des geselligen Verkehrs, besonders für den Geschäftsmann.
31. Man muss nicht auf den Krug sehen, sondern auf den Wein.
32. Oen jedem Krog öss ander Bêr, ön jedem Derp öss andre Lehr. – Frischbier2, 2388.
33. Wann der krug lang ghen wasser geht, so bricht er zuletzst. – Franck, I, 53a; Schottel, 1126a.
34. Was nützt ein schöner Krug, wenn er leer ist.
Ein hebräisches Sprichwort sagt: Sieh nicht auf den Krug, sondern auf das, was er enthält.
35. Wegen zubrochenen Krüg wird offt ein Krieg. – Gruter, III, 101; Lehmann, II, 867, 103.
Wegen der geringsten Kleinigkeit. »Derhalben secht ihr, wie gantz wahr sey, dass man sagt, auch von zerbrochnen Krügen könne ein Krieg werden.« (Fischart, Gesch., in Kloster VIII, 364.)
36. Wenn der Krug vol ist, so gehet er vber. – Petri, II, 636.
37. Wenn zwei Krüge einander stossen, geht einer in ⇒ Ducks (s.d.). – Schlechta, 114.
38. Wer den Krug mehr liebt als sein Haus, wird sein Haus bald an den Krüger verkaufen können.
39. Wie der Krug fält, er fall gleich auff den Stein oder der Stein falle auff jhn, so zerbricht er. – Lehmann, II, 172, 7.
40. Wo der Krug zerbricht, da bleiben die Scherben liegen.
Holl.: Daar de kruik gebroken is, laat daar vrij de scherven liggen. (Harrebomée, I, 453b.)
41. Wo Herr Krug ist Philosoph, da hält auch Frau Venus Hof. – Aus einem alten Studentenliede.
42. Zum Kruge findet sich bald der Deckel. – Altmann VI, 444.
*43. Den Krug immer am Munde haben.
Immer durstig sein.
Frz.: Il est toujours dans la boisson. (Kritzinger, 76b.)
*44. Der Krug ist hier am rechten Brunnen.
*45. Ein krug hat auff den andern gestossen. – Franck, II, 148b.
*46. Einem auf den Krug klopfen.
Für prüfen, ihm auf den Zahn fühlen.
*47. Er hat den Krug zerbrochen. – Eyering, II, 229.
*48. Er hat zu tief in den Krug gesehen. – Mayer, II, 145.
*49. Er ist wie die Krüge auf der Hochzeit zu Kanaan. – Parömiakon, 796.
*50. Er wollte grosse Krüge füllen, und es gab nicht einmal ein kleines Töpflein.
Holl.: Hij begint eene groote kruik te dragen, en het loopt op een klein potje uit. (Harrebomée, I, 453b.)
*51. Geh mit deinem Kruge in ein ander Haus.
Dän.: Tag dit kruus og gak til andet huus. (Prov. dan., 362.)
*52. Krüg' und Häfen brechen. – Brandt, Nsch., 49.
Mhd.: Dann iklichs hab am andern genüg, wenn prech ich hafen, so prechst du krüg. (Fastnachtsspiel.) (Zingerle, 85.)
*53. Mit dem Kruge schöpft er für sich, mit einem Löchertopf für andere. (Wend. Lausitz.)
*54. Ohne Krug zum Brunnen gehen. – Altmann VI, 512.
*55. Riech' an seinen Krug (was darin, ob Wein, ob Essig).
56. Auch der beste Krug geht einmal entzwei. – Reuterdahl, 150.
57. Wan ein krug uff einen mülstein fällt, so zerbricht er; wan aber der stein uff den krug fällt, so zerknitscht er in. – Geiler, Postille, 48b.
58. Wer beim Kruge vorbeigeht, renkt den Fuss aus. – Frischbier, 4290.
Poln.: Kto karczme minie nogę wywinie.
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