Scherzen

1. Beim Scherzen ist keine Ehrerbietung.Simrock, 8979a.

Lat.: Jocus aufert reverentiam. (Seybold, 259.)


[151] 2. Ein freundlich schertzen bringt viel tausend Schmertzen.Petri, II, 185.


3. Es ist nicht gut scherzen mit Heiligen, sie zeichnen gern.


4. Man mag scherzen, aber ohne Schaden, Stank und Schmerzen.

So, dass keine nachtheiligen Folgen entstehen.

It.: La burla sia burla, mà non villania. (Pazzaglia, 38.)


5. Man soll nicht scherzen mit Leuten, auf die man hinabsehen muss.

Ungebildete, gemeine Leute werden unverschämt, wenn man gegen sie vertraulich wird; daher sagen die Aegypter: Scherze du mit dem Sklaven, er wird dir bald den Hintern zeigen. (Burckhardt, 37.)


6. Mancher scherzt über andere und verspottet sich selbst.

It.: Tal si burla, chi si confessa. (Cahier, 2834.)


7. Mit Schertzen vertreibt man die lange Weil.

Lat.: Falluntur multis tempora longa jocis. (Seybold, 172.)


8. Schertz mit deines gleichen, sagte der Schneider zu seinem Sohne.Lehmann, 704, 9.

Dän.: Skjemt med dine jevulige, sayde skrederen til sin son. (Prov. dan., 506.)

It.: Scherza co fanti, e lascia stare i santi. (Pazzaglia, 338, 2.)


9. Scherze mit deinesgleichen.

Böhm.: Nežertuj s kým jsi neroste. (Čelakovský, 83.)

Dän.: Man skal skiemte med sin lige. (Bohn I, 389.)


10. Scherze nicht mit Ernst.Simrock, 2118.

Wahlspruch des Markgrafen Ernst zu Brandenburg.


11. Scherzen mit Massen ist wol zuzulassen.Eiselein, 548; Simrock, 8975; Braun, I, 3849.

Lat.: Innocuis sobriisque jocis licet omnibus uti. (Chaos, 8.)

Schwed.: Den i leken gar maste leeken tola. (Grubb, 101.)


12. Wer fürs Scherz'n geboren ist, muss beim Scherz bleiben. (Oberösterreich.)

Er bringt's nicht zum Laib, Brotlaib.


13. Wer schertzen wil, soll auch Schertz auffnehmen.Petri, II, 766; Lehmann, II, 850, 318; Simrock, 8979; Chaos, 399.

Dän.: Vil du i leeg, da skal du leeg opholde. (Prov. dan., 379.)

Holl.: Die jokken wil, moet jok verstaan. (Harrebomée, I, 362b; Bohn I, 309.) – Die schertsen wil, moet scherts verstaan. (Harrebomée, II, 247a.)


14. Wer scherzen will, der scherze so, dass nicht zu brennen kommt das Stroh.

Span.: A las burlas así va a ellas que no se salgén de veras. (Bohn I, 195.)


15. Wer scherzen will, muss sich erst die Leute ansehen.

Ob er auch richtig verstanden wird. Misverstandene Rede kann beleidigen oder als Versprechung u.s.w. aufgefasst werden. In letzterer Beziehung sagen die Aegypter: Sie scherzten mit dem Wasserträger, der hielt es für Ernst. (Burckhardt, 383.) Er glaubte, es sei ernstlich gemeint. Von der Leichtgläubigkeit, mit der untergeordnete Personen Versprechungen ihrer Vorgesetzten anhören, die nichts weniger als solche sind.

Böhm.: Žertujes-li, ohlížej se. (Čelakovský, 82.)


16. Wer viel will scherzen, muss einmal stürtzen.

It.: Chi burla, si confessa. (Bohn I, 72.)


*17. Er lässt nicht mit sich scherzen.

Frz.: Il ne se faut pas jouer à lui. (Kritzinger, 401a.)


*18. Er schertzet so grob wie ein Mertzenkalb. (S. Kalb 34.) – Mathesy, 215a.


*19. Er schertzt mit einem wie ein Katz mit einer Maus.Gruter, III, 78; Lehmann, II, 573, 27.


*20. Er schertzt wie Gümpff mit seiner Mutter, er kitzelte sie mit einer Hewgabel zu todt. Gruter, III, 78; Lehmann, II, 573, 27.


[Zusätze und Ergänzungen]

21. Es ist poser scherzen, wo lachen zu weinen kumbt.Serapeum, XXIX, 117.


22. Man soll nicht scherzen mit dem, was einem zuwider, und nicht vexiren mit dem, was wahr ist.Wirth, II, 420.


23. Mit wem du scherzest zu Haus, der scherzt mit dir draus.

Span.: Burlaos con el loco en casa, burlaria con vos en la placa. (Zeiller, I, 514.)


24. Scherz' wie es dir beliebt, nur dass es nicht Gestank, nicht Schmerz und Schande gibt.


25. Scherzen, Lachen, alle Freuden im Uebermasse bald verleiden.

It.: Scherzo, riso e gioia, quand' è troppo annoja. (Giani, 1518.)


26. Scherzen steht der Jugend an, aber nicht dem alten Mann.Pers. Rosenthal, 226.


27. Wer im Scherzen geht zu weit, macht sich und andern Herzeleid.Devisenbuch, 47.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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