[531⇒] Eros (grh.), lat. Amor und Kupido, der Gott der Liebe, Sohn und Begleiter der Aphrodite, in der Blütezeit der griech. Kunst als schöner beflügelter Knabe oder als Jüngling, mit Lyra, Bogen oder Fackel dargestellt; später mit einer Menge gleichartiger Wesen in Kindergestalt (Eroten, Amoretten) umgeben. [⇐531]
[71⇒] Eros, der griech. Gott der Liebe. Homer erwähnt ihn nicht; nach Hesiod ging er am Anfang aller Dinge wie Gäa aus dem Chaos hervor, offenbar als Urprinzip aller Erzeugung. Ähnlich ließ die orphische Lehre E. dem Weltei, das sich aus dem Chaos zusammengeballt hatte, entspringen, und noch andre Spuren aus älterer Zeit lassen seine ursprüngliche kosmogonische Wirksamkeit erkennen. Der spätern Zeit gilt er allgemein als der mehr oder weniger sinnliche Liebesgott und als jüngster der Götter, und zwar meist als Sohn der Aphrodite und des Ares oder Hermes. Ewig Kind, ist er unbesonnen, launisch, doch allmächtig und Göttern wie Menschen unwiderstehlich. Er verschont niemand, selbst die eigne Mutter und Zeus nicht. Er wird geflügelt und mit Fackeln oder Bogen und nie fehlenden Pfeilen bewehrt gedacht. Zugesellt wurde ihm als Bruder Antĕros, die Personifikation der Gegenliebe, als Genossen Pothos (»Sehnsucht«) und Himeros (»Verlangen«); ferner Peitho (»Überredung«). Auch umgab man ihn mit einer Menge ihm gleichartiger Wesen, den Eroten (danach auch bei den Römern Amores und Cupidines). Sein berühmtester Kultus war zu Thespiä in Böotien, wo er seit alten Zeiten in Gestalt eines rohen Steinblocks wahrscheinlich als der alte Naturgott verehrt wurde. Alle vier Jahre wurden hier die Erotien oder Erotidien mit musischen und gymnischen Wettkämpfen bis in die Kaiserzeit begangen. Ebenfalls sehr alt war sein Kult zu Parion am Hellespont. Die in späterer Zeit entstandenen [⇐71][72⇒] Kulte galten ihm nicht als Gott der Geschlechtsliebe, sondern dem Stifter und Beschützer der Freundschaft und Liebe unter Männern, die in Griechenlands besten Zeiten die Seele der kriegerischen u. gymnastischen Übungen war.
Daher war sein Bild in vielen Gymnasien zwischen Hermes und Herakles aufgestellt, und zu Elis stellte ein Relief E. und Anteros (als Liebe u. Gegenliebe der männlichen Jugend) um die Siegespalme streitend dar; daher war auch die »heilige Schar« der thebanischen Jünglinge dem E. geweiht, und Spartaner und Kreter opferten ihm vor der Schlacht, um sich zu treuem Zusammenhalten zu verbinden. Der römische Amor oder Kupido ist eine bloße Übertragung des griechischen E. und hat nie öffentliche Verehrung genossen.
Über den Mythus von der Liebe des E. und der Psyche s. Psyche.
Die Künstler folgten in der Darstellung des E. den Dichtern, indem sie ihn als schönen, an der Schwelle des Jünglingsalters stehenden Knaben oder auch als anmutiges Kind, meist beflügelt, bildeten. Zu den obengenannten Attributen, Bogen und Pfeilen und der brennenden Fackel, kommt noch die Rose hinzu. Für eins der besten Kunstwerke des ganzen Altertums galt der E. des Praxiteles, den dessen Geliebte Phryne nach Thespiä weihte. Dort befand sich auch ein berühmtes Erzbild von Lysippos. Äußerst zahlreich und mannigfaltig sind die Darstellungen auf Gemmen und Reliefs. Unter den vielen auf uns gekommenen Erosstatuen und -Statuetten des Altertums sind die bedeutendsten: der Torso im Louvre zu Paris und der im Vatikan (dem Praxiteles zugeschrieben, Fig. 1); der sogen. bogenprüfende E. im kapitolinischen Museum zu Rom (Fig. 2; wahrscheinlich nach Lysippos), der noch in andern, z. T. bessern Kopien erhalten ist; ein mit Knöcheln spielender E. im Berliner Museum und die berühmte Marmorgruppe E. und Psyche, sich umarmend und küssend, im kapitolinischen Museum zu Rom (s. Tafel »Bildhauerkunst V«, Fig. 10). Vgl. Jahn, Archäologische Aufsätze (Greifsw. 1845); J. Grimm, Über den Liebesgott (Berl. 1851); Schömann, De Cupidine cosmogonico (Greifsw. 1852); Furtwängler, E. in der Vasenmalerei (Münch. 1875); Birt, De amorum in arte antiqua simulacris (Marburg 1892); Förster, Eros (Bresl. 1893). [⇐72]
[866⇒] Eros (gr., lat. Amor), Gott der Vereinigung u. Eintracht, bes. der Liebe. E. gehörte ursprünglich mehr den ältesten sinnlich philosophirenden Kosmogonien als Symbol des Werdens od. der Vereinigung des Getrennten u. Gleichartigen an. Er heißt der erste Gott, welcher entstand, als die ersten bestimmten Gestaltungen aus dem Chaos hervorgehen sollten. Nach der Zeit der großen Tragiker gestalteten die Dichter diesen Schöpfungsgott zum zarten Gott der Liebe u. machten ihn zum Sohn der Aphrodite von Zeus od. Ares u. benannten nach ihm die Liebesgötter Erōtes. Da der junge E. nicht zunehmen wollte, so gab Aphrodite ihm in Anteros (Gegenliebe, od. nach der ältesten Vorstellung den rächenden Genius verschmähter Liebe), ihrem u. des Ares Sohn, einen Gespielen, worauf E. heiter wurde, aber stets in Traurigkeit versank, wenn Anteros floh. E. ist nicht allein der Gott der geschlechtlichen Liebe, sondern auch der Liebe u. Freundschaft zwischen Männern; so war ihm die Heilige Schaar der Thebanischen Jünglinge geweiht, u. in Athen wurde er als Befreier verehrt, weil die Freunde Harmodios u. Aristogiton die Stadt von der Herrschaft der Pisistratiden befreit hatten. Darstellungen: als geflügelter Knabe, mit Köcher u. Bogen; er reitet auf Löwen, Panthern, Tigern etc. als Alles bezwingender Gott (daher Pankokrator). Man hat mehrere Darstellungen von ihm aus dem Alterthume. Mit Anteros wird er dargestellt um einen Schmetterling od. um einen Palmzweig streitend. Bes. gaben die Darstellungen von Amor u. Psyche (s. Psyche) das Sujet zu zahlreichen Bildwerken, die aus den Orphischen Geheimnissen hervorgingen. Von neueren Künstlern hat Algardi (Gallerie Leuchtenberg in München) E. u. Anteros als 2 ringende Knaben in einer Marmorgruppe dargestellt. Zuweilen erscheinen mit ihm Pothos (Liebesverlangen) u. Himeros (Liebreiz). Die Erosfeste (Erotĭen, Erotidĭen) waren am glänzendsten zu Thespiä, sie wurden dem E. u. den Musen unter Spielen u. Wettkämpfen von Tonkünstlern u. An deren alle 5 Jahre gefeiert. Die späteren neuplatonischen Philosophen faßten den alten E. wieder auf u. bildeten daraus ein Schöpfungsprincip des Alls. [⇐866]
[602⇒] Eros, griech., lat. Amor, der Gott der Liebe, in der ältesten griech. Mythologie eine die Welt aus dem Chaos bildende Macht, in der späteren der Gott der natürlichen Liebe, von den Künstlern in der Schönheit des blühenden Jünglingsalters dargestellt; zuletzt wurde er zu dem Kinde mit den bekannten Attributen gemacht, das eher die Launen der Liebe als ihren schwärmerischen Ernst repräsentirt. [⇐602]
[486⇒] Eros und Anteros (Mythologie). Liebe und Gegenliebe, das himmlische Söhnepaar der Aphrodite. Diese hatte den Eros (Amor) zuerst geboren, die Nymphen erzogen ihn im Walde, aber das Kind wollte nicht gedeihen, bis die Mutter der Liebe ihm den Bruder gebar; nun gedieh Eros, war fröhlich, wo er den Bruder fand, und traurig, wenn er ihn vergebens suchte. Der himmlische Eros ist der Grundbegriff der geläuterten reinen Liebe, er führt zur Weisheit empor, und verklärt das Irdischschöne zum Göttlichvollendeten. Liebe schmückt die Gegenstände ihrer Wahl mit überirdischen Reizen und ist nur durch Gegenliebe wahrhaft glücklich. Anteros streitet oft mit dem Eros, dieß ist der Widerstand, den Liebe leistet, bevor sie sich gefangen gibt, aus dem Streit geht die Harmonie, die Vereinung, hervor, und wird zum Wetteifer in der Liebe selbst, wo Eines es dem Andern im Lieben zuvorthun will. In diesem Sinne stellt man in heiligen Aphroditetempeln dem Eros und [⇐486] [487⇒] Anteros Altäre auf, und gesellte ihnen auch wohl noch den Himeros, das Liebesverlangen, und den Pothos, die Sehnsucht der Liebe, zu. Aber auch als rächender Genius wurde Anteros gedacht und abgebildet, der die verschmähete Liebe bestrafte und die Untreue rächte.
ch [⇐487]
[1040⇒] EROS, ótis, Gr. Ἔρως, ωτος, ist bey den Griechen so viel, als bey den Lateinern Cupido. Es hat aber selbiger bey erstern diesen Namen, nach einigen, von ἐρεῖν, aufsuchen, weil die Liebe das Geliebte suchet, Phurnut. de N.D. c. 25. & Plato ap. Gyrald. Synt. XIII. p. 408. oder auch von ὁρᾷν, sehen, weil die Liebe aus dem Ansehen entsteht, [⇐1040][1041⇒] Plotin. & Hesych. ap. Gyrald. l. c. daher auch das gemeine Sprüchwort entsprungen: ἐκ τοῦ ὁρᾷν τὸ ἐρᾷν, aus dem Ansehen kömmt Liebe. Voss. de Imitat. c. 3. §. 2. Es scheint aber solches ἔρως wohl am besten von ἔρος, Liebe, hergeleitet zu werden, ob wohl der Unterschied nicht zu behaupten steht, daß ἔρος eine geziemende Liebe, ἔρως aber eine ungeziemende Liebe bedeutensoll. Gyrald. l. c. Sieh Cupido. Nach der Theogonie der Phönicier war er vom Chronus und der Astarte gezeuget worden, und hatte den Pothos. Begierde, zum Bruder. Sanchon. ap. Eus. P. Ev. L. I. c. 10. p. 36. [⇐1041]
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