Atlantischer Ozean

[44] Atlantischer Ozean (hierzu Karte »Tiefenverhältnisse des Atlantischen Ozeans«), derjenige Teil des Weltmeeres ungefähr zwischen dem nördlichen und südlichen Polarkreis, der zwischen den Festländern von Amerika, Europa und Afrika liegt und südlich vom Kap Horn durch den Meridian dieses Kaps gegen den Stillen Ozean, südlich vom Kap der Guten Hoffnung durch den Meridian des letztern Kaps gegen den Indischen Ozean abgegrenzt wird. Danach bedeckt der Atlantische Ozean einen Flächenraum von 79,776,346 qkm (1,435,974 QM.), wobei die zahlreichen Mittelmeere und Randmeere (Nordsee etc.) nicht eingerechnet sind.

Fig. 1. Durchschnitt durch den Nordatlantischen Ozean von Gibraltar über Madeira, Azoren, Bermudas bis New York. Nach Messungen des Challenger vom Januar bis Juli 1873. Länge und Tiefe 1300:1.
Fig. 1. Durchschnitt durch den Nordatlantischen Ozean von Gibraltar über Madeira, Azoren, Bermudas bis New York. Nach Messungen des Challenger vom Januar bis Juli 1873. Länge und Tiefe 1300:1.

Die kürzeste Entfernung der beiden gegenüberliegenden Küsten befindet sich nahe dem Äquator und beträgt dort 2900 km. Die Tiefenverhältnisse des Atlantischen Ozeans sind unter allen Ozeanen vergleichsweise am besten bekannt. Aus denselben ergibt sich die Existenz von einer ausgedehnten, den Ozean in der Mitte wie ein Rückgrat durchziehenden und gewissermaßen die Längsachse desselben bildenden Bodenerhebung. Sie beginnt als Reykjanäsrücken bei Island, setzt sich fort in dem Azorenrücken oder Azorenplateau, wendet sich dann östlich nach St. Paul nahe dem Äquator als Nordatlantische Schwelle, um wieder in Südrichtung als Südatlantische Schwelle weiterzuziehen; auf ihr liegen Ascension und Tristan d'Acunha. Die Tiefen dieser ganzen, mindestens 15,000 km langen relativen Erhebung bewegen sich meist zwischen 2000 und 3000 m. Ganz im NO. verbindet eine unterseeische Erhebung Grönland, Island und die flache Nordsee (Tiefen geringer als 1000 m); ihr gehört speziell der Wyville Thomson-Rücken zwischen den Färöer und Nordschottland an, er scheidet in der Tiefe das eiskalte Polarwasser von dem warmen atlantischen (Golfstrom-) Wasser.

Zu beiden Seiten nun des zentralen Hochplateaus liegen je zwei sehr tiefe Becken oder Mulden mit 4000 bis 6000 m Wassertiefe; auf nördlicher Breite das Nordamerikanische Becken, das bis unmittelbar an die westindischen Inseln sich ausdehnt, im W.; die [44] Kapverdische Mulde im O. Im Südatlantischen Ozean entsprechen diesen Bildungen einmal das Brasilische Becken und sodann die Westafrikanische Mulde (vgl. die Karte).

Fig. 2. Profil durch den südlichen Teil der Faradayhügel. 1:200,000. (Tiefe und Länge in gleichem Maßstab.)
Fig. 2. Profil durch den südlichen Teil der Faradayhügel. 1:200,000. (Tiefe und Länge in gleichem Maßstab.)

An auffallend flachen Stellen oder Bänken meist sehr kleinen Umfangs ist die Meeresgegend zwischen Portugal-Marokko einerseits und den Azoren-Kanaren anderseits besonders reich: hierher gehören die Gorringe- und Gettysburgbank, die Dacia-, Concepcion-, Seine-, Josephinenbank, die Prinzeß Alicebank u. a. m. Meist wurden diese Bänke beim Legen von Telegraphenkabeln gefunden; die Tiefe des Wassers auf ihnen beträgt oft kaum 100 m, so daß man auf hoher See hier ankern könnte. Die vulkanische Natur dieser Bänle scheint sicher, manche beherbergen große Fischreichtümer. Die Flämische Kappe am Ostabhang der Neufundlandbank mit Böschungswinkeln bis zu 29° scheint ihre Entstehung erratischen Anhäufungen zu verdanken, die hier von den schmelzenden Eisbergen niederfallen. Eine auffällig steile Bodenerhebung, die aber 1145 m unter Wasser bleibt, ist inmitten dieses Teiles des Atlantischen Ozeans aufgefunden, die Faradayhügel (Fig. 2), in 49°40 nördl. Br. und 29°10´ westl. L. Die steilen Böschungen dieser Bodenerhebung (bis zu 35) deuten auf eine gewaltsame unterseeische Hebung an jener Stelle. Auf der Meeresstrecke, die von der Neufundlandbank ausgeht, über die eben genannte Flämische Kappe hinwegzieht und an den Faradayhügeln vorbei ostwärts bis Irland sich erstreckt, liegen die meisten Kabel nach Nordamerika, daher Kabelplateau genannt, obschon die Tiefen stark wechseln und bis 4000 m und darunter hinabgehen. Im NW. von Irland ist die große, um den einsamen Rockallfelsen sich anlagernde Verseichtung mit Tiefen von weniger als 1000 m auffällig. Die größten bis jetzt im Atlantischen Ozean gefundenen Tiefen wurden nördlich von Puerto Rico von dem amerikanischen Schiffe Blake 27. Jan. 1883 gelatet, nämlich 8341 m in 19°39´ nördl. Br. und 66°26´ westl. L. und 7723 m in 19°30´ nördl. Br. und 66°12´ westl. L.

Die mittlere Tiefe des Atlantischen Ozeans ist zu 3763 m berechnet (nördlicher A. O. 3743 m, südlicher A. O. 3780 m). Das Profil Fig. 1, S. 44, stellt nach Messung des Challenger einen Durchschnitt von O. nach W. durch den nördlichen Atlantischen Ozean dar. Die Längen und Tiefen konnten in demselben natürlich nicht in gleichem Verhältnis gegeben werden. Das Profil durch den südlichen Teil der Faradayhügel (Fig. 2), obwohl nicht durch die flachste Stelle (1145 m) gelegt, kommt der richtigen Auffassung dieser Verhältnisse zu Hilfe; in demselben ist die steilste Bodenansteigung des Atlantischen Ozeans nach Länge und Tiefe in einheitlichem Maßstab dargestellt.

Über die Temperatur des Oberflächenwassers geben die beiden Temperaturkärtchen für die wärmsten und kältesten Monatsmittel, August und Februar (Fig. 3 u. 4), Aufschluß. Durch den Vergleich beider Kurtchen erkennt man an dem Vorrücken der Isothermen des August nach dem Pole zu gegen die gleichen Linien des Februar auf dem nördlichen Atlantischen Ozean und umgekehrt auf der südlichen Halbkugel den Einfluß von Sommer und Winter auf die Erwärmung des Oberflächenwassers.

Fig. 3. Temperatur der Meeresoberfläche im Februar (in Celsiusgraden).
Fig. 3. Temperatur der Meeresoberfläche im Februar (in Celsiusgraden).
Fig. 4. Temperatur der Meeresoberfläche im August (in Celsiusgraden).
Fig. 4. Temperatur der Meeresoberfläche im August (in Celsiusgraden).

Der Verlauf der Isothermen zeigt ferner die allmähliche Abnahme der Temperatur von dem Äquator nach den Polen zu; doch ist dies ungleich besser im südlichen Atlantischen [45] Ozean als im nördlichen ausgeprägt, überhaupt weist der erstere eine weit gleichmäßigere Wärmeverteilung als der letztere auf. Auf der südlichen Halbkugel laufen die Linien gleicher Temperatur ungefähr parallel unter sich und mit den geographischen Breitenparallelen. Im Nordatlantischen Ozean nehmen die Isothermen der höhern Breitengrade eine auffallend von SW. nach NO. geneigte Richtung an; an der Ostküste von Nordamerika, südlich von Neufundland, findet, zumal im Winter, ein Zusammendrängen und eine fächerförmige Ausbreitung derselben von hier ostwärts gegen die Küste Europas und bis hinaus über die Polargrenze nach Island und Spitzbergen statt. Der Grund dieser Unregelmäßigkeiten ist zum größten Teil in den herrschenden Stromverhältnissen (s. unten) zu suchen. Im besondern sendet der Golfstrom Wasser äquatorialen Ursprungs nordostwärts bis ins Polarmeer hinein.

Das Stromsystem des äquatorialen Atlantischen Ozeans (vgl. die Karte »Meeresströmungen« bei Artikel »Meer«) läßt sich seiner Entstehung nach in der Hauptsache auf die regelmäßigen Luftströmungen und die Küstengestalt zurückführen. Der Nordostpassat und der Südostpassat rufen je einen nach W. gerichteten Äquatorialstrom hervor, von denen der südliche, stärkere (häufig allein schlechthin als Äquatorialstrom bezeichnet), von Ascension und dem Äquator her auf Kap San Roque gerichtet ist, während der nördliche, schwächere, zwischen dem Wendekreis und 10° nördl. Br. auf die Antillen zu läuft. Der südliche Äquatorialstrom spaltet sich beim Kap San Roque in die südwärts gerichtete brasilische und die nordwestlich der Küste folgende Guayanaströmung. Die letztere kann als die eigentliche Fortsetzung des Äquatorialstroms bezeichnet werden; sie fließt mit gesteigerter Geschwindigkeit nach dem Karibischen Meer zu, in das sie bei der Insel Trinidad als karibische Strömung eintritt. Zwischen beiden Äquatorialströmen (etwa 4–8° nördl. Br.) findet sich, nach O. fließend, der Guinea- oder Äquatorialgegenstrom, von hoherer Temperatur und oft gleicher Geschwindigkeit wieder Äquatorialstrom. Derselbe beginnt im Sommer schon in 45°, im Winter erst in ca. 25° westl. L. v. Gr., erreicht die afrikanische Küste etwa bei Sierra Leone und bei der Küste von Liberia, nimmt dann eine südöstliche Richtung und größere Geschwindigkeit an und erreicht sein Ende in etwa 2° nördl. Br. vor der Bucht von Kamerun. In der Nähe vom Kap Palmas hat der Guineastrom stellenweise Geschwindigkeiten bis zu 100 Seemeilen in 24 Stunden. Die Geschwindigkeiten dieser äquatorialen Strömungen im offenen Ozean liegen zwischen 12–24 Seemeilen in 24 Stunden; 1 Seemeile in 24 Stunden entspricht 0,0215 m in der Sekunde, also 12 Seemeilen im Lauf eines Tages, 26 cm in der Sekunde. Der Südäquatorialstrom und Guayanastrom läuft oft beträchtlich schneller, bis zu 60 und 80 Seemeilen im Tag.

Das Stromsystem des südlichen Atlantischen Ozeans setzt sich zusammen aus folgenden Strömungen: 1) Die brasilische Strömung scheint, vom Kap San Roque nach S. gehend, mit einer Geschwindigkeit von 13–20 Seemeilen über den La Plata hinaus der Küste zu folgen. Von etwa 25° südl. Br. an wird durch die Westwinde ein Teil der Strömung nach SO. abgedrängt, der sich als südatlantischer Verbindungsstrom bis ungefähr zum Meridian von Greenwich und dem 40. Breitenparallel erstreckt und dann wieder von hier nach N. und NW. umbiegt und zum Benguellastrom (s. unten) wird. 2) Die kalte Kap Horn-Strömung, die, nach NO. fließend, sich mit dem von NW. herkommenden warmen Wasser unter dem Einfluß der vorherrschenden Westwinde zu einer östlichen Drift vereinigt. Das Zusammenströmen polaren und äquatorialen Wassers gibt Anlaß zu den zwischen 45–55° südl. Br. sowie 25–40° westl. L. häufig beobachteten schroffen Temperatursprüngen an der Meeresoberfläche und zu Stürmen (Pamperos). 3) Die westafrikanische Strömung oder Benguellaströmung zieht vom Südlichen Eismeer her kalte Gewässer nach N. (antarktische Drisk), die später dem Laufe der afrikanischen Küste folgen. Diese Strömung geht dann in den südlichen Äquatorialstrom über und läßt in der Nähe des Äquators als kalter Strom die Grenzen des sehr warmen Guineastroms um so schärfer hervortreten. An der Küste von Deutsch-Südwestafrika wird die Temperatur noch außerdem durch aus der Tiefe aufquellendes kaltes Wasser erniedrigt.

Das Stromsystem des nördlichen Atlantischen Ozeans bildet noch deutlicher als das des südl: chen einen geschlossenen Kreislauf. Der aus den Äquatorialströmen hervorgehende Golfstrom (s. d.) und die mit ihm zusammenhängende östliche Drift (Golfstromdrift) sind an sich kräftiger als die entsprechenden Bewegungen des südlichen Atlant: schen Ozeans. Für diese östliche Drift kann Kap Fimsterre als Scheidepunkt gelten, denn es läßt sich ein Oststrom an der Nordküste und ein Südstrom an der Westküste der Iberischen Halbinsel verfolgen. Der erstere soll die Bucht von Vizcaya umkreisen und aus derselben als Rennelströmung nach NW. heraus treten, was aber nur sehr selten der Fall ist. Der Südstrom an der Küste Portugals ist namentlich bei Nordwinden stark ausgeprägt; er geht in die kanarische Strömung über, die wieder ihrerseits im Nordäquatorialstrom sich fortsetzt. Auf der Westseite des nördlichen Atlantischen Ozeans allein treten polare Ströme auf: der Labradorstrom, der seinen Ursprung aus der Davisstraße (nicht von Ostgrönland) herleitet und südlich von Neufundland im rechten Winkel auf den hier östlich gerichteten Golfstrom stößt. Ein weiteres Südwärtsfließen dieses Polarstroms als Unterstrom und an der Innenseite des Golfstroms wird gefolgert aus dem Eintritte tief gehender Eisberge in den Golfstrom sowie aus direkten Temperaturmessungen. Das kalte Wasser läßt sich als kalter Wall (cold wall der Amerikaner) ungefähr bis nach Kap Hatteras nachweisen, es stammt aber auch zum großen Teil aus dem St. Lorenzgolf. Ein weiterer kalter, aus dem Eismeer stammender Strom, der oft grönländische Strom, geht an der Ostküste von Grönland entlang und biegt beim Kap Farewell in die Davisstraße hinein; er blockiert die Ostküste schwer mit Eis, dagegen hält der aus der Golfstromdrist stammende sogen. Irmingerstrom Islands Süd- und Westküste eisfrei.

Zu den bemerkenswerten Eigentümlichkeiten des Atlantischen Ozeans gehört die Sargassosee, die sich inmitten des nordatlantischen Stromsystems in dem ruhigen und warmen Gebiet zwischen 25 und 35° nördl. Br. von den Bahamainseln bis zu den Atoren hinüber erstreckt. Über diesen Meeresteil herrschen überall während eines Teiles des Jahres, teilweise das ganze Jahr hindurch, Stillen und leichte Winde. Hier trifft man, bald zerstreut und ganz vereinzelt, bald dicht aneinander in Feldern oder langen Streifen, schwimmendes Seegras (s. Sargassum). Die Farbe des Sargassotangs ist gelblichgrün bis braun.[46] Nirgends bieten diese Tange der Schiffahrt irgendwelche Hindernisse, dagegen bergen sie ein reiches Tierleben.

Über die Erdbebenregionen des Atlantischen Ozeans vgl. Artikel »Erdbeben«, mit Karte.

Der Atlantische Ozean zeichnet sich durch symmetrische Verteilung der Windverhältnisse aus. Ein Windstillengürtel (Äquatorialkalmen), im Juli zwischen 10 und 15° nördl. Br., im Januar zwischen dem Äquator und 5° nördl. Br., trennt die Regionen der regelmäßigen Nordost- und Südostpassate. Der Nordostpassat wird im N. durch einen zweiten Kalmengürtel, den des Krebses, abgegrenzt, der einen Gürtel hohen Luftdrucks darstellt, auf dessen Nordseite die vorherrschend westlichen Winde der gemäßigten Zone wehen. Diese letztern haben, namentlich im Sommer, im W. eine südwestliche, im O. eine nordwestliche Richtung, während der Passatwind auf der Ostseite mehr nördlich, auf der Westseite des Ozeans mehr östlich gerichtet ist. Man erhält so im großen und ganzen das Bild eines Windkreislaufs, in dessen Zentrum die Azorengruppe liegt, übereinstimmend mit dem Kreislauf der Meeresströme dieses Ozeans. Südlich vom Äquator weht der Südostpassat, im O. ist er von Kapstadt, im W. von Rio de Janeiro ab nordwärts bemerkbar. Südlich von dem Südostpassat befindet sich auch wieder ein Windstillengürtel, der des Steinbocks, an den sich wiederum ein Gebiet von Westwinden, ganz wie auf nördlicher Breite, anschließt. Endlich ist unter der Westküste des tropischen Afrika der Südwestmonsun zu erwähnen, der, aus dem Südostpassat entstehend, große Regenmengen an die Küsten dieses Kontinents führt.

Im großen und ganzen besteht auf jeder Halbkugel je ein Kreislauf der Luftströmungen, ähnlich dem der Wasserströmungen, und zwar mit dem Uhrzeiger auf der nördlichen, gegen den Uhrzeiger auf der südlichen Hemisphäre.

Diesen Wind- und Stromverhältnissen entsprechend, läuft der Kurs derjenigen Segelschiffe, die den Atlantischen Ozean von N. nach S. zu passieren haben, im allgemeinen im nördlichen Atlantischen Ozean auf der östlichen Seite und jenseit des Äquators nahe der brasilischen Küste entlang, bis sich auf der Breite von Rio de Janeiro der Weg um das Kap Horn von dem um das Kap der Guten Hoffnung abzweigt. Die nordwärts segelnden Schiffe dagegen suchen, vor dem Südostpassat laufend, die westliche Seite der Region des Nordostpassats auf und verfolgen, wenn nach Europa bestimmt, den letzten Teil ihres Weges mit Hilfe der westlichen Winde des nördlichen Atlantischen Ozeans.

Dampferwege im Nordatlantischen Ozean. (Vgl. Erklärung S. 48.)
Dampferwege im Nordatlantischen Ozean. (Vgl. Erklärung S. 48.)

Vgl. Sir W. Thomson, The depths of the sea (2. Aufl., Lond. 1873); Derselbe, Voyage of the Challenger. The Atlantic (das. 1877, 2 Bde.); »Reports on ocean soundings and temperatures in H. M. S. Challenger« (das. 1875); »Atlas des Atlantischen Ozeans«, herausgegeben von der deutschen Seewarte (2. Aufl., Hamb. 1902; dazu »Segelhandbuch«, 2. Aufl. 1899); Akumayr u. a., Handbuch der Ozeanographie und maritimen Meteorologie (Wien 1883); besonders aber v. Boguslawski, Handbuch der Ozeanographie (Stuttg. 1884; Bd. 2 von Krümmel, 1887); Hoffmann, Zur Mechanik der Meeresströmungen an der Oberfläche der Ozeane (Berl. 1884); Chun, Aus den Tiefen des Weltmeeres (Jena 1900); Schott, Ozeanographie und Meteorologie der deutschen Tiefsee-Expedition (das. 1902).

Verkehrsverhältnisse des Atlantischen Ozeans.

Der Atlantische Ozean besitzt von allen Meeren den lebhaftesten Verkehr. Feste Dampferwege werden seit 1892 von allen großen Dampfergesellschaften auf den Reisen von Europa nach New York und zurück innegehalten, um die Gefahr der Zusammenstöße einander entgegenlaufender Dampfer möglichst zu mindern. Wegen der Eis- und Nebelgefahr bleiben diese Dampferwege im Frühjahr und Sommer weiter südlich von den Neufundlandbänken entfernt als im Herbst und Winter. Der Ausweg nach W. liegt stets nördlich vom Heimweg, also wird »rechts« gefahren, wie auf den deutschen [47] Eisenbahnen. Umstehendes Kärtchen zeigt die vier verschiedenen Wege, von denen der mit 1 bezeichnete der Ausweg vom Englischen Kanal nach New York in der Zeit vom 15. Jan. bis zum 14. Aug. bedeutet; Linie 2 ist der Heimweg von New York nach dem Englischen Kanal in der Zeit vom 15. Jan. bis mm 23. Aug.; Linie 3 Ausweg vom 15. Aug. bis zum 14. Jan.; Linie 4 Heimweg vom 24. Aug. bis zum 14. Jan. Gesetzliche Verpflichtung zur Innehaltung dieser Wege besteht bis jetzt noch nicht; die getroffene freie Vereinbarung hat sich bisher gut bewährt. Die geographische Lage der Wege zeigt die Karte. Über die verschiedenen von den Winden abhängigen Segelschiffswege über den Atlantischen Ozean s. Seglerwege, die Entfernungen zwischen Häfen des Atlantischen Ozeans s. Dampferwege. Vgl. Ark. »Dampfschiffahrt« mit der »Weltverkehrskarte«.

Die wichtigsten europäischen Seehäfen des Atlantischen Ozeans sind: Hamburg, Bremen, Amsterdam, Rotterdam, Antwerpen, London, Liverpool, Glasgow, Haure, St.-Nazaire, Bordeaux, Lissabon und Cadix; an den amerikanischen Küsten: Quebec, Boston, New York, Baltimore, New Orleans, Bahia, Rio, Montevideo und Buenos Aires; an der afrikanischen Küste: Kapstadt. Das erste betriebsfähige Kabel von Valentia in Irland nach Heart's Content in Neufundland wurde 1866 vollendet. Jetzt ist die telegraphische Verbindung Europas mit dem nördlichen Amerika durch 14 selbständige Kabel gesichert. Davon lan den 9 Kabel auf Irland, 4 bei Brest und eins in Greetsiel. Deutschland hat sich seit 1900 durch sein Kabel Greetsiel- (Emden-)Azoren-New York von dem guten Willen der Engländer freigemacht. Eine englische Gesellschaft verfügt über 5 der transatlantischen Kabel, zwei amerikanische Gesellschaften besitzen 4 und 2 Kabel, eine französische Gesellschaft besitzt 2 Kabel. 1874 wurde das Kabel vollendet, das von Lissabon über Madeira und die Kapverdischen Inseln nach Pernambuco in Brasilien führt. 1884 ist ein zweites Kabel von Lissabon nach Brasilien in Betrieb genommen worden. Die ganze Ostküste von Südamerika ist von Kabeln besäumt, die in Verbindung mit den durch zahlreiche Stränge aneinander angeschlossenen westindischen Inseln stehen, die wiederum mit Mittelamerika und den Vereinigten Staaten verbunden sind. Nach Kapstadt führen von Europa 2 Kabel, eins längs der westafrikanischen Küste und eins über die Kapverden und St. Helena. Afrika ist mit Südamerika durch das Kabel Bissao-Pernambuco verbunden. Vgl. Findlay, A directory for the Northern Atlantic Ocean (15. Ausg., Lond. 1895); Derselbe, A sailing directory for the South Atlantic Ocean (9. Ausg., mit Suppl., das. 1899); »Segelhandbuch für den Atlantischen Ozean« (hrsg. von der Deutschen Seewarte, 2. Aufl., Hamb. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 44-48.
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