Landsberg [1]

[120] Landsberg, 1) (L. am Lech) unmittelbare Stadt im bayr. Regbez. Oberbayern, am Lech, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Bobingen-L. und L.-Schongau, 566 m ü. M., hat 8 kath. Kirchen, mehrere Klöster, ein Rathaus im Renaissancestil mit Fresken von Piloty, Schwoißer und Herkomer, ein wohlerhaltenes städtisches Archiv, ein prächtiges Tor (Bayertor), eine Real-, eine Präparanden-, eine Kreisackerbau- und eine landwirtschaftliche Winterschule, 2 Waisenhäuser, Amtsgericht, Forstamt, Bezirksamt, Maschinen-, Pflug- und Spulenfabrikation, Gerberei, Bierbrauerei, Dampfmahl- und Sägemühlen, Handel mit Holz und Molkereiprodukten und (1900) mit der Garnison (eine Abteilung Feldartillerie Nr. 9) 5977 meist kath. Einwohner.

Wappen von Landsberg an der Warthe.
Wappen von Landsberg an der Warthe.

Vgl. Zintgraf, L. am Lech und Umgebung (Landsb. 1884); Schober, L. am Lech und Umgebung (das. 1902); Zwerger, Geschichte Landsbergs (das. 1889). – 2) (L. an der Warthe) Stadt und Stadtkreis im preuß. Regbez. Frankfurt, in fruchtbarer Gegend, an der Mündung der Kladow in die Warthe, 25 m ü. M., hat 5 Vorstädte, 2 evangelische und eine kath. Kirche (darunter die St. Marienkirche im gotischen Stil, aus dem 15. Jahrh., 1821–22 renoviert, mit Altargemälde von K. Begas), Synagoge, ein Denkmal Schleiermachers, der hier Prediger war, Kriegerdenkmal, Monumentalbrunnen, den 3,5 Hektar großen Quilitzpark und (1900) mit der Garnison (eine Abteilung Feldartillerie Nr. 54) 33,598 Einw., davon 1785 Katholiken und 568 Juden. L. hat eine Maschinenbauanstalt (750 Arbeiter), Maschinen- und Kesselfabrikation, Jutespinnerei und -Weberei mit Planen- und Säckefabrik (900 Arbeiter), Stärke-, Drogen-, Netz-, Kabel-, Posamenten-, Zigarren- und Tabak-, Schuh-, Schaumwein-, Hanf-, Drahtseil- und Zuckerwarenfabrikation, Holzbearbeitungsanstalten, Gerbereien, Dampf- und Wassersägemühlen, Ziegelbrennerei etc. Der Handel, unterstützt durch eine Reichsbankstelle (Umsatz 1904: 297,1 Mill. Mk.) sowie durch die lebhafte Schiffahrt, ist besonders bedeutend in Getreide, Vieh und Holz. Dem Verkehr in der Stadt dient eine elektrische Straßenbahn. Für den Eisenbahnverkehr ist die Stadt Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Berlin-Schneidemühl und L.-Lissa. L. hat ein Gymnasium mit Realschule, Waisenhaus, eine Korrektions- und Landarmen- und eine Provinzialirrenanstalt, ein Theater und ist Sitz eines Landgerichts, eines Landratsamts (für den Landkreis L.) und Hauptsteueramts. Die städtischen Behörden zählen 13 Magistratsmitglieder und 36 Stadtverordnete. Zum Landgerichtsbezirk L. gehören die 16 Amtsgerichte zu Arnswalde, Bärwalde, Berlinchen, Driesen, Friedeberg, Königsberg i. N., Küstrin, L., Lippehne, Neudamm, Neuwedell, Reetz, Soldin, Vietz, Woldenberg und Zehden. L. wurde 1257 von Johann I., Markgrafen von Brandenburg, zur Stadt erhoben, 1325 von den Polen, 1432 von den Hussiten belagert. Am 4. Febr. 1813 vernichtete hier Tschernitschew eine 1500 Mann starke Abteilung Franzosen vom Davoutschen Korps. Vgl. Engelien und Henning, Geschichte der Stadt L. (Landsb. 1857); Eckert, Geschichte von L. Warthe (das. 1890, unvollendet). – 3) (L. in Oberschlesien) Stadt im preuß. Regbez. Oppeln, Kreis Rosenberg, nahe der russischen Grenze, an der Prosna und der Kleinbahn Rosenberg-L., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, Amtsgericht, Hauptzollamt, Molkerei und (1900) 1069 Einw. L. wurde 1241 als Festung angelegt und besaß 1499 schon Stadtrechte; sie brannte 1744 völlig nieder. – 4) (L. in Ostpreußen) Stadt im preuß. Regbez. Königsberg, Kreis Preußisch-Eylau, an der Staatsbahnlinie Zinten-Rothfließ, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Synagoge, Amtsgericht und (1900) 2430 meist evang. Einwohner. – 5) (L. bei Halle) Stadt im preuß. Regbez. Merseburg, Kreis Delitzsch, am Strengbach und an der Staatsbahnlinie Berlin-Weißenfels, hat eine evang. Kirche, eine Doppelkapelle aus dem 12. Jahrh., Zucker-, Malz- und Maschinenfabrikation, Steinbrüche und (1900) 1848 Einw. L. war der Hauptort der frühern Markgrafschaft L., des Hauptteils der Niederlausitz (s. Lausitz, Geschichte), die 1156 auf den zweiten Sohn Konrads von Meißen, Dietrich, überging. Dieser erbaute 1170 die Stadt L. Nach dessen Tod (1185) fiel die Markgrafschaft an seinen Bruder, den Grafen Dedo von Rochlitz, dessen Sohn Konrad II. sich wieder Markgraf von L. nannte. Bei dem Tode des letztern fiel dieselbe 1210 an das Wettinsche Haus, 1291 an die brandenburgischen Askanier, 1327 durch Verheiratung an Braunschweig, bis sie 1347 von dem Markgrafen Friedrich dem Ernsthaften von Meißen durch Kauf wieder erworben wurde. 1814 kam L. an Preußen. – 6) Schloß, s. Meiningen. – 7) (L. in Steiermark) s. Deutsch-Landsberg.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 120.
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