Chrom [1]

[117] Chrom (lat. Chromium, Min. u. Chem.), von Vauquelin 1797 u. fast gleichzeitig von Klaproth im rothen sibirischen Rothbleierz entdecktes Metall u. von Ersterem, wegen seiner vorwaltenden färbenden Eigenschaft, so benannt. Später in mehreren Fossilien, meist als Oxyd gefunden, besonders in Chromeisenstein sparsamer u. als Chromoxydul im Rubin, Spinell, Smaragd, im braunen u. grünen Bleierz, im grünen Serpentinstein, in Meteorsteinen, in vielen grünen Talksteinen, den böhmischen Granaten, die ihm alle ihre Farbe verdanken, metallisch nur im Platinerze. Im Jahre 1857 ist es von Frémy durch Einwirkenlassen von Natriumdämpfen auf wasserfreies Chromchlorür vollkommen rein dargestellt worden. Es ist von hohem Glanze, krystallisirt tesseral, ist äußerst hart, weißgrau, mäßig glänzend feinkörniger Bruch, sehr spröd, strengflüssig (erst bei 170° Wedgw.); wird schwach vom Magnet angezogen; spec. Gewicht 5,9; wird von keiner Säure angegriffen, außer von Flußsäure in der Hitze; oxydirt sich in der Glühhitze, an der Luft u. beim Schmelzen mit Salpeterverbindungen. A) Mit Sauerstoff: Chromoxydul, CrO, kommt in der Natur in den Pyropen u. wahrscheinlich auch in dem Chromeisenstein vor. Man erhält es als braunen Körper, wenn man[117] Chromchlorür mit Kali fällt; der Niederschlag besteht aus CrO, HO, beim Trocknen verwandelt es sich in Chromoxyd; Chromoxyd, Cr2O3 (Sesqui-Oxyd, sonst fälschlich Chromoxydul, Chromium oxydulatum), smaragdgrün, wird durch Glühen der Chromsäure od. des Chromchlorürs erhalten, auch durch Erhitzung von saurem chromsaurem Kali mit Salmiak u. kohlensaurem Kali; auch auf nassem Wege, indem man die alkalische Lauge vor der Darstellung des chromsauren Kalis mit Schwefel kocht, wobei sich Schwefelkalium bildet u. Chromoxyd niederschlägt. Durch Zersetzung des Chromoxychlorids erhält man es krystallisirt; es bildet sehr harte, schwarze, ein grünes Pulver gebende Krystalle; kommt natürlich auch im Smaragd u. in anderen Fossilien vor; ist unschmelzbar, feuerbeständig; wird deshalb in der Porzellanmalerei zur grünen Färbung der Glasflüsse, auch als Maler- u. Lackfarbe gebraucht; bildet mit Wasser ein bläuliches, graugrünes, in Säuren leicht lösliches Hydrat, mit Säuren Chromoxydsalze, grün od. auch blau gefärbte Pulver; die auflöslichen geben eben so gefärbte Solutionen, werden durch Kalien, auch Ammonium grün, durch Gallussufguß braun gefärbt, lassen erhitzt ihre Säuren fahren; bes. bekannt u. untersucht sind: kohlensaures Chromoxyd, dunkelbraunes Pulver, in Wasser unauflöslich: phosphorsaures Ch., smaragdgrün. schweflichtsaures Ch., grün: schwefelsaures Ch. braunlichgrün, unauflöslich; mit schwefelsaurem Kali bildet es den Chromalaun, ein in dunkelvioletten Oktaedern krystallisirendes Salz; salzsaures Ch., dunkelgrün, salpetersaures, grün. Hyperoxyd (Chromsuperoxyd), CrO2, auch braunes Chromoxyd (Chromium oxydatum), von dauernder brauner Farbe, am besten durch Calcination des salpetersauren Chromoxyduls u. fernere Behandlung desselben erhalten, ist glanzlos, entbindet in der Hitze Sauerstoffgas; das geglühte Oxyd löst sich in Säuren nicht auf, wohl aber das Hydrat u. bildet eigenthümliche Verbindungen von röthlichbrauner Farbe; dürfte wohl eine Verbindung der Säure mit dem Oxyd, also chromsaures Chromoxyd sein. Chromsäure, CrO3 (Acidum chromicum), findet sich in der Natur in Verbindung mit Blei- u. Eisenoxyd; wird am besten aus Chromeisenstein dargestellt, der mit Salpeter behandelt u. darauf das gebildete chromsaure Kali durch Baryt od. Bleisalze zersetzt wird. Das nun entstandene unlösliche chromsaure Salz wird in Bleigefäßen mit eben sich aus Flußspath u. Schwefelsäure entwickelnder Flußsäure erhitzt, wobei sich Chromfluorid als rothes Gas entwickelt, das in Wasser, in Flußsäure u. Chromsäure zerfällt. Chromsäure ist ein dunkelrothes, erhitzt schwarzes Pulver, od. eine hellrothe, aus nadelförmigen Krystallen bestehende Masse, welche beim Erhitzen sehn sitzt u. sich schon bei 300° in Chromoxyd u. Sauerstoff verwandelt, schmeckt scharfsauer, nicht metallisch, zerfließt an der Luft, wirkt auf die Haut ätzend, löst sich in Wasser u. in Alkohol leicht mit gelber od. brauner Farbe, wird bei Berührung mit absolutem Alkohol, unter lebhaftem Glühen desoxydirt u., sowie auch durch starke Erhitzung, durch organische Substanzen, schweflige Säure, Salzsäure, Schwefelwasserstoff, zu Oxyd reducirt, die alkoholische Lösung auch durch das Licht unter Ätherbildung bes. Schwefelsäure u. ist schwer von denselben zu trennen. Die Verbindung mit letzterer ist tiefroth u. krystallisirbar. Die Chromsäure bildet mit Basen gelbe od. rothe, theils neutrale, theils saure Chromsaure Salze (Salia chromica, fr. Chromates), deren Lösung durch Kochen mit Salzsäure, unter Chlorentwickelung grün wird, mit Kochsalz u. Schwefelsäure aber rothe Dämpfe von Chromoxychlorid entwickeln. Metallsalze geben damit meist schön gefärbte Niederschläge. Die Chromsauren Alkalien sind leicht löslich, schmecken bittermetallisch, wirken brechenerregend, giftig. Am bekanntesten u. in der Technik benutzt sind: neutrales Chromsaures Kali, KOCrO3, wird durch Schmelzen des Chromeisensteins mit Salpeter dargestellt, bildet citronengelbe, wasserfreie sechsseitige Säulen von der Form derer des schwefelsauren Kali, löst sich in 2 Theilen kalten u. noch weniger heißen Wassers, wird erhitzt vorübergehend roth, aber nicht zersetzt u. färbt überaus stark. Man benutzt dieses Salz auch in der Schwarzfärberei u. in Verbindung mit dem Campecheholz zur Darstellung der Runge'schen Tinte. Dieses mit einer Säure versetzt u. verdunstet gibt saures chromsaures Kali, KaO2CrO3, in großen, dunkelorangerothen, 4seitigen Prismen u. Tafeln krystallisirend, in 10 Theilen kaltem Wasser löslich, zerrieben ein pommeranzenfarbenes Pulver gebend; zersetzt sich mit leicht oxydirbaren Körpern zusammen gebracht in neutrales Salz u. lösliches chromsaures Chromoxyd; in der Hitze unterhält es das Verbrennen damit gemengter organischer Körper nach Art des Salpeters u. wird in neutrales Salz u. Chromoxyd reducirt; beide werden häufig in der Färberei, Kattundruckerei u. Farbebereitung benutzt. Chromsaures Natron, das neutrale bildet gelbe, das saure rubinrothe leicht lösliche Krystalle. Chromsaures Ammoniak, schöne dunkelorangerothe Nadeln, welche beim Erhitzen unter Funkensprühen Chromoxyd von der Form von Theeblättchen geben. Chromsaures Bleioxyd (Neutrales Chromgelb), PbOCrO3, wird durch Fällung eines Bleisalzes, auch durch Digestion feuchten schwefelsauren Bleioxyds (wozu das in der Färberei bei der Thonbeizebereitung abfallende benutzt werden kann) mit chromsaurem Kali dargestellt, schön feurig, in mehreren Nuancen gelbes, in Wasser u. verdünnten Säuren unlösliches, in kaustischem Kali lösliches, in starker Hitze halbschmelzbares Pulver. So wie das Chromroth (s. unten) als Malerfarbe u. in der Färberei benutzt u. auf Zeugen gebildet. In der Natur kommt es als Rothbleierz od. rother Bleispath vor. Mit Berlinerblau vermengt gibt eo den sogen. grünen Zinnober. Durch Digestion des Chromgelbs mit. Kali- od. Natronlauge, durch Schmelzen mit Salpeter erhält man eine basische Verbindung: Chromroth (Chromzinnober, Österreichischer Zinnober), von sehr schöner zinnoberrother Farbe, mit dem häufig der wirkliche Zinnober verfälscht wird. 2PbO, CrO2. Chromsaures Quecksilberoxydul (ebenfalls Chromroth genannt); in verschiedenen Nuancen ziegelrothes Pulver, durch Vermischen von chromsaurem Kali mit salpetersaurer Quecksilberoxydüllösung dargestellt wird als rothe Farbe, u., da es beim Glühen zu Oxyd reducirt wird, zur Darstellung des Chromgrüns in der Porzellanmalerei benutzt; Chromsaures Kupferoxyd, ist ein biesterbraunes unlösliches Pulver. Chromsaures Baryt, ein schönes gelbes Pulver,[118] das neuerdings als Barytgelb in der Malerei Anwendung findet. Chromsaures Zinkoxyd (Zinkgelb) durch Fällen von chlorsaurem Kali mit Zinkvitriol erhalten, ist ein gelbes Pulver, welches vielfach anstatt des Chromgelbes zum Malen benutzt wird. Andre, wie z.B. Chromsaurer Kalk, Nickel etc., bieten kein bes. Interesse. Mit basischen Chloriden bildet die Chromsäure ebenfalls krystallisirbare Verbindungen. Überchromsäure, Cr2 Or, ist nur in ihrer Lösung in Äther bekannt; man erhält sie, wenn man eine Lösung von Chromsäure mit Wasserstoffsuperoxyd zusammen bringt; die Lösung ist blau. B) Mit Chlor verbindet sich das Ch. durch Auflösung des Oxyds in Salzsäure, so wie mit den anderen Salzbildern in den betreffenden Wasserstoffsäuren. Chromchlorid (Chlorür), bildet sich auch durch Erhitzen von Schwefelchrom od. mit Kohle gemengten Chromoxyd in Chlorgas; bildet ein pfirsichblüthrothes, in Wasser smaragdgrün sich lösendes, in der Hitze sich zersetzendes, durch Glühen in Ammoniakgas zu Metall Reducirt werdendes Sublimat. Chromoxychlorid, CrO2Cl, ist eine flüchtige, rauchende, dunkelblutrothe, in Wasser unter Erhitzung sich zu Salzsäure u. Chromsäure zersetzende, mit Alkohol unter Ätherbildung mit starkleuchtender Flamme brennende Flüssigkeit, deren rother Dampf in der Glühhitze in Chlor, Sauerstoff u. krystallisirtes Chromoxyd zerfällt u. die durch Behandlung von chromsaurem Kali mit Schwefelsäure u. Kochsalz in der Hitze erhalten wird. C) Mit Fluor verbindet sich das Ch. durch Erhitzung von chromsaurem Kali mit Schwefelsäure u. Flußspath zu Chromsuperfluorid, CrFl3, einem rothen, in Wasser zu Flußsäure u. Chromsäure zerfallenden Dampf. D) Mit Schwefel verbindet sich das Ch. a) zu Chromsulphid (Sulphuret), einer grauen, graphitähnlichen, metallischglänzenden, krystallinischen Schwefelbase; b) beim Erhitzen von Chromoxydhydrat u. Chromchlorür mit Schwefel, zu einer, der Säure entsprechenden braunen Verbindung, Sulfochromat, durch Behandlung chromsaurer Salze mit Schwefelwasserstoff. Weitere Verbindungen sind noch wenig untersucht. Die als Farbstoffe benutzten Chrompräparate gelangen bisweilen in den Magen u. bewirken Entzündung u. Tod durch Lähmung des Nervensystems auch ohne entzündliche Zufälle (Chromvergiftungen). Gegengift: kohlensaure Magnesia, auch doppeltkohlensaures Natron (Bullrichs Salz).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 117-119.
Lizenz:
Faksimiles:
117 | 118 | 119
Kategorien:

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Hannibal

Hannibal

Grabbe zeigt Hannibal nicht als großen Helden, der im sinnhaften Verlauf der Geschichte eine höhere Bestimmung erfüllt, sondern als einfachen Menschen, der Gegenstand der Geschehnisse ist und ihnen schließlich zum Opfer fällt. »Der Dichter ist vorzugsweise verpflichtet, den wahren Geist der Geschichte zu enträtseln. Solange er diesen nicht verletzt, kommt es bei ihm auf eine wörtliche historische Treue nicht an.« C.D.G.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon