Gesichtsknochen

[293] Gesichtsknochen (Ossa faciei), alle Kopfknochen, welche nicht direct zur Bildung der Hirnschale beitragen (Das Stirnbein u. die Schläfebeine[293] s.u. Schädelknochen). G. sind A) der Oberkiefer (Os maxillare superius), der größte der G., welcher mit dem ihm gleichen der entgegengesetzten Seite dem mittleren Theile des Gesichts, unterhalb der Augenhöhle, zur Grundlage dient u. zugleich für die sämmtlichen übrigen unbeweglichen G. einen Stützpunkt zum Ansatz abgibt, so daß die Gesichtsknochenbildung selbst hauptsächlich durch ihn bestimmt wird. a) An seinem Körper sind zunächst drei Flächen bemerklich: aa) die obere od. Augenhöhlenfläche (Planum orbitale), bildet den größeren Theil der unteren Fläche der Augenhöhle u. ihr vorderer Rand einen Theil des unteren Randes derselben; ihr hinterer Rand bildet mit dem unteren Rande des großen Flügels des Keilbeins die untere Augenhöhlenspalte; ihr innerer (längster) Rand ist mit dem Thränenbeine u. dem unteren Rande des Labyrinths des Riechbeins, hinterwärts mit dem Augenhöhlenfortsatze des Gaumenbeins, der äußere zackige Rand mit dem inneren Rande des Augenhöhlentheils des Backenbeins in Verbindung. Auf dieser Fläche macht sich bes. der Unteraugenhöhlenkanal (Canalis infraorbitalis) bemerklich, welcher von hinten nach vorn etwas einwärts u. abwärts verläuft, bis zur Mitte der Fläche aber offen (eine Knochenrinne) ist, unter dem Augenhöhlenrande sich durch das Unteraugenhöhlenloch (Foramen infraorbitale) nach außen öffnet u. zum Durchgang der Unteraugenhöhlennerven bestimmt ist. bb) Die äußere od. Gesichtsknochenfläche ist convex u. wird durch den fast in ihrer Mitte hervorstehenden Backenfortsatz in eine vordere od. hintere äußere Fläche geschieden. Die vordere stößt nach oben an den unteren Augenhöhlenrand; unter diesem in der Mitte befindet sich das gedachte Unteraugenhöhlenloch u. unterhalb desselben eine Vertiefung, die Oberkiefergrube (Fossa maxillaris), in welcher der Aufhebemuskel des Mundwinkels entspringt. Die hintere äußere Fläche zeigt einen rauhen Höcker (Tuberositas maxillae superioris), über welchem sich die hinteren Zahnfächerlöcher (Foramina alveolaria posteriora) bemerklich machen, durch welche die hintere Zahnfächerarterie u. Vene nebst dem gleichnamigen Nerven hindurch treten. Der obere Theil dieser hinteren Fläche bildet mit dem vorderen des Flügelfortsatzes des Keilbeins die untere Augenhöhlenspalte. cc) Die hintere Fläche des Körpers des Oberkiefers ist der Nasenhöhle zugewendet u. wird deshalb auch als Nasenfläche unterschieden; in ihrer Mitte findet sich eine zackige, mit dünnen Knochenblättchen umgebene Öffnung, wodurch die Oberkieferhöhle mit der Nasenhöhle in Verbindung steht. Vorn an ihr bemerkt man ein einwärts gebogenes Knochenplättchen Thränenkamm, Crista lacrymalis), welches zur Bildung des Thränenganges beiträgt; hinter- u. unterwärts nimmt man eine schräg vorwärts, von oben nach unten verlaufende Furche wahr, welche mit der daneben liegenden, der äußeren Fläche des senkrechten Theils des Gaumenbeins u. der vorderen Fläche des Gaumenflügels des Keilbeins, den oberen Theil des Flügelgaumenkanals (s. unten) bildet. Innerlich ist der Körper des Oberkiefers ausgehöhlt u. bildet die Oberkiefer- od. Highmorsche Höhle (Antrum Highmori), eine geräumige, unregelmäßig viereckige Aushöhlung, deren Boden sich bis über die Wurzeln der Backenzähne herab erstreckt u. gewöhnlich in der Gegend des mittleren Backenzahns am tiefsten ist. Ihre in die Nasenhöhle ausgehende Öffnung erscheint in dem getrennten Oberkiefer sehr weit, wird aber durch den Hakenfortsatz des Riechbeins, den Nasenfortsatz des Gaumenbeins u. den Kieferfortsatz des unteren Muschelbeins, welche sich hier anlegen, so verengt, daß nur eine mäßige, rundliche, zuweilen doppelte Öffnung übrig bleibt. b) Der vom Körper des Oberkiefers abgehenden Fortsätze sind vier: aa) der Nasen od. Stirnfortsatz (Processus nasalis, P. frontalis), steigt vom oberen, inneren u. vorderen Winkel des Körpers ziemlich gerade zwischen dem Nasen- u. Thränenbeine in die Höhe; seine zackige Spitze ist durch eine Naht mit dem Nasenfortsatze des Stirnbeins verbunden. Außerdem unterscheidet man an ihm zwei Flächen: eine äußere od. vordere, die aber durch eine erhabene, ziemlich scharfe Leiste, welche von dem unteren Augenhöhlenrand aus aufsteigt, geschieden ist, auf deren inneren Abtheilung man eine Aushöhlung bemerkt, welche mit einer ähnlichen im Thränenbeine oberwärts die Grube für den Thränensack u. die Thränenrinne, unterwärts den knöchernen Thränenkanal bildet; u. eine innere, der Nasenhöhle zugewendete Fläche; der vordere Rand dieser bildet mit dem der anderen Seite u. demunteren Rande der Nasenbeine die birnförmige Öffnung der Nase. bb) Der Backenfortsatz (Processus malaris) geht vom mittleren oberen Theile der äußeren Fläche des Oberkiefers, über dem dritten Backzahne, auswärts; innerlich erstreckt sich die Oberkieferhöhle bis in ihn. Die äußere Fläche trägt zur Bildung der Oberkiefergrube, die hintere, ausgehöhlte Fläche zur Bildung der Backengrube bei; die obere, rauhe u. zackige Fläche ist durch eine Naht mit dem Backenbeine in Verbindung. cc) Der Zahnhöhlenfortsatz (Processus alveolaris), nimmt die Zähne in den dafür ausgehöhlten Zahnhöhlen auf u. bildet, der Richtnug der äußeren Fläche des Körpers des Oberkiefers gemäß, einen bogenförmigen Rand Erstößt mit dem des Oberkiefers der anderen Seite durch eine schwache, fast nur eine Harmonie bildende Naht zusammen. Aufwärts geht das vordere Ende mit dem unteren Ende des vorderen Randes des Nasenfortsatzes des Oberkiefers in einen scharfen Vorsprung, den vorderen Nasenstachel (Spina nasalis anterior), über. Die innere, der Mundhöhle zugewendete Fläche dieses Fortsatzes ist concav, uneben u. geht oberwärts in die untere Fläche des Gaumenfortsatzes über. dd) Der Gaumenfortsatz (Processus palatinus) bildet, als eine flache, dicke Platte, von dem größten Theile des unteren Randes der inneren Fläche des Oberkiefers aus horizontal nach innen verlaufend, den vorderen Theil des knöchernen Backens der Nasenhöhle; seine obere, glatte, concave Aushöhlung (Nasengrube, Fossa nasalis) macht einen Theil des unteren Nasengangs, die untere, der Mundhöhle zugewendete Fläche den vorderen Theil des Gaumengewölbes aus. Der innere rauhe Rand stößt mit dem Gaumenfortsatze des Oberkiefers der anderen Seite zusammen u. bildet so den Nasenkamm (Crista nasalis), in einer in der Mitte des Bodens der Nasenhöhle hervortretenden scharfen Erhabenheit, der vorwärts in den vorderen Nasenstachel (Spina nasalis anterior) ausläuft, hinterwärts sich an den Nasenkamm[294] des horizontalen Theils der Gaumenbeine anlegt u. der knorpligen Nasenscheidenwand, sowie dem Pflugscharbeine zur Stütze dient. Der hintere zackige Rand verbindet sich mit dem vorderen des horizontalen Theils des Gaumenbeins. Vorn auf der oberen Fläche, dicht an dem Nasenkamm, findet sich das vordere Gaumenloch (Foramen palatinum anterius), welches zu dem schräg nach vorn u. unter den Gaumenfortsatz durchbohrenden u. an seiner unteren Fläche in einer Öffnung mit dem der anderen Seite hinter den mittleren Schneidezähnen ausmündenden Gaumenkanal(Canalis palatinus) führt, welcher der vorderen Gaumenarterie u. Vene zum Durchgange dient. Der Oberkiefer besteht größtentheils aus dichter Knochenmasse, ist jedoch, weil er hohl u. mit dünnen Knochentafeln umgeben ist, leicht. B) Gaumenbeine (Ossa palatina), unregelmäßige, paarige Knochen, helfen die Seitenwand der Nase, die Augenhöhle, den knöchernen Gaumen bilden, liegen zwischen dem Oberkiefer u. den Flügelfortsätzen des Keilbeins. Man unterscheidet an ihnen den Horizontaltheil, er bildet den hinteren Theil des knöchernen Gaumens, ist an seiner oberen Fläche glatt u. etwas ausgehöhlt, an der unteren plan u. rauh, schließt sich nach vorn mit einem zackigen Rande an die Fortsätze des Oberkiefers, begrenzt mit seinem hinteren scharfen, etwas ausgeschweiften Rande die hinteren Nasenöffnungen, verbindet sich nach innen mit einem zackigen Rande mit dem der anderen Seite u. erhebt sich nach oben zu dem Nasenkamm, der nach hinten in den Nasenstachel ausgeht, an welchem das Zäpfchen befestigt ist. An den horizontalen Theil schließt sich in einem rechten Winkel der nach oben der Nase zugerichtete senkrechte Theil (Pars perpendicularis), ein dünnes Knochenblatt, welches, den hinteren Theil der Seitenwand der Nasenhöhle bildend, sich an das Riechbein, den Oberkiefer u. das Keilbein anschließt. Mit beiden letzteren Knochen bildet er den Anfangs senkrechten, einfachen Flügelgaumenkanal (Canalis pterygo-palatinus), welcher sich nach unten in drei Kanäle: den Hauptkanal, der durch die Flügelgaumensurche am senkrechten Theil begründet wird; den vorderen Gaumenkanal, durch die Verbindung mit dem Oberkiefer; u. den hinteren Gaumenkanal mit dem Flügelfortsatz des Keilbeins, theilt, welche sich in den drei hinteren Gaumenlöchern, welche die Gaumenarterien u. Zweige vom zweiten Aste des fünften Hirnnerven durchlassen, öffnen. Am oberen Ende des senkrechten Theils findet sich ein Ausschnitt, welcher das Keilbeingamenloch (Foramen spheno-palatinum) bilden hilft, durch welches Nerven u. Gefäße zur Schleimhaut der Nase gehen. Von diesem Loch erhebt sich der Augenhöhlenfortsatz (Processus orbitalis), welcher hohl ist u. mit einer kleinen gewölbten, fast vierseitigen Fläche den kleinsten Theil der unteren Wand der Augenhöhle bilden hilft, nach außen sich an den Oberkiefer anschließt, mit einer hinteren Fläche die hinteren Riechbeinzellen deckt. Wo die beiden genannten Theile des Gaumenknochens zusammenstoßen, geht hinten u. außen der Pyramidalfortsatz (Processus pyramidalis) ab, füllt den Raum unten zwischen den beiden Flügeln, des Flügelfortsatzes des Keilbeins, hilft die Flügelgrube nach unten u. den äußeren u. inneren Gaumenkanal bilden. C) Die Joch- od. Wangenbeine (Ossa zygomatica s. malaria, Backenbeine). Man unterscheidet: den Körper, in der Gestalt eines geschobenen Vierecks sich darstellend, u. an diesem die Gesichtsfläche, welche sich am offensten am Schädel darstellt, an ihr das Foramen zygomaticum anterius, der Ausgang eines von der Augenhöhlenfläche kommenden Kanals, durch welchen der Backenhautnerv u. ein Zweig der Unteraugenhöhlenarterie geht. Die Schläfefläche, der vorigen entgegengesetzt, bedeutend ausgehöhlt u. größtentheils den Raum unter dem Jochbogen nach vorwärts begrenzend, an ihr das Foramen zygomaticum posterius s. temporale, für einen Verbindungsfaden zwischen den oberen u. unteren Kiefernerven u. für einen Zweig der tiefen Schläfearterie. Die Augenhöhlenfläche: den vorderen unteren Theil der Augenhöhle großentheils bildend; ein Loch, das Foramen zygom orbitale (auch wohl zwei), bildet den Eingang des erwähnten Kanals. Zwischen diesen Flächen befinden sich etwas vorstehende Ränder: der Augenhöhlenrand, zwischen der Gesichts- u. Augenhöhlenfläche nach der Nase zu spitzig verlaufend der Schläferand, zwischen der Gesichts- u. Schläfefläche, scharf auslaufend, Sförmig ausgeschweift, auch rauh von der Anlage der Schläfeaponeurose; der Backenrand, zwischen der Gesichts- u. Schläfefläche nach unten, ebenfalls scharf auslaufend, rauh, bildet den größeren Theil des unteren Randes des Jochbogens, hat vorwärts eine Erhöhung (Tuberositas zygomatica), von der Anlage des Kaumuskels. Der Stirnfortsatz (Proc frontalis s. spheno-frontalis) bildet nach oben u. außen die Verbindung mit dem Stirnbein, u. dadurch einen Theil des äußeren Randes der Augenhöhle, nach hinten in der Augenhöhle die Verbindung mit dem großen Flügel des Keilbeins u. zum Theil die untere Augenhöhlenspalte. Der Schläfefortsatz vereinigt sich durch eine Naht mit dem Jochfortsatz des Schläfebeins u. bildet so den vorderen Theil des Jochbogens (Arcus zygomaticus, Ansa capitis), welcher sich brückenartig über die Kaumuskeln wegzieht. Der Kieferfortsatz (Proc. maxillaris); die Verbindung mit dem Oberkiefer. D) Das Thränenbein (Os lacrymale), platter, dünn paariger, die Thränenrinne u. zum Theil die Augen- u. Nasenhöhle bildender, vom inneren Augenwinkel zur Seite der Nase herab sich erstreckender Knochen. Die äußere Fläche wird durch eine, der Länge nach herablaufende Erhöhung: Thränenkamm (Crista lacrymalis), der unten in ein aufwärts gekrümmtes Knochenplättchen, Thränenhaken (Hamulus lacrymalis) übergeht, in einen hinteren, ebenen größeren Augenhöhlentheil (Pars orbitalis), u. einen vorderen, ausgehöhlten kleineren, mit dem Nasalfortsatze des Ob ekiefers die Thränenrinne (Fossa s. Sulcus lacrymalis), in welcher der Thränensack liegt, u. weiter unten als Nasenfortsatz (Processus nasalis, s. F) den Thränenkanal bildenden Nasentheil (Pars nasalis) getheilt. Die innere eine durch dem Kamme entsprechende Furche ebenfalls in zwei ungleiche Hälften getheilt, bedeckt die vordern Zellen des Riechbeins. E) Nasenbeine (Ossa nasi), zwei kleine, paarige, doch nicht immer sich gleiche, meist durch eine Harmonie, selten durch eine wahre Nacht[295] unter sich verbundene Knochen; fügen sich an den Nasenfortsatz des Stirnbeins u. den des Oberkiefers jeder Seite an; hinterwärts treten sie auch durch eine Leiste mit dem mittleren Theile des Riechbeins in Verbindung. Durch Vereinigung beider wird nach außen eine sattelförmige Erhabenheit (Nasensattel) gebildet, welche den oberen u. vorderen Theil der knöchernen Grundlage der äußeren Nase abgibt; übrigens variiren sie in ihrer Bildung eben so, wie die äußere Nase selbst. An ihrer äußeren Fläche befinden sich mehrere Ernährungslöcher; auf der inneren die erhabene Crista nasalis u. eine Furche für den Riechbeinnerven. F) Die unteren Muschelbeine od. Nasenmuscheln (Ossa turbinata inferiora, Conchae inferiores, Ossa spongiosa), zwei paarige, im unteren Theile der äußeren Wand der Nasenhöhle jeder Seite an der Nasenfläche des Oberkiefers befestigte, dünne, längliche, schwammige, muschelförmig gewundene Knochen. Die innere, der Nasenscheidewand zugekehrte Fläche ist convex, die äußere, dem Oberkiefer zugekehrte, flach concav; beide uneben mit kleinen Löchern u. Furchen für Gefäße, sind mit der Schleimhaut der Nase überzogen. Der obere Rand ist an die untere Nasenleiste des Oberkiefers befestigt. An ihm befindet sich vorn der Nasen- od. Thränenfortsatz (Proc. lacrymalis s. nasalis), eine dünne, gekrümmte Knochenplatte, welche sich an die Thränenleiste des Oberkiefers, an dessen Erhabenheit vor der Öffnung der Kieferhöhle u. an den Nasenfortsatz des Thränenbeins ansetzt u. den Ausgang des Thränenkanals bedeckt. In der Mitte bildet der obere, nach außen umgebogene Rand den Kieferfortsatz (Proc. maxillaris), ein dünnes, breites, auf dem unteren Ausschnitt der Öffnung der Kieferhöhle anliegendes u. diese zum Theil verschließendes Knochenstück. Zwischen beiden Fortsätzen befinden sich noch mehrere kleine Knochenspitzen: die Riechbeinfortsätze, welche sich an entsprechende Processe des Riechbeins ansetzen. Der untere Rand ist dem Boden der Nasenhöhle zugekehrt, ist mehr convex, rauh, wulstig, lockerer. An den Enden stoßen beide Ränder zusammen. Das vordere breite u. stumpfe Ende reicht zum Naseneinschnitt des Oberkiefers; das hintere, spitzigere, auch Gaumenhaken (Hamulus palatinus) genannt, legt sich an die untere Querleiste des senkrechten Theils des Gaumenknochens an. Über den Muschelbeinen befinden sich die ähnlich gebildeten, aber kleineren, mittleren u. oberen Nasenmuscheln, welche zu dem Riechbein (s. Schädelknochen) gehören. G) Das Pflugscharbein (Vomer), von den 13 Gesichtsknochen, welche in unbeweglicher Verbindung mit einander stehen, der einzige unpaarige, ergänzende Theil des Riechbeins, von dessen senkrechter Platte aus er sich in die Nasenhöhle herabsenkt u. für diese die knöcherne Scheidewand bildet. Aus seiner Verbindung gelöst, hat er Ähnlichkeit mit einem gewöhnlichen Pflugschar, daher der Name. Man unterscheidet an ihm seinen oberen, eine Platte bildenden Theil, als Körper, u. zwei davon abgehende Seitentheile als Flügel. Außer mit dem Riechbein ist er hinterwärts auch mit dem Keilbein, seitwärts mit den Gaumenbeinen u. den Oberkieferbeinen mittelst Nähten in Verbindung; vorwärts verbindet er sich mit der knorpligen Nasenscheidewand. H) Der Unterkiefer (Maxilla inferior, Os maxillare inferius), steht dem Oberkiefer, mit welchem gemeinschaftlich er die Verrichtung des Kauens vermittelt, entgegen, enthält die untere Zahnreihe u. bildet die Grundlage des unteren Theiles des Gesichts. Man unterscheidet an ihm: a) den Körper, als den vorderen, bogenförmig gekrümten Theil, dessen mittler, mehr od. minder vorstehender unterer Theil die Grundlage des Kinnes abgibt. An ihm bemerkt man: aa) die äußere vordere Fläche, welche der Quere nach convex, senkrecht von den Zähnen abwärts ausgehöhlt, unten am Kinn ebenfalls convex ist. An ihr verläuft aaa) die äußere Unterkieferleiste (Spina maxillaris inferior), eine Knochenerhabenheit, vom Kinn an nach oben spitzig in die Höhe. Seitwärts befinden sich mehrere flache Stellen, welche den deprimirenden Muskeln der Unterlippe u. des Mundwinkels zur Anlage dienen. Auf den mehr nach auswärts gelegenen flachen Stellen findet sich bbb) das vordere Unterkiefer- od. Kinnloch (Foramen maxillare [mentale] anterius), von welchem bb) eine schiefe Linie (Linea obliqua externa) nach aus- u. aufwärts steigt, welche dem Backenmuskel zur Anlage dient. aaa) Die innere od. hintere Fläche ist der Quere nach concav; an ihr befindet sich eine Knochenerhabenheit: bbb) die innere Unterkieferleiste (Spina maxillaris interna), an der sich oberwärts der Genioglossus, unten aber der Geniohyoideus jeder Seite ansetzt. An jeder Seite dieser Fläche steigt ccc) eine starke schiefe Linie (Linea obliqua interna) hinter der Backenzähnengrube aufwärts, welche dem Mylohyoideus zum Ansatz dient. cc) Der obere Rand (Margo superior, Limbus alveolaris). An diesem: die 16 zur Aufnahme der Zahnwurzeln bestimmten Zahnhöhlen (Alveoli), deren jede am Grunde eine kleine Öffnung zum Durchgang der zu den Zähnen gehenden Blutgefäße u. Nerven hat, u. denen nach außen eine Reihe Erhabenheiten (Juga alveolaria) entspricht. Hinterwärts wird der Rand breiter u. bildet steh zu einer Fläche aus, welche nach vorn u. hinten in die äußere Fläche des Körpers übergeht. In der sich hier vom Seitentheile aus bildenden flachen Rinne verläuft der Backenknochenmuskelnerv. dd) Der untere Rand (Margo inferior, Basis) ist in der Mitte am breitesten, verschmälert sich nach den Seiten zu, bildet nach innen, wie nach außen, eine leistenförmige Erhabenheit od. Lefze (Labium internum u. externum), an deren ersteren sich die Geniohyoideen beider Seiten, u. zwischen ihnen der Digastricus, an der letzteren aber die deprimirenden Muskeln der Unterlippe u. der Mundwinkel ansetzen. b) Zu beiden Seiten fügen sich an den Körper des Unterkiefers die Seitentheile od. Äste desselben an, welche die Gestalt eines schrägen Vierecks haben, weit platter als der Körper sind u. folgende Flächen u. Ränder der Beobachtung darbieten: aa) die äußere Fläche, welche glatt, doch von der ihr anliegenden Schicht des Masseter uneben u. nach unten etwas auswärts gebogen ist. bb) Die innere Fläche, glatt, durch die Anlage des inneren Pterygoideus uneben. In ihrer Mitte das hintere Unterkieferloch, od. die hintere innere Öffnung des Zahnhöhlenkanals (Foramen maxillare posterius), welches größer als das vordere, nach hinten an eine Rinne grenzt, u. von dessen innerem Rande sich eine Furche für den mylohyoideischen Nerven (Sulcus mylohyoideus[296] abwärts zieht. cc) Der obere Rand bildet einen halbmondförmigen Ausschnitt (Incisura sigmoidea). An diese schließt sich unmittelbar nach hinten zu der knopfförmige Fortsatz (Proc. condyloideus), welcher, nachdem er eine etwas schmälere Stelle (Collum condyli), an deren innerer Seite sich eine rauhe Grube (Fovea) für die Anlage des äußeren Flügelmuskels befindet, gebildet hat, in den Gelenkkopf des Unterkiefers (Condylus max. inf.) übergeht, welcher etwas längrr als breit, u. dessen Längenachse quer, doch etwas schräg gestellt ist, so daß dessen inneres Ende weiter hinterwärts als das äußere liegt. Nach vorn läuft der halbmondförmige Ausschnitt in den Kronenfortsatz (Proc. coronoideus) aus, der mit breiter Basis von dem Aste des Kiefers ausgehend, in einer stumpfen Spitze endet, die einem Theil des Masseter zum Ansatz dient. dd) Der hintere Rand erstreckt sich, von dem Gelenkkopf aus, abwärts u. geht durch den Winkel des Unterkiefers (Angulus max. inf.) in den ee) unteren Rand des Körpers über, an welchem ein flacher Eindruck der Gesichtsarterie zu bemerken ist. ff) Der vordere od. innere Rand geht von der Spitze des Kronenfortsatzes abwärts, nach vorn, vor dem Zahnrande des Körpers vorbei, ist scharf u. läuft in die äußere schiefe Linie des Körpers aus. Die Knochenmasse des Unterkiefers ist sehr dicht u. fest u. wird von dem Zahnhöhlenkanal (Canalis alveolaris) durchzogen, der am inneren Unterkieferloch anfängt, unter den Zahnhöhlen, mit denen er mittelst kleiner Öffnungen in Verbindung steht, hin, bis unter die vorderen Zähne über dem Kinn verläuft. Er umschließt die Zahnhöhlenarterie u. Vene u. den gleichnamigen Nerven. Im hohen Alter wird der Kiefer durch Ausfallen der Zähne u. Verschwinden der Zahnfächer schmäler, u. das hierbei vortretende Kinn nähert sich der Nase. Die treffenden Bänder u. Muskeln s.u. Kopfbänder, Kopfmuskeln.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 293-297.
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