[548] Granvella (spr. Grangwelja), 1) Nic. Perrenot, geb. 1486 in Ornans, studirte in Dola die Rechte, war Anfangs Advocat in Ornans, wurde 1518 Parlamentsrath in Dole u. trat 1519 in die Dienste Karls V.; er wurde 1530 dessen Kanzler, führte 1540 den Vorsitz auf den Reichstagen in Worms u. Regensburg u. legte dort dem Kaiser das Regensburger Interim vor, worin eine Vereinigung mit den Protestanten versucht werden sollte, wohnte 1545 der Eröffnung des Tridentiner Concils bei u. st. in Augsburg während des daselbst gehaltenen Reichstags 15. August 1550. 2) Anton Perrenot, gewöhnlich Cardinal von G., Sohn des Vorigen, geb. 20. August 1517 in Ornans, studirte erst die Rechte in Padua, dann Theologie in Löwen, wurde Canonicus in Lüttich u. 1540 Bischof von Arras u. vom Kaiser Karl V. zu mehreren diplomatischen Sendungen gebraucht; er ging mit seinem Vater auf die Reichstage in Worms u. Augsburg, wohnte dem Concil in Trient bei u. vertheidigte daselbst die Rechte des Kaisers, suchte aber vergebens das Concil gegen Frankreich zu gewinnen. Nach der Schlacht bei Mühlberg leitete er die Capitulation des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen u. des Landgrafen Philipp von Hessen u. soll die Urkunde, nach welchem Letzter weder mit Leibesstrafe noch mit einigem Gefängniß bestraft werden sollte, dahin geändert haben, daß er aus einigem »ewigen« machte. Auch war er sehr thätig für die Ausführung des Augsburger Interims. 1550 wurde er Staatsrath u. Siegelbewahrer, begleitete den Kaiser nach Innsbruck, verfaßte 1552 den Passauer Vertrag u. unterhandelte 1553 wegen der Vermählung der Königin Maria von England mit Philipp II. von Spanien. Als Karl V. die Regierung niederlegte, trat G. in die Dienste seines Sohnes Philipp II.; er unterzeichnete 1559 den Frieden von Cateau Cambresis mit Frankreich u. blieb hierauf, bei Philipps Abreife, als Minister u. Rath der Statthalterin Margaretha von Parma in den Niederlanden zurück. Hier betrieb er die Verfolgung der Protestanten, errichtete noch 12 neue Bisthümer u. suchte Michael Bajus u., seine Schule zu unterdrücken. Zum Dank dafür erhob ihn der König zum Erzbischof von Mecheln u. der Papst zum Cardinal, aber von seinen Neidern u. Gegnern wegen angeblich zu großer Milde gegen die Protestanten verklagt, verließ er 1564 die Niederlande u. beschäftigte sich in der Franche Comté mit den Studien. 1570 wurde er von Philipp II. nach Rom gesandt, um ein Bündniß zwischen Spanien, den Venetianern u. dem Papst zu schließen u. ging dann als Vicekönig nach Neapel, traf dort treffliche Maßregeln (s. Neapel) Gesch., wurde aber 1575 als Präsident des Staatsraths nach Madrid berufen, unterhandelte hier die Vereinigung Portugals mit Spanien, schloß die Verbindung der Infantin Katharina mit dem Herzog Philipp von Savoyen, wurde 1584 Erzbischof von Besançon u. st. 21. September 1586 an der Schwindsucht in Madrid. Briefe u. Memoiren als Trésor de Granvella, gesammelt von Abbé Boisot; sie liegen in 80 Bänden gebunden im Archiv zu Besançon, das Interessanteste daraus ist herausgegeben in Documents inédits pour l'histoire de la France, Par. 1842. Vgl. Gerlache, Philipp II. et Granvella, Brüss. 1842.