Madeĭra

[678] Madeĭra (span. Madera, Nordcanarische Inseln), d. h. portugiesisch Holz, 1) Inselgruppe im Atlantischen Ocean, nördlich von den Canarischen u. südöstlich von den Azorischen Inseln gelegen, gehört Portugal, begreift die Inseln M., Porto Santo, Falcon-Bajo, die 3 Desertas u. die Salvages; 25 QM., mit 117,000 Ew.; 2) bedeutendste u. südwestlichste Insel der vor. Gruppe, 16,5 QM. mit 114,000 Ew.;[678] hat felsige Ufer, hohe Berge der Serra d'Agoa (Pic Ruivo, 5916 Fuß hoch), vulkanisch en Boden mildes Klima (doch Schnee auf den Bergsvitzen); bringt Wein, Südfrüchte, Zuckerrohr, Kaffee, Ananas, Drachenbäume, Palmen, Ziegen, Schweine, Aale, Muränen, Honig u.a. Die Einw. sind Weiße (portugiesischer Abkunft), Neger, Mulatten, alle braun. Der Handel verführt Wein, Hölzer, Mastix, Drachenblut gegen englische Waaren u. Getreide. M. hat einen Generalcapitán, u. Portugal zieht den Weinzehnden u. Abgaben vom Handel, auch hat es zu M. eine Besatzung von 500 Mann, außerdem besteht noch ein allgemeines Aufgebot. Die Insel wird in die Capitania (District) Funchal, mit der Hauptstadt Funchal, u. in die Machico mit dem Flecken gleiches Namens eingetheilt. Mannert hält das alte Autolala (s.d.) für das jetzige M.; bestimmte Nachrichten über die Insel gibt es aus dem Alterthum nicht. Nach der Sage landeten zuerst 1344 Robert Machim u. Aunad'Arfel, ein Liebespaar, welche dem Zorne ihrer Ältern aus England entfliehen u. eine Zuflucht in Frankreich suchen wollten, aber durch einen Sturm verschlagen wurden, an der damals unbekannten u. unbewohnten Insel. Beide starben aber bald u. das Schiff segelte wieder fort. Eigentlich wurde sie 1419 durch die Portugiesen Zargo u. Teixeira entdeckt u. von ihrem waldigen Ansehen M. (d.i. Wald) genannt; sie blieb, eine frühere spanische u. eine neuere englische Besetzung abgerechnet, unter portugiesischer Herrschaft. Porto Santo entdeckte 1415 Zargo, Schwiegervater Chr. Colombo's. Vgl. E. Bodwich, Excursions in M.., Lond. 1825; Harcourt, A sketch of M., Lond. 1850; White, M. its climate and scenery, Lond. 1851; Schacht, M. u. Tenerifa mit ihrer Vegetation, Berl. 1859; 3) Rio de M., Fluß in Südamerika; entspringt als Riode Cochabamba (Rio de Condorillo) im Departamiento Cochabamba der südamerikanischen Republik Bolivia, heißt später Rio Grande de la Plata, noch tiefer Rio Guapachi (Guapaxi) u. nach Vereinigung mit dem Mamoré, Mamoré, endlich nach dem Einfluß des Guaporé (Itenes) aus Mattogrosso erst M., bildet anfangs die Grenze zwischen Brasilien u. Bolivia. Er nimmt links den Piray, Sipiri, (Mamoré Chico), Mato; rechts den Guaporé, Barbados, Guazamiri, Ubai auf u. fällt nach 390 Meilen in den Amazonenstrom. Er ist bis St. Cruz befahren worden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 678-679.
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