Polnische Legion

[301] Polnische Legion, 1) Corps, welches 1796 von dem polnischen General Dombrowski projectirt u. 9. Jan. 1797 für die Cisalpinische Republik errichtet war, dann aber unter französischen Fahnen focht, entstand größtentheils aus Nationalpolen, welche in österreichischen Diensten gewesen waren. Anfangs wurden blos Jäger u. Grenadiere, später auch ein Cavallerieregiment errichtet. Bald wuchs sie auf einige tausend Mann an u. folgte der italienischen Armee bis Mantua u. Palma nuova. Dombrowski wollte von dem nördlichen Italien aus über Kroatien u. Ungarn nach dem österreichischen Polen vordringen, um dort eine Insurrection zu organisiren, u. schon waren 5000 Mann hierzu bereit, als der Friede von Leoben 18. April 1797 erfolgte u. die Wirksamkeit der P. L. lähmte. Die Legion ging nun nach Treviso u. dann nach Bologna. Während der Waffenruhe hatte sie sich (bes. durch 1000 Mann, welche[301] Bialowieczki von Lille herbeiführte) bis auf 6000 Mann verstärkt; Kleidung, Commando u. Waffenübung waren polnisch, der Dienst französisch. Nach Wiederausbruch des Kriegs nahm die P. L. auf dem rechten französischen Flügel ihre Stelle ein u. focht mit, bis der Friede von Campo Formio, 17. Okt. 1797, ihre Hoffnungen vereitelte. Als 1798 dem Papst der Krieg erklärt wurde, zog die P. L. gegen Rom; unterwegs fand sie die Fahne Muhammeds, welche Sobieski einst bei der Entsetzung Wiens 1683 erbeutet u. nebst seinem Säbel der Kirche zu Loretto geschenkt hatte; Bonaparte schenkte letzteres Siegeszeichen der P. L. (welche dasselbe bewahrte, bis es 1818 nach Warschau kam). Die Legion half den Aufstand der Römer gegen die Franzosen dämpfen u. machte 1799 den Feldzug gegen Neapel mit, wo sie mit Championet in Neapel einrückte u. General Kniaczewicz den Auftrag erhielt, die eroberten Fahnen dem Directorium in Paris zu überbringen. Nach Oberitalien zurückgekehrt, focht sie gegen die Russen unter Suwarow an der Trebia u. am 24. Oct. 1799 bei Bosco. Die Cavallerie der Legion stieß darauf zur Rheinarmee, die Infanterie u. Artillerie focht an der italienischen Küste gegen die Briten u. später gegen die Österreicher. Nach der Schlacht bei Marengo am 14. Juni 1800 trat die P. L. ganz in französische Dienste u. wuchs durch Verstärkungen, welche General Kniaczewicz an der Donau gesammelt hatte, in der Lombardei bis zu 15,000 Mann an; die französische Republik verwendete sie unter General Jablonowski zum Theil zu dem eben damals beginnenden Colonialkrieg gegen die Neger auf S. Domingo, allein nur Einzelne kehrten wieder, die übrigen wurden ein Opfer des Klimas in Westindien; ein anderer Theil kam nach Süditalien u. wurde dort später der Garde des Königs Joseph von Neapel einverleibt. Andere, bes. Offiziere, kehrten 1807 nach der Besetzung der preußisch-polnischen Provinzen nach Polen. zurück u. organisirten dort die insurgirten Warschauer Provinzen; vgl. Preußischer Krieg gegen Frankreich 1806–1807; 2) eine 1855 von England gegen Rußland geworbene Legion, s. u. Fremdenlegion S. 702.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 301-302.
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