[307] Polnische Sprache, bildet zusammen mit dem Böhmischen, Wendischen u. Slowakischen die nordwestliche Abtheilung des Slawischen Sprachstammes u. wird im ganzen eigentlichen Polen nebst Galizien, dann in Westpreußen, Posen u. den an Polen grenzenden Gegenden von Schlesien, hier aber größtentheils nur auf dem Lande, mehr od. minder verderbt (Wasserpolnisch) gesprochen. Die merklichst hervortretenden Dialekte der P-n S. sind der Großpolnische in Posen, der Masurische in Masovien, der Kleinpolnische in Galizien (der wohlklingendste), der Lithauische u. der (durch Germanismen sehr entstellte) Preußische u. Schlesische. Die Consonanten sind dicht zusammengedrängt, vorherrschend sind die Zischlaute. Sie zerfallen in harte u. weiche; hierauf beruht das System der Lautverschiebung, da gewisse Vocale nur mit dem einen od. anderen Consonanten verbunden werden können. Weich, d.h. in der Aussprache mit einem Anklang von j, sind alle accentuirten Consonanten ć, ś, l, ń, ź, ść, śń, źć, źń u. diejenigen harten, auf welche ein i folgt; c lautet wie z, h = ch wie l mit einem dumpfen, nur gehauchten r, am Ende nach einem Consonanten stumm; s wie ein sanftes sch, z = s, ź noch sanfter als ś; ź wie rsch, aber so, daß das r kaum hörbar ist; cz = tsch, sz ein scharfes sch, áz = ds, ch stark gehaucht, sch = sk. Vocale: a, a, (in der Mitte wie ong, vor b u. p wie om, am Ende wie oh), e, e, (in der Mitte = äng, vor b u. p = äm, am Ende = äh) i, o, ó (kurzes u), u, y (ein dumpf im Hals gesprochenes ü). Diphthonge: ay, ey (wie äi), iy, oy, oy (ni), ny, yy, ia, ią (jong), ie (jä), ię (jäng), io, ió (ju), iu, iay, iey (jai). Alle Laute werden im Allgemeinen kurz u. scharf gesprochen. Der Ton liegt regelmäßig auf der vorletzten Sylbe. Ein Artikel ist nicht vorhanden. Das Substantivum hat ein dreifaches Geschlecht, doppelten Numerus u. außer den gewöhnlichen Casus noch einen Instrumentalis u. Locativus. Für Thiere u. leblose Gegenstände existiren in mehren Casus besondere Formen. Declinationen sind drei, nach der Zahl der Geschlechter. Dieselben Eigenthümlichkeiten finden bei dem Adjectivum Statt; außerdem besteht für dasselbe eine besondere Form, wenn es als Prädicat gebraucht wird. Der Comparativ wird durch die Endung szy gegeben, im Superlativ tritt vor dieselbe die Form nay. Die Declination des Pronomen entspricht größtentheils der des Adjectivs, eigenthümlich sind derselben gewisse verkürzte Formen im Gebrauch bei Präpositionen. Bei dem Verbum ist der Lautwechsel vorzüglich häufig u. beachtungswerth, wonach die Endconsonanten je nach Beschaffenheit der mit der Form antretenden Vocale in die entsprechenden harten od. weichen umgewandelt werden. Das Passivum bedarf durchgehends des Hülfszeitworts. Der Conjunctiv wird durch die Form by gebildet, welche entweder an das Verbum selbst od. an die Conjunction zugleich mit der Pronominalendung sich anschließt;[307] überdies ist dieser Modus nur in der vergangenen Zeit üblich. Während für den Infinitiv nur eine Form vorhanden ist, gibt es dagegen 2 Participia, 2 Gerundia, I Verbal u. 1 Impersonal. Im Plural der 2 Präterita u. des Futurums werden Personen u. Thiere nebst leblosen Gegenständen streng unterschieden Conjugationen sind 4 nach Maßgabe der die Wurzel u. Form verbindenden Vocale a, e, i, y. Adverbia werden aus Adjectiven durch die Endung o od. e gebildet. Die Präpositionen können je nach der Gewohnheit mit allen Casus verbunden werden. Sehr mannigfaltig sind die Bildungsformen des Substantivs zur Bezeichnung des Geschlechts, Standes, Herkommens u. der Abstammung, zur Verkleinerung u. Vergrößerung. Die Wortstellung ist ziemlich frei u. hängt größtentheils von dem Nachdruck ab, welchen man auf gewisse Worte legen will; doch steht das Verbum meist am Ende des Satzes. Das Adjectiv kann vor od. hinter das Substantiv gesetzt werden, eben so verhält es sich mit der Stellung des Adverbium zu dem Verbum Die Negation wird nie von dem Verbum getrennt. Der Anfang des Vaterunsers lautet: Oycze nász któryś iest w niebieśiéch, swięc się imiętwoie; d. i. Vater unser, welcher ist in Himmeln, es heilige sich Name dein. Neueste Grammatiken: von Mrongovius, Danz. 1827, 3. Aufl.; Vater, Halle 1807; Bandtke, Bresl. 1808, u. Aufl. 1824; Mrozinski, Warsch. 1822; Poplinski, Lissa 1829; Linde, Warsch. 1814; Pohl, Bresl. 1834; C. W. Smith, Berl. 1845; J. P. Jordan, Lpz. 1845; Maczkowski, Krakau 1845; eine polnische Wortforschungslehre schrieb Szreniewa, Lemb. 1842, 2 Bde; über Prosodie Kreklikowski, Posen 1821; Wörterbücher: von Cnap, Krak. 1643, 2 Bde., Fol. u. ö.; Trotz (polnisch-französisch-deutsch), Lpz. 174264,3 Thle., u. Aufl. Bresl. 1831; Schwarz, Königsb. 1769; Kondratowitsch (polnisch-russisch), Petersb. 1775; Bandtke, Bresl. 1806; Linde, Warschau 1807-1814, 6 Bde., u. Aufl. 1855 f.; Mrongovius, Königsb. n.A. 1835; Trojanski, Posen 183546; Jordan, Lpz. 1845; Lukaszowski u. Mosbach, Berl. 1845; Liebkind, Warsch. 1855. Vgl. Kaulfuß, Über den Geist der Polnischen Sprache, Halle 1804.
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