[186] Tabakscollegium, Gesellschaft von 68 Personen, meist Ministern, Stabsoffizieren, Gelehrten, fremden, auch einzelnen Bürgern u. lustigen Personen, welche der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen in Berlin, Potsdam od. Wusterhausen fast täglich Abends um 5 Uhr um sich versammelte. Auch der Schullehrer von Wusterhausen war beständiges Mitglied. Die königlichen Prinzen erschienen stets zu Ende, um gute Nacht zusagen. Es wurde leichter holländischer Tabak aus kurzen holländischen thönernen Pfeifen dabei geraucht u. wer nicht rauchte, that dem König zu Gefallen wenigstens so. Das Getränk war Bier u. stand in weißen Krügen vor den Gästen, jeder bediente sich selbst. Nur etwas Butter, Brod u. Käse wurde herumgereicht. Selten gab der König warm zu essen. Man unterhielt sich über Zeitereignisse, Politik u. Kriegsgeschichten. Der Ton war frei, u. der König nahm selten etwas übel. Schach u. Dame waren erlaubt, Karten verboten. Der König spielte mit dem General von Flanß oft Toccategli. Gundling (s.d.) war bei dem T. die Zielscheibe des Witzes. Gesetz war, daß Niemand aufstehen durfte, wenn ein Anderer, selbst der König, eintrat. Als einst der Kronprinz in den Saal trat u. die Anwesenden sich erhoben, gerieth der König darüber dermaßen in Zorn, daß er wegging u. dem T. das Schloß verbot. So endigte das T., welches in der preußischen Geschichte deshalb von Wichtigkeit ist, weil sich hier der König zu manchem Entschluß bewegen ließ, wozu er auf anderem Wege nicht zu bewegen gewesen wäre. Daher waren die Unterredungen im T. auch Gegenstand der Nachrichten der fremden Gesandten an ihre Höfe. Eine Schilderung des T-s ist in der Biographie Gundlings in E. M. Öttingers Narrenalmanach für 1846 u. dramatisch in Karl Gutzkows Zopf u. Schwert enthalten.