1. Abendrôd gaud Wederbôd, Morgenrôd, dat et up der Aeren flôt (dass es auf der Erde floss). – Schambach.
2. Abendroth backt Brot.
3. Abendroth bringt gut Morgenbrot.
4. Abendröthe, Morgenschöne.
5. Abendröthe und Morgenröthe muten (kleiden, putzen) oft nicht überein.
6. Abendroth – Gut-Wetterbot.
Ein gerötheter, wolkenreiner Horizont am Abend ist meist der Vorbote eines schönen Tags.
7. Abendrôt is gôd, man Mörgenrôt gift Water in de Slôt (Graben). (Ostfries.) – Frommann, II, 389.
8. Abendroth, Morgen gôd. (Holst.)
9. Abendroth – morgen got, Morgenroth – pladdert got.
Der Wunsch, das Wetter vorausbestimmen zu können, ist ein uralter; daher begegnen wir allerorten einer Menge meist aus früher Zeit herrührender Regeln, denen aber dann alle Berechtigung abgesprochen werden muss, wenn sie auf Wochen, Monate und länger hinaus den Witterungsverlauf feststellen zu können vorgeben. (Ueber den Werth der Witterungsregeln vgl. Dr. O. Ule's Natur, 7. Jahrgang, 1858, S. 303.)
10. Abendroth, mörjen moje Wer (schön Wetter).
11. Abendroth und Morgenhell sind ein guter Reisegesell.
Engl.: The evening red and the morning grey, is a sign of a fair day (and sets forth the pilgrim on his way).
Lat.: Nocte rubens coelum cras indicat esse serenum.
12. Oab'nroat – d' Sun ei d' Schroat, Morgenroat – schmatzt ei's Koat. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 35.
13. Obetroth, Guetwetterbot. (Appenzell.)
14. Obetröthe, Guetwetterschöne. – Tobler.
15. Owendraud gut Wedder baut, Morgenraud den Owend de Bicke (Bach) flaut. (Waldeck.) – Firmenich, I, 326.
16. Roth Abend- und weisse Morgenröth, macht dass der Wandrer freudig geht.
zu1.
Die Böhmen behaupten das Gegentheil: Der Aufgang brennt, der Untergang löscht: Východ hoří, zapad hasí. – Ranní červánky jasno večerní déšt anamenají. (Čelakovsky, 439.)
Span.: Aurora ruvia, o viento o lluvia. (Čelakovsky, 439.)
zu5.
Dän.: Aftenröde og Morgenröde ere ec eens. (Prov. dan., 17; Bresemann, 5.)
zu7.
Schwed.: Aftonrodnad ger klar natt morgonrodnad en våt katt. (Im Monat Juni bei Westwinden.) (Strömbäck.) – Aftonrodnad'n gör fager nat, morgonrodnad'n – gör daggig hatt. (Strömbäck.)
zu10.
Avendrôt, Awendrôt, morgen moie wer. (Frommann, II, 389, 42.)
zu16.
Schwed.: Aftenröd och morgen grå vaskert väder gerna spå. (Strömbäck.) – Aftonrådo sköon morgen bådar. (Grubb, 8.)
[692] 17. Abenrôd, morgengôd, Morgenrôd bringt Water in den Sôt. (Holstein.) – Schütze, IV, 159; Diermissen, 93.
Hellrother Morgenhimmel verspricht den Brunnen Wasser am Tage.
18. Abendrodt, dem andern doch gut Wetter both, Morgenrodt den auwend an dem thune floth. – Petri, II.
19. Abendroth gibt en gut Morgenbrot. – Curtze, 361.
20. Abendroth, morgen Handschuh noth. (Steiermark.)
21. Abendroth – Morgenroth. – Austria, XXVI.
22. Abendroth, morgen Wind oder Koth. (Oesterr.)
23. Abendröthe bei West gibt dem Froste den Rest. – Payne, 37.
24. Avendrod mäckt Wedder god.
25. Injriad an Mârenriad kem eg altidj rauer ians. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 309.
Abendroth und Morgenroth kommen nicht immer überein. Auf Sylt: Ins'reil an Miärrensreil kum ek aaft aurjen.
Frz.: Rouge au soir, blanc au matin, c'est la journée du pélerin.
26. Owendreöt guet Weär bedeöt, Morgenreöt füllet den Peöl (Pfütze). (Lippstadt.) – Firmenich, I, 344, 3.
Dän.: Aftene röde, morgen godt veyr; morgenröde, aftenblöde. (Prov. dan., 17.)
Buchempfehlung
Der in einen Esel verwandelte Lucius erzählt von seinen Irrfahrten, die ihn in absonderliche erotische Abenteuer mit einfachen Zofen und vornehmen Mädchen stürzen. Er trifft auf grobe Sadisten und homoerotische Priester, auf Transvestiten und Flagellanten. Verfällt einer adeligen Sodomitin und landet schließlich aus Scham über die öffentliche Kopulation allein am Strand von Korinth wo ihm die Göttin Isis erscheint und seine Rückverwandlung betreibt. Der vielschichtige Roman parodiert die Homer'sche Odyssee in burlesk-komischer Art und Weise.
196 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro