1. Der Handschuh muss grösser sein als die Hand.
2. Die Handschuh decken Warzen zu.
»Die Wartzen an Händen missen d' Handschuhe verblenden.« (Sutor, 460.)
Lat.: Propter verrucas manuum porto chirothecas. (Sutor, 460.)
3. Ein guter Handschuh lacht über den Zorn der Nessel.
Dän.: Med handske kand man afluge neller. (Prov. dan., 271.)
4. Ein guter Handschuh zieht sich nach der Hand.
5. Eiserner Handschuh greift hart zu.
Zur Erinnerung der harten Strafhand der Gerechtigkeit über die Meineidigen wurde früher an einigen Orten bei Eidesleistungen ein eiserner Handschuh auf den Tisch gelegt. Auch bei den Ordalien der alten Deutschen kamen eiserne Handschuhe vor; der Priester weihte ein Feuer mit schrecklicher Beschwörung, worin ein Paar eiserne Handschuhe glühend gemacht wurden, die dann der Angeklagte anziehen musste. Er wurde für frei und unschuldig erklärt, wenn er seine Hände unverletzt wieder herausbrachte.
6. Handschuhe sind in der Stube am wärmsten. (Schles.)
Holl.: Bij het vuur zijn da handschoenen 't warmst. (Harrebomée, I, 283.)
7. Handschuhe und Mützen muss man nie zu eng machen.
8. Me mot de Hansken nit eher iutrecken, bis me se vull Eskenläuw steaken kann. (Büren.)
[335] 9. Mit eisernen Handschuhen muss man keine Gläser scheuern.
Holl.: Met ijzeren handschoenen moet men geene glazen wasschen. (Harrebomée, I, 283.)
10. Wann es einen Handschuh trägt, geht der Reichenauer über den See. – Eiselein, 564.
11. Was einer zum Handschuh denckt, da wird offt kaum ein Däumling drauss. – Petri, II, 594.
*12. Das kann man nicht ohne Handschuhe thun.
Es ist nicht so leicht; man kann (mag) es nicht geradezu angreifen.
Frz.: Cela ne se prend pas sana mitaine. (Leroux, II, 188.)
*13. Einem den Handschuh hinwerfen.
In den Ritterzeiten war bekanntlich das Hinwerfen eines Handschuhs das Zeichen einer Aufforderung zum Kampf. Frz.: Jeter le gant. (Lendroy, 816; Leroux, II, 120.)
Holl.: Hij werpt hem den handschoen tegen (toe). (Harrebomée, I, 283.)
*14. Er hat einen Handschuh bekommen.
Bei den alten Sachsen bezeichnete die Sendung eines Handschuhs eine Schenkung, Uebergabe, Zueignung. Wenn sich eine Stadt das Marktrecht vom Kaiser erbat, so sandte er ihr einen Handschuh zum Zeichen, dass ihre Bitte gewährt sei. Der Sachsenspiegel sagt: »Es darf niemand einen Markt aufrichten, es sei denn, dass der Kaiser auf die Stadt seinen rechten Handschuh sandte.« Der Handschuh war auch das Zeichen, dass der Kaiser den Anbau einer neuen Stadt erlaubt hatte. Im Sachsenspiegel heisst es: »Wo man neue Städte bauet, muss man da ein Kreuz setzen auf den Markt und des Königs Handschuh daranhängen, dass man sehe, das es des Königs Wille sei.« Durch den Handschuh wurde einer Stadt ebenso das Münzrecht ertheilt. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1806, S. 408.)
*15. Er hat seine Handschuhe davon nicht.
Er hat es nicht erfunden, von ihm kommt es nicht, er wird nicht belohnt werden. Man gebraucht diese Redensart von dem, welcher eine schon bekannte Neuigkeit bringt oder einen Rath gibt, den uns schon ein anderer zugesteckt hat. Es ist eine Anspielung auf einen alten Gebrauch, dem ein Paar Handschuhe zu überreichen welcher eine angenehme Botschaft brachte.
Frz.: Il n'en a pas les gants. (Lendroy, 814.)
*16. Er ist mit eisernen Handschuhen gefangen worden. #Aus Gegenden oder Zeiten, wo die Rekruten sich nicht stellten, sondern gejagt und gepresst wurden.
*17. Er ist wie ein umgekehrter Handschuh. (Nürtingen.) Ganz anders geworden.
*18. Er wartet auf einen Handschuh.
*19. Etwas mit eisernen Handschuhen anfassen.
Holl.: Iets met ijzeren handschoenen aantasten. (Harrebomée, I, 283.)
*20. Man muss ihn mit Handschuhen anfassen.
Es ist ihm schwer beizukommen, er lässt sich nicht so leicht lenken, man muss ihn geschickt anfassen.
*21. Ohne Handschuhe in die Nesseln greifen.
Frz.: Qui sans gant fait haye dit à la fois haye. (Leroux II, 309.)
*22. Seine Handschuhe sind leer.
Es fehlt ihm an Geld. In der Geschichte der Handschuhe fehlt es nicht an solchen, die mit Geld in Verbindung gebracht sind. Von Padulus, der an der Thür der bischöflichen Kirche zu Dürrheim begraben liegt und auf dem Grabe mit seinem Handschuh abgebildet ist, erzählt die Sage, dass er einen Handschuh besessen, aus welchem er, wenn er hineingriff, so viel Geld herausziehen konnte, als er bedurfte. – Die Stadt Königsberg in Preussen sandte früher ihrem Herzog zum Zeichen, dass sie ihn für ihren Herrn anerkenne, einen linken Handschuh mit 300 Pfennigen alten Geldes.
23. Denk, es soll ä Hansching waren, wärd küm a Deimling.
Von Grossprahlern, welche eine viel gepriesene und verheissene Arbeit gar nicht oder dürftig ausführen.
*24. A enger Handschuh und a weiter Schuah. (Neresheim.)
Buchempfehlung
Die schöne Böhmin Bozena steht als Magd in den Diensten eines wohlhabenden Weinhändlers und kümmert sich um dessen Tochter Rosa. Eine kleine Verfehlung hat tragische Folgen, die Bozena erhobenen Hauptes trägt.
162 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro