Brauchen

1. Brauch' du mich immerhin, weil (da) ich ganz der deine bin.

Wer sich einem andern ganz hingab, sagte bei den alten Griechen; Brauch' und besitze mich. (Erasm., 57.)


2. Brauch' es, weil du's hast!Eiselein, 91.

Lat.: Quod adest boni consule. (Philippi, II, 141.)


3. Brauch was gegenwertig ist, vnnd lass Gott das künfftige walten.Lehmann, 247, 27.


4. Brauche, was du sollst und gewarte, was Gott will.Pistor., IV, 86; Simrock, 1257.


5. Man braucht ihn wie den Teufel in Czenstochau.

Wenn jemand sehr ungelegen kommt.

Poln.: Potrzebny jak djabeł w Częstochowie. (Wurzbach I, 76.)


6. Man mût allens brûken, wotô et gôd is, sä(de) de Bûr, do trock (zog) he sick 'n Worm ût'n Môrs un bunn sik'n Schô damit to. (Holst.) – Hoefer, 163.


[450] 7. Mancher braucht einen neuen Menschen und kauft nur 'nen neuen Rock.


8. Was man nicht braucht, ist auch um einen Heller zu theuer.Simrock, 4538.

Lat.: Quod non opus est, asse carum est. (Wiegand, 1005.)


9. Was man nicht braucht, muss man nicht kaufen, sonst muss man verkaufen, was man braucht.Mayer, II, 7.


10. Wer weiss, wo man einander brauchen kann.Kirchhofer, 235.


11. Wer wenig braucht, kommt mit einem Gulden weit.


*12. A brauchts wî der Woan1 's fimfte Road. (Schles.) – Frommann, III, 244; Robinson, 109; Gomolcke, 1.

1) Wagen.


*13. Brauch' das, es ist kein besser Ding.Meisner, 57.

Hausmittel-Empfehlung.


*14. Er braucht ihn für einen Bauer. (Holst.)

Er hat ihn zum Besten.


*15. Er braucht's wie der Bettler die Goldwage.

Holl.: Dat is hem noodig, als eenem bedelaar het goudgewigt. (Harrebomée, I, 36.)


*16. Er braucht's wie der Blinde einen Spiegel.

Lat.: Quid caeco cum speculo. (Erasm., 247.)


*17. Er hod si (sich) braucht wie der Jackl im Todbett.Zaupser, 1239.

Er hat durchaus nicht darangewollt, er hat sich heftig widersetzt. Sich brauchen, mundartlich für ungestüm sein, viel Lärm machen.


*18. Er ist zu brauchen wie der Esel zum Laufen. (Ostpreuss.)


*19. Man braucht ihn, wie's Loch in der Brücke.

Von einem völlig Ueberflüssigen, Unnöthigen, im Wege Stehenden.


*20. Man kann's vor- und rückwärts brauchen wie die badenschen Würfel.


[451]

zu15.

Es ist mir so viel damit gedient, wie einem armen Manne mit der Goldwage. (Schuppius, III, 126.)


21. Der Eine braucht's, der Andere hat's, und deswegen führt man Krieg.


22. Man mutt Allens brûken, wo to et gôd is, sä de Bûr, do wischt' he sick mit sîner Frô ehr Schörte de Näs' af.Schröder, 107.


23. Was ich nicht brauchen kann, bekommt der arme Mann.

Poln.: Na tobie, niebože, co mnie niemože. (Čelakovský, 55.)


[1044] 24. Was me nid brucht, ist um en-n Chrüzer z' thür. (Luzern.)


25. Wenn du nichts brauchst, so geh zu deinen Freunden. (Brünn.)


26. Wenn man einen brauchen kann, so nimmt man ihn vom Galgen.Simrock, 2990.


27. Wer brauchen will weise Pflege, behalte alte Freund, vnd gebawete wege.Loci comm., 4.


28. Wo man ihn brauchen kann, ist er nicht da.

Lat.: Nocte lucidus, interdiu inutilis. (Philippi, II, 29.)


*29. Er hat si braucht, wie de Jude im Todtbett. (Baiern.) – Klein, 1, 62.

Er hat sich widersetzt, durchaus nicht daran gewollt.


*30. Man braucht's wie's tägliche Brot.Frischbier, I, 438.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Diderot, Denis

Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.

106 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon