1. Besser blind an den Augen, als blind am Gemüth. – Simrock, 1151.
2. Besser blind und furchtsam als unvorsichtig. – Sailer, 112.
3. Besser eine etwas Blinde, als eine viel zu Schöne. (Serb.)
4. Blind, alt und arm – dass Gott erbarm'. (S. ⇒ Alt 10 und ⇒ Arm 19.)
Holl.: Blind, arm en oud is een Joden-vloek. (Harrebomée, I, 61.) – Het is kwaad, oud en arm te zijn. (Harrebomée, I, 20.)
5. Blind sei das Weib, taub sei der Mann, soll Lieb' und Ehe lang bestahn. – Henisch, 419.
Die Frau soll nicht alles sehen wollen, was der Mann Fehlerhaftes thut oder was an ihm Mangelhaftes ist; der Mann soll nicht zu schnell zürnen u.s.w.
6. Der blind ist geborn vnd der das Gesicht hat verlohrn, kann einer dem andern nichts verweisen. – Lehmann, 97, 20.
7. Der muss rechtschaffen blind sein, der die Sonne nicht sieht. – Winckler, XV, 38.
8. Der müsste sehr blind sein, der nicht durch ein Sieb sehen könnte.
Engl.: He is blind enough, who sees not through the holes of a sieve.
9. Es ist jeder blind für seinen eigenen Buckel (Höcker).
Holl.: Iedereen is blind voor zijne eigene gebreken. (Harrebomée, I, 62.)
10. Keiner ist blinder, als der nicht sehen will. – Winckler, XVII, 87.
11. Sei nur blind, und es wird dir jeder Balken im Wege hängen.
12. We blenk1 es, demm könt2 et agen Ogen an. (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 141.
1) Blind.
2) Kommt.
Holl.: De blindt wordt, komt het eerst in de oogen. (Harrebomée, I, 61.)
13. Wenn blind und schel zusammenkommen, stossen sie einander übern Haufen. – Eiselein, 82.
14. Wenn einer blind werden soll (will), muss man ihm zuvor die Augen zuthun. – Henisch, 421.
15. Wer blind geboren ist, lernt nie ans Licht glauben.
16. Wer blind ist, der passt schlecht zu einem Sternseher.
Von Beamten, welche die Augen schliessen, oder denen, die selbst nicht sehen und andere beaufsichtigen sollen.
Lat.: Caeca speculatio. (Suidas.) (Erasm., 127.)
17. Wer blind werden will, muss mit den Augen anfangen.
18. Wer blindt ist, der isset viel Mucken. – Lehmann, 96, 2.
19. Wer sich nicht für blind hält, sehnt sich nicht nach Licht.
*20. Blind an Wänden gehen.
*21. Blind ankommen.
*22. Da kommst du blind.
*23. Der kommt blind von der Welt.
*24. Er geht blind darauf los wie ein ⇒ Hesse (s.d.).
*25. Er glaubt blind, wie ein Heide.
*26. Er ist blind und äugelt doch nach den Weibern. (Aegypt.)
Hergenommen von den Blicken, welche die Männer, wenn sie zu Kairo durch die Strassen gehen, nach den Fenstergittern werfen, hinter denen die Frauen sitzen.
*27. Er ist nicht blind, aber er sieht nicht.
Holl.: Hij is niet blind, maar zonder oogen. (Harrebomée, I, 62.)
[400] *28. Er ist so blind, als wär' er mit Schwindelhafer aufgefüttert.
Die alten Römer sagten von den Blödsichtigen und Blinden, sie lebten von Schwindelhafer (Solium), das Plinius unter die Getreideseuchen, wie Disteln und Unkraut, rechnet, und dem Ovid nachtheilige Wirkungen auf die Augen zuschreibt.
Lat.: Lolio victitant. (Plautus.) (Erasm., 125.)
*29. Er wird blind wie der Hengst im Spital.
*30. So blind als ein Maulwurff. – Henisch, 418; Bücking, 42.
Früher hielt man den Maulwurf irrigerweise für blind, weil man seine kleinen Augen nicht wahrnahm. Man traute ihm sogar kein Gehör zu, weil ihm das äussere Ohr fehlt.
Lat.: Caecior leberide. (Erasm., 127.) – Hypsea caecior. (Erasm., 126.) – Talpa caecior. (Erasm., 127.) – Tiresia caecior. (Erasm., 126.)
zu15.
Dän.: Blinder af bame-nave. (Prov. dan., 74.)
zu17.
Frz.: Celui qui veut devenir aveugle, il faut qu'il commence par les yeux. (Kritzinger.)
zu30.
»Dannethär auch das Sprichwort kommen ist, so einer wenig sieht oder von Sachen urtheilt: Er ist blinder dann ein Maulwurf.« (Forer, 107a.)
Holl.: Hij is zoo blind als eene kip (kauw-mol). (Harrebomée, I, 389b.)
31. Es ist befohlen, blind zu laden, sagte der Rekrut, als der Unteroffizier fragte, warum er beim Laden die Augen schliesse.
32. Was blind ist, das soll nicht sehen. – Petri, II, 587.
33. Wer blind is, hett et up de Ôgen. (Holstein.) – Schütze, IV, 318.
*34. Blind as 'n Ûl. – Danneil, 230.
*35. Blind wie eine Fledermaus.
»Das Sprichwort: Blind wie eine Fledermaus, wird durch Thatsachen nicht gerechtfertigt. Zwar sind die Augen der Fledermaus keine der grössten, allein sie entsprechen allen nothwendigen Zwecken. Das Thier kann aber, wie durch eine Reihe grausamer Versuche nachgewiesen ist, seinen Weg auch ohne Augen finden.« (Vgl. Breitrog, Naturgeschichte der Fledermäuse, Ausland, Augsburg 1871, Nr. 34.)
*36. Blind wie Pfarrers alte Henne. (Frankenwald.)
*37. En blend machen. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 67.
*38. He es so blend wie ennen Hass. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 400; für Strelitz: Firmenich, III, 73, 91; für Grafsch. Mark: Frommann, V, 58, 21.
*39. He es so blind as 'n Hen. (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 91.
*40. He îs so blind (freundlich) as hedd he in acht Dâg nix as Syrup äten. – Piening, 7.
*41. He is so blind as 'n Mull. (Ostfr.) – Eichwald, 1337; Frommann, V, 523, 561; Bueren, 673.
*42. Ich müsste wul blind sein, wenn ich dås nich sân selde. (Schles.) – Firmenich, III, 411, 424.
Buchempfehlung
Am Heiligen Abend des Jahres 820 führt eine Verschwörung am Hofe zu Konstantinopel zur Ermordung Kaiser Leos des Armeniers. Gryphius schildert in seinem dramatischen Erstling wie Michael Balbus, einst Vertrauter Leos, sich auf den Kaiserthron erhebt.
98 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro