1. Alle Zucht ist der Jugend zuwider.
Lat.: Nulla dulcis est infantiae disciplina prudens. (Seybold, 387.)
2. Besser späte Zucht, als gar keine.
Dän.: Bedre er gammel ave end ingen. (Prov. dan., 40.)
3. Böse Zucht bringt böse Frucht.
Schwed.: Illu tuchtat gjör illa luschtat. (Grubb, 380.)
4. Der ist zucht vnd viel ehren werdt, zu dem sich scham vnd tugend kehrt.
Lat.: Jure coronetur, quicunque pudore repletur. (Loci comm., 175.)
5. Deutsche Zucht geht vor in allen. (Walther.)
6. Die beste Zucht ist, die der Mensch sich selber thut. – Simrock, 12167; Siebenkees, 62.
Bei der besten Erziehung wird aus dem Menschen nichts, wenn er nicht den eignen Willen hat, sich zu einem nützlichen Mitgliede der Gesellschaft heranzubilden.
Lat.: Nobilis equus umbra virgae regitur. – Ignarus ne calcari quidem potest. (Sutor, 239; Seybold, 358.)
[610] 7. Die beste Zucht sind gute Worte und harte Strafe. – Simrock, 12165; Körte, 7165.
8. Die Zucht gleicht dem Vieh. – Henisch, 1640, 52; Petri, II, 152.
9. Eine gute Zucht ist besser, den beschrieben recht. – Henisch, 321, 67.
10. Es ist kain zucht mehr an der Herrn Höfe. – Agricola, II, 309.
11. Gute Zucht bringt Frucht. – Lehmann, 129, 5.
12. Gute Zucht, gute Frucht. – Venedey, 103; Sailer, 82; Körte, 7163.
13. Gute Zucht macht verständige Leute.
Schwed.: Tuchtan gjör förstand. (Grubb, 823.)
14. Gute Zucht verlangt nicht, dass man den Kindern die Arme breche. – Altmann VI, 464.
15. Halt stets in zucht die augen dein und wart der rechten zeit gar fein. – Spangenberg, 20.
Lat.: Oculis moderare. – Oportuni talem expecta.
16. In der Zucht muss die Natur in acht genommen werden, wohin die geneigt. – Lehmann, 129, 11.
17. Je eher die Zucht geschieht an den Kindern, je besser es ist. – Petri, II, 390.
18. Je eher (früher) die Zucht, je besser die Frucht. – Körte, 7166.
Holl.: Hoor der er ave er tugt, hvor der er fred er frugt. (Prov. dan., 40.)
19. Lerne zucht vnd gute sitten, so magst du kommen mit gross ehren geritten. – Henisch, 816, 32.
20. Ohn zucht ist ein fraw, wie ein geschmuckte saw. – Henisch, 1197, 66; Petri, II, 504.
21. Ohne Zucht bringt die Jugend keine Frucht.
Mhd.: Sô wizzet ouch ein dînc vär wâr daz âne zecht nieman wart tugende rîche. (Hardegger.) (Zingerle, 183.)
22. Schlaffe Zucht verderbt die Jugend.
Schwed.: Blödig tucht an gjör treska barn. (Grubb, 52.)
23. Strenge Zucht bethört die Jugend.
24. Strenge Zucht macht Narren klug.
Schwed.: Rijs gjör narren wijs. (Grubb, 689.)
25. Wenn Zucht vnd Scham vom Weib weg ist, so steckt nichts drin, denn Trug vnd List. – Petri, II, 677.
26. Wer in der Zucht der Natur lauff bricht, der muss hernach mit seinem schaden vmbkehren. – Lehmann, 129, 16.
27. Wer ohne Zucht aufwächst, stirbt ohne Ehre. – Bertram, 75.
28. Wer Zucht und Ehrbarkeit erkoren, der höret faule Schwätzer nicht; wer seine Ohr'n auf faul Geschwätze richt, der hat schon Zucht und Ehrbarkeit verloren. – Gerlach, 119.
29. Wer Zucht veracht, der ist ein Narr. – Petri, II, 784.
30. Wer zucht vnd lehr nicht nimmet an, muss zletzt den spott zum schaden han.
Lat.: Mens sine doctrina manet in te certa ruina. (Loci comm., 49.)
31. Wie die zucht, also die frucht. – Franck, II, 108a; Gruter, I, 85; Lehmann, 129, 3; Henisch, 1270, 25; Eyering, II, 476; III, 554; Schottel, 1125b; Petri, II, 788; Jähns, I, 115; Eiselein, 662; Simrock, 12162; Schmitz, 201, 247; Sutor 396; Venedey, 103; Körte, 7164.
32. Wo keine Zucht, da keine Furcht, sprach der Sigrist und schlug seine Heiligen herum. – Eiselein, 659.
Böhm.: Kde kázeň, tu stud a bázeň. – Kde není kázné, není báznĕ. – Kdo roste bez káznĕ, sstará se bez báznĕ. – Kdo se sstaral neboje se, ten živ bývá nestydĕ se. – Malá kázeň, malá bázeň. (Čelakovsky.)
Lat.: Debet adesse timor, vel perit omnis honor. (Eiselein, 659.)
33. Wo kein Zucht ist, da ist kein Ehr; wo kein Furcht ist, da ist kein Lehr. – Petri, II, 807; Simrock, 12166; Mayer, I, 104.
Mhd.: Ez ist ein alt gesprochen wort: zuht zieret manege man, gewalte heizt in her für gân. (Cato.) – Zuht êret wol den alten unt den jungen. (Br. Wernher.) – Zuht êrt ûf erde al zît man unde frouwen. (Colm.) – Zuht zieret frouwen unde man. (Renner.) – Ze kirche, [611] obe dem Hische und an dem tanze und in dem bade zuht zieret wol ze kranze, zuht zieret umbe und umbe wol, noch baz an den vier enden. (Colm.) (Zingerle, 184.)
34. Wo keine Zucht ist, da ist keine Furcht.
Böhm.: Kdĕ není kažnĕ, tam není báznĕ.
35. Wo nicht ist Zucht und Ehr, da ist keine Lieblichkeit mehr. – Fischart, Ehezuchtbüchlein.
Lat.: Laesa pudicitia est nulla reparabilis arte. (Seybold, 271.)
Schwed.: Der tucht är der ar heder. (Grubb, 150.)
36. Zu strenge Zucht macht die Kinder blöde.
Schwed.: Agan är god, när han är mättelig. (Grubb, 769.) – Blödig tuktan gör tredska barn. (Wensell, 10.) – Skarp aga gjör blödig barn. (Grubb, 722.)
37. Zucht bringt Frucht. – Winckler, X, 17; Parömiakon, 1941.
Holl.: Tucht baart vrucht. (Harrebomée, II, 347a.)
38. Zucht bringt zu Ehren. – Petri, II, 824.
Dän.: Avw föder äre, tugt og läre, bröd og läre. (Prov. dan., 40.)
39. Zucht, demuth und höflichkeit zieren mehr denn ein gulden Kleid. – Henisch, 676, 1.
40. Zucht der Jugend ist eine Anzeig der Tugend. – Simrock, 12168.
Lat.: Verecundia juventutis indicium est virtutis. (Philippi, II, 245.)
41. Zucht, Ehr' vnd Tugend ziert wol die Jugend; je länger man sie trägt, je besser sie eim ansteht. – Gruter, III, 120; Lehmann, 906, 33; Petri, II, 824.
Lat.: Integritas morum juvenem facit esse decorum. (Chaos, 723.)
42. Zucht, ehr vnd verstand hilfft den armen durchs land. – Henisch, 818, 15; Petri, II, 824.
43. Zucht einmal verlohren, ewig verlohren. – Henisch, 846, 6.
Lat.: Perdo animi sensus, nisi froenum carcere sensus. (Chaos, 990.)
44. Zucht ist das beste Heirathsgut. – Venedey, 101; Simrock, 12164; Körte, 7168.
45. Zucht ist der Schule Schmuck. – Gutzkow, III, 2, 875.
Ohne Zucht ist ohnehin keine wahre Bildung möglich.
46. Zucht ist der Weg zum Leben.
Mhd.: Zuht unde mâz swer diu zwei kan behalten biz an sîn ende, er mac in freuden alten. (Colm.) – Zuot ist bei freuden guot. (Lichtenstein.) – Zuht decket dicke swachen grunt, daz ist vil manegen wisen kunt. (Frauenlob.) (Zingerle, 184.)
47. Zucht ist dess Gemüths schmuck. – Lehmann, 129, 2.
48. Zucht ist ein Vorrath aller Tugend.
Lat.: Penu virtutis modestia est. (Seybold, 435.)
49. Zucht ist eine gesunde Arzenei, aber niemand nimmt sie gern ein.
Schwed.: Tuchtan är swär at påga. (Grubb, 824.)
50. Zucht ist junger Leute bester Schmuck. – Simrock, 12168.
51. Zucht und Ehrbarkeit leben am Hofe in Verfolgung wie die Lutheraner in Spanien. – Opel, 372.
52. Zucht und Lehr (Bildung, Kenntniss), gibt Brot und Ehr.
Schwed.: Tucht och lähra gjer brôd och ähra. (Grubb, 823.)
53. Zucht und Rath machen 's Hänslein gut.
Böhm.: Kázeň a dobrá metlička k dobrému vede Jenicka. (Čelakovsky, 409.)
54. Zucht und Tugend sind der beste Brautschatz.
55. Zucht vnd die augen zu feld schlagen, ziert frawen vnd junckfrawen mehr, dann silber, gold, oder Berlen. – Agricola II, 296.
56. Zucht vnd ehr ist der gröste schatz der junckfrawen. – Agricola II, 299.
57. Zucht vnd Tugend zieren (ehren) die jugend. – Lehmann, II, 275, 28.
Lat.: Decet verecundum esse adolescentem. (Plautus.) (Philippi, I, 111.)
58. Zucht vnnd Scham an einem Weib verbergen viel ander gebrechen. – Lehmann, 142, 41; 869, 4.
59. Zucht vnnd Scham kriegt die Kron. – Lehmann, 902, 22; Petri, II, 824; Gaal, 282.
[612] *60. Sich der Zucht unterziehen.
Lat.: Manum ferulae subduximus. (Juvenal.) (Philippi, I, 241; Hanzely, 117.)
*61. Sich in die Zucht schicken, wie die Sichel in die Messerscheide. – Parömiakon, 1609.
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