1. Am Ferkel wird oft gerochen, was die Sau verbrochen.
Lat.: Quod sus peccavit, succula saepe luit. (Sutor, 108.)
[981] 2. Ba der Fiärken viel sint, wärt de Drank dünne. (Iserlohn.) – Woeste, 67, 49.
3. Das Ferkel legt sich nieder, so man ihm an dem Bauche kratzt. – Eiselein, 166.
4. De Farken könnt nich lidn, watt de Mutte verschuldet hett. – Eichwald, 475.
5. Een schorfiget Farkel ward oft dat beste Schwîn. (Ostpreuss.) – Frischbier, 177.
Ein schorfiges Ferkel wird das beste Schwein.
6. Ein Ferkel von einem Monat und eine junge Gans von drei ist ein königlich Essen.
Holl.: Neem biggen van ééne maand, en eene gans van drie. (Harrebomée, I, 201.)
7. Ein reines Ferkel wird selten fett. – Winckler, II, 76.
8. Ferkel sind Ferkel, und zieht man ihm eine Chorkappe an, legt es sich doch in den Dreck. – Simrock, 2391.
Holl.: Men kan een varken geene reinheid leeren. (Harrebomée, II, 360.)
9. Friedlicher Ferkel haben viele Platz in Einem Stalle.
10. Ich bî hinte (heunte) nich wî a Farkel schloafen gegangen, sagte die Magd, 's hôt mich a Junggeselle geharzt. (Schles.) – Frommann, III, 417, 635.
11. Man kann dat Farken nig in Sak kôpen. (Holst.) – Schütze, I, 308.
Man muss beim Handel vorsichtig sein.
12. Man kann eher ein Ferkel am eingeseiften Schwanz halten, als einen Juristen am Jus.
13. Man muss das Ferkel nicht in der Tasche kaufen.
14. Me süht, dat en blend Ferken en Eikel fend. (Meurs.) – Firmenich, I, 403, 171.
15. Oft muss das Ferkel entgelten, was die Sau verdient.
16. Van Fickeln werd Süe (Säue), von Kinnern werd Lüe. (Büren.)
17. Viel Fiärken maket den Speil (Spülicht) dünne. (Soest.) – Firmenich, I, 348, 12.
Viel Ferkel machen den Trank dünne. (Körte, 1350.)
Viel Erben machen kleine Erbschaften.
Holl.: Daar de varkens veel zijn, valt de spoeling dun. (Harrebomée, II, 358.)
18. Wêne dat Fickeln eboen werd, de hâle den Sack up. (Hannover.) – Schambach, 197.
Wenn das Ferkel geboten wird, soll der Sack bereit sein. (Luther, 453; Simrock, 2389; Körte, 1349.) Wem die Gelegenheit kommt, der muss sie rasch ergreifen.
Holl.: Als men dat verken biet, sal die sac reet sijn. (Tunn., 5, 16.)
Lat.: Dum sus prebetur, tunc saccus promptificetur. – Saccus erit promptus, dum prebetur tibi porcus. (Fallersleben, 95.)
19. Wenn das Ferkel satt ist, stösst es den Trog um. – Simrock, 2392.
20. Wenn das Ferkel träumt, so träumt's von Träbern. – Simrock, 2390.
Holl.: Als dat varken droomt, zoo is't van draf. – Het varken droomt van een' drek. (Harrebomée, II, 359.)
Lat.: Somnia pro siliquis sus cernit quando quiescit. (Fallersleben, 110.)
21. Wenn Een 't Varkn ba'n ward, mutt de Sack apen stan. (S. 18.)
22. Wenn ein Ferkel reist nach Wien, kommt's zurück, so ist's ein Schwîn.
23. Wenn man das Ferkel auch einen Vogel nennt, es bleibt doch ein Schwein.
Holl.: Men mag een varken een vogeltje noemen, het is en blijft een zwijn. (Harrebomée, II, 360.)
24. Wenn man ein Ferkel anrührt, so schreit es.
Frz.: Qui touche le fan de la truie, tant soit petit, il grogne et crie. (Leroux, I, 133.)
25. Wenn man ein Ferkel beim Schwanz nimmt, so schreien sie alle.
Holl.: Trekt men één varken bij den staart, dan schreeuwen zij allen. (Harrebomée, II, 360; Bohn I, 339.)
26. Wer das Ferkel haben will, muss den Sack aufheben. – Eiselein, 166.
Lat.: Beneficium invito non datur. (Altdorf, 72; Binder II, 334; Seybold, 53.) – Officium ne collocaris in invitum. (Philippi, II, 63.)
27. Wer reine Ferkel finden will, der such' am ersten April.
Engl.: There are not sweet onions, nor white pigs.
[982] 28. Wie kommt's, sagte das Ferkel zu seiner Mutter, dass dein Rüssel so lang ist? Wart' nur, mein Kind, sagte sie, du kommst nach.
Die Neger in Surinam, um zu sagen: Wart' nur, es wird alles werden. Gut Ding will Weile haben u.s.w.
29. Wo der Ferkel viel sind, da ist das Gespül dünn. – Simrock, 2393.
*30. Das Ferkel im Sacke kaufen. – Frischbier, 177a.
*31. Ein blindes Ferkel hat eine Eichel gefunden.
Frz.: Ce n'est pas mal visé pour un borgne.
*32. Er wird das Ferkel wol waschen.
Holl.: Dat varken zal zich wel wasschen. (Harrebomée, II, 358.)
*33. Junge Ferkel an kêne âle. (Bolkenhain.)
Wenn die Erziehung verwaister Kinder vernachlässigt wird.
*34. Met fîsten Fearken locken. (Westf.)
Jemand beschwatzen.
*35. Sie hat die Ferken genommen und die Sau liegen lassen.
*36. Wat lopen de Färkes weer döör 't Korn! (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 36.
Was laufen die Schweine wieder durch das Korn! Um zu sagen: Was bist du wieder ausgelassen.
37. Aus einem Ferkel wird eine Sau. (Oberösterr.)
[1258] 38. Besser Ferkel ziehen als Kinder.
39. Ess musen dy ferklen engelten, wass dye save (saw) verpracht hatt. – Hofmann, 30, 46.
40. Mer soll de Ferke ken Ruse streuen. (Berndt.)
*41. Wenn man das ferckel blät, sol man den Sack zuhalten. – Luther's Werke, 14.
42. Wo sich Ferkel baden, kann man kein Trinkwasser schöpfen.
Die Armenier: Seit meine Kinder sich vermehrt haben, sagte das Schwein, kriege ich nirgends mehr reines Wasser zu trinken. (Ausland, 1871, S. 403.)
Buchempfehlung
Zwei weise Athener sind die Streitsucht in ihrer Stadt leid und wollen sich von einem Wiedehopf den Weg in die Emigration zu einem friedlichen Ort weisen lassen, doch keiner der Vorschläge findet ihr Gefallen. So entsteht die Idee eines Vogelstaates zwischen der Menschenwelt und dem Reich der Götter. Uraufgeführt während der Dionysien des Jahres 414 v. Chr. gelten »Die Vögel« aufgrund ihrer Geschlossenheit und der konsequenten Konzentration auf das Motiv der Suche nach einer besseren als dieser Welt als das kompositorisch herausragende Werk des attischen Komikers. »Eulen nach Athen tragen« und »Wolkenkuckucksheim« sind heute noch geläufige Redewendungen aus Aristophanes' Vögeln.
78 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro