Kragen

1. Am Kragen erkennt man den Mann. (Spindler, Der Jude, Stuttgart, 1838, II, 54.)


2. Behalt den Kragen warm, füll' nicht zu sehr den Darm, kom der Greten nicht zu nah, so wirst du langsam graw.Mathesy, 204.


3. Besser auf den Kragen als im Magen.Klix, 31.


4. Besser auf seinen (eigenen) Kragen sehen, als auf fremde.


5. Gib mir den Kragen, ich füll' dir den Magen.


6. Häng' nicht alles auf den Kragen, jag' nicht alles durch den Magen.


7. Krunkel (zerknittere) mi de Krage nich, ick bün van Jever.Bueren, 790; Kern, 49.

Also eine Städterin.


8. Man sieht wol auf den Kragen, aber nicht auf den Magen. (S. Arm 16.)

Aus diesem Grunde führen manche einen dürftigen Tisch, um sich besser zu kleiden.


9. Was kompt durch den Kragen, das gehet wol durch den Magen.Petri, II, 601.


10. Wenn's bis an den Kragen geht, werden alle fromm.


11. Wer bis an den Kragen in den Koth fällt, wie kann der einen Rockzipfel rein behalten.


*12. Das Seine durch Kragen und Magen lassen jagen.

Durch Wohlleben vergeuden oder durch Gastmähler u. dgl. verthun. »Hastu grosser Narr das deine sie (nämlich die Freude) durch den Kragen und Magen lasgen jagen«, z.B. bei Hochzeiten u.s.w.


*13. Dat geit em an'n Krâgen. (Mecklenburg.)

Holl.: Het zal hem zijnen besten kraag kosten. (Harrebomée, I, 445a.)


*14. Dat kostet em go den Kragen.Zeitschrift für Hamburgs Geschichte, II, 587, 41.


*15. Een bi'n Krag'n krig'n.Eichwald, 1118.


*16. Einem den Kragen herausmachen. (Rheinhessen.)

Ihm die Meinung derb, unverblümt sagen.


*17. Einem den spanischen Kragen wünschen. Eiselein, 391.

Eine Art Syphilis.


*18. Einem etwas am Kragen flicken.Frischbier2, 2159.

In dem Sinne wie: am Zeuge flicken.


*19. Einen beim Kragen fassen.Klix, 33.

Frz.: Prendre le lièvre au corps. (Lendroy, 912.)

Holl.: Iemand bij de lappen (lurven, den kraag, de mouw, de vodden) krijgen. (Harrebomée, II, 42a.) – Iemand bij den kraagk rijgen. (Harrebomée, I, 445a.)


*20. Einen rothen Kragen aufsetzen.

Auf Weisswein Rothwein trinken.


*21. Er verdient keinen andern Kragen als einen, den der Seiler dreht.Parämiakon, 2139.

Er ist galgenreif. (S. Seiler, Vogel und Wäsche.)


*22. Es geht ihm an den Kragen.Frischbier2, 2160.


*23. He hewt et dör den Kragen jaget. (Büren.)

Er hat's vertrunken.


*24. Ick krêg em bî'm Krâgen.Dähnert, 252b.

Ich bemächtige mich seiner.


*25. Ihr Krag' ist schön, den Hintern will ich nicht sehn.


*26. Mehr auf einen guten Kragen als auf einen vollen Magen achten (sehen).


*27. Mi deit Krâg un Mâg weh. (Mecklenburg.)


*28. Mit dem Kroagen gên.Schöpf, 338.

Um Gevatterschaft bitten und als Vater des Täuflings mit zur Kirche gehen; wahrscheinlich aus der Zeit, wo sich die Bauern bei feierlichen Anlässen noch der [1561] Halskrause beflissen. Vor kaum noch 200 Jahren trugen in Tirol auch Bauern statt des heutigen Seidenflors bei feierlichen Gelegenheiten eine Halskrause. (Vgl. Frommann, V, 373.)


*29. Mit'n Krâgen betâlen.Dähnert, 253a.

Mit dem Halse büssen.


*30. Nur krag ab mit dem lecker. (S. Galgen 89.) – Franck, II, 81a.


*31. Schlog' mir ofn Krogen, ich hob's im Mogen. (Jüd.-deutsch.) – Frischbier2, 2161.


*32. Schön ist ihr Krag' um den Hintern wie sie mag.Körte, 3513.


*33. Vom Kragen in den Magen.Wurzbach II, 317.

Wie von der Schnur (s.d.) leben.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870, Sp. 1561-1562.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:

Buchempfehlung

Gryphius, Andreas

Horribilicribrifax

Horribilicribrifax

Das 1663 erschienene Scherzspiel schildert verwickelte Liebeshändel und Verwechselungen voller Prahlerei und Feigheit um den Helden Don Horribilicribrifax von Donnerkeil auf Wüsthausen. Schließlich finden sich die Paare doch und Diener Florian freut sich: »Hochzeiten über Hochzeiten! Was werde ich Marcepan bekommen!«

74 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon