Rübezahl

* Das ist auch des Ruebzogls einer seiner Arbeither gewessen.

Dies Sprichwort ist in der Gegend von Goslar, wo Rübezahl der Sage nach Erz fördern liess, ehe er ins Riesengebirge auswanderte, gebräuchlich oder im Brauch gewesen. Es findet sich in einem umfangreichen, aus vier starken Foliobänden bestehenden handschriftlichen Werke, das den Titel führt: Ausführliche Beschreibung der gefürsteten Grafschaft Tyrol u.s.w. von Matthiam Burklechner, Weylande Erzfürstl. Geheimber Hof Canzler in ynns Prug, vom Jahre 1642. Die Orginalhandschrift (4 Theile in 12 Bänden) befindet sich im k.k. geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien, unter Nr. 454; eine Abschrift davon besitzt die dortige Hofbibliothek: unter Nr. 7886-7888, und eine andere hat das Ferdinandeum zu Innsbruck, wie die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien unter dem 19. Dec. 1872 mittheilt. Nach dem ersten Bande dieses Werks, der mir vorgelegen hat, wird erzählt, wie sich der bekannte Berggeist Rübezahl in der Gegend von Goslar befindet und dort Bergbau treibt. Wie in unsern Tagen die Bergwerksbesitzer viel Verdruss mit ihren Arbeitern haben, so scheint es auch dem Berggeist, der dort nach der Handschrift Ruebzogl heisst, ergangen zu sein. Als seine Geduld erschöpft war, und sie es ihm wieder einmal gar zu arg machten, liess er das Bergwerk zusammenstürzen und verliess die Gegend. Nachdem alle diese Vorgänge erzählt sind, heisst es in der Handschrift wörtlich: »obbemelten Knappen, so sich was wenigs verhindert (sich beim Heraussteigen aus dem von Ruebzogl verschütteten Schacht verspätet) hat der Perg den einen Fuess abgeschlagen, und die Pergleith dasselbsten noch heintiges Tag's das Sprichworth haben, wenn sie einen Knappen sehen, der da hinkht oder ein Fuss hat: siehe, das ist auch des Ruebzogls einer seiner Arbeither gewessen.« Darüber, warum der Berggeist im Harz Rübezagel und im Riesengebirge Rübezahl heisst und ob »zahl« blos verderbt aus »zagel« ist, mögen die Gelehrten entscheiden. Bemerken will ich nur noch, dass in andern Wörtern Zagel hier wirklich zal oder zoil gesprochen wird, z.B. Katzenzal statt Katzenzagel.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873, Sp. 1751.
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