* De liif ön de träteinst Raatmann. – Hansen, 18.
»Dann glaube an den dreizehnten Rathmann.« In den altnordischen und altdeutschen Volksgerichten fällten zwölf freigewählte sogenannte Rathmänner die Urtheile nach selbstgewählten Volksgesetzen (Willküren) über Verbrechen der Verklagten, die vor ihr Forum gestellt wurden. Mit dem dreizehnten Rathmann hat es aber folgende Bewandtniss. Als Karl der Grosse zu den Friesen kam, befahl er ihnen Willküren (neue Rechte) zu machen. Die Friesen erwiderten, dass sie für diesen Zweck erst Rathsleute wählen müssten. »Thut das«, sagte Karl, »und kommt nach zwei Tagen wieder.« Die Friesen wählten zwölf Rathmänner, denen der König aufgab, dem Volke Willküren zu machen, wozu er ihnen fünf Tage bewilligte. Als die Zeit um war, kamen sie wieder und erklärten dem Könige, sie könnten keine neuen Willküren machen, sie wollten bei ihren alten Rechten bleiben. Darüber ward der König sehr zornig und rief: »Ich lasse euch dreierlei Küren, darin sollt ihr wählen: Entweder ihr sollt Sklaven oder enthauptet werden, oder ihr sollt in ein Schiff gesetzt werden, das ohne Segel oder Ruder mit der Ebbe das Seethor hinaustreibt.« Die friesischen [1490] zwölf Rathmänner wählten das letzte und trieben auf den Schiffen aus in die See, dass sie kein Land mehr sehen konnten. Da wurde ihnen übel zu Muthe. Einer von ihnen sagte: »Ich habe gehört, dass unser Herrgott, als er auf Erden wohnte, zwölf Apostel hatte und selbst der dreizehnte unter ihnen war, dass er ihnen sagte, was sie thun sollten und ihnen half, wenn sie in Verlegenheit oder Noth waren. Lasst uns ihn bitten, dass er uns wieder ans Land und zu unserm Recht helfe«, was sofort geschah. Als sie zurücksahen, sass Jesus am Steuerruder und steuerte gegen Wind und Strom dem Vaterlande zu. So kamen sie glücklich heim. Sie setzten sich in einen Kreis, und der dreizehnte in der Mitte sagte ihnen, welche Rechte sie wählen sollten. Sie thaten, wie er gerathen hatte; und er war verschwunden. Als sie zum Könige kamen, wunderte er sich, dass sie noch am Leben waren. Sie sagten ihm, dass sie jetzt neue Willküren machen konnten, womit der König zufrieden war. Nun beschlossen sie 17 Willküren und 24 Rechte für die Friesen. Der König war so froh darüber, dass er befahl, sie sollten frei bleiben und ihre Rechte sollten gelten bis zum jüngsten Tage. – Darum in grosser Noth halte dich an den dreizehnten Rathmann, das ist Gott selber. (Hansen, 20.)