1. Alles kann me usen léiwen Hergott anvertruggen, man kéine Déirens (Mädchen) un kéin dréug (trocken) Heu. (Sauerland.)
2. Åsen Härgot af der Zang, den Déiwel an der Lang. – Schuster, 708.
3. Åser Härgod äs em jêde Mâdchen en Mân oders tousend (hangdert) Gälde schäldig. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 351.
4. Åser Härgod äss schtark uch än de Schwachen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 605.
5. Åser Härgot äss rieh, hie git uch den Uormen. – Schuster, 616.
6. Åser Härgot fält nit mät der Dîr än't Houss. – Schuster, 611.
7. Åser Härgot git de Wäinchter, woa de Likt det ha hunt. – Schuster, 36.
[585] 8. Åser Härgot huot fir är vil ze sorgen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 614.
9. Åser Härgot kâ Nîmesten en Extra-Wurscht brôden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 756.
10. Åser Härgot kit net äinjde mät dem Danerwäder. – Schuster, 631.
11. Åser Härgot let sich nit schpôten. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 605.
12. Åser Härgot schlît nit met dem Kläpel. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 610.
13. Åser Härgot sorcht fir de uormen Wîsen (Waisen). – Schuster, 615.
14. Au der Herrgott kann's nid alle recht mache. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 27; Eiselein, 305; Seybold, 337.
Böhm.: Ani bůh nemůz všechnĕm vyhovĕti. – Ani pán bůh se všem nezachová. (Čelakovský, 286.)
Poln.: Pan bóg ludziom niedogodzi, a cóż człowiek. (Čelakovský, 286.)
15. Bann ons onser Harrgott d'n Täluh (Tagelohn) beschert, so lässt es net Nacht war. (Henneberg.)
16. Bann onser Harrgott 'n Narr'n ha (haben) will, so macht e' sich en Schneider. (Hennegau.) – Frommann, II, 409, 76.
17. Biän (wen) uese Hiärguot well strafen am Liwe, diäm giet he 'n Kuok arr 'ne Kamerjuffer taum Wiwe. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 186, 48; Woeste, 72, 173.
18. Da unser Herr Gott dem Noah erlaubt, fleisch vnd fisch zu essen, beschert er jhm auch einen guten Dawtrunck dazu. – Petri, II, 71.
19. De léiwe Hergod is den Dummen ör Vormund. – Schambach, I, 253.
20. De léiwe Hergod let de Böäme nich tau hach wassen, damee se nich in den Himmel wasset. (Hannover.) – Schambach, I, 140.
Gott wehrt dem Uebermuthe.
21. De léiwe Herrgott lâtt de Nütte wol wassen, owwer knappet se us nit. (Sauerland.)
22. Déi uese Heargoed teikent heat, dueget nit viel. (Büren.)
Das Vorurtheil nennt die, welche mit einem ungewöhnlichen körperlichen Gebrechen behaftet sind, von Gott Gezeichnete; ihr sittlicher Werth richtet sich aber, wie bei allen andern Menschen, lediglich nach ihren Handlungen. (S. ⇒ Gott 1883 und ⇒ Hüten.)
23. Der Herrgott thut nüd, er weiss worum. (Luzern.)
24. Der Herrgott und die liebe Sonne können nichts, wenn der Föhn nicht kommt.
Der Föhn wird in den westlichen Cantonen der Schweiz, sowie in Bünden selten zum Sturm und ist im Frühjahr fast überall sehr willkommen. Die Wärme, die er dann mitbringt, wirkt noch nicht erschlaffend, und dennoch ist ihre Wirkung auf das Schmelzen des Schnees und das Hervorlocken der Vegetation wirklich überraschend. Das obige Sprichwort bezeichnet nun diese günstige Wirkung des Föhns in der Centralschweiz. (Vgl. Gartenlaube, 1863, Nr. 14, S. 214.)
25. Diér âlt Härrgott lieft nach. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 604.
Wie Wodan und alle Götterväter wird Gott von dem Volke als alter Mann gedacht.
26. Et biéden är vil za äsem Härgot. – Schuster, 630a.
27. Et huod es guor în Härgot gemacht. – Schuster, 1118.
28. Et wuorden är vil aw äsen Härgot. – Schuster, 630b.
29. Etliche reden von unsers Hergotts Sachen, wie ein Schuster vom Leder. – Facetiae facetiorum.
30. Früst uese Heargoed im Grâwe (Charfreitag), dann früst et nau vertig Dage. (Büren.) – Firmenich, I, 361, 5.
31. Geht in vnsers HErrn Gottes Küchen, da ist vor jederman gekocht vnnd angericht. – Lehmann, 533, 8.
32. Gerechter Herrgott, wie schnell bist du, sagte jener Bauernbube, als er statt eines Crucifix [586] eine Fuchsfalle küsste, die ihm halb die Nase wegschlug.
»Eine fromme Mutter aus Balderschwang (Altbaiern) hatte ihr Söhnlein ermahnt, vor jedem Crucifix die Kappe zu ziehen und dasselbe auch womöglich zu küssen. Der Bube sah auf dem Felde ein eisernes Ding wie ein Crucifix und warf sich andächtig zum Kusse nieder. Es war aber eine Fuchsfalle, sie schlug zu und nahm dem Andächtigen die halbe Nase weg, der dann in obigen Ausruf ausbrach.« (Riehl, Land und Leute.)
33. Giwt use Herrgott Jungens, giwt he ôk Bücksen (Hosen). (Oldenburg.) – Goldschmidt, 52.
34. Herr Gott von Luxheim, welch ein lustig Leben ist's in der Stadt, wo täglich verkehrte Streich geschehen. – Eiselein, 104.
35. Hät mich Härgod en Bâflîschmad gemâcht? sot der Zegun. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 247.
36. Käm unser Herrgott jetzt auf Erden, er müsste erst ein Schüler werden. – Munrer, Schelm.
37. Kan vnser Herr Gott regnen, so konnen die reichen (oder Bauern) auff steltzen gehn. – Gruter, I, 52; Petri, II, 413; Simrock, 8304; Körte, 2362.
Aber er kann auch zuweilen so regnen, dass sie mit den Stelzen nicht fortkommen.
38. Lieber Herrgott, sagte der Tiroler, du hast mich erschaffen, du musst mich ernähren; gib mir die Woche drei Gulden, ich will dich nicht weiter beschweren.
39. Lieber Herrgott, sprach der Bauer, als man ihm die Orden im Reiche zählte, mach' mir nit zu viel Heilige, sondern erlöse uns von dem Uebel. – Klosterspiegel, 45, 22.
40. Machets vnser HERR Gott weis1, so wollen wir Schwartz haben; macht ers Schwartz, so wollen wirs weis. – Pauli, Postilla, II, 391a.
1) »Als das Sprichwort lautet.«
41. Man muss dem lieben Herrgott helfen, gutes Korn zu machen.
J. Venedey, Abgeordneter für Hessen-Homburg, als Gedenkblatt in der Paulskirche im August 1848. Das Blatt befindet sich in der Autographensammlung, die aus dem Nachlass des Generals von Radowitz an die königliche Bibliothek in Berlin übergegangen ist.
42. Man muss unserm Herrgott nicht so hart in den Bart greiffen. – Luther's Tischr., 433.
Ihm nicht zu nahe treten, ihn nicht beleidigen.
43. Man muss vnserm Herrengott nicht vorgreiffen. Henisch, 1709, 30.
44. Man mutt uns Herrgott ni in't Handwerk fuschen. (Rendsburg.)
45. Man sol vnsern Herr Gott in seinen dienern zufrieden lassen. – Henisch, 700, 40.
46. Man soll mit unserm Herrgott fürlieb nehmen. – Sailer, 219; Simrock, 3964.
47. Mät âsem Härgot let eich ned schpâsen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 620.
48. Mer kann ongsem Herrgott nex wîs mâche. (Bedburg.)
49. Mer kann ongsen Herrgott vill avbedden, evver nex avnemmen. (Bedburg.)
50. Mit unserm Herrgott ist nicht gut scherzen.
Lat.: In annulo imaginem Dei ne circum feras. (Seybold, 234.)
51. Nor âser Härgot verlet dich näkest. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 613.
52. Ongse Herrgott liest ene senken, evver net verdrenken. (Bedburg.)
53. Ongsen Herrgott hät allerhand Kossgänger. (Bedburg.)
54. Ongsen Herrgott rich' lang, evver hä strof strang. (Bedburg.)
55. Onser Herrgott hoat der Gähs den Schwânz nett ze lânk lass wass. (Henneberg.)
56. Osen Herrgott recht wall, effel he sprecht net. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 113.
57. Osen Herrjott hat allerhand Kosjänger. (Gladbach.) – Firmenich, III, 516, 31.
Um zu sagen: Es muss auch solche Käuze geben.
Holl.: Onze Lieve Heer heeft toch wonderlijke kostgangers. (Harrebomée, I, 293.)
[587] 58. Sitze fest, lieber Herrgott, sagte Peter, sonst nimmt dir Rudolf deinen Stuhl auch noch.
Der Bischof Petrus von Basel hatte viel Streit mit seinem Nachbar, dem Grafen Rudolf von Habsburg, der immer mehr Land und Leute an sich brachte. Als nun der vom Grafen Rudolf belagerte Bischof Peter dazu vernahm, dass der Graf auch noch zum römimischen Kaiser erwählt worden sei, machte er seinem Herzen durch die obigen Worte Luft. (Vgl. Zinkgref, I, 8.)
59. So lang der Hergot nimmt, so nim ig au. (Solothurn.) – Schild, 62, 72.
Sagen Witwer oder Witwen, die wieder heirathen wollen.
60. So lang d'r Herrgott läbt, wird der Tüüfl nid Meist'r. (Bern.) – Zyro, 82.
61. Uese Heargoed giewt de Källe (Kälte) noa den Kleiern. (Büren.)
62. Uese Heargoed héad den Dumen (Daumen) dermanke steaken. (Büren.)
Er hat geholfen, Gedeihen gegeben.
63. Uese Heargoed heat niggelicke1 Kostgängers. (Büren.)
1) Wörtlich: neuliche, hier: sonderbare.
Mir wird berichtigend bemerkt: nîgelich wäre allerdings wol hochdeutsch neulich, bedeute plattdeutsch aber immer entweder neugierig oder (passiv) worauf man neugierig sein kann. »Neulich«, in dem Sinne von »jüngst«, bedeute es nie.
64. Uese Heargoed hêt nich Heärmen; hei hât leiwe Herre, un wêt woel totegrîpen. (Büren.)
Sinn: Gott übt nicht lauter Güte aus, er straft auch, er weiss wohl zuzugreifen. Man meint, dass hier Hearmen (wie Himmäneken, s. ⇒ Zeit) der alte heidnische Gott Hirmin, Irmin sei, dessen Cultus namentlich in Westfalen stattfand. Der bekannte Reim: »Hearmen, sloa dearmen; sloa Piypen, sloa Trummen, de Kaiser will kuemen mit Hamen un Tangen, will Hearmen uphangen«, der überall in Westfalen gehört wird, ist wol irrig auf Arminius und den römischen Kaiser gedeutet. J. Grimm (Deutsche Mythologie, 211) findet eine Tradition aus der Zeit, wo Karl der Grosse die Irmensäule zerstörte, nicht unwahrscheinlich. Die in Firmenich's Germaniens Völkerstimmen mitgetheilten Reime sind nur zum Theil echt; unecht sind namentlich diejenigen, die von Varus u.s.w. sprechen. (S. ⇒ Hermann 1.)
65. Uese Heargoed is aller Gecke Vormund. (Büren.)
66. Uese Heargoed lätt viele jung weren, ower weinig upkuemen. (Büren.)
67. Uese Heärguoad harre minem Vâr glückelk düar de Mürte (März) holpen, doa hualere 'ne der Döüwel nog im April, har de Junge saght. (Halver in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 257, 77.
Unser Herrgott hatte meinen Vater glücklich durch den März geholfen, da holte ihn der Teufel noch im April.
68. Uese Heärguoad heäd de Weld in säis (sechs) Dâgen mâked, se es der ok noa woaren, hedde de Bûr saght, doa hadde sik den Beärgh 'rop kweäled. (Hagen.) – Frommann, III, 258, 86.
Der Bauer meinte, wenn der Schöpfer etwas länger daran gearbeitet hätte, so würde sie wol ebener ausgefallen sein.
69. Uese Hiärgott ricket (rechnet), wo héi nicht sprîcket (spricht). (Soest.)
70. Uese Hiärguoad wäit alles, oawer min Vuegelnest wäit 'e nit; dat sittet im Doarenbuske (Dornbusch), sach de Junge. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 55, 28.
71. Uese Hiärguot hiät delunge met 'ne hoallen. (Iserlohn.) – Woeste, 83, 47.
Bei einem Sterbefall.
72. Uese Hiärguot hiät so wuol gegiewen as ungegiewen. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 70, 127.
73. Uese Hiärguot stü'ert de Böme, datt se nitt in'n Hiemel wasset. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 69, 105.
74. Uese Hiärguot verlätt kainen Dütsken, wann he men en bietken Latin verstet. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 186, 34; Woeste, 67, 55; hochdeutsch bei Reinsberg V, 58.
75. Um äinjt, dô âser Härget wäinjkt. – Schuster, 628.
Zuletzt, am Ende, wenn unser Herrgott winkt.
76. Unner Herrgott hat 'n Flachs so gern wie 's Garn. (Franken.)
Zu einer fleissigen Spinnerin, die zu spinnen aufhören soll.
[588] 77. Unner Herrgott hot allerlä Kostgänger. (Harz.) – Lohrengel, II, 478.
78. Unner Herrgott lässt die Leut' frieren, darnach sie die Kleider anhaben. (Franken.)
79. Uns Herrgott is de beste Mann. (Rendsburg.)
80. Uns' Herrgott ist kên Kûlnsläg'r, he iss'n Naodräg'r. – Daneil, 205.
Gott schlägt zwar nicht gleich mit Keulen drein, aber er straft endlich doch.
81. Uns Herrgott kikt (sieht) ni nä'n (nach dem) Rock. (Rendsburg.)
82. Unse Herrgott dêlt sine Gaben wunderbar, den Enen gift he Land und Sand, den annern en Knüppel in de Hand, und knurrt und brummt man dawedder mal, so smitt he ên' Graben hendal. – Diermissen, 202.
83. Unse Herrgott hat verschedene Brotranzels up de Welt. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.
84. Unse Herrgott is kên Bedrêger. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.
85. Unse Herrgott is kên Richter tor Stünn'. (Holst.) – Schütze, II, 59.
Der weltgeschichtliche Gerichtsact verzieht sich oft, aber er kommt sicher.
Poln.: Pan Bóg nierychliwy ale pamiętliwy. (Lompa, 27.)
86. Unse Herrgott is wunderbar; ut en Ossen (Ochsen) makt he en Karkenswâr (Kirchgeschworenen, Kirchenrath). (Holst.) – Schütze, IV, 386.
87. Unse Herrgott will ok kîne Karren bî sick hebben, sagte der Bauer, als man ihn bedauerte, dass ihm ein kluger Knabe gestorben sei. (Oldenburg.)
88. Unser Harjet ist a gleicher Schatchen1. (Jüd.-deutsch. Hechingen.)
1) Kuppler, d.h. er fügt gleichartige Personen zusammen.
89. Unser Harjett borgt lang. – Tendlau, 938.
90. Unser Harjett guckt lange zu. – Tendlau, 938.
91. Unser Harjett hot e Narrenhaus. – Tendlau, 703.
Jeder Mensch hat seine Thorheit, sein Steckenpferd.
Engl.: No man is always a fool, but every man sometimes.
92. Unser Harjett is der beschte Roofe (Arzt). – Tendlau, 945.
93. Unser Harjett schickt stäts die Rephue (Arznei) vor der Macke (dem Schlage). – Tendlau, 946.
Noch ehe ein unglückliches Ereigniss eintritt, ist für Linderung und Heilung vorgesehen.
94. Unser Herrgott hat allerlei (schnurrige, wunderliche) Kostgänger zwischen Himmel und Erde. – Eiselein, 304; Simrock, 3986.
Um zu sagen: Es gibt doch seltsame Menschen in der Welt.
95. unser Herrgott hat den Schweinen keine Hörner gegeben, sie stiessen einander die Augen aus.
Poln.: Nie dał Pan Bóg świni rogów, boby nie mi bardzo bodła. (Lompa, 25.)
96. Unser Herrgott hat noch viel mehr als er je verschenkt hat.
Poln.: Jeszcze Pan Bóg więcéj ma, jak rozdał. (Lompa, 14.)
97. Unser HErr Gott ist bissweilen der Narren Vormund. – Coler, 1030b.
98. Unser Herr Gott ist der trewe Eckart. – Mathesius, Postilla, CCXVb.
99. Unser Herrgott kann es nicht allen recht machen. – Simrock, 4672.
100. Unser Herrgott lässt der Sau den Schweif nicht länger wachsen, als sie ihn ertragen kann. (Niederösterreich.)
101. Unser Herrgott lässt sein Bescheren nicht.
Sagt der Holsteiner, wenn ihm unerwartete Hülfe zutheil wird.
102. Unser Herrgott macht viel Narren, aber wenig macht er klug. – Sprichwörterlese, S. 157.
Dies Sprichwort soll Philipp Melanchthon's Verlesungen entlehnt sein, die einer seiner Schüler, Johann Major zu Wittenberg, in der Form eines nachgeschriebenen Heftes herausgegeben hat. Aus diesem hat Sandvoss als Anhang II seiner Sprichwörterlese (S. 152-159) eine Anzahl der von Melanchthon gebrauchten Sprichwörter, zu denen das obige gehört, mitgetheilt.
[589] 103. Unser Herrgott macht's1 wie die Weissgerber2, die ein gutes und schlechtes Fell zusammenbinden. (Altenburg.)
1) Namentlich mit den Eheleuten.
2) Wenn sie zwei Felle verkaufen.
104. Unser Herrgott muss in der That allwissend (allmächtig) sein, wenn er das versteht, sagte ein Bauer, als er die Mönche im Chore hörte. – Klosterspiegel, 29, 11.
105. Unser Herr Gott muss seinen Himmel mit Kindern vnd albernen füllen. – Petri, I, 85; Schottel, 1144a.
106. Unser Herr Gott pflegt die Epikurer und Mastsewe zu mesten in diesem Leben zur Schlachtbanck. – Luther's Tischr., 251b.
107. Unser Herrgott richtet viel Handwerke auf einmal aus; ohne Menschenhülfe pflüget, säet, erntet, drischt, mahlet und backet er. – Sailer, 229.
108. Unser Herrgott schütz mich allezeit vor henkerischer Barmherzigkeit, wie vor der Bader Schienen, vor Zahnschmerz und vor Weiberstreit und vor der Advocaten dienen, vor Waldheim und dem Lazareth und auch vor jedem Blatt, wo Sola und Laus Deo steht.
109. Unser Herrgott wäre gut, holte nur der Teufel die Apostel einen Theil weg.
110. Unser Herrgott weiss, warum er den Fröschen keine Zähne gegeben.
111. Unser Herrgott weiss, was er thut; er hat keine Frösche gemacht mit Zähnen.
It.: Domeneddio seppe quel che fece, a non farci denti alle rane. (Gaal, 1804.)
112. Unser Herrgott weiss wohl, warum er der Gais de Schwanz nidd het wachse lon. (Strasburg.) – Firmenich, II, 527.
113. Unser Herrgott will nicht, dass Wyssbrot (Weissbrot) uff de Bäum wachse. (Strasburg.) – Firmenich, II, 527; hochdeutsch bei Simrock, 4673.
114. Unser Herrgott wirft seine Gnade nicht in die Grabschen.
Holl.: Meen jij, dat onze Lieve Heer zijne genade te grabbel gooit, zei de pastoor. (Harrebomée, I, 293.)
115. Unser lieber Herrgott hat viel Spielleut' und Musikanten. – Simrock, 3988.
116. Unserm Herrgott muss man ein Licht anzünden und dem Teufel zwei.
In Nürnberg, wo sich der Magistrat zu Ende des 17. Jahrhunderts auf eine alle Begriffe überschreitende Weise verhasst gemacht hatte, sagten die Aeltern zu ihren Kindern: »Wenn ihr bei einer Kirche vorbeigeht, so betet ein Vaterunser; kommt ihr beim Rathhause vorbei, so betet zwei.« Manche machten Jahre hindurch Umwege, um nicht beim Rathhause vorbeizugehen, indem sie sagten: »Es ist besser den Galgen als unser Rathhaus sehen.« (Vgl. Annalen der leidenden Menschheit, 1799, Hft. 1, S. 51.)
117. Unsers Herrgotts Fuhrwerk geht langsam und wohl. – Sailer, 53; Simrock, 2910.
118. Use Heargoed stugget1 de Bäume, dat se nit in den Himmel wasset. (Büren.)
1) Stuggen= stauen, steuern.
119. Use Heargoed verlätt keinen Düsken, wanne ment en Spierken1 Latin versteit. (Büren.)
1) Spi-er = ein Halm, ein wenig. – In Böhmen sagt man: Der Herrgott verlässt den Czechen nicht, wenn er sich selbst nicht aufgibt. (Reinsberg VI, 55.)
120. Ûse leiwe Hergod strâfet den einen sau gaud, as den andern. – Schambach, II, 384.
Um zu sagen, dass vor Gott kein Stand und Rang, überhaupt kein Unterschied der Person gelte.
121. Ûse lêwe Hergatt het us den Trechter unner der Niäsen nich vor nicks un wîer nicks e giewen. – Lyra, 42.
122. Ûse lêwe Hergatt vergitt nînen Düütsken, un wann he 'n nich ei'ken will, lät he 'ne pîtsken. (Osnabrück.) – Firmenich, III, 162, 7; Lyra, 112.
Gott vergisst keinen Deutschen, wenn er ihn nicht liebkosen kann, lässt er ihn peitschen.
[590] 123. Vnser Herr Got hat vil Mirakel gethon, Aber nye kaine Narren weiss gemacht. – Agricola II, 66.
124. Vnser Herrgott gibt einem bergmann sein fewrzeug, magneten vnd quadranten, das er auch vnter der Erden seine lichter vnd wegweiser hab vnd nicht irre fahr. – Henisch, 291, 51.
125. Vnser Herrgott hat ein brotkammer auffgeschlagen alsbald in der Schöpffung, die ist noch nicht ledig. – Henisch, 518, 67.
126. Vnser Herrgott ist der beste Artzt. – Petri, II, 561.
127. Vnser Herr Gott ist der rechte Kuchenmayster. – Petri, II, 561; Henisch, 1711, 36.
128. Vnser Herrgott ist der Thoren Vormund. – Latendorf II, 27.
129. Vnser Herr Gott ist ein guter Kauffmann vnd gnädiger Handler. – Henisch, 1711, 1.
»Er verkaufft vns Leben vmb Todt, Gerechtigkeit vmb Sünd, vnd legt dafür eine Kranckheit oder zwo eines Augenblicks lang zur zinss auff, zum zeugniss das ers wol wider gibt vnd lenger borget als die Fugger vnd Hendler auff Erden thun.« (Petri, I, 85.)
130. Vnser Herrgott ist viel billiger zu geben, denn wir sind zu bitten oder zu nemen. – Petri, I, 85.
131. Vnser Herrgott theilt seine Amptgaben auss, nit dass man sie im Schweisstüchlein behalten oder in die Erde vergraben sol, sondern dass man sie nützlich anwende. – Petri, II, 561.
132. Vnser Herrgott weisst allen Kindern rath, wenn ihrer gleich noch so vil weren. – Henisch, 1715, 37.
133. Vnser Herr Gott will sein willen vnd sein theil auch haben. – Henisch, 1713, 67.
134. Vnser Herrgott wird nicht so vbel an mir thun und ein Mörder an mir werden, sagte jener Kranke. – Latendorf II, 18.
135. Vnserm Herrgott ist gut der Kirchweih kauffen, er gedenckt lang vnd vergilt reichlich. – Petri, II, 562.
136. Vnserm Herr Gott ist nicht zu trawen, sagt jener Bawer, der samlet Hew am Sonntag. – Latendorf II, 27; Hoefer, 172; Simrock, 9599.
In Mecklenburg: Unsen Herrgott is nich tau truen, saggt jen Bur, un fährt sin Heu an'n Sünndag in. (Raabe, 23.)
137. Vnsers hergots esel sein vnd got mit gedult tragen, sigt wider alle feind. – Franck, I, 52a.
138. Vnsers Herregotts Wunder erben nicht, sind auch nicht vnser eigen. – Petri, II, 562.
139. Vnsers Herrn Gottes fuhrwerck geht langsam fort. – Petri, II, 562; Henisch, 1283, 49.
140. Was man vnserm Herr Gott nicht will geben, das gehet doch sonst zum Teuffei. – Petri, II, 604; Henisch, 1707, 43.
141. Was vnser Herr Gott nicht will, das führet der Teuffel heim. – Gruter, III, 100; Lehmann, II, 866, 93.
142. Wat onse Härrgott welt erhâln, dêt net verryfe nauch verkâln. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 128; für Seehausen: Firmenich, III, 123, 35.
Es kann weder durch Hitze noch durch Kälte zu Grunde gehen.
143. Weane uese Heargoed stroafen will am Liywe, deam giet'e ne Näggerske (Näherin) tom Wiywe. (Büren.)
144. Wen uese Herrgott Kinner gif, dem gif he auk Buxen. (Münster.) – Frommann, VI, 428, 101; Lyra, 56.
145. Wen unser Herrgott verderben will, den macht er zu einem Narren. (Wien.)
146. Wen use Herrgott strafen will am Léive, dem gib' héi eine Kammerjumfer oder eine Papenkok (Pfarrköchin) taum Wéive.
147. Wen use Herrgott strafen will am Lîeve, dem gift héi eine einzige Tochter taum Wîewe. (Sauerland.)
148. Wenn iuser Hergoat en Naar'n hebben will, säöu läöt heu den aulen Keerl dat Wuif sterben. [591] (Lippe.) – Firmenich, I, 271; für Franken: Frommann, VI, 321, 287.
In Siebenbürgen: Wun aser Härgot en Nare brôcht, se lêt a 'em âlde Mân de Frä schtärwen. (Schuster, 400.)
149. Wenn unser Herrgott die Ameise verderben will, so lässt er ihr die Flügel wachsen. – Burckhardt, 11.
Die plötzliche Erhebung eines Menschen in eine Stellung, der er in irgendeiner Hinsicht nicht gewachsen ist, führt zu seinem Verderben.
150. Wenn unser Herrgott die Bauern strafen will, so gibt er ihnen eine böse Obrigkeit.
151. Wenn unser Herrgott eine Thür zuschliesst, macht er eine andere auf.
Dän.: Lukker vor Herre en dør, saa lader han en anden op. (Prov. dan., 117.)
152. Wenn unser Herrgott einem begegnet, soll man ihn grüssen, und wenn er grüsst, danken. – Facetiae facetiorum.
153. Wenn unser Herr Gott einen grüsset, so sol er jm dancken. – Luther's Tischr., 196b.
154. Wenn unser Herrgott einen strafen will, so lässt er ihn zuvor blind werden. – Tendlau, 943.
Lat.: Quem Deus vult perdere, prius dementat. (Eiselein, 251.)
155. Wenn unser Herrgott nicht schwimmen könnt', die Pfaffen hätten ihn längst ertränkt.
»Sihe, wie war ist das alt Sprichwort, welchs ich vor viertzig Jahren ghort, wo man ein truncken Pfaffen sach, das bald der gemeine Pöfel sprach: Wenn vnser Herrgott nit könt schwimmen, so wer er langest kommen vmbe, vnd wer lengst vom Pfaffen ertrenckt, in jrem Bier vnd Wein versenkt.« (Waldis, IV, 31, 61.)
156. Wenn unser Herrgott nicht wäre, so wäre es niemand billiger als unser Graf.
Bezieht sich auf den würtembergischen Herzog, vormals Grafen Eberhard mit dem Barte (1445-96).
157. Wenn vnser Herr Gott sagt fiat, so sagt der Teuffel fuat. – Henisch, 1271, 1; Coler, 463b.
158. Wer unsers Herrgotts nur halb ist, der ist des Teufels ganz. – Opel, 390.
Denn die, welche weder kalt noch warm sind, will der Herr ausspeien aus seinem Munde.
159. Wîem âser Härgot gat wäl, diem let e uch de Isse kalwen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 619.
160. Wier huod äsen Härgod un der grîsser Zîn? (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 620.
161. Will unser Herrgott einen Narren, so macht er einen alten Mann zum Witwer. – Simrock, 216.
162. Wo vnser herr Gott ein Kirchen hyn bawet, da bawet der Teuffel auch ein wirtsshauss (Kapelle) daneben. – Agricola I, 23; Lehmann, II, 825, 7; für Köln: Firmenich, I, 474, 130.
In Bedburg: Wo ongsen Herrgott sich en Kirch baut, hät der Düfel glech se Kapellche. Die Kapelle möchte hingehen; oft baut er aber hohe Mauern um das Kirchlein, damit kein Licht mehr hinein kann und setzt vors Dachfenster noch einen weitarmigen Grossvaterstuhl, um auch den letzten Strahl abzuschneiden. – »Wo der gute Geschmack seine Standbilder aufsteckt, da pflanzt der Ungeschmack seine Fratzen daneben; die Thorheit holt ihre Copirmaschinen und Vervielfältigungsspiegel, damit auch Kinder und Narren sich erlustigen, und selbst den Bettelleuten vom ästhetischen Gastmahl etwas abfalle.«
Poln.: Gdzie Pan Bóg ma kościól, téź i djabeł swoję kaplicę (karezmę). (Lompa, 12.)
163. Wohl dem, der unsern Herrgott täglich und seinen Gutsherrn jährlich nur einmal sieht. (S. ⇒ Gott 2384.)
Dän.: Vel den som taler med vor herre hver dag, og med sit herskab kun engang om aaret. (Prov. dan., 281.)
164. Wun âser Härgot de Käinjt wül schtrôfe, git e 'n en Schtêfmoter. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 407.
*165. A stiehlt unserm Herrgott a Tag ob. – Robinson, 168.
Der Tagedieb.
*166. Da hat unser Herrgott das Maas verloren. (Troppau.)
Von einem ungewöhnlich grossen Menschen.
*167. Da ist unser Herrgott gerade nicht auf der Welt gewesen. (Troppau.)
[592] 168. De is uns Herrgott sin Nix (Holst.) – Schütze, II, 58.
Dieser Mensch ist eine Null in der Schöpfung. Auch sagt man es in Städten von übrigens guten und geschickten aber unbeamteten und unbemittelten Menschen.
*169. Dem Herrgott die Füss' abbeissen. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
Von denen, welche die Fusswundenmale des Crucifixes häufig küssen. Die Redensart wird aber selten gebraucht ohne Beimischung von Spott oder Mistrauen in die Echtheit der Frömmigkeit.
*170. Der Herrgott hat das Kind gepflückt.
So sagt man in Preussen bei dem frühen Tode eines Kindes.
*171. Der Herrgott in Schaffhausen. – Eiselein, 543.
»Ihr hant schaden unde Spot, sam mir vun Schafhusen der gross Got.« (Liedersammlung, II, 526.) Ueblicher: Sam mir von Schafhusen der gross Hergot. Es war ein Standbild von Holz, bemalt und 27 Fuss hoch. (S. ⇒ Heiland 8.)
*172. Der liebe Herrgott reicht schon wieder seinen Arm heraus.
*173. Der schwartze Herrgott zu Dressden. – Mathesy, 286a.
»Aber im Bapstthumb ist dieser Grewel vnd Abgötterey gar gemein gewest, da ist man zu Bischoff Bennen vnd schwartzen Herrgott gen Dressden gelauffen« u.s.w.
*174. Du mains ok, uese Héärguad hedde Héärmen, nèi wâr di, hat het laiwe Häre. (Iserlohn.) – Frommann, V, 351, 8d.
Zur Bezeichnung des Gegensatzes von heidnischer und christlicher Sinnesart. Vgl. Woeste über Héärmen (Hermann), Armin, Hirman, Irmin bei Frommann, V, 351, 8d.
*175. Du mains ok, uese Héärguad hedde Héärmen un säte oppem grûenen boume. (S. ⇒ Hermann 1.) – Frommann, VI, 351, 8 d.
*176. E dinkt, e hât âsen Härrgott un der däcken Zîn. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34.
Er bildet sich ein, unsern Herrgott an der dicken Zehe zu haben; ist sehr stolz.
*177. Er accordirt mit unserm Herrgott.
*178. Er beisst 'n Herrgott d' Füess ab. (Oberösterreich.)
Von einem heuchlerischen Andächtler oder Betbruder, der in der Kirche gern die Crucifixe und namentlich die Füsse derselben küsst.
*179. Er gehört zu unsers Herrgotts Mästsäuen.
Ordensbrüder, Mönche. »Wir sinnd vnsers Herr gots mestsüwe.« Der brüder orden in der schelmen zunfft. Getruckt zv Straaburg 1516; Secta Monopolii, Anno M.D.X.V. (S. ⇒ Wirthshaus.)
Holl.: Bat zijn onzes Heeren braadvarkens. (Harrebomée, I, 293.)
*180. Er hat unserm Herrgott die Hand gereicht. (Troppau.)
Ist vergantet worden.
*181. Er hat unsern Harjet bei de Füss. – Tendlau, 685.
Von einem, der durch seine Frömmelei Gott in seiner Gewalt zu haben glaubt, wie etwa Pastor Appuhn in seiner Missionspredigt (Berlin 1847) sagt: »Wir können durch unser Gebet den Herrn zwingen.«
*182. Er isch em Herrget e-n-arme Ma sculdig, nidweders (entweder) muess er em eim stelle-n oder er muess e selber sy. (Solothurn.) – Schild, 84, 309.
Wenn einer seinem Verderben und Elend (planmässig) entgegengeht.
*183. Er ist auf unsers Herrgotts Welt nichts. (Nürtingen.)
*184. Er läst vnsern Herr Gott ein guten (braven) Mann seyn. – Gruter, III, 62.
*185. Er macht mit unserm Harjet Peschóre (Vergleich). – Tendlau, 664.
*186. Er stellt den Herrgott vor, wie der Mönch zu Northeim auf dem hölzernen Esel. – Klosterspiegel, 73, 24.
»Bei der Procession am Eselsfeste musste der jüngste Pater unter Gesang und Geleit des ganzen Klerus und Volkes auf einem hölzernen Esel in der Stadt herumgezogen werden.«
*187. Er stiehlt unserm Herrgott den Tag (die Zeit) ab.
*188. Er will unserm Herrgott einen strohenen Bart flechten. (S. ⇒ Gott 837.)
Holl.: Hij wil onzen Heer een' vlassen (strooijen) baard maken (aannaaijen, vlechten). (Harrebomée, I, 293.)
[593] *189. Er will unsern Herrgott schulmeistern.
Holl.: Hij wil God ter school laten gaan. (Harrebomée, I, 244.)
*190. Er wil vnserm Herr Got die knie abpeissen. – Franck, Paradoxa, 118a.
*191. Es wer gut hergot nach jm schnitzlen. – Franck, II, 73b; Eiselein, 305; Simrock, 4676; Braun, I, 133.
»Brauchs so du einn abgemergelten menschen wilt verstehn, der nicht dann haut vnnd beyn an jm hat. Wir sagen auch: Er ist in der Schneiderzunfft. Er sihet als were er ein jar an galgen gehangen. Oder brauchs per Ironiam, so du wilt einen grossen feysten menschen stupffen.«
*192. Et es onsen Herrgott sin Dusseldier (Trampelthier). (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 157.
*193. Et is en knäkern Herrgott. (Mecklenburg.) – Dr. Schiller.
Ein sehr magerer Mensch. (S. ⇒ Heiland 1.)
*194. Et is en Papst Herrgott. (Holst.) – Schütze, II, 59.
Man bezeichnet damit einen wohlgenährten Geistlichen.
*195. Hai süht balle unsen Hiargoad fiar sines glîken an. (Attendorn.) – Firmenich, I, 357, 122.
*196. Hätt's unser Herrgott eh' gewusst.
Zu einem Klügling, der ihm Rath geben will.
*197. Hei säuket unsen Herrgott upp'm Grunde. (Waldeck.) – Curtze, 360.
*198. Herrgott behüt vns! – Rollwagenbüchlein, VII.
Als Name für sauren Wein. Herrgott behüt uns, wie ist der Wein so sauer!
*199. Herrgott vo' Dachsbach. (Franken.) – Frommann, VI, 316, 175.
Weitverbreiteter Ausruf dar Verwunderung.
*200. Jetzt thuat insa Hergot seinö Stockfisch wássárn. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 37.
Scherzhafte Bezeichnung des Regnens.
*201. Last vnsern Herrn Gott einen guten Mann seyn. – Lehmann, II, 376, 13.
*202. Nu sünn wi üsen Herrgodd Mester. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 54.
Nun sind wir Gottes Meister, er kann uns mit seinem Regen jetzt nicht mehr schaden. Diese Redensart wird häufig gebraucht, wenn bei regendrohendem Himmel das Moor gebrannt werden soll und es den Leuten gelungen ist, eine grosse Strecke desselben gut brennend zu machen.
*203. 'R lesst unsern Härr Gott 'n guata Mann say. (Würzburg.) – Sartorius, 162.
Er ist leichtsinnig, lebt sorgenlos in den Tag hinein.
*204. Sie kriegen unsern Herrgott bei den Füssen und taugen dem Teufel im Arsche nicht. – Simrock, 4018a.
*205. Uese Heargoed heat deitunge medeme1 hallen. (Westf.)
1) Zusammengezogen aus: mit ihm. – Er ist gestorben.
*206. Uns' Herrgott hett Heudage. (Holst.) – Schütze, III, 333.
Sagt man bei trockenem Wetter in der Heuernte, wenn das Heueinfahren begünstigt wird.
*207. Unsa Heagod g'seg'ng eng's. (Niederösterreich.) – Frommann, III, 390, 22.
*208. Unser Herrgott hat keinen Platz für ihn. (Nürtingen.)
Von jemand, dessen Tod erwartet wird, aber nicht erfolgt.
*209. Unser Herrgott möcht' ihn ins Brot nehmen. (Oberlausitz.)
Von einem Menschen, der nichts zu leben hat, meist aber von einem solchen, der für die Gesellschaft überflüssig erscheint, dem man damit den Tod wünscht, weil er lästig wird.
*210. Unser Herrgott wird wol auch noch das Klinkbändel 'reinziehen. (Oberlausitz.)
Der Misgünstige spricht damit dem Glücklichen den dauerhaften Erfolg ab: »'S wird wol nicht so fortgehen«, will er sagen, »'s wird alle werden: 's Bändel wird von der Klinke hereingezogen werden.«
*211. Unserm Herr Gott das Fette von der Suppe fressen und ihm die Brüe davon geben. – Luther's Tischr., 265b.
*212. Unserm Herrgott und der Braiten1 absagen. – Eiselein, 93; Grimm, Myth., 695.
1) Braiten = Perahta, Berhta, für Mutter Gottes.
[594] *213. Unsern Herr Gott zum Fenster hinauswerffen. – Luther's Tischr., 294a.
Die Achtung vor ihm aus den Augen setzen.
*214. Use Heargoed kiwt (keift). (Büren.)
Wenn's donnert.
*215. Vnsern herrgot in die schul füren. – Franck, II, 21b.
Etwas sehr Ueberflüssiges thun, was auch durch die Redensart ausgedrückt wird: den heiligen Geist reden, den Adler fliegen, den Fisch schwimmen lehren, den Hühnern die Schwänze aufbinden. (S. ⇒ Aal 21 und ⇒ Frosch 87.)
*216. Wenn ihn nur der Herrgott ins Futter nähme. (Oberlausitz.)
Von Personen, deren Nützlichkeit für die menschliche Gesellschaft fraglich erscheint.
*217. Wenn unser Herrgott nur einen schönen Engel brauchte. (Nürtingen.)
Ironisch von jemand, dessen Tod man wünscht.
*218. Zu vnserm Herr Gott gehen. – Mathesius, Postilla, III, CVIIIb.
»Wie die alten Deutschen vom Nachtmal reden.«
219. Auf unserm Herrgott seinem Haupt da blühen drei Rosen: die erste ist seine Tugend, die zweite ist seine Jugend, die dritte ist sein Wille. Blut steh du in der Wunde stille, dass du weder Geschwüre noch Eiterbeulen gebest. Im Namen Gottes u.s.w. – Neue Illustrirte Zeitung, 1879, I, 10.
Bannspruch, mit welchem man im Schleswigschen starke und andauernde Blutungen stillt.
220. Da hätt' unser Herrgott viel zu thun, wenn er nach allen Mücken schlagen müsst. (Schwaben.)
221. Erhöre, lieber Herregott, der Soldaten Gebete und Wünsche, betete der Bauer.
Nach dem Grunde seines Gebets gefragt, sagte er: Weil man sie so oft ausrufen hört: Der Teufel hole mich! Der Donner soll mich erschlagen! (Heinmar, I, 181.)
[1432] 222. Man muss unserm Herrgott auch für eine Fliege danken, wenn man nicht einen Ochsen haben kann.
223. Unser Herrgot begegnet manchem wol, wer jhn grüssen möcht. – Schottel, 1128b.
224. Unser Herrgott gibt die Nüsse, aber er beisst sie nicht auf. – Harssdörffer, 1282.
225. Unser Herrgott lässt der Ziege den Schwanz nicht so lang wachsen, dass sie sich damit in die Augen schlagen kann. (Osthavelland.) – Engelien, 223, 163.
226. Unser Herrgott sorgt, dass der Kuh der Schwanz nicht zu lang wachse.
227. Unser Herrgout kümmt an Réine rim1.
1) Am Raine herum. Gott kommt mit seiner Strafe langsam, aber gewiss.
228. Wat ener unsen Hargot wechnimt, det hoalt deâr Deivel wedder. (Neumark.) – Engelien, 223, 132.
229. Wenn sich unser Herrgott nicht ins Mittel legt, wird's nicht anders.
*230. Der beste Herrgott ist der in der Tasche. – Frost, 164.
*231. Du bist schon unsers Herrgotts Rindvieh (Tagdieb). (Würtemberg.)
*232. Er ist zu des Herrgotts Tische geladen worden.
D.h. er ist gestorben.
*233. Er wird unsern Herrgott schon noch kennen lernen.
*234. Hei öss dem lewe Herrgott sei Dommerjahn (Schlorreschlepper). – Frischbier, 3343.
*235. Herrgott von Bentheim. (Ulm.)
*236. Herrgott von Bonames! (Frankfurt.) – O. Müller, Stadtschultheiss von Frankfurt, 12.
*237. Unserm Herrgott die Füss abbeisse.
*238. Wenn unser Herrgott den Schaden besieht. – Hermes, III, 134.
Buchempfehlung
Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.
142 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro