1. Ach Jeses, nu friätet doch, siet de Hielwiäger. – Woeste, 62, 16; Hoefer, 443.
2. Bei dir, Herr Jesu Christ, der schlechtste Posten auf Erden ist. (Dresden.)
Oder auch; Bei dir, o lieber Jesu Christ, vor Kälte nicht zu bleiben ist. Beide Lesarten beziehen sich auf das als Wahrzeichen bekannte, auf der dresdener Brücke befindliche, erst am 31. März 1845 infolge des durch die furchtbare Flut beschädigten Pfeilers in die Elbe gestürzte Crucifix. Auf seinem Pfeiler befand sich sonst der Hauptwachposten der Brücke, der gewiss kein angenehmer war, was durch die erste der beiden Formen ausgedrückt wird. Die zweite soll daher entstanden sein, dass einst in einer kalten Winternacht ein Soldat den Posten verliess, nachdem er auf einem Zettel die Worte an das Crucifix befestigt hatte. (Vgl. den Artikel Städtewahrzeichen in der Illustrirten Zeitung, 1857, Nr. 713, S. 194.)
3. Herr Jesus Christ, wo du nicht bist, alles verloren ist.
Oder: Wo du nicht bist, Herr Jesu Christ, ist lauter Lumperei. – Durch eine humoristische Ideenverbindung sind in unserer Epoche Religion und Geld synonyme Begriffe, sodass ein Ehestandscandidat, wenn von einem Frauenzimmer die Rede ist, fragt: Hat sie Religion? Diese Anschauung hat auch das vorstehende Sprichwort gäng und gebe gemacht. (Vgl. Enthülltes Preussen, Winterthur 1845, S. 327.)
4. Jesum lieb gewinnen vbertrifft alle hohe Sinnen. – Herberger, I, 2, 60.
5. Jesus, meine Zuversicht, lass mich doch im Stiche nicht, sang die alte Jungfer am Sylvester.
6. Jesus sprach zu seinen Jüngern, war kê Brût hôt, muss derhingern. (Schles.)
7. Jesus sprach zu seinen Jüngern: Wer nicht Messer und Gabel hat, der esse mit den Fingern. – Frischbier2, 1798.
8. Kammer geinen andren hann, dan nimb mer Jisus zum Mann. (Köln.) – Weyden, IV, 13.
Diese Ansicht hat vielleicht auch die jüngst erschienene Schrift veranlasst, die unter dem Titel: Himmlische und irdische Liebe erschienen ist, in der die erstere von der Verfasserin warm empfohlen wird.
9. Lieber bruder Jesu, zu Jerusalem empfing man dich schon, wie ging dir's aber hernach? – Agricola I, 283; Egenolff, 169b; Eiselein, 348; Simrock, 5232.
»Ein Narr des Bischofs von Bamberg hatte sich eingebildet, er wäre des Herrn Jesu Bruder und hatte darumb stetigs mit seinem gaul seinen Eintritt gen Jerusalem, sein Leiden und Aufferstehen zu begehen gepflegt. Nun haben die Nürnberger mit dem Bischoff zu thun gehabt derhalben, dass er etliche Leute in ihrem Gericht gefangen; und da die Sach durch die Räthe vertragen ward, liess der Bischoff die von Nürnberg zu Tafel laden. Als sie aber wieder heymziehen wolten, gab ihnen der Bischofrf nach einander die Hand. Der Narr sihet das Geprang, Händ geben und küssen, bücken und Kappen rücken und spricht überlaut: ›O lieber Bruder Jesu, am Palmtag empfing man dich auch schön, wie ging dirs aber hernach? Sie schlugen dich an ein Creutz.‹« (Zinkgref, I, 323.)
10. Unser Herr Jesus sagt den Pharisäern die Wahrheit, wenn sie ihn auch zu Gaste laden.
»Er hat ihnen auf keine Weise schmeicheln wollen, da er von Ochsen und Eseln, welche sie auch am Sabbat aus den Brunnen ziehen, die Gleichnisse gegeben.« (Parömiakon, 187.)
[1016] 11. Wenn Jesus treibt einen Teufel aus, wird er auch Maurer und Zimmerleut treiben aus.
Um die zehnte Woche nach Neujahr pflegen die Bauarbeiten zu beginnen.
12. Wenn sie Jesu nicht folgen, wie werden sie seinem Vicar folgen, sagte der Papst, als man ihn um strengere Zucht der Dominicaner bat. – Klosterspiegel, 54, 18.
13. Wer Jesum Christum hat wol erkannt, der hat sein Leben wol angewandt. – Latendorf II, 31.
*14. Er ist von der Gesellschaft Jesu.
»Bei seiner Geburt lag Jesus zwischen Ochs und Eselin; danach lebte er mit Pharisäern und Sündern und endlich starb er zwischen Mörden und Spitzbuben. Von welcher Gesellschaft Jesu sind nun die Herren Jesuiten, fragte ein Franciscaner einen Jünger Loyola's.« (Klosterspiegel, 53, 15.)
*15. Er wird schon noch Jesum Christum erkennen lernen.
Er wird durch trübe Erfahrungen zur Einsicht gelangen.
*16. Herr Jesee.
Wie der Name Gottes (s. ⇒ Gott 2402), so wird auch der Name Jesus in den verschiedensten Abkürzungen und Verdrehungen ausrufend gebraucht. Nach Prof. A. Stöber kommen im Elsass folgende Formen vor: O Je, Herr Je, o Jeses, o Jesses, Herr Jesses, o Jerum, Herr Jerum, o Jere, Herr Jere, o Jeres, Herr Jeres, o Jemer, Herr Jemer, o Jemerliche, Herr Jemine, o Jéi, o Jái, o Jeigger, o Jegger, o Jeggerle, o Jegges. Bei Kuhn (Worterklärung zu den Schweizer Volksliedern, Bern 1819) findet sich S. 184 Jemers! Jere ja. In Niederbaiern kommt der Name in der Verkleidung Jesges (Frommann, II, 185, 1) vor. In Basel: O jemerli! (Vgl. Frommann, I, 298, 2, 5; II, 502 u. IV, 462.)
*17. Ich will dich Jesum Christum erkennen lehren. – Schütze; II, 247.
Will dich zur Vernunft, zur Erkenntniss, zum Gehorsam bringen.
*18. Jesus, Maria und e klê Stickel Joseph! (Breslau.)
Ausrufungsformel.
Ausruf der Katholiken bei Schreck und ähnlichen erregenden Anlässen. Die Protestanten rufen: Mein Gott! Ach Jesus!
*20. Jisses wâlt's. (Köln.) – Firmenich, I, 476, 219.
Jesus walte es.
21. Jesus sprach zu seinen Jüngern: Wer kü Brut hät, gih zu Klingern.
In der Gegend von Böhmisch-Friedland. Klinger ist nämlich ein reicher Fabrikant in dem nahen Neustädtel, an den man sich wenden soll, um lohnende Arbeit zu erhalten.
22. Lieber mit Jesu geweint, als mit der Welt gelacht. – Weingärtner, 100.
23. Wer sich lässt auf Jesum taufen, soll in Jesu Wegen laufen. – Weingärtner, 99.
24. Wo du nicht bist, Herr Jesu Christ, da schweigen alle Flöten.
Wird gewöhnlich mit der Fingerbewegung des Geldaufzählens begleitet.
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