1. Achtern Tun woanen ok noch Lü'r. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74, 146.
2. An den Zäunen findet man keine gebratene Tauben.
3. Ausser dem Zaun ist gut dingen. – Simrock, 11992; Froschmeuseler, Ttb; Körte, 7061.
Im Gefängnisse vergeht der Muth.
4. Beyzeit auff die zeun, so trucknen die windlen. – Franck, I, 74b; Gruter, I, 7; Eiselein, 655; Petri, II, 45; Egenolff, 334b; Simrock, 11996; Sailer, 276.
Damit mahnte Merck, als Goethe, von seinem Aufenthalt in Strassburg und Wetzlar ins väterliche Haus zurückgekehrt, mit der Veröffentlichung des Götz und Werther zögerte. (Schiller und seine Zeit von Joh. Scherr, Leipzig, I, 128.)
5. Bin ich über den Zaun gekommen, so komm' ich auch über den Strohhalm.
In ähnlicher Weise sagen die Neger in Surinam, um den Gedanken auszudrücken: bin ich mit den Stacketen fertig geworden: »Die Ratte frass den Krug, was ist ihr der Flaschenkürbis.« (Wullschlägel.)
[506] 6. Bô der Tûn siede (niedrig) is, dô will jeder geerne dröwwer. (Waldeck.) (S. ⇒ Hagen 6, ⇒ Hecke 18, ⇒ Knick 1.) – Curtze, 343, 365; für Mecklenburg: Firmenich, I, 73, 5; für Hannover: Schambach, 203; für Iserlohn: Woeste, 79, 334.
Wo der Zaun am niedrigsten ist, steigt man über zu aller Frist. (Froschmeuseler, Cciiiib.)
7. Da der Zaun am niedrigsten ist, wil jedermann vbersteigen. – Lehmann, II, 57, 1.
8. Das muss ein starker Zaun sein, den nicht jede Sau umwühlen soll.
9. De Zöng sen net iwerâl mät Brôtwirschte geflucht. – Schuster, 808.
10. Der eine schlägt auf den Zaun, der andere fängt die Vögel.
Holl.: De een klopt op de hoog, terwijl de ander vogels vangt (of: het nest heeft). (Harrebomée, II, 399b.)
11. Der Zaun der Herzöge zu Braunschweig-Lüneburg thut der Stadt Hildesheim sehr gut. – Pistor., VIII, 98.
Lat.: Hildesiensum civitati valde prodest Ducum Brunsuicensum et Luneburgensum sepimentum.
12. Durch einen zerrissenen Zaun kommt man leicht.
13. Ein eigener Zaun ist besser als ein fremder Garten. – Altmann VI, 503.
14. Ein kriech vber den zavn, die ander herwider, das ist gute gevatterschafft. – Hofmann, 30, 47.
15. Ein niedriger Zaun ist bald übersprungen.
»Des niedrigen Zauns schont man nicht.« (Waldis, II, 37, 17.)
16. Ein schlechter Zaun ist besser als gar keiner. – Pestalozzi, X, 81.
17. Ein schlechter Zaun steht am längsten.
Engl.: An ill stake standeth longest. (Bohn II, 11.)
18. Ein starker Zaun soll um die Wiese stehn, worin dein Vieh soll grasen gehn. – Pers. Rosenthal, 357, 43.
19. Ein Zaun dazwischen mag die Lieb' erfrischen. – Eiselein, 655; Simrock, 11989.
Gib auf deine schwachen Seiten acht.
20. Ein zaun weret drey iare (3), ein hund vberweret drey zeune (9), ein pferd drey hunde (27), ein mensch drey pferde (81), ein esel vberlebt drey menschen (243), ein wilde ganss vberlebt drey esel (729), ein kraw vberlebt drey wilde gense (2187), ein hirsch vberlebt drey krawen (6561), ein rab vberlebt drey hirschen (19683), ein Phönix vberlebt neun raben (177147). – Agricola I, 661; Lehmann, II, 132, 216; Gruter, I, 28; Henisch, 748, 54; Egenolff, 253b; Eyering, 203; Sailer, 109; Körte, 7066.
Niemand wird dies buchstäblich verstehen wollen. Das Sprichwort streift hier in das Gebiet der Multiplication, vielleicht will es in tafelartiger Zusammenstellung zugleich auf die ungeheuern Producte verweisen, die aus kleinen Factoren erwachsen. Die vier ersten Stufen finden sich schon in einem Spruche Reinmar's von Zweter, und eine weitere Ausführung im Liederbuch der Hätzlerin, S. LXIX. Wenn es bei Geiler heisst, dass etwas »über den neunten Zaun« gedauert habe, so bedeutet das: über 27 Jahre. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., S. 216.)
Lat.: Ter binos deciesque novem superexit in annos, justa senes centum quos implet vita virorum. (Virgil.) – Hos novies superat vivendo garrula cornix. – Alipedem cervum ter vincit corvus; et illum multiplicat novies Phoenix; reparabilis ales. – Aetas quorundam animalium. (Seps sibi tres annos, tres vult canis improba sepes, tres equus inde canes, tres homo vivit equos.) (Glandorp, I, 36, 195.) – Seps depacta solo potis est tres stare per annos; hanc genus omne canum ter vitae vincit in annis; hos triplo excedit vivendi tempus equorum; tres homo vincit equos, si iusto tempore vivat; et tria saecla hominis transmittit garrula cornix; et quater egreditur cornicis saecula cervus; alipedem cervum ter vincit corvus, at illum multiplicat novies Phoenix reparabilis ales. (Buchler, Gnomol., 17.)
21. Einer hilft dem andern über den Zaun. – Alsatia, 1862-67, 484.
22. Einer muss dem andern halben Zaun geben. – Graf, 84, 105.
Wer sein Grundstück umzäunt, begrenzt dadurch auch das seines Nachbarn. Das obige Sprichwort sagt [507] nun, dass die Zaunpflicht gleichheitlich sein soll. Schweiz: »Vnd sell je einer dem andern halben zun gan.« (Kothing, 344, 23.)
23. Einer schlägt auf den Zaun, der andere bekommt das Nest.
Von zwei Bewerbern um ein Mädchen, von denen der eine durch Schlauheit den Sieg erhält.
24. Ent uppen Tuen, ennat ucht Kalduen, dät is noech fôr mi, säd jen Geizhals, un doabi trekt he sich en Hemt an. (Ukermark.) – Engelien, 216, 25.
25. Es hat Mancher einen schönen Zaun in einem öden Garten. – Altmann V, 128.
26. Guck über den Zaun, Nachbar, guck wieder herüber.
27. Hab ich den Zaun zerrissen, so kann ich ihn wieder zumachen. – Klosterspiegel, 41, 16; Simrock, 11987; Alsatia, 1862-67, 485.
Nach Eiselein (655) lässt Geiler Pfaffen diese Redensart gebrauchen, und fügt hinzu: Sie sollen Acht haben, dass ihnen der Teufel nicht den Zaunstecken hole, ehe sie zugemacht.
28. Holl di an 'n Tun, dei Himmel is hoch. (Mecklenburg.)
Ruft man in Königsberg, wo es ebenfalls gebräuchlich ist, Betrunkenen zu. In Neumark: Holt di annen Tuen, deär Himmel is hoech. (Engelien, 221, 121.)
29. Hool di an 'n Tûn, den Häwn kanst doch nich rekn.
Halte dich an den Zaun, den Himmel kannst du doch nicht erreichen.
30. Iss, wenn du über den Zaun gestiegen bist.
31. Ist der Zaun vom Damm, dann läuft darüber Schaf und Lamm.
32. Jeder hat genug in seinen eigenen Zäunen zu thun.
Er braucht sich nicht um des Nachbars Hof und Wirthschaft zu bekümmern.
Holl.: Elk heeft genoeg in zijn eigen tuintje te wieden. (Harrebomée, II, 347b.)
33. Kein Zaun ohne Stecken, kein Mensch ohne Flecken.
It.: Non fù mai farina senza semola, nè nocella senza scorzo, nè grano senza paglia, nè uomo senza diffetto. (Gaal, 1131.)
34. Kein Zaun um den Hof, ein schlecht Dach auf dem Hause und eine schwarze Stube, daran erkennt man einen schlechten Bauer. (Sauerland.)
35. Kömmst äwre Tûn, böst op de andre Sîd. (Litauen.)
36. Kuck vber den Zaun vnd wieder herüber: hilff mir, so helf ich dir wieder. – Petri, II, 427.
»Wenn ein Nachbar allein wil sagen zu mir: Lieber, kuck vber den Zaun, d.i. sihe, wie mirs gehet, hilff vnd rat mir, sey guter Nachbar, er aber wil nicht hören, das ich wieder sage: Lieber, kuck du auch wieder herüber, vnd sey guter Nachbar, da ist der Welt freundschafft aus, denn sie kuckt nicht vber den zaun, wo man nicht wil wieder herüberkucken.« (Luther's Werke, VII, 382a.)
37. Lass niemand über dein Zaun steigen. – Lehmann, 71, 26.
38. Legge sick Einer ächtern Tiun un wachte, bis hei umfällt. (Sauerland.)
39. Man grüsst oft den Zaun des Gartens willen. – Simrock, 11990.
Böhm.: Cti Petra pro Pavla. (Čelakovsky, 106.)
Lat.: Arbor honoretur, cujus nos umbra tuetur. (Chaos, 77.)
40. Man kan ehe vber einen Zaun springen, als vber eine hohe Mawer. – Petri, II, 455.
41. Man kann bei einem alten Zaun einen Regen aussitzen. – Petri, II, 454.
42. Man kann keinen Zaun um den Sommer bauen, den der Winter nicht durchbrechen kann.
43. Man kann über den Zaun gelangen und doch nicht im Garten sein. – Altmann VI, 488.
44. Man muss den Zaun grüssen, wenn man in den Garten steigen will.
45. Man muss den Zaun nicht kleiner bauen, als den Garten.
[508] 46. Man muss so lange längs dem Zaune gehen, bis man hinübersteigen kann. (Ostpr.) – Frischbier, 29.
47. Man söcht nüms achter 'n Tuun, wenn man nich sölbs daarachter lägn het.
Man sucht niemand hinterm Zaun, wenn man nicht selbst dahinter gelegen hat.
48. Man soll keinem den Zaun hintragen. – Graf, 84, 112.
Wenn nun auch jeder, der sein Gut einfriedigt, auch das des Nachbars begrenzt, so liegen doch nur in der Ausübung des Besitzes die Grenzen für jeden. In Oesterreich: Man sol khainen seinen Zaun hintragen. (Kaltenbäck, I, 94, 21.)
49. Me kann lange ächter 'me (hinter einem) oallen (alten) Tune liggen, är he umfällt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 78, 326.
50. Ueber einen niedrigen Zaun springt jedermann.
Lat.: Žémą tworą wissos cozkos kopinej'. (Čelakovsky, 96.)
Poln.: Nizki płot lada koza przeskoczy. (Čelakovsky, 96.)
51. Ueber einen niedrigen Zaun steigen alle Geissen.
52. Wâr de Tûn 'ne lâge (flache, niedrige) Stîe heft, stîget de Schwîne 'ruäwer. – Lyra, 192.
53. Was man hinter dem Zaun aufliest, taugt nicht viel.
54. Was nützt der Zaun, wenn man darüber klettert.
Böhm.: Málo platny ploty, přes které se leze. (Čelakovsky, 340.)
55. Was nützt ein Zaun um den Garten, wenn die Thür offen steht.
Dän.: Forgæves at hegne haven naar ledet er aaben, at strænge dørren paa et sønderigt fugle buur. (Prov. dan., 178.)
56. Was über den Zaun fällt, ist des Nachbars. – Graf, 85, 123; Eiselein, 655; Simrock, 11991.
Spricht den Grundsatz aus, dass abgefallenes Obst oder überhangender Ast dem gehört, auf dessen Grund und Boden es sich befindet. (S. ⇒ Nachbar 132.)
57. Wenn de Tûn dröggt witten hôt, denn smecken Sûrhöltken1 gôt. (Altmark.) – Danneil, 6.
1) Wilde Aepfel und Birnen, dann überhaupt alle kleinen und schlechten Früchte dieser beiden Obstsorten. Wenn Schnee gefallen ist, dann schmeckt auch das schlechte Obst gut.
58. Wenn der Zaun fällt, springen die Hunde darüber. – Simrock, 11986; Körte, 7064.
Holl.: Als de hek van de dam is, loopen de schaapjes (koeijen) da weit uit. (Harrebomée, I, 298b.)
Poln.: Na pochyłe drzewo i kozy skaezą. – Sokol kiedy się zepsieje, biedna wrona mu dogrzejc. – Swa zdechłemu łacno brodę skubać. (Masson, 201.)
59. Wenn der Zaun niedergetreten ist, so kommt der Schalk.
Luther meint damit den Teufel. (Genesis, IV, 63b.)
60. Wenn Einer den Zaun hält, so hält er auch das Gut. – Binder, III, 4170.
61. Wenn man über einen Zaun gestiegen, kann (müsste) man schon essen. – Frischbier, 4233; Lepner, 88.
62. Wenn sich der Zaun vorn ein wenig neiget, so stösst ihn der Teuffel vollends gar um. – Luther's Tischr., 92b; Petri, II, 673.
63. Wer den Zaun zerreisst, den beisst eine Schlange. – Pred. Sal. 10, 8; Pauli, Postilla, II, 99a; Petri, II, 690.
Holl.: Wie den tuin verbreekt, dien zal eene slang steken. (Harrebomée, II, 273a.)
64. Wer die Zäune der Witwen frisst, dem bleiben die Pfähle im Munde stecken.
65. Wer ein alten zaun vmbreist, der kan von einer Schlang, die drunder ligt, gestochen werden. – Lehmann, 552, 50.
66. Wer ein Zaun kan vbersteigen, do er am höchsten ist, der kan jhn leicht vberschreiten, da er nidrig ist. – Lehmann, 309, 57.
67. Wer ohne Zaun pflanzt, erspart sich die Ernte.
Frz.: Pour néant plante, qui n'enclôt. (Cahier, 106.)
68. Wer wird erst lange um den Zaun herumgehen, wenn man drüberspringen kann.
Wer wird sich erst um irgendeine Gunst bemühen, wenn es ohne dieselbe geht.
Poln.: Nie trzeba około płotu długo chodzić, kiedy tatwie možna przeskoczyć. (Čelakovsky, 327.)
[509] 69. Wie einer den Zaun hält, so hält er auch das Gut. – Simrock, 11988; Körte, 7065.
70. Wo dei Tûn am legsten (sîdsten, niedrigsten) is, is am lichsten äwerstigen. (Mecklenb.-Schw.) Hauskalender, I; Bueren, 1211; Eichwald, 1954; Schröder, 989; Schambach, 203.
Der Aermere, Schwächere, Niedriggestellte zieht stets den Kürzern. »Vnd wo der Zaun am nidrigsten ist, da steigt man vber zu aller frist.« (Waldis, I, 2, 41.)
Dän.: Man ganger gjerne over gjerdet, som det er lavest. (Prov. dan., 218.)
Holl.: Daer die tuum leechste is, climt men ierst over.
Lat.: Est libitum bare, sepis loca suppeditare. (Reuterdahl, 279.) – Sepem vir calcat ibi plus ubi passior extat. (Fallersleben, 158.)
Schwed.: Der gården år lågst, stiger hvar man över. (Grubb, 149.) – Man throdher ther gardher som han aer laghast. (Reuterdahl, 279.)
71. Wo der zaun am nidersten ist, da will yeder man über. – Tappius, 220b; Hollenberg, II, 69; Lehmann, II, 858, 455; Eyering, III, 578; Gaal, 1778.
Wo ein Vortheil ohne Mühe zu erlangen ist, da nimmt ihn ein jeder gern mit. »Wo der Zaun am niedrigsten ist, da steiget er (der Teufel) hinüber.« (Luther's Werke, XIII, in Genes. 82b.)
Engl.: Where the hedge is lowest, commonly men leap over. (Gaal, 1778.)
72. Wo der Zaun am niedrigsten ist, da ist leicht übersteigen. – Luther's Tischr., 226a; Hollenberg, II, 69; Simrock, 11985; Frischbier, 4148; Schmitz, I, 183, 14; Körte, 7062.
»Also, wenns einen vbel gehet, werden viel Leute gefunden, die seiner noch spotten.« (Mathesy, 35a.) – Bei Tunnicius (1171): Dâr de tûn sydest is, dar sticht men gêrne ôver. (Seps ubi pressa magis vulgo pissundatur usque.) – In der Altmark: Wo de Tûn sêt îs, gaon alle Hunn' äöw'r. (Danneil, 205.) – In Meurs: Wo de Tûn an 't legste (am niedrigsten) es, do sprenkt den (der) Hond et ersch dröwer. (Firmenich, I, 401, 45; für Rastede: Firmenich, III, 29, 118) – In Soest: Wa de Tiun suige (niedrig) ies, dâ stigt Jieder herüäwer. (Firmenich, I, 349, 31, für Recklinghausen: Firmenich, III, 170, 10; für Franken: Frommann, VI, 327, 432; für Bremen: Köster, 255.) – In Oberharz: Wu d'r Zaun sîd is, schpringt ü jeder driwer. (Lohrengel, I, 36.) – In Düren: Wo d'r Zong ät neddersch es, dô klemp malleg (jeder) drövver. (Firmenich, I, 483, 47.) – In Bedburg: Wo der Zong am klênsten est, do sprenk mer drüvver. – In Schlesien: Wû der Zaun nîdrich is, wîl itweder drîber. (Frommann, III, 242, 5.) – In Luxemburg: Wo den Zonk niderech as, sprengt jideren driwer. (Dicks, I, 28.)
Lat.: Arbore dejecta quivis ligna colligit. (Philippi, I, 38.) – Calcat jacentem vulgus. (Seneca.) (Philippi, I, 68.) – Sepes calcatur, quo pronior esse putatur. (Sutor, 325; Philippi, I, 176.) – Tam perit quam extrema faba. (Philippi, II, 210.)
73. Wo der Zaun am niedrigsten ist, da springt der Teufel hinüber. – Körte, 7063.
74. Wo der Zaun am niedrigsten ist, da springt der Teufel hinüber, sagte die Novizenmutter, es ist in unserm Garten schon oft geschehen. – Klosterspiegel, 32, 14.
75. Wo der Zaun gebücket steht, jedermann darüber geht. – Frischbier, 4149.
76. Wo der Zaun nidrig ist, da lauffet ein jeder vber.
»Vnd wenn der arme ein stück Brodes hat, so kömpt ein Hund vnd nimpts jhm.« (Mathesy, 243b.)
77. Wo der Zaun niedrig ist, sieht auch ein Kind in den Garten.
78. Wo kein Zaun ist, da wird das Gut verwüstet. – Petri, II, 807.
79. Wo kein Zaun ist, treiben alle Heerden hin.
80. Wor de Tûn 'n lange Stîäd het, stîget de Schwîne üäwer. (Münster.) – Frommann, VI, 428, 106.
81. Zaun ist des Ackers Mauer und der Himmel ist sein Dach. – Graf, 85, 115.
82. Zaun ist Friedensstifter unter den Nachbarn. – Graf, 85, 114.
Isl.: Gardr er granna saetter. (Jarnsida, 99, 20.)
*83. Auf dem Zaune reiten.
In Nordamerika soviel, als in politischen Dingen sich neutral halten.
*84. Da bin ich am Zaun. – Gotthelf, Leiden, II, 5.
In dem Sinne: Da stehen die Ochsen am Berge; ich weiss keinen Rath, ich kann nicht weiter.
[510] *85. Den Zaun des Gartens wegen grüssen. – Klein, II, 242; Eselsfresser, I, 169.
Der Mutter z.B. schmeicheln, um die Tochter zu bekommen.
*86. Der grüasst 'n Zau 'n Gart'n wag'n. (Franken.) – Frommann, III, 327, 431.
*87. Du bist âk noch nich ôwern Tûne nower. – Schambuch, 99.
Du hast die Schwierigkeit auch noch nicht überwunden. In Niederösterreich: Du bist auch noch nicht enters Zaun. (Wurth, 196.)
*88. Döer de Tuine grasen. (Westfalen.)
Nach fremdem Eigenthume greifen.
*89. Durch den Zaun sprechen. (Niederlausitz.)
Die sprechen schon durch den Zaun, gilt hier als Zeichen erster oberflächlicher Bekanntschaft, namentlich bei jungen Burschen und Mädchen.
*90. Durch den Zaun stechen. – Eiselein, 655; Waldis, III, 69, 19.
Luther sagt von Erasmus: »Er sticht nur durch den Zaun, thut nichts öffentlich, geht keinem frei unter Augen.« »Wer heimlich durch den Zaun thut stechen, mit List sich an sein Feindt zu rechen, der fellt offt in sein eigen spiess, gewint schaden, spot vnd verdriess.« (Waldis, III, 69.)
*91. E äs dich nor eangdern Zeong här. (Siebenb.-sächs.) – Frommann, V, 36, 88.
Er ist doch nur unterm Zaun her, d.h. von niederer Herkunft.
Holl.: Van eenen ezel op eene jaarmarkt gepist zijn. (Harrebomée, I, 189.)
*92. Ein sach ab dem zaun brechen. – Murner, Nb., 14; Körte, 7066a; Frischbier, II, 2984.
Die erste beste Veranlassung suchen und benutzen, um einen Vorwand zum Streit zu erhalten. »Wenn ich eim will vnrecht thun, so brich ich vrlaub ab den zun.« (Kloster, IV, 669.) – »So bricht's (sie) vom zaun ein heilloss sachen.«(?) (Waldis, IV, 97, 13.) – »Döss ist eine Antwort gewesen, die nicht vom Zaune gebrochen worden.« (Keller, 161b.)
*93. Ein Zaun ums Haus.
D.h. rheinisch zu reden, ein bitterböses Weib. (Horn, Spinnstube, 1849, S. 181.)
*94. Ein Zaun wäre gut dazwischen. – Eiselein, 655.
*95. Einem durch den Zaun kriechen. – Frischbier, 4146.
Ihm abtrünnig werden.
*96. Einen durch den Zaun stechen. – Luther's Tischr., 322a.
Ihn hinterrücks, nicht offen angreifen.
*97. Einen nicht durch einen löcherigen Zaun ansehen. (Schlesien.)
»Denselben (Lazarus) hat der reiche man, nicht durch ein zaun gesehen an.« (Waldis, II, 30, 154.) – »Einen nicht mehr vber ein zaun ansehen.« (Aventin, Chronik, LXXXIIa.)
*98. Ên up 'n Tûn, dat anner up de Kaldûn1. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 227.
1) Kaldaune, Gedärme, hier für Leib. Humoristische Bezeichnung des Armen, der bei zwei Hemden das eine trägt, während das andere nach der Wäsche auf dem Zaune trocknet.
*99. Er hält hinterm Zaune. (Thüringen.)
Geht mit der Sprache nicht heraus.
*100. Er hat durch (über) den Zaun gesehen.
Holl.: Hij heeft over 't heininkje gekeken.
*101. Er hat hinter dem Zaun geheirathet.
Holl.: Hij is getrouwed achter den steen. (Harrebomée, II, 302b.)
*102. Er hat was hinter dem Zaune zu sagen.
Ein natürliches Bedürfniss zu befriedigen. »Wen he heft wat hinder dem Tûne to seggen, und dar moet sine Schüldigkeit afleggen.« (Lauremberg, IV, 501.)
*103. Er ist ausser dem Zaune seines Vaters gewesen. – Parömiakon, 1772.
Ist viel in der Welt herum, hat Erfahrung.
*104. Er ist durch ein Zun gezogen. – Liedersaal.
*105. Er ist nicht hinterm Zaun gefunden. – Körte, 7066b.
Nicht von verächtlicher Herkunft.
*106. Er ist nicht über den Zaun seines Vaters gestiegen.
Nicht von der Heimat weg, hat keine Weltkenntniss.
*107. Er ist nicht vom Zaune gebrochen. – Körte, 7066b; Frischbier, 4150.
Nicht von schlechter Herkunft.
[511] *108. Er ist vor dem Zaune.
Statt im Garten; er hat sein Vorhaben nicht erreicht. Vom Circus entlehnt, in dem sich die Wettfahrenden bewegten, sagten die Römer von jemand, der sich ausserhalb des rechten Weges der Laufbahn befand: Extra calcem. (Erasm., 2.)
*109. Er schauet's durch einen zerrissenen Zaun nöt an.
*110. Er sieht durch neun Zäune, wie ein Luchs.
»Sahen Luchsenmässig durch neun Zäun, wie ein Reyper.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 427.)
*111. Er wird noch hinter dem Zaune sterben. – Mathesy, Postilla, LVIa.
Frz.: Il est mort au coin d'un blé. (Kritzinger, 153b.)
*112. Es mag an den Zaun gehen oder ans Gitter.
»Meinethalben geht's an Zaun oder an Gada.« Mir ist alles gleich. (Zaupser, Idiotikon, Nachl.)
*113. Et steht om Tun. (Bedburg.)
Die Sache wird sich bald entscheiden.
*114. Etwas durch den neunten Zaun zu Wege bringen. – Granatapffel, 996.
*115. He is achtern Tun nich dot frarn. – Eichwald, 1955.
*116. He is bî de Hâr över den Tûn kamen. (Ostfr.) – Stürenburg, 578.
*117. Hinter dem Zaune am kalten Eyse ersticken. – Mathesy, 198b.
*118. Hinterm Zaune jung werden. – Lohrengel, II, 321.
*119. Hintern Zaun liegen bleiben (umkommen). – Frischbier, 4147.
*120. Ich bin auch nicht hinter dem Zaune aufgelesen worden.
Dän.: Om jeg er ellers fød i stæn; ikke funden ved en høg eller gierde som et hitte barn. (Prov. dan., 189.)
*121. Ich hett jn durch kein Zaun angesehen. – Ayrer, I, 291, 7.
*122. Ich welden nich durch en löcherigen Zaun onsahn. – Robinson, 301.
*123. Kömmst äwre Tun, böst op de andre Sîd. (Lit.) – Friedborn, 4151.
*124. Man sieht geflochtene Zäune, das Dorf ist nicht weit. – Eiselein, 655.
*125. Sie haben sich hinter dem Zaune verheirathet.
Frz.: Se marier sous la cheminée. (Lendroy, 372.)
*126. Sie ist ein Zaun ums Haus.
Von einer Person, die haushälterisch ist und alles sorgsam überwacht und zusammenhält. »Die alte Lisebeth ist ein ›Zaun ums Haus‹, wie man hier sprichwörtlich zu sagen pflegt.« (Horn.)
*127. Ueber den Zaun sehen.
Neugierig sein. »Eva's Töchter, gross und klein, alle sehn gern übern Zaun.« (Wachenhusen, Hausfreund, Berlin 1872, Nr. 17, S. 265.)
*128. Wie durch einen Zaun gezogen.
129. Der Zaun hat Augen, die Mauer Ohren.
130. Ein Zaun, über den man kriecht, ist wenig nütz.
Böhm.: Málo platné ploty, přes které se leze. (Rybička, 1072.)
Buchempfehlung
Nach Caesars Ermordung macht Cleopatra Marcus Antonius zur ihrem Geliebten um ihre Macht im Ptolemäerreichs zu erhalten. Als der jedoch die Seeschlacht bei Actium verliert und die römischen Truppen des Octavius unaufhaltsam vordrängen verleitet sie Antonius zum Selbstmord.
212 Seiten, 10.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro