Satteln

1. Der sattelt schlecht, der den Gaul beim Schwanze zäumt.

Lat.: Male imperatur cum regit vulgus duces. (Seneca.) (Binder II, 1766.)


2. Einer sattelt das Pferd und der andere reitet.


3. Frä gesadelt, schpêt gerîden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1018.


4. Frö sadeln un spät riden. (Holst.) – Schütze, IV, 5.


[4] 5. Früe g'sattlet, spot g'ritte, ist Städter Sitte. Sutermeister, 125.


6. Früh gesattelt, spat geritten.Gruter, III, 40; Lehmann, II, 157, 57; Petri, II, 318; Blum, 699; Eiselein, 540; Simrock, 2859; Frischbier2, 3211; Braun, I, 3726.

Rasch entschlossen, spät gehandelt. Zunächst von denen, die zeitig reisen wollen, aber erst sehr spät fortkommen.

Böhm.: Záhy sedlej, a pozdĕji sedej. (Čelakovsky, 259.)

Frz.: Ce n'est pas tout de courrir, il faut partir à tems. – Tel se lève matin qui part bien tard.

Schwed.: Sadla bittida och rida sent. (Marin, 23.)

Wend.: Zahje sedłować, a pozdźe rajtować. (Čelakovsky, 259.)


7. Früh gesoattel, spéät geriete. (Henneberg.) – Schlesisch bei Robinson, 815; Gomolcke, 1169.


8. Früj sattla und spat rîta. (Bern.) – Zyro, 40.


9. Gut gesattelt, schlecht geritten.

Nicht Regel, sondern Spott über einzelne Fälle.


10. Man kann nicht zugleich satteln vnnd reiten.Lehmann, 368, 62.

Darum muss man auch von niemand zweierlei auf einmal verlangen. In Pommern: He sadelt tidig un ritt spade. (Dähnert, 393b.)

Lat.: Dextram pedum in calceo, sinistrum in pelvi. (Eiselein, 540.)


11. Man muss vor (erst) satteln, ehe man reitet. Lehmann, 19, 47 u. 610, 7; Eiselein, 540.

Dän.: Sadle førend du rider. (Prov. dan., 468.)

Schwed.: Sadla før ån du rijder. (Grubb, 706.)


12. Wer froi sâdelt, rit spät.Schambach, II, 262.


13. Wer gut sattelt, wird gut reiten.Steiger, 21; Simrock, 8718.


14. Wie man sattelt, so reitet man; wie man kocht, so isst man.Frischbier2, 3210.


*15. Er ist auf alles gesattelt.Eiselein, 541.


*16. Er ist immer gesattelt.Eiselein, 540.


*17. Er sattelt, wenn er reiten soll (will).Frischbier2, 3209.


*18. Es ist schon gesattelt.Eiselein, 540.


*19. Hä saddelt fröhch, öwer hä rick spät. (Köln.) – Firmenich, I, 475, 165.


*20. He sadelt fröh un ritt late.Eichwald, 1618.

In Bedburg: Dä saddelt fröh un reck spät.


*21. Ich hott mich racht gesottelt owen (uf ihn). Gomolcke, 389; Frommann, III, 413, 494.

Mich darauf vorbereitet, ihm eine derbe Lection zu geben. Ich hoa mich uf'n g'såttelt. (Peter, 450.)


*22. Man hat schon gesattelt vnd eingespannt. Lehmann, 850, 12.

Um den baldigen Fortgang einer Sache, einer Angelegenheit anzudeuten.


23 Sattle rückwärts, lieber Bruder, sonst sitzt du am Steuerruder; sattle vorwärts, lieber Bruder, hinten schlägt das tolle Luder. Jähns, I, 171.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
Lizenz:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Bjørnson, Bjørnstjerne

Synnöve Solbakken. (Synnøve Solbakken)

Synnöve Solbakken. (Synnøve Solbakken)

Vor dem Hintergrund einer romantisch idyllischen Fabel zeichnet der Autor individuell realistische Figuren, die einerseits Bestandteil jahrhundertealter Tradition und andererseits feinfühlige Persönlichkeiten sind. Die 1857 erschienene Bauernerzählung um die schöne Synnöve und den hitzköpfigen Thorbjörn machte Bjørnson praktisch mit Erscheinen weltberühmt.

70 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon