Trunkenheit

1. Auss Trunckenheit kompt Vnkeuschheit. Petri, II, 30.

Dän.: Galskab og utugt ere drukkenskabs børn. (Prov. dan., 314.)


2. Bei der leidigen Trunkenheit verdient man die Schlüssel zur Keuschheit.

Lat.: Proximus a libero patre intemperantiae gradus ad in concessam est veneram. (Seybold, 462.)


3. Bey der Trunckenheit erkennt man den Menschen.Petri, II, 42.


4. Der Trunkenheit Lohn ist Elend vnd Hohn. Oec. rur., I, 40.

Holl.: Dronkenschap is zonde, schade en schande. (Harrebomée, I, 156b.)

Schwed.: Drinkere blij stim pare. (Grubb, 151.)


5. Die Trunckenheit macht einen tollen Narren noch toller.Petri, II, 146.


6. Die Trunkenheit des Eiteln ist nicht zum Verschlafen.

Sie vergeht nicht eher, bis er gefallen.

7. Die Trunkenheit kann nicht schweigen.

Bei Tunnicius (1061): De vulheit kan nicht swygen. (Dissipat ebrietas demens arcana popello.)

Frz.: Yvrognerie ne cele rien. (Kritzinger, 730b.)


8. Die Trunkenheit schläft man aus, die Narrheit nicht.Kiesewetter, 9.

In den Crepunda poetica finden sich folgende Proverb. leon. de ebrietate: Animal tum bibit is miserae idiota redibit. – Bacchus et argentum mutant mores sapientum. – Ebibe fac totum, si vis cognoscere potum. – Ebrietas prodit quod amatior sive quod odit. – Ebrie quid facis? vivis, vel morte gravaris? – Quid facias nescis, truncus sine mente quiescis, nec multum differt te inter fatoque sepultum. – Mortales laetos vinum facitatque facetos. – Post vinum verba et post imbrem nascitur herba. – Quando venit potus cessat sermo quasi totus. – Sicut sobrietas facit ut sit longior aetas sic facit ebrietas vitae breviare diaetas. – Si non aegrotat, bene mingit qui bene potat. – Vivere vis; laetas vel sana mente quietus, daemonis ut linum, sic mordax effuge vinum.


9. Durch Trunkenheit und Weiberlist manch' Mann zum Narren worden ist.

Lat.: Reddunt delirum femina, vina, virum. (Binder II, 2940; Neander, 308.)


10. In der Trunkenheit weiss mancher nicht, ob er ein Knabe oder ein Mädchen ist.Philippi, II, 129.


11. In trunckenheit kennt man den Mann.Petri, II, 406.


12. In Trunkenheit ist alles Böse.

Bei Tunnicius (914): In vulheit is alle quât. (Est in vino maledictio, verba cruenta).


13. Trunckenheit bringt in gross Vnglück vnd Leyd.Lehmann, II, 626, 35.


14. Trunckenheit den Mann bezwingt, dass er viel heimliches an Tage bringt.Gruter, III, 86; Lehmann, II, 629, 24; Zinkgref, IV, 375.


15. Trunckenheit entschuldigt nichts.Theatrum Diabolorum, 289a.

»Die Teutschen haben ein Sprichwort, dass wir sagen: Trunckenheit entschuldigt nichts.«


16. Trunckenheit eröffnet alle Heimlichkeit. Petri, II, 551.

Lat.: Ebrietas operta recludit. (Seybold, 143.)

17. Trunckenheit ist eine Mutter aller Laster. Petri, II, 551.

Frz.: Oisîveté est mère de tous vices. (Guiguard, S. 170.)

Holl.: Dronkenschap is eene drekgoot van alle kwalen. (Harrebomée, I, 156b.)

Lat.: Ebrietas est metropolis omnium vitiorum. (Frob., 170; Seybold, 144.)


18. Trunckenheit ist Sündt, schad vnd schandt. Lehmann, 759, 57; Simrock, 10529; Körte2, 7635.

Lat.: Ebrietas ut vera nocet, sic ficta juvabis. (Ovid.) (Seybold, 143.)


19. Trunckenheit leibet nicht vnnd seelet nicht. Lehmann, 756, 2.


20. Trunckenheit macht, dass einer seines Leids nicht acht.Petri, II, 551.


21. Trunckenheit macht die Kleider dünn vnd die Seckel weit.Petri, II, 552.


22. Trunckenheit macht einen armen Wirth vnd eine verschämte Haussmutter.Petri, II, 551.


[1349] 23. Trunckenheit wirfft zu dem Hauss Kessel, Kann vnd Bett hinauss.Petri, II, 146.

24. Trunkenheit bricht alle gute Sitte.

Bei Tunnicius (1161): Vulde brikt alle gude sede. (Ebrietas mores nequit observare venustos).


25. Trunkenheit bringt mehr Menschen um als das Schwert.Lehmann, II, 626, 36.


26. Trunkenheit bringt zitternde Glieder.Lehmann, II, 626, 37.

Lat.: Absentem laedit qui cum ebro litigat. (Philippi, I, 3.)


27. Trunkenheit entschuldigt keine Frevelthat. Philippi, II, 144.


28. Trunkenheit führt zur Versunkenheit.


29. Trunkenheit ist der Unkeuschheit Mutter.


30. Trunkenheit ist die Hauptstadt aller Laster. Abraham a Sancta Clara, Bescheidessen, S. 334.

Lat.: Ebrietas metropolis omnium malorum. (Sutor, 247.)


31. Trunkenheit ist die Hauptstadt im Lasterland.Nass. Schulbl., XIV, 5.


32. Trunkenheit ist ein schmeichelnd Gift; wer die hat, der hat sich selber nit.Nass. Schulbl., XIV, 5.


33. Trunkenheit ist ein Tischglöcklein mit welchem man die Schweine zur Tafel ruft. Sutor, 260.


34. Trunkenheit ist ein übler Rathgeber.

Dän.: Drukkenskab var aldrig god regenter eller raadmand. (Prov. dan., 136.)


35. Trunkenheit ist ein wildes Pferd, wer's reitet, nimmer umekehrt.Nass. Schulbl., XIV, 5.


36. Trunkenheit ist freiwillige Narrheit.

Lat.: Ebrietas est volantaria insania. (Seybold, 143.) – Nihil aliud est ebrietas, quam voluntaria insania. (Seneca.) (Philippi, II, 22.)

Schwed.: Dryckenskap ár egen villig dårskap. (Grubb, 159.)


37. Trunkenheit ist kleiner Wahnsinn.

Dän.: Drukkenskab er selv villig galenskab. (Prov. dan., 126.)


38. Trunkenheit macht beredt.


39. Trunkenheit macht offenbar, was lange Zeit verborgen war.

Lat.: Ubi possedit animum nimia vis vini, quicquid mali latebat, emergit. (Seneca.) (Seybold, 620.)


40. Trunkenheit macht tolle Leut'.

Frz.: Yvrognerie engendre forcenerie. (Kritzinger, 730b.)


41. Trunkenheit macht viel Bosheit.Graf, 390, 579; Klingen, 208b, 2.


42. Trunkenheit nimmt dem Menschen dahin, Vernunft, Witz und allen Sinn.


43. Trunkenheit offenbart, was Nüchternheit verwahrt.

Lat.: Arcanum demens detegit ebrietas. (Virgil.) (Binder II, 224; Philippi, I, 21; Seybold, 34.)


44. Trunkenheit raubt Menschlichkeit.Müller, 59, 2.


45. Trunkenheit schafft nichts Gutes.

Frz.: L'yvrognerie est la racine de tous les maux. (Kritzinger, 578b.)


46. Trunkenheit stört die Gesundheit.

Lat.: Non facit ad longam crapula multa diem. (Philippi, II, 37.)


47. Trunkenheit, Sünde, Schade, Schande. Körte, 6082.

48. Trunkenheit verderbt Sinn und Verstand.

Bei Tunnicius (909): Vulheit vordervet sinne unde wit. (Ebrietas aufert animos et mentis acumen.)


49. Trunkenheit verdirbt alle gute Sitte.

Bei Tunnicius (363): Drunkenschap vordervet alle gude sedu. (Conspicuos vinum mors contaminat omnes).


50. Von der Trunkenheit sind mehr verdorben, als durch's Schwert jemals gestorben.

Holl.: Van dronkenschap zijn er meer bedorven, dan menschen onder 't zwaard gestorven. (Harrebomée, I, 156b.)


51. Von Trunckenheit sind mehr gestorben, denn durch Leut vnd Schwert verdorben.Petri, II, 581.


52. Von Trunkenheit kommt viel Uebel.Graf, 390, 580.

Mhd.: Von trunkheit komet vil übler dinge. (Wackernagel, Schwabenspiegel, 141, 147.)


53. Wer in der Trunkenheit stiehlt (tödtet), wird nüchtern gehängt.Pistor., 497; Graf, 391, 586.


[1350] 54. Wer in Trunkenheit sündigt, der sündigt doppelt.


55. Wo Trunkenheit ist, da ist kein Heimlichkeit.Petri, II, 816.

Mhd.: Trunkenheit wirt selten fri, da ensî sünde und schande bî. (Freidank.) (Zingerle, 151.)

Dän.: Hvo som kiver med en som er ay tilstæde, og klamres som mee en fremned thi en drukken ar ei den han før var. (Prov. dan., 125.)


[Zusätze und Ergänzungen]

56. Trunkenheit ist der Menschen Henker. Abele Rechtshändel.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Hoffmann, E. T. A.

Die Serapionsbrüder

Die Serapionsbrüder

Als Hoffmanns Verleger Reimer ihn 1818 zu einem dritten Erzählzyklus - nach den Fantasie- und den Nachtstücken - animiert, entscheidet sich der Autor, die Sammlung in eine Rahmenhandlung zu kleiden, die seiner Lebenswelt entlehnt ist. In den Jahren von 1814 bis 1818 traf sich E.T.A. Hoffmann regelmäßig mit literarischen Freunden, zu denen u.a. Fouqué und Chamisso gehörten, zu sogenannten Seraphinen-Abenden. Daraus entwickelt er die Serapionsbrüder, die sich gegenseitig als vermeintliche Autoren ihre Erzählungen vortragen und dabei dem serapiontischen Prinzip folgen, jede Form von Nachahmungspoetik und jeden sogenannten Realismus zu unterlassen, sondern allein das im Inneren des Künstlers geschaute Bild durch die Kunst der Poesie der Außenwelt zu zeigen. Der Zyklus enthält unter anderen diese Erzählungen: Rat Krespel, Die Fermate, Der Dichter und der Komponist, Ein Fragment aus dem Leben dreier Freunde, Der Artushof, Die Bergwerke zu Falun, Nußknacker und Mausekönig, Der Kampf der Sänger, Die Automate, Doge und Dogaresse, Meister Martin der Küfner und seine Gesellen, Das fremde Kind, Der unheimliche Gast, Das Fräulein von Scuderi, Spieler-Glück, Der Baron von B., Signor Formica

746 Seiten, 24.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon