1. Da muss man zeitig wehren, wo man nicht soll (das Land) verheeren.
Lat.: Vir qui zelatur nec seuit tutor agatur. (Reuterdahl, 1054.)
Schwed.: Thaen skal waeria som ey wil haeria. (Reuterdahl, 1054.)
2. Dai sik wiärt, behält sin Piärt. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 80, 374.
3. Deu sick wiert (wehrt, hütet) vör de Dot (That), för 't Leugen es jümmer Roth (Rath). (Lippe.) – Firmenich, I, 269.
4. Erstlich söll man wehren, ehe dann das Wasser vber die Dämm abbrech vnd das fewer mit macht zu allen Gittern einschlag. – Henisch, 1613, 66.
5. Frühe wehre, weil noch zu wehren ist. – Petri, II, 319.
6. Je mehr man wehrt, je mehr man lehrt.
7. Jeder wehrt sich seiner Haut. – Klix, 122.
Lat.: Quod fecit quisque, tuetur opus. (Ovid.) (Binder I, 1509; II, 2873.)
8. Jeder wehrt sich, so gut er kann.
9. Man muss sich wehren, so lange man lebt; wenn man todt ist, hört's auf.
10. Sich wehren bringt zu Ehren.
[1864] 11. Währ dich mant (nur) mit de korzen Stock, host gar kän lange nethig. – Lohrengel, I, 497.
12. Was man eim weret, das liebt jm erst (oder: ist ihm werth). – Franck, I, 89b; Egenolff, 331a; Simrock, 11270; Körte, 6458.
Lat.: Invitum cum retinens, exire incitas. (Franck, I, 69b.)
13. Was man einem wehret, das er erst recht begehret.
Lat.: Nitimur in vetitum semper, cupimusque negata. (Aventin, CCCCLXVIIa.)
14. Wehr, wehr Elss, wehre, dein best thu wehren, dass wir nicht zu balt reich werden. – Zinkgref, IV, 333.
15. Wehre bei Zeiten. – Mathesy, I, 40b.
Sofort, im Entstehen muss man ein Uebel bekämpfen.
Lat.: Principiis obsta. (Fischer, 181, 91; Egeria, 228.)
16. Wehre, liebe Else, wehre, dass wir reich werden, brich die krüg, so brich ich töpff, so bringt man das gütlein durch. – Henisch, 495, 19; Petri, III, 12.
17. Wehren dawider noch so vil, so geschiht doch, was Gott haben will. – Latendorf, Jahrbuch, 266.
18. Wenn man nicht wehrt, so wachsen die Tannen in die Tischladen. – Simrock, 10332; Eiselein, 597.
19. Wenn man sich wehren muss, dass ist redlich vrsache zum Krieg. – Lehmann, 442, 106.
Dän.: Aarsag nok til krig, at man faaer at værge sig. (Prov. dan., 4.)
20. Wer nicht auch kan wehren, der wird nicht lang wehren (bestehen). – Petri, II, 106.
21. Wer sich nicht ums Ganze wehrt, muss ums Halbe fechten.
22. Wer sich nicht wehrt, den man nicht ehrt. – Graf, 530, 371.
23. Wer sich nicht wehrt, ist leicht geschlagen. – Froschm., RrVb; Petri, II, 761.
24. Wer sich wehret, dessen Seel gedeyet. – Lehmann, 240, 47.
25. Wer sich wehrt, behält das Pferd.
26. Wer wehren will, der wehre bald, dass der Schad' nicht werde alt. – Seybold, 456.
Mit dem Zusatz: »Es kommt all Arznei zu spat, wenn dich die seuch vergifftet hat.«
Lat.: Principiis obsta sero medicina paratur, ut mala per longas convoluere moras. (Chaos, 128; Philippi, II, 107.)
27. Wier dich, sonst frässt em dich. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1121.
28. Wier sich net wiert, äs aviert. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1120.
*29. Dem wehrt söck nuscht. (Stallupönen.)
Der kennt keine Schranke, dem steht nichts im Wege, das er nicht besiegt. (Frischbier2, 3993.)
*30. Der lässt ihm wehren. (Nürtingen.)
D.h. von der Arbeit abwehren, er arbeitet sich nicht zu Tode.
*31. Er wehrt si, wie 's Thier im Hag. – Sutermeister, 76.
*32. Er wehrt sich bis aufs Blut.
*33. Er wehrt sich wie ein Dachs.
*34. Er wehrt sich, wie wenn dem Esel ein Sack entfällt.
*35. Se wîret sick mett'n korten Stock. – Lyra, 25.
*36. Sich wehren wiera Katz. (Oberösterreich.)
*37. Sik wehr'n as 't Kind im Weg'n. – Eichwald, 1017.
[1865] *38. Wehr' man da, öck wa hie ophole. (Natangen.) – Frischbier2, 3994.
*39. Wêr' (wehre) da, hir rennt kêner. – Frischbier II, 2865.
Scherzhafte Antwort auf die Frage Wer in Einlage bei Elbing.
40. Wer kan sich wehren wider so viel geharnischter, sprach jener Bapst, da jm ein hauffen thaler ward fürgeschütt. – Nigrinus, Inquis., 702.
Lat.: Quis potest resistere tot armatis?
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