Weidmann

1. Ein guter Weidmann schiesst keinen Hasen auf seinem Lager.

Es wäre dies ein Verstoss gegen die Jagdgesetze. Man soll das erlegte, gefangene Wild als Frucht seiner Anstrengungen oder seiner Geschicklichkeit im Schiessen betrachten können, was nicht der Fall sein würde, wenn man es in seinem Lager schösse.


2. Ein Weidmann treibt auf, eh er zum Garn laufft.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 85.


3. Wietmann – Schietmann, is e Plock vörn Swiynestall. (Westf.)


*4. Einen Weidmann setzen.

Eine Jägerposse mit Zauberei; die Waffen eines Gegners bezaubern; angeblich machen, dass auch dem geübtesten Schützen alle Schüsse verderben. Diese Redensart kommt in Fr. Kind's Text zu Weber's Freischütz vor. Kaspar sagt zu Max: »Es hat dir einer einen Weidmann gesetzt.« Was heisst das? Ein alter Förster gab folgende Erklärung: »So setzt man einen Weidmann. Man hat Acht, wenn ein Jäger sein Gewehr sucht und putzt, von dem Wischwerg etwas zu erhalten. Hierauf bohrt man stillschweigend in eine Eiche ein Loch stopft das Werch hinein und verkeilt mit Hagedorn die Oeffnung. So lange dies darin steckt, zittert der Schütze, und wäre er der beste, bei jedem Schuss.« Die Redensart beruht mithin auf einer abergläubischen Jägersage. (Vgl. Bresl. Zeitung, 1839, Nr. 192, S. 1130; Weidmannsleben in alter Zeit von W. Busch im Daheim, 1875, Nr. 50, S. 792.)

Frz.: Charmer les armes de son ennemi. (Kritzinger, 126b.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 81.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: