Wohlleben (Verb.)

1. Leb wohl, du theures Land, das mir geboren, sang der Bettler und sprang in die Spree.


2. Leb wohl, Schneider! (Hirschberg.)

Wenn die letzte Hoffnung verloren geht, das letzte Geld ausgegeben, der letzte Trumpf, die letzte Karte erfolglos ausgespielt wird. Dies Sprichwort hat folgendem Vorgange seine Entstehung zu danken: Zwei junge Männer badeten im Bober und zwar in der sogenannten Teufe beim alten Wehre unweit der Nepomukbrücke. Der eine wollte den andern, Namens Schneider, schwimmen lehren. Der letztere entglitt aber bald, sank unter und konnte trotz aller Mühe des lehrenden Freundes nicht bald aufgefunden werden. Ein Dritter, der am Ufer stand und alle weitern Bemühungen, die aber dennoch bald zur Rettung führten, für erfolglos hielt, rief: Leb wohl, Schneider! Ein Zuruf, der ursprünglich sehr ernster Natur, später, häufig wiederholt, Sprichwort wurde und auch einen scherzhaften Charakter annahm.


3. Lebt wol, gehabt euch wol, vil seliger zeytt. Agricola I, 549.

Alter Scheidewunsch.


4. Man soll wolleben, das einem nicht der Beutel das benedicite vber dem Tisch sprechen dörffe.Henisch, 357, 66.


5. So leb' denn wohl, säd' de Paster tôn Dêf, de schull hängt wârden. (Hamburg.) – Hoefer, 816; Peik, 196, 226.


6. Welcher begert einmal wol zu leben, der koch eine Henn; welcher zweimal, der koch eine Gans; welcher die gantze Wochen, der stech ein Schwein; welcher einen Monat, der schlag einen Ochsen; welcher ein gantz Jahr, der nehm ein Weib; welcher aber allzeit begert gute tag vnd feisste bissle zu haben, der werd ein Pfaffe, so mangelt jm nicht.Geiler in Kloster, I, 620 u. Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 76; Alsatia, 1862-67, 475.


7. Wer wohlleben will, der halte Schmaus im eignen Haus.

Holl.: Die weelderig wil zijn, blijve t'huis. (Harrebomée, II, 445b.)


8. Wer wollebt, der fährt wol.

Lat.: In coelo patriam, qui bene transit habet. (Seybold, 236.)

9. Wilt dein Lebtag wol leben, so thu dich in ein Kloster begeben.Lehmann, II, 881, 292.


10. Wir haben wol gelebt vnd ist kein fewer nie ann herd kommen.Franck, I, 48b.

Spottlob auf ein dürftiges Mahl, schlechte Bewirthung oder ein Fest, das hochtrabend begonnen und nichts geboten hat. Franck a.a.O. hat dafür noch folgende Redensarten: Ein hochzeit, oder kirchweih, da man nie keinn rawch hat gesehen. Er singt uns ein liedlein her für wol essen. Er wil vns mit worten speisen. Er singt wol vom guten leben ob eim tillsamen. Er sagt von grossen hechten ob eim brey.


*11. Er lebt wohl und kombt kein Feuer auf den Herd.Sutor, 148.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 339.
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