1. An diesem Feste wird nicht anders getanzt.
Wenn man zwar etwas im allgemeinen als unziemlich betrachtet, aber zugibt, dass es an einem gegebenen Orte, bei einer bestimmten Gelegenheit nicht zu vermeiden sei, z.B. wenn man im Bade sich entkleidet, in einer Gesellschaft Trunkener etwas übers rechte Mass mitgeht, unter Weibern den männlichen Ernst fahren lässt u.s.w. Entlehnt von den Festen, an denen bestimmte Gebräuche üblich und schwer zu ändern sind. Wenn Kirmes ist, hörte ich einen schlesischen Bauer sagen, so ist Kirmes. Und einen andern: 'S wird fortgesoffen, 's ist Kirmes.
2. Besser ohne Fest als ohne Nest. – Scheidemünze, I, 641; Sprichwörtergarten, 384.
Gegen die den Wohlstand untergrabende Vergnügungssucht. (Vgl. den Artikel Volksfeste in Jahn's Volksthum.)
3. Die Fest der Edelleut gfallen selten im Christmonat. – Franck, I, 130a; Henisch, 1078; Gruter, I, 20; Sailer, 229.
4. Die Feste vergehen, der Narr bleibt.
5. Ein Fest dauert nicht ewig.
Holl.: Eens feest, niet altijd feest. – Het kan altijd geen feest zijn. (Harrebomée, I, 191.)
6. Es gibt kein (gutes) Fest, es dauert zwei Tage.
Frz.: Il n'est pas de bonnes festes sans lendemain. (Leroux, I, 20.)
7. Es gibt viel Feste, aber nur Ein Ostern.
[985] 8. Es ist gut, Feste feiern in eines andern Haus.
Holl.: Het is goed feest houden in eens anders zaal. (Harrebomée, I, 191.)
9. Feste geben Klopfe auf die Weste.
Prügeleien in Tanz- und Trinklocalen.
10. Ist das Fest vorbei, kommt der (wieder) Erbsenbrei.
Lat.: Post festum ac lusum, pisa edenda. (Henisch, 1077.)
11. Je grösser (heiliger) das Fest, desto ärger (gefährlicher, geschäftiger) ist der Teufel. – Pistor., IV, 27; Simrock, 2395; Kirchhofer, 132; Eiselein, 167; Körte, 1355.
»An einem Feste«, sagt der Araber, »muss man keine Perlen verlieren«; denn man wird sie nicht wieder bekommen, weil an diesem Tage das Gesindel obenauf ist.
Frz.: Aux bonnes fètes les bons coups. (Lendroy, 731.)
12. Je grösser das Fest, desto mehr man läutet. – Parömiakon, 1103.
13. Je grösser Fest, je besser Keile.
Frz.: Il est feste en sa paroise, on y carillone. (Leroux, I, 19.)
14. Je heiliger das Fest, je boshafter die Leut'. – Kirchhofer, 336.
15. Jedes Fest hat seine Narren.
Holl.: Bij alle feesten dient een' zotje. (Harrebomée, I, 190.)
16. Koert vör dem Feste regiert der Düwel. (Büren.)
Der Aberglaube hört das Wüthende Heer, die Wilde Jagd, besonders häufig zur Zeit der höchsten Kirchenfeste. Kurz vor Weihnachten und kurz vor Ostern sieht er Gespenster u. dgl.
17. Man muss das Fest nicht eher feiern, bis es gekommen ist.
Gegen vorzeitige Freude, die nur zu oft, wie die Erfahrung lehrt, getäuscht oder getrübt wird.
Frz.: Il ne faut point chômer les fêtes avant qu'elles soient venues. (Lendroy, 422.)
It.: Chi vuol goder la festa, digiuni la vigilia. (Bohn I, 87.)
18. Man muss die Feste feiern wie sie fallen1 und das Wetter nehmen wie es ist. – Graf, 548, 81; Simrock, 2396; Körte, 1354; Braun, I, 450.
1) D.h. von der zuständigen Behörde festgesetzt sind.
It.: Chi non fa la festa quando viene in appresso, non la fa mai bene. (Pazzaglia, 129, 8.)
19. Man redet so lange vom Feste, bis es kommt.
Frz.: On a tant chanté Noël qu'à la fin il est venu. (Lendroy, 1083.)
20. Mann helt offt mit einem ein fest, alss wolt man jhn zum gross Hertzogen machen. – Lehmann, 155, 44.
21. Nach dem fest ist ein Narr überig. – Henisch, 1077.
Lat.: Post festum fatuus superest.
22. Wenn das Fest aufhört und die Schlacht anfängt, kommt man sehr ungelegen.
23. Wenn das Fest aus, gehen die Freunde nach Haus.
24. Wenn 's Fest vorbei ist, fängt das Kopfkratzen an.
Frz.: Après la fête on gratte la tête. (Bohn I, 4.)
25. Wenn's zum Feste geht, hört ein lahmes Weib auf zu hinken.
26. Wer feiern will ein jedes Fest, gibt Kopf und Beutel bald den Rest.
27. Wer kommt nach dem Feste, muss fürliebnehmen mit dem Reste. – Eiselein, 166.
Lat.: Sero venientibus ossa. (Eiselein, 166.)
28. Wer zu viel Feste feiert, wird bald keins feiern. – Scheidemünze, II, 256.
29. Wie grösser 's Fest, wie fuler1 der Tüfel. (Luzern.)
1) Ful = arg, schlimm.
*30. Am Fest der Beschneidung Mariä! – Bebel.
D.i. nie. (S. ⇒ Nimmerleinstag.)
*31. Bist nach dem fest kommen. – Henisch, 1077; Eyering, II, 322; III, 69; Eiselein, 166.
Zu spät, um an irgendeiner Freude oder einem Gewinn Antheil haben zu können. Die Griechen sagten: Du bist nach den Panathenäen oder nach den Pythien gekommen.
Frz.: Il devine les festes quand elles sont passées. (Leroux, I, 19.)
Lat.: Hedera post antistheria. (Philippi, I, 175). – Post festum venire. (Philippi, II, 102.) – Post Panathenaea venire. – Post Pythia venisti. (Eyering, III, 69.)
*32. Da haben wir das Fest und keinen Kuchen.
Im Grubenhagenschen sagt man: Da hebbe we de hilgen Dage un kêne Kauken; d.h. gerade das nicht, was der Augenblick fordert.
[986] *33. Das Fest feiert man lange nicht mehr.
Frz.: C'est une vieille feste que l'on ne feste plus. (Leroux, I, 19.)
*34. Das Fest hat man ihm nicht bereitet.
Frz.: C'est pour vous que l'on fait la feste. (Ironisch. Leroux, I, 19.)
*35. Die Feste weissagen, wenn sie gewesen sind.
Entdecken, was andere schon längst wissen, alte Geschichten als Neuigkeiten erzählen.
*36. Er wird das Fest feiern, wenn's kommt.
Frz.: Que la feste soit venue nous la chômerons. (Leroux, I, 20.)
*37. Recht zum Feste kommen. – Eiselein, 166.
*38. Sein grösstes Fest ist am Palmsonntage. – Parömiakon, 1503.
Er ist ein Esel; von der Ausschmückung eines Palmesels in früherer Zeit entlehnt.
39. Nach dem fest und spiel soll man erbs essen. – Henisch, 910.
*40. Des ist a Fest im Appelen Garta und d' Appel ist nett daheim.
In der Gegend von Riedlingen Spott über Leute, die einen grossen Lebtag machen wollen und keine Mittel dazu besitzen. (Birlinger, 15.)
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