Brunellesco

[496] Brunellesco (Brunelleschi, spr. -ki), Filippo, ital. Architekt und Bildhauer, geb. 1377 in Florenz, gest. daselbst 15. April 1446, kam zuerst zu einem Goldschmied in die Lehre und trat auch 1401 bei einem von der Signoria ausgeschriebenen Wettbewerb zur Ausführung einer Erztür am Baptisterium mit einem Relief der Opferung Isaaks (jetzt im Museo Nazionale zu Florenz) als Bildhauer auf. Da er aber unterlag, soll er sich dem Studium der Mathematik und Architektur zugewendet haben. Später schuf er nur noch ein plastisches Werk, ein in Holz geschnitztes Kruzifix (in Santa Maria Novella zu Florenz). Seine architektonischen Studien begann er in Florenz an den dortigen alten Bauwerken und setzte sie seit 1401 in Rom fort. 1407 kehrte er nach Florenz zurück, hielt sich aber später wieder in Rom auf, von wo er 1417 zurückberufen wurde, als man in Florenz die Vollendung des Domes durch eine Kuppel beschloß. B. erbot sich, das Gewölbe ohne Bogengestelle und Gerüste zu vollenden und statt einer Kuppel deren zwei (eine um die andre, die äußere als Schutzkuppel der innern) auszuführen, und machte zugleich den Vorschlag, daß seine Modelle von einer Versammlung der ersten Architekten geprüft werden sollten. Sie fand 1420 statt und billigte den Plan Brunellescos, der nun zum Oberaufseher des Kuppelbaues ernannt wurde. B. starb, noch ehe das großartige Bauwerk ganz vollendet war; die Laterne wurde nach seinem Modell ausgeführt und der Schlußstein 1461 gelegt. S. Tafel »Baustile II«, Fig. 40. (Vgl. Ces. Guasti, La cupola di Santa Maria del Fiore, Flor. 1857.) Außerdem entwarf und leitete B. viele andre Bauten. Seit 1425 wurde unter seiner Leitung zu Florenz die Basilika San Lorenzo nebst Sakristei errichtet, deren Fassade aber unvollendet blieb. Später begann B. den Palazzo Pitti, der für den florentinischen Palastbau vorbildlich, aber von keinem seiner Nachfolger in Bezug auf erhabene Wirkung erreicht wurde, und den Bau der Kirche San Spirito. Andre Denkmäler von Brunellescos Tätigkeit in Florenz sind die Kapelle der Pazzi, eine der vollkommensten Schöpfungen der Renaissance, die Halle des Findelhauses und der Palazzo Quaratesi. B. ist als der eigentliche Begründer der Renaissancebaukunst zu bezeichnen. Er hat sich auch als Festungsbaumeister, Ingenieur und Mechaniker betätigt. Sein Grab in Santa Maria del Fiore schmückt seine von seinem Schüler Buggiano gefertigte[496] Marmorbüste. Seine Biographie schrieb sein Zeitgenosse Antonio Manetti (hrsg. von Moreni, Flor. 1812; Milanesi, das. 1887; Holtzinger, Stuttg. 1887, und Frey in »Le vite di F. B.«, Berl. 1887). Vgl. C. v. Fabriczy, Filippo B. (Stuttg. 1892); Scott, Filippo di Ser B. (Lond. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 496-497.
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