Byron [1]

[521] Byron (spr. Beierrn), 1) John, geb. 1723 auf Rowstead-Abbey in Nottingham; machte mit Anson 1740 die Reise um die Welt, litt in der Magellanischen Meerenge Schiffbruch, wurde nach Chiloe geführt u. kehrte erst 1745 nach Europa zurück; er zeichnete sich dann im Kriege gegen Frankreich[521] (1758–62) aus, unternahm 1761 eine neue Entdeckungsreise, fand mehrere Inseln in der Südsee auf, kehrte 1766 über Batavia u. das Cap nach England zuruck, befehligte eine Zeitlang eine Flotte in der englischen Station in WIndien, verlor dort am 16. Juli 1779 eine Seeschlacht u. st. als Commodore in London 1786. Die erste Reise beschrieb er selbst: Narrative containing an account of the great distresses suffered by himself and his companions on the coast of Patagonia, Lond. 1748 u. 1763, u. die 2. einer seiner Offiziere, als: Voyage round the world, ebd. 1766 (deutsch Lemgo 1769). 2) Georg Noel Gorden, Lord B., Enkel des Vor., Sohn von Haus B. (st. 1791) u. der Miß Gordon, durch welche er mit dem schottischen Königshause verwandt war; geb. 22. Jan. 1788 in Dover, verlor seinen Vater als Kind, empfing seine Erziehung in Aberdeen u. auf dem Lande in den schottischen Gebirgen, kam dann auf die Schule zu Harrow u. die Universität Cambridge. Sein poetisches Talent zeigte sich schon sehr früh (1807) in seinen Hours of idleness, denen eine bittere Satyre (Enghlish bards and Scotch reviewers) gegen Brougham, welcher seine Gedichte kritisirt hatte, folgte. 1809 erschienen: Imitations and translations from the ancient and modern classics, together with original poems. In Folge einer unerwiderten Liebe zu Miß Chaworth überließ er sich allen Ausschweifungen. 1809 mündig geworden, übernahm er die Verwaltung seiner Stammgüter u. trat in das Oberhaus, nahm aber geringen Antheil an den Sessionen; machte 1810–11 eine Reise durch Portugal, Spanien u. Griechenland, wo er den Hellespont durchschwamm, u. gab nach seiner Rückkehr eine Reihe von erzählenden Gedichten: Childe Harold (1812), The giaour, The bride of Abydos, The corsair, Lara, The siege of Corinth u. Parisina heraus. Seine 1815 geschlossene Heirath mit Anna Isabella Milbank wurde 1816 wieder getrennt, gab aber einer Tochter, Ada, das Leben. Diese Scheidung, deren eigentlicher Grund unbekannt ist, brachte B., dessen Ruf schon durch seine Antecedentien sehr gesunken war, vollends um alles Ansehen bei der Aristokratie seines Vaterlandes. Er verließ England wieder u. machte eine Reise durch die Niederlande, die Schweiz u. Italien, hielt sich eine geraume Zeit (1816) in Venedig auf, dann in Ravenna, wohin ihm eine Liebe zur schönen Gräfin Guiccioli zog; mit der Familie derselben, den Grafen Gamba, welche in die Carbonari-Umtriebe verwickelt waren, zog er nach Pisa u. Genua u. ging endlich 1823 nach Griechenland, wo er in Missolunghi an der Spitze der englischen Unterstützungscommission für die Griechen stand u. am 19. April 1824 starb. Sein Leichnam wurde nach England gebracht u. in der Kirche zu Hucknall in Lancaster beigesetzt; seine von Thorwaldsen gefertigte Statue durfte nicht in der Westminsterabtei aufgestellt werden, sondern kam 1845 in das Trinity-College zu Cambridge. Außer den bereits genannten Werken schr. er mehrere kleinere Gedichte, Novellen u. erzählende Gedichte: The prisoner of Chillon, Beppo, Mazeppa, Don Juan; Trauerspiele u. dramatische Dichtungen: Manfred, Marino Falieri, Doge of Venice, Sardanapal, The two Foscari u. Kain; Heaven and earth, The Island. Werner u. The deformed transformed. In B-s Gedichten spricht sich der bitterste Weltschmerz, tiefste Menschenverachtung. Lebensüberdruß u. Glaubens- u. Hoffnungslosigkeit aus. Gesammelt erschienen: Poetical works, Lond. 1815, 6 Bde., 1832 f., 17 Bde., Lpz. in 7 Bdn. 1818, deutsch von Adrian, Frankf. 1830, 12 Bde., u. A. 1837; von Ortlepp, Stuttg. 1839 f., 12 Bde.; von A. Böttger, Lpz. 1840, 4. Aufl. 1854, Diamant-Ausgabe 3. Abdr. 1855; G. Pfizer, Stuttg. 1836–39, 4 Bde. Vgl. Medwin, Conversations of B., 1824 (deutsch Stuttg. 1825); B-s private Correspondence, 1824 (deutsch Stuttg. 1825); Marquis de Salvo, B. en Italie et en Grece, 1825; Narrative of Lord B-s last journey to Greece, herausgeg. von Gamba, Lond. 1825; Millingen, Memoir of the affairs of Greece, 1831; Übersetzungen einzelner Werke von Bärmann, H. Döring, Th. Hell, A. Wagner u. A. S. Letters and Journals of B. with notices of his life, by Th. Moore, Frankf. 1831 (deutsch Braunschw. 1831, 4 Bde.); B-s Lebensbeschreibung von Lake (Lond. 1827) u. Leigh Hunt (1828); Memoirs von Th. Moore, Lond. 1829, u. A. 1833, 4 Bde. 3) George Auson B., Vetter des Vor., bekannt durch eine Reise in die Südsee, folgte ihm in den Besitz der Stammgüter u. der Peerswürde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 521-522.
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