Calcĭum

[564] Calcĭum (Kalkmetall), Ca, Atomgewicht = 20, die metallische Grundlage des Kalkes; zuerst von Davy 1808 auf elektrochemischem Wege dargestellt. Reiner Kalk wird mit Wasser zu einem Teig gemacht; in eine eingedrückte Vertiefung desselben bringt man etwas Quecksilber, legt dann den Teig auf eine Platinplatte u. setzt diesen mit dem positiven Pole, das Quecksilber aber mit dem negativen einer starken galvanischen Batterie in Verbindung, wo man dann das C. als Amalgama erhält, welches in einer mit Steinöldampf erfüllten, gebogenen u. hermetisch verschlossenen Glasröhre so lange erhitzt wird, bis das Quecksilber übergetrieben ist u. das C. als Rückstand verbleibt. Dies C. verhält sich im Allgemeinen dem Baryum ähnlich, ist jedoch nach Bunsen hellgelb von der [564] Farbe des Glockenmetalles, besitzt einen ausgezeichneten Glanz, zeigt einen hakigen, etwas ins Körnige gehenden Bruch, läßt sich schneiden, bohren, feilen u. zu papierdünnen Platten aushämmern. In trockner Luft bleibt es unverändert, in feuchter oxydirt es sich sehr bald. Mit Wasser zusammengebracht, verwandelt es sich unter Erhitzung u. Wasserstoffentwickelung in Kalkhydrat. Es verbindet sich A) mit Sauerstoff zu Calciumoxyd, CaO = 28, s. Kalk, u. zu Calciumhyperoxyd, CO2, welches man in zarten, glänzenden, weißen Schuppen erhält, wenn verdünntes Wasserstoffsuperoxyd mit Kalkwasser zusammenkommt. Ist unlöslich in Wasser. B) Mit Stickstoff, s. Salpetersaurer Kalk unter Salpetersäure. C) Mit Chlor: Chlor- C., Ca Cl, weiße, durchscheinende, krystallinische Masse, bei starker Rothglühhitze schmelzend, nach Bestrahlung durch die Sonne leuchtend (Hombergischer Phosphor); wird durch Erhitzen des Kalks in Chlorgas, od. durch Glühen des, aus dem Rückstand bei der Bereitung des Ammoniaks mit Salzsäure, durch Auslaugen, Filtriren u. Abdampfen erhaltenen Salzes erhalten. Es schmeckt bitter u. herb, zerfließt an der Luft, löst sich in Weingeist leicht, in Wasser unter Erhitzung; krystallisirt aus dieser Auflösung in 6seitigen Säulen od. langen, spießigen Krystallen. Dieses krystallisirte Chlor-C. (Salzsaurer, od. Hydrochlorsaurer Kalk) enthält 2 At. Hydratwasser u. 1 At. Krystallwasser (Ca Cl + 6HO), zerfließt leicht an der Luft, löst sich in Weingeist, in Wasser unter Erkältung, so daß man durch Mengung desselben mit Eis od. Schnee einen sehr hohen Kältegrad, bis – 36° R., hervorbringen kann. Das Chlor-C. wird in der Medicin innerlich, in Wasser gelöst, gegeben, in der Pharmacie (trockenes, geschmolzenes) zum Entwässern des Weingeistes, Äthers etc., auch als Reagens auf Oxal- u. Traubensäure, sowie in der Elementaranalyse zur Bestimmung des Wasserstoffs als Wasser. Basisches Chlor-C. (Cl Ca + 3 Ca O, 15 aq.) krystallisirt aus der heißen, überschüssigen Kalk enthaltenden Lösung des Chlor-C. in zarten Prismen. Auch wird das Chlor-C. beim Schmelzen durch zu große Hitze zum Theil in basisches Salz verwandelt, weshalb man gern bei dieser Operation etwas Salmiak zusetzt (vgl. unter Chlorinsaurer Kalk). D) Mit Brom, s. Bromsaurer Kalk. E) Mit Iod: Iod-C., Ca J2, weiß, in Rothglühhitze schmelzend, an der Luft zerfließend. Durch Zusammenbringen von Iodwasserstoffsäure mit Ätzkalk, od. Zerlegen des Eisenjodürs durch Kalkmilch u. Fällung des überschüssigen Kalks durch Kohlensäure dargestellt. Wird in Frankreich als Arzneimittel benutzt (vgl. Iodsaurer Kalk etc.). F) Mit Fluor: Fluor-C., Ca F, s. Flußspath. G) Mit Phosphor: Phosphor-C., Ca2 P, röthlichbraune, bei abgehaltener Feuchtigkeit geruchloses, in Wasser gebracht, sich von selbst entzündendes Phosphorwasserstoffgas entwickelnd, wird neben phosphorsaurem Kalk erhalten, wenn man Phosphordämpfe über glühenden Kalk leitet (Phosphorsaurer Kalk s.u. Phosphorsaure Salze). H) Mit Schwefel: Schwefel-C., Ca S, (Schwefelkalk, Hepar sulphuris calcareum, Calcium sulphuratum), am reinsten durch Glühen des schwefelsauren Kalks, 4 Thle., mit Kohle, 1 Thl., od. indem man über glühenden schwefelsauren Kalk Wasserstoffgas leitet, auch durch Glühen von gleichen Theilen Ätzkalk u. Schwefel od. 2 Theilen kohlensaurem Kalk u. 1 Thl. Schwefel im bedeckten Tiegel bereitet. Das auf letztere Weise bereitete Präparat leuchtet, wenn es vorher den Sonnenstrahlen ausgesetzt worden ist, im Dunkeln (Cantons Phosphor). Sonst ist das Schwefel-C. ein gelbliches, od. grauliches, od. röthliches, in völlig reinem Zustande auch ganz weißes, völlig trocken geruchloses, an feuchter Luft bald nach Schwefelwasserstoff riechendes, ätzend schweflich riechendes Pulver, ist im verschlossenen Gefäße feuerbeständig, schmilzt in starker Hitze u. löst sich in 500 Theilen Wasser. Säuren entwickeln daraus Schwefelwasserstoffgas. Die wässerige Lösung ist farblos; läßt man durch dieselbe, od. durch Kalkmilch Schwefelwasserstoffgas streichen, so wird noch mehr von letzterem aufgenommen; es bildet sich Schwefel-Calciumsulfhydrat (Hydrothionsanrer Kalk), CaS + HS, eine farblose Flüssigkeit, od. kleine, würfliche, durchsichtige Krystalle. Durch anhaltendes Kochen von 21/2 Theilen Schwefel mit 1 Thl. Kalk u. 16 Theilen Wasser, wird eine höhere Schwefelungsstufe des Kalks: Fünffach-Schwefel-C., CaS5, nebst unterschwefligsaurem Kalk erhalten; man benutzt diese Verbindung zur Darstellung von Schwefelmilch, indem man ihre Lösung mit Salzsäure übersättigt. Das Schwefel-C. wird sowohl innerlich als äußerlich zu Bädern, außerdem als Reagens für metallische Substanzen (vgl. Hahnemannsche Weinprobe), zur Entwickelung von Schwefelwasserstoffgas u. zur Bereitung künstlicher Schwefelwässer benutzt (Verbindungen des C. mit Schwefelsäure s.u. Schwefelsaure Salze). Schwefelkohlenstosff-C. bildet sich, wenn Dämpfe von Schwefelkohlenstoff über glühenden Kalk geleitet werden; ist unauflöslich in Wasser, zersetzt sich aber in demselben zu hydrothionsaurem u. kohlensaurem Kalk. I) Mit Kohlenstoff: Kohlensaurer Kalk, s.u. Kohlensaure Salze. K) Mit Selen: Selen-C.: a) im Minimum, bildet sich als ein fleischfarbenes, geschmack- u. geruchloses, im Wasser nicht lösliches Pulver, wenn man Kalk mit Selen glüht, od. durch Niederschlag bei Vermischung wässeriger Lösungen von salzsaurem Kalk u. Selenkali; krystallisirt durch Aussetzen des hydroselensauren Kalks an die Luft; b) im Maximum, schwarze, zusammenhängende, gepulvert rothbraune, geruch- u. geschmacklose, in Wasser unlösliche Masse, aus welcher Säuren das Selen in rothen Flocken ausscheiden; bildet sich durch Erhitzen des Selens mit Kalk, nicht bis zum Glühen. Hydroselensaurer Kalk. Wenn bei abgehaltener Luft hydroselensaures Gas durch Kalkmilch geleitet wird, so bildet sich unter Absatz eines rothen Pulvers (Selen) eine wasserhelle Flüssigkeit, welche die Verbindung gelöst enthält, sich beim Zutritt der Luft dunkelgelblichroth färbt u. Selenkalk (s. o.) fallen läßt (Selensaurer Kalk s.u. Selensaure Salze). L) Mit Arsen: Arsen-C. bildet sich als eine schwarze, durch Wasser langsam zerlegt werdende Masse, wenn Arsendämpfe über glühenden Kalk geleitet werden, Arsensaurer Kalk, s. Arsen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 564-565.
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