Heinsius

[200] Heinsius, 1) Daniel, geb. 1580 in Gent, aus vornehmer Familie, studirte in Franeker die Rechte; wurde 1605 Professor der Geschichte u. Politik, Universitätssecretär u. Bibliothekar in Leyden, dann Rath u. Historiograph Gustav Adolfs u. st. 1665; er schr. u.a.: Exercitationes ad Nonni paraphr. Joannis, Leyd. 1627; Exercitt. sacrae ad N. T., ebd. 1639, Fol.; Aristarchus sacer, 1649; Reden u. scherzhafte Aufsätze: Laus asini, Laus pediculi, Satyrae Menippeae, u.a.m.; gab heraus den Theokrit, Hesiodus, Senecas Tragödien, Theophrastos, Horatius, Virgilius, Terentius, Ovidius, Livius, Maximus Tyrius (s.d. a.). 2) Nikol., Sohn des Vorigen, geb. 1620 in Leyden; folgte 1644 einem Rufe der Königin Christina nach Schweden, die ihn 1651 nach Frankreich u. Italien sandte, um Münzen u. seltene Bücher aufzukaufen; wurde 1654 Resident der Generalstaaten am schwedischen Hofe, legte diese Stelle wegen eines verlorenen Processes nieder, wurde 1656 Secretär der Stadt Amsterdam, nahm 1660 seine vorige Stelle in Stockholm wieder ein, ging 1669 als außerordentlicher Deputirter nach Moskau u. 1672 nach Bremen. 1675 entlassen, lebte er auf seinem Landgute bei Utrecht u. st. 1681 im Haag. Er gab heraus den Claudianus, Ovidius, Prudentius, Vellejus, Valerius Flaccus, Virgilius, Silius Ital., Phädrus, Catullus (s.d. a.) u. schr.: Adversaria, Epistolae, Orationes, Poemata, oft herausgegeben. 3) Anton, Vertrauter des Prinzen Wilhelm von Oranien; leitete alle wichtigen Angelegenheiten seines Vaterlandes, ging nach dem Nimwegener Frieden als Gesandter nach Frankreich, wo ihn Louvois wegen kräftiger Vertheidigung seines Vaterlandes u. der Protestanten in die Bastille zu setzen drohte, u. wurde 1702 Rathspensionär von Holland; über seine Wirksamkeit als solcher s. Niederlande (Gesch.) u. Spanischer Erbfolgekrieg. Er st. 1720, nachdem er seit dem Utrechter Frieden seine Stelle verloren hatte. 4) Joh. Georg, früher Professor in Jena, st. 1733 als Professor der Mathematik, Physik u. Geschichte an der Oberschule zu Reval; er war der Begründer der Unparteiischen Kirchenhistorien des A. u. N. T. (zuerst als: Fragen aus der Kirchenhistorie des N. T. etc., Jena 1728–33, 2 Thle.), die Mehrere, zuletzt Schröckh, fortsetzten, ebd. 1735–1766, 4 Bde. 5) Joh. Wilh., geb. 1763 in Leipzig, Buchhändler daselbst u. dann in Gera; st. 1817; er schr.: Allgemeines Bücherlexikon, 1793, 4 Bde., 2. Aufl. 1812–22, 3 Bde., fortgesetzt bis zum 8. Bde. von F. Bruder, C. G. Kaiser u. O. A. Schulz, Lpz. 1817–1838. 6) Otto Friedr. Theod., geb. 1770 zu Tschernow in der Neumark, wurde 1795 Lehrer am Friedrich-Werderschen Gymnasium in Berlin, 1801 am Gymnasium zum Grauen Kloster, 1804 Lehrer der Deutschen Sprache am Französischen Gymnasium, wurde 1847 emeritirt u. st. den 18. Mai 1849. Er ist Gründer des Luisenstifts u. schr.: Deutsche Sprachlehre, Berl. 1798, 3 Thle., 5. Aufl. Lpz. 1833; Der deutsche Rathgeber, ebd. 1800, 7. Aufl. 1834; Neue deutsche Sprachlehre, ebd. 1801, 3 Bde., 4. Aufl. 1822; Vollkommner Geschäftsmann, ebd. 1803, 3. Aufl. 1828; Kleine deutsche Sprachlehre, ebd. 1804, 13. Aufl. 1834; Die Bürgerschule, ebd. 1807, 6. Aufl. 1839; Teut, od. Lehrbuch der deutschen Sprachwissenschaft, ebd. 1807–12, 5 Bde., 5. Aufl. 1835–40, 6 Bde.; Geschichte der Deutschen Literatur, Berl. 1810, 5. Aufl. 1832; Kleiner deutscher Sprachkatechismus für Stadt u. Land, Berl. 1812, 3. Aufl. 1819; Volksthümliches Wörterbuch der deutschen Sprache, Hannov. 1818–22, 4 Bde.; Friedrich II. u. sein Jahrhundert, 1840; Die bedingte Preßfreiheit, 1841; Concordat zwischen Schule u. Leben, 1842; Der Weg zur Wissenschaft für studirende Jünglinge u. deren Väter, 1844; Sokrates u. Christus, 1848; Germanologie auf deutschen Lehrstühlen, 1848; Grundstriche zu einer constitutionellen Schul- u. Volksbildung in Deutschland, 1848.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 200.
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