Lucullus

[570] Lucullus, Famlienname der Licinia gens. Merkwürdig sind: 1) Lucius Licinius L., war Consul 151 v. Chr. u. dann Proconsul in Spanien, wüthete mit Mord u. Plünderung gegen die Torduler, Cantabrer u. Vaccäer. 2) Lucius Licinius L., war 103 v. Chr. Prätor, hierauf Proprätor in Sicilien; hier war er Anfangs siegreih im Sklavenkriege, dann aber erlitt er eine Niederlage; nach[570] Rom zurückgekehrt wurde er wegen Unterschleifs exilirt. 3) Lucius Licinius L., ältester Sohn des Vor., geb. 106 v. Chr., zeichnete sich noch sehr jung im Bundesgenossenkriege durch Tapferkeit aus u. eroberte in dem Mithridatischen Kriege 87 v. Chr. die von Mithridates besetzten Inseln u. Städte an der Küste von Kleinasien u. siegte. zur See über den Feind. Nachdem er hierauf 79 Ädilis u. 77 Prätor gewesen war, wurde er 74 Consul; im nächsten Jahre zog er von Neuem gegen Mithridates, schlug denselben bei Lesbos u. nöthigte ihn durch seine siegreichen Kämpfe der folgenden Jahre zur Flucht aus seinem Reiche Pontos. Mithridates hatte sich zum König Tigranes nach Armenien geflüchtet; nun zog L. 70 nach Armenien u. siegte über beide bei Tigranokerta u. Artaxata, mußte sich aber, da seine Truppen sich schwierig zeigten, nach Nisibis zurückkehren u. wurde in seinen serneren Unternehmungen gehemmt, theils durch die inzwischen wieder erstarkte Macht des Mithridates, theils durch die Dienstverweigerung der Legionen, welche ihm Eigennutz vorwarfen. Daher wurde er 67 von Pompejus abgelöst u. feierte nachher einen Triumph. Er brachte den ersten Kirschbaum in das Abendland. In Kleinasien hatte er sich durch gute Einrichtungen, Spiele etc., bes. in Kyzikos durch Befreiung von der Belagerung des Mithridates so beliebt gemacht, daß man ihm zu Ehren Spiele (Lukulleia) feierte. Beim Heere war er wegen seines Stolzes nicht beliebt. Nach seiner Rückkehr aus Asien lebte er in Rom als Privatmann, von den in Asien erbeuteten Schätzen in asiatischer Pracht u. Weichlichkeit schwelgend (daher Lucullische Gastmäler in Rom sprichwörtlich waren), woneben er jedoch das Studium der Philosophie eifrig fortsetzte, viele Gelehrte nach Rom zog, eine große Bibliothek u. Kunstsammlung anlegten u. zwei prächtige Paläste baute. Da Pompejus seinen Triumph zu hindern gesucht hatte, so trat L. nochmals an der Spitze des Adels seinen Bestrebungen entgegen. Er st. 57 od. 56 v. Chr. in Wahnsinn verfallen. Seine Lebensbeschreibung schrieb Plutarchos, der ihn mit Kimon vergleicht. Er schr. auch eine Geschichte des Bundesgenossenkriegs in griechischer Sprache (verloren). 4) Lucius Licinius L., Sohn des Vor. u. der Servilia; da sich sein Vater von seiner Gemahlin hatte scheiden lassen, so wurde der junge L. von seinem Oheim Cato erzogen, stand im Bürgerkriege auf der Seite des Brutus u. Cassius u. fiel bei Philippi. 5) Marcus Licius L., Bruder von L. 3), wurde von M. Terentius Varro adoptirt u. hieß deshalb M. Ter. Lucinianus Varro; er siegte 83 v. Chr. über die Marianer, wurde 73 v. Chr. Consul u. verwaltete darauf die Provinz Macedonien, wo er mit Glück gegen die Donauvölker kämpfte; in den bürgerlichen Unruhen stand er auf Seiten der conservativen Partei u. unterstützte eifrig den Cicero; er st. bald nach seinem Bruder.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 570-571.
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