1. Der Ehestand der heiligst orden, sintemal er alle andern Orden in sich hat. – Agricola I, 456; Petri, II, 84; Henisch, 800; Gruter, I, 23; Pistor., III, 65; Estor, I, 347; Lehmann, II, 62, 97; Egenolff, 205a; Simrock, 1781; Graf, 139, 4.
Dän.: Egteskab er en hellig orden, hvoraf de andre komme. (Prov. dan., 140.)
2. Der Ehestand ist der echte Jesuiter-Orden, in welchem Jesus der Abt ist. – Pauli, Postilla, 200b.
3. Der Ehestand ist ein Hühnerhaus, der eine will hinein, der andere will heraus. – Körte, 982; Graf, 148.
4. Der ehestand ist ein rechter vnd heiliger Creutzorden. – Henisch, 800; Petri, II, 85.
5. Der ehestand ist eine hohe schul dess Menschlichen lebens, darinn niemand alles kan rein ausslernen. – Henisch, 800.
6. Der Ehestand ist eine Procession, wo immer das Kreuz vorangeht. (Oesterr.)
7. Der Ehestand ist Gold, der Papisten Geistlicher eheloser Stand ist Dreck. – Pein, II, 84.
8. Der ehestand ist Gottes werckzeug. – Henisch, 800; Petri, II, 85.
9. Der Ehestand ist Himmel oder Hölle.
Dän.: Egteskab er himmerige og helvede, ligesom man skikker sig deri til. (Prov. dan., 140.)
10. Der Ehestand ist kein Schleck, drum geh hinein als Schneck.
Holl.: De echtestaat heeft veel in en geeft veel uit. (Harrebomée, I, 16.)
11. Der Ehestand ist nicht genug Artzney für Hurerey vnd vnzucht, sonst würde es nicht so viel Ehbruch geben. – Lehmann, 399, 14.
[731] 12. Der ehestand nehrt vnd mehrt, der weltliche wehrt, der geistliche lehrt. – Henisch, 800; Petri, II, 85.
13. Ehestand, Ehrnstand vnd Wehestand. – Gruter, III, 25; Lehmann, II, 146, 11; Simrock, 1780.
Dän.: Egtestand er ære-stand. (Prov. dan., 140.)
14. Ehestand ist ein langer Kauff. – Mathesy, 160a.
15. Ehestand ist kein Geschleck, noch lauter Küchenessen. – Simrock, 1788; Körte, 891; Petri, II, 84.
16. Ehestand ist kein schleck. – Gruter, III, 25.
17. Ehestand ohne Kinder hat schlechte Freude.
18. Ehestand ohne Kinder ist nicht allzeit vnglück. – Henisch, 800; Petri, II, 159.
19. Ehestand – Wehestand. – Henisch, 800; Petri, II, 159; Pistor., III, 66; Estor, I, 347; Hertius, II, 6; Körte, 980; Kloster, VIII, 122; Simrock, 1786; Venedey, 93; Schwerin, 94; Goldschmidt, 109.
It.: Chi si marita non sarà mai sterile di pensieri. (Pazzaglia, 200, 2.)
20. Ehestand – Wehestand, wenn man wählt mit Unverstand.
21. Ein Ehestand ohne Fried' ist auch ohne Freud' (oder: ist ein schlechtes Lied).
22. Es steht dem Ehstand übel an, wenn die Henne krähet vor dem Hahn.
23. Gleicher ehestand ist der liebe band. – Henisch, 800.
24. Ich nehme mich vorm Ehestande in Acht, sagte der Schneider, die Hazardspiele sind streng verboten.
25. Im ehestand gibt ein jammer vnd vnglück dem andern die thür in die hand. – Henisch, 800; Petri, II, 399.
26. Im ehestand kompt man auss dem jammer ins elend. – Henisch, 800 u. 873; Petri, II, 399.
27. Im Ehestand lernt man nie aus.
Lat.: Conjugium humanae divina academia vitae. (Binder I, 211; II, 546; Philippi, I, 89; Seybold, 83.)
28. Im ehestand sind vil schöner hausspostillen. – Henisch, 800.
29. Wer fahet den ehestand an mit Gott, der hat von jhm hilff in der noth. – Henisch, 800.
30. Wer in den ehestand trit, der muss gar vmbgemacht werden vnd ein ander hertz vnd sinn kriegen. – Henisch, 800; Petri, II, 399.
31. Wer will in den Ehstand treten, muss um seinesgleichen beten.
32. Willst du keinen Ehestand voll Wehe, so nimm deinesgleichen zur Ehe.
33. Der Ehestandt fähet in den Flitterwochen an.
»Hernach tretten die Eheleut in sechss Mönchorden, da jmmer einer härter ist, als der ander, vorharren eine kurtze Zeit in der Benediktiner Orden, in welchem alles recht vnd wol zugehet, treten aber bald in der Prediger Orden, da einer dem andern saget, was jhm nicht gefallet, vnd lisst jhm die Epistel länger als jhm lieb ist. Von diesem wenden sie sich zu der Barfoter Orden, in welchem trawren vnd Weheklagen die beste Freude ist. Auss diesem begeben sie sich zu den Peitschbrüdern, da man sich mit Ruten häuwet. Von denen wandern sie in der Carthäuser Kloster, da man maulen, stillschweigen, von Tisch und Bett sich absondern thut.« (Theatrum Diabolorum, 294a.)
34. Der Ehestand hat einen güldenen Boden. – Herberger, 148.
35. Der Ehestand hat vier andere Orden in sich: das Kussjahr der Benediktiner, den Predigerorden (Gardinenpredigten), den Orden der Teutsch-Herren, wenn der Mann zum Schwert greift, den Barfüsserorden, wenn man dem Weib kein Geld gibt. – Harssdörffer, 2197.
36. Der Ehestandt ist ein beschert Ding. – Theatr. Diabolorum, 296b.
37. Ehestand ein Wehestand vnd sawrer Schleestand. – Herberger, I, 160.
38. Îschtând äs der Frâden Ufangk. – Schuster, 397.
39. Îschtând äs Krin mät Huench-Härlich. – Schuster, 396.
40. Îschtând, Wîschtand. (Siebenbürg.-sächsisch.) – Schuster, 378.
41. Um im Ehestande ruhig zu leben, muss der man taub und die Fraw blind sein. – Einfälle.
Buchempfehlung
Ein reicher Mann aus Haßlau hat sein verklausuliertes Testament mit aberwitzigen Auflagen für die Erben versehen. Mindestens eine Träne muss dem Verstorbenen nachgeweint werden, gemeinsame Wohnung soll bezogen werden und so unterschiedliche Berufe wie der des Klavierstimmers, Gärtner und Pfarrers müssen erfolgreich ausgeübt werden, bevor die Erben an den begehrten Nachlass kommen.
386 Seiten, 11.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro