Kleine (der)

1. Auch dem Kleinen muss man nicht unrecht thun.


2. Besser unter den Kleinen der erste als unter den Grossen der letzte.

Dän.: Hold dig til de smaa, saa bide de store dig ikke. (Prov. dan., 512.)


[1387] 3. Der Kleine drückt den Grossen nie durch den Hag durch.


4. Der Kleine lässt sich auch nicht in den Bart greifen.

Lat.: Habet et musca splenem. (Apostol., IX; Frob., 342; Hanzely, 222; Philippi, I, 172.) – Inest et formicae bilis. – Ingenio pugnax, corpore parvus erat. (Philippi, I, 196.)


5. Der Kleine muss mit dem Grossen nicht anbinden.

»Wil ein kleiner in lob reichen, sol er allzeit dem grossen weichen.«

Lat.: Cedere maiori non est pudor inferiori. (Loci comm., 110.)

Frz.: Bien se doit garder le meneur, que ne se preigne au greigneur. (Leroux, II, 183.)


6. Der Klêne is nich gewaxen, doss a am Grôssen sull hingennei krichen. (Schles.) – Gomolcke, 234; Frommann, III, 347, 20.

Jeder hat seine eigene Würde und soll sie zu behaupten suchen.


7. Des Kleinen schon', dem Grössern weich'; vertrag' den, der dir ist gleich.


8. Die Kleinen bezahlen die Narrheiten der Grossen.

Holl.: Die kleinen boeten de zotheid der grooten. (Harrebomée, I, 413a.)


9. Die Kleinen hat Gott erschaffen, die grossen Ochsen kommen aus Polen. (Kamnitz.)


10. Die Kleinen jagen die Grossen.Frischbier2, 2041.

Redensart beim Kartenspiel, in Bezug auf die kleinen Trümpfe.


11. Die Kleinen lernen von den Grossen.Reinsberg VII, 87.


12. Die Kleinen müssen für die Grossen büssen.


13. Die Kleinen reden gar so gern von dem, was die Grössern thun.Eiselein, 259.

14. Die Kleinen (Geringen) sind nicht da, um den Grossen in den Arsch zu kriechen.

Holl.: Het is nog al goed, dat de kleinen den grooten niet in den zak behoeven te kruipen, zei het kleine Genoje. (Harrebomée, I, 413a.)


15. Die Kleinen spielen den Herrn, die Rothen sind voll Bosheit gern.

Lat.: Raro breves humiles vidi rufosque fideles. (Binder II, 2922.)


16. Die Kleinen wollen es den Grossen nachthun.


17. Ein Kleiner, der beherzt ist, wehrt sich so gut mit einer Fuchtel als mit einem grossen Raufdegen.


18. Ein Kleiner kann ebenso klug sein als ein Grosser.


19. Es wären keine Kleinen, wenn nicht Grosse wären.

Frz.: Il n'y auroit point de petits s'il n'y avoit des grands. (Kritzinger, 529a.)


20. Ist der Kleine nicht rege und der Grosse nicht träge, so kommen sie nicht aus dem rechten Gehege.

Holl.: Zoo lang de kleinen niet loos, en de grooten niet lui zijn, zijn zij niet volmaakt. (Harrebomée, I, 413b.)


21. Kleine sollen still sein.

Sollen in die Unterhaltung der Erwachsenen nicht hineinsprechen.


22. Kleiner, geh' aus dem Wege.


23. Lass die Kleinen unveracht't, denn sie haben oft grosse Macht.

Lat.: Corporis exigui vires contemnere noli, ingenio pollet cui vim natura negavit. (Gaal, 839.)


24. Viel kleine machen ein grosses.Lehmann, II, 790, 70.

Engl.: Many littles make a mickle.

Frz.: De petit vien-on au grand.

Holl.: Veel kleintjes maken een groot. (Bohn I, 341.)

It.: A quattrino a quattrino se fa il saldo.

Lat.: Adde parvum parvo, magnus acervus erit. – Multa simul modica magnum faciunt cumulata. (Sutor, 649.)

Port.: De muitos poucos se faz hum muito.


25. Wenn ein kleiner einem grossen Christoff auff den Achseln sitzt, so siehet er weiter als der gross.Lehmann, 427, 7.

26. Zwei Klenge mâchen e Gruss, zwei Wenge mâchen e Völ. (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 172.


*27. Unter den Kleinen ist er gross genug.Seybold, 254.

Aehnlich russisch Altmann VI, 404.


[Zusätze und Ergänzungen]

28. Aus Kleinen werden Grosse.

Bei Tunnicius (1339): Van kleinen wassen grote. (Ex pruno pruni succrescunt, robora glande.)


29. Wil ein kleiner in lob reichen, soll er allzeit dem grössern weichen.Loci comm., 110.

Lat.: Cedere maiori, non est pudor inferiori.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
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