Opfer

1. Ein Opfer, das man in die Kutte wirft, wird stinkend.Klosterspiegel, 62, 16.


2. Es kommen nicht alle Opfer an Einen Altar.

Schwed.: Icke alt offer på ett altar. (Grubb, 375.)


3. Es muss kein Opfer ohn saltz, kein Honig ohn Gallen seyn.Petri, II, 289.


4. Kein Opfer ohne Salz.Marc. 9, 49, 50; Eiselein, 500; Simrock, 7681; Zehner, 494-495.


5. Man gibt kein Opffer wider.Lehmann, 291, 65.


6. Man muss manchmal ein Opfer bringen.

Dän.: Ikke alt offer paa et alter. (Prov. dan., 433.)

Lat.: Dandum est aliquid, quum tempus postulat, aut res. (Cato.) (Binder II, 690.)


7. Wenn das Opfer geschlachtet ist, gibt's keinen Laut mehr.


[1144] *8. Das ist ein Opfer (jüdisch: Korwen) für ihn. Tendlau, 518.

Es kommt ihm so erwünscht, wie einer Gottheit ein Opfer; es entspricht seinen Bestrebungen und Neigungen. Es passt in seinen Kram, ist ein Braten für ihn, Wasser auf seine Mühle. In Warschau wird die jüdisch-deutsche Redensart: Wer mein geschlugene Kappure (Sühnopfer) als Fluch gebraucht.


*9. Das ist kein Opfer für diesen Altar.

Eignet sich nicht für diesen Zweck. Das Opfer muss der Sache entsprechen. Danach wurde es auch von den Griechen bezeichnet. Von ungesitteten und habgierigen Menschen, die bei einem Gastmahl ihrem Gelüst folgen und darauflos essen, um den Magen zu füllen, ohne Gebet oder irgendeine vorhergegangene Feierlichkeit, sagten sie: Ein ungeweihtes Opfer verzehren. Eine magere, unschmackhafte Speise nannten sie ein »karisches Opfer«, weil es bei den Kariern Sitte war, einen Hund zu opfern. Wenn jemand das nicht genoss, was er erworben hatte, hiess es ein »kretisches Opfer«. Von Agamemnon, der, nach Kreta gekommen, opferte, aber sogleich, als man ihm meldete, dass die Gefangenen entflohen seien, das angezündete Opfer zurückliess, das die Kretenser verzehrten. Unter einem »phaselitischen Opfer« verstand man ein schlechtes, unblutiges, weil bei den Phaseliten, einem Völklein Pamphiliens, die Sitte herrschte, den Göttern eingesalzene Fische zu opfern.


*10. Wie der Hanna Opfer zu Salomon's Tempelweihe.Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 137.

Von kleinen, aber herzlich und wohlgemeinten Gaben.


[Zusätze und Ergänzungen]

11. Das Opfer, so der Pfaff verschmäht, dem Küster in den Beutel geht.Junker und Pfaffen, II, 187.


12. Du willst ein Opfer haben, hier bring' ich meine Gaben, sang der Candidat und drückte dem Patron eine Krone in die Hand.


13. Wer kein Opfer scheut, vermag viel.

Lat.: Imperia pretio quolibet constant bene. (Seneca.) (Philippi, I, 189.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 1643.
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