Buchdruckerkunst

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[340] Buchdruckerkunst (die), vorzüglich die typographische oder die Kunst, mit einzeln beweglicher, aus Metall gegossener Schrift (Typen oder Lettern) zu drucken, ist ihrer Gemeinnützigkeit wegen eine der wichtigsten Erfindungen des menschlichen Geistes.

A. Das unmittelbar von der Dampfmaschine oder durch eine andere Kraft getriebene Rad.

B. Riemen ohne Ende, welcher die Bewegung auf die Druckmaschine überträgt.

C. Das Rad, welches den zwei Zahnrädern die Bewegung mittheilt.

DD. Die Orte, wo die Farbe aufgetragen wird.

E. Blattwaltze.

F. Speisewalze.

G. Eingangswalze.

H. Erste Druckwalze, welche die Vorderseite des Bogens auf die darunter hingleitende Form preßt.

I und K. Mittelwalzen, welche den Bogen umwendet.

L. Zweite Druckwalze, unter welcher der fertige Bogen in Empfang genommen wird.


Sie ging zunächst aus der Xylographie oder Holzschneidekunst (s.d.) hervor, welche man seit dem Ende des 14. Jahrh. benutzte, um allerhand Abbildungen zu vervielfältigen, deren Bedeutung anfänglich darunter oder darüber geschrieben wurde, bis man auf den Gedanken kam, diese Schrift ebenfalls in die Holztafeln einzuschneiden und mit dem Bilde gleichzeitig abzudrucken, was damals noch nicht durch Pressen, sondern mittels eines Reibers geschah. Die weitere Ausbildung dieser Erfindung führte darauf, ganze Bücher Seite für Seite erhaben in Holz zu schneiden und abzudrucken, was man das xylographische Verfahren nennt. Gegen das früher gewöhnliche Abschreiben der Bücher war dies schon eine außerordentliche Erleichterung der Vervielfältigung derselben; da jedoch auf diese Weise jeder Bogen nur einseitig bedruckt werden kann, so muß derselbe zusammengelegt und in den Rücken des Bandes mit den offenen Blattseiten eingeheftet werden, sodaß immer zwei vorn geschlossene Blätter umgewendet werden können. Die ältesten holländ. Drucke sind von dieser Art, die Chinesen drucken noch heute so und sollen schon 1100 v. Chr. diese Kunst gekannt haben; in Tibet wurde sie ebenfalls in den ältesten Zeiten schon ausgeübt und auch die Japaner rühmen sich der Erfindung derselben. Die Europäer bleiben darum aber nicht minder selbständige Erfinder dieser Kunst, da sie, und besonders die Deutschen, im 15. Jahrh. von der Buchdruckerkunst jener asiatischen Völker noch nichts wissen konnten.

Indem man anfing, einzelne Buchstaben so in Holz zu schneiden, daß sie zu Wörtern zusammengesetzt und gemeinschaftlich abgedruckt werden konnten, war der Fortschritt zum typographischen Verfahren gethan. Die Ehre der Erfindung desselben machen sich die Städte Harlem, Straßburg und Mainz streitig, allein wenn für Harlem auch alte Documente und beglaubigte Nachrichten darthun, daß Lorenz Janssoen (Johann's Sohn), mit dem Beinamen Koster, weil er das einträgliche und ehrenvolle Küsteramt an der großen Parochialkirche zu Harlem bekleidete, geb. 1370, gest. 1440, das xylographische Verfahren gekannt und später mit beweglichen buchenen, dann bleiernen und zinnernen Lettern gedruckt habe, so werden damit doch nur die Ansprüche der Holländer auf die Ehre der eigenthümlichen Erfindung begründet, ohne daß die Selbständigkeit der gleichzeitigen deutschen Erfindung dadurch beeinträchtigt würde. Zwar ist das durch das Vorgeben versucht worden, ein Gehülfe Koster's sei mit entwendeten Lettern desselben nach Mainz gekommen und habe daselbst 1442 mehre Schriften gedruckt, was aber aller Beglaubigung entbehrt. Dagegen ist es erwiesen, daß Joh. Gutenberg (s.d.) schon 1436 in Straßburg ein Druckerzeug mit einer Presse besaß, die ihm nach seiner Angabe ein gewisser Konrad Sasbach gebaut hatte und daß er dort schon vor 1442 Druckversuche mit einzeln geschnittenen, beweglichen Lettern machte. Seine Mittel waren jedoch zur Ausführung seiner Erfindung im Großen nicht hinreichend und da er in Straßburg die gesuchte Unterstützung nicht fand, so kehrte er 1445 in seine Vaterstadt Mainz zurück, wo er jedoch anfänglich mit denselben Hindernissen zu kämpfen hatte, vielleicht hauptsächlich darum, weil er seine Pläne keinem Zweiten offenbaren wollte. Endlich wandte er sich aber an einen reichen mainzer Goldschmidt, Joh. Fust oder Faust, welcher ihm auch Geld vorschoß, aber als ein sehr gewinnsüchtiger Mann sich nicht blos ansehnliche Zinsen, sondern auch Antheil am Gewinn ausbedingte und sich Gutenbergs Druckerzeug verpfänden ließ. Allein dieser erste Vorschuß reichte noch nicht dazu hin, die Einrichtungen zu dem beabsichtigten Drucke der lat. Bibel zu treffen und Faust verstand sich nur unter der Bedingung zu einem zweiten, daß Gutenberg ihn als völligen Theilhaber seiner Druckerei anerkenne, doch sollte ihm für die Leitung derselben 300 Gulden jährlicher Gehalt verbleiben. Beide traten demgemäß 1449 zu einer typographischen Gesellschaft zusammen, in welche einige Jahre später auch Peter Schöffer von Gernsheim als vielgereister und mit großem Erfindungstalent begabter Mann aufgenommen wurde, den Faust noch dadurch zu fesseln suchte, daß er ihm seine einzige Tochter zur Frau gab. Wer von ihnen zuerst darauf kam, die geschnittenen Lettern durch gegossene zu ersetzen, ist ungewiß, das älteste in Mainz von ihnen damit gedruckte größere Werk ist jedoch die um 1459 vollendete sogenannte Gutenberg'sche lat. Bibel. Allein schon vorher suchte Faust sich des ihm nun lästigen Gutenbergs zu entledigen und verlangte von demselben 2020 Gulden, die Hälfte des für die Druckerei von ihm hergegebenen Geldes, absichtlich zu einer Zeit zurück, wo dieser[340] nicht zahlen konnte, worauf es Faust bei Gericht so weit brachte, daß Gutenberg allen Antheil an der Druckerei und damit sein Vermögen und die Frucht seines Fleißes verlor.

Faust und Schöffer setzten nun die Druckerei fort und vervollkommneten die Typographie so, wie sie in der Hauptsache noch jetzt besteht. Seine Bibeln desto vortheilhafter abzusetzen, gab sie Faust anfänglich für abgeschriebene aus und machte viele Reisen, kam auch nach Paris, mußte sich aber durch die Flucht vor den ihn verfolgenden Mönchen retten, die meist das Bücherabschreiben besorgten und nicht begreifen konnten, wo er zu den vielen und gleichmäßigen Handschriften komme, welche sie daher Werke des Teufels nannten. Um sich vor solchen Anfeindungen zu sichern, bewarb sich Faust um einen kön. Schutzbrief, den er auch erhielt, und begab sich nun 1466 zum zweiten Male nach Paris, wo er aber an der Pest starb. In Mainz hatte unterdessen Gutenberg neue Mittel zur Errichtung einer Druckerei gefunden, aus der unter Anderm ein astrologisch-medicinischer Kalender für 1457 in Folio hervorging, der als erste Druckschrift mit beigedruckter Jahrzahl merkwürdig ist. Übrigens wurde die Buchdruckerkunst noch immer als Geheimniß betrieben, blieb daher außerhalb Mainz fast unbekannt und nur in Bamberg druckte 1457 ein gewisser Pfister ebenfalls eine lat. Bibel. Allein nach der Eroberung von Mainz durch Adolf von Nassau im J. 1462, bei der Faust und Schöffer's Anstalt sehr litt, wanderten viele mit der Kunst vertraute Arbeiter aus und es verbreitete sich nun dieselbe in und außerhalb Deutschland mit unglaublicher Schnelligkeit. So entstanden Druckereien 1465 zu Subiaco in Italien, 1469 zu Paris, 1473 zu Ofen in Ungarn, 1474 in England, 1475 zu Barcelona in Spanien, 1476 in Böhmen, 1483 in Schweden und der cultivirte Theil von Europa besaß um 1500 schon über 200 thätige Officinen, deren damalige Einrichtung die folgende Abbildung darstellt.

Auch in die andern Welttheile. verbreitete sich diese segensreiche Erfindung und in Abyssinien wurde 1521, in Südamerika 1569, in Nordamerika 1639 die erste Druckerei eingerichtet, was dagegen erst 1727 in der Türkei geschah. Während dessen vervollkommnete sich bis ins 17. Jahrh. in Europa die Buchdruckerkunst immer mehr und ward nach mehren Richtungen auf eine Höhe gebracht, welche die neueste Zeit noch nicht völlig wieder erreichen konnte. Folgte auch nun eine Periode des theilweisen Verfalles derselben, so war diese doch von kurzer Dauer, denn schon um die Mitte des vorigen Jahrh. machten sich G. I. Breitkopf (s.d.) in Leipzig, F. A. Didot in Paris, Bodoni in Parma namentlich um Verbesserung der Typen verdient, während Andere auch auf Verbesserung der bis dahin gebrauchten, von den ältesten wol wenig verschiedenen Pressen sannen. Und so bereitete sich denn der neue Aufschwung vor, welchen die Buchdruckerkunst selbst seit Anfang dieses Jahrh., sowie durch die Vervollkommnung der Stempelschneidekunst und Schriftgießerei durch Franzosen und Engländer, durch Wiedererfindung der schon 100 Jahre früher in Holland bekannt gewesenen Stereotypen (s.d.), welche letztere zu dem dritten, dem stereographischen Druckverfahren, führten, durch Erfindung der Schnellpressen u.s.w. genommen hat. Nur das Zusammenwirken so vieler günstiger Verhältnisse und die blos durch lange Übung erreichbare außerordentliche Fertigkeit der Arbeiter macht die Leichtigkeit begreiflich, mit welcher [341] diese hochwichtige und schwierige Kunst jetzt ausgeübt wird.

Sie zerfällt zunächst in zwei Haupttheile, nämlich in das Setzen und das Drucken, daher auch die in einer Buchdruckerei thätigen Personen entweder Setzer oder Drucker sind. Dem Setzer liegt das, große Übung und Aufmerksamkeit erfodernde Geschäft ob, die Formen der abzudruckenden Bogen so vollständig vorzubereiten, daß sie unmittelbar in die Presse genommen werden können. Er muß demnach zuerst den Inhalt jedes Bogens aus den gegossenen Buchstaben, Lettern oder Typen zusammensetzen, welche der schräg aufgestellte Schriftkasten enthält, vor welchem der Setzer steht. In den 108 bis 148 Fächern desselben sind alle Buchstaben, Zahlen und andere bei deutschen und lat. Schriftgattungen gebräuchlichen Zeichen nicht nach der Reihenfolge, sondern so vertheilt, daß die am meisten vorkommenden in die größten und dem Setzer nächsten Fächer, und die übrigen in demselben Verhältnisse mehr und weniger entfernt, die Anfangsbuchstaben oder sogenannten Versalien aber in die obersten Reihen zu liegen kommen. Die Handschrift oder überhaupt die Blätter, welche abgesetzt werden sollen, werden mittels einer langen hölzernen Klammer, des Zeilenweisers, auf dem Tenakel oder Blatthalter befestigt, der aus einer dünnen Holzleiste besteht und mit einer Stahlspitze unten versehen ist, um nach des Setzers Bequemlichkeit auf den Schriftkasten gesteckt werden zu können. Die Blicke meist auf die Handschrift gerichtet, wählt nun der Setzer nach den Worten derselben die Buchstaben aus den verschiedenen Fächern. welche er mit derselben Fertigkeit zu finden weiß, wie ein Clavierspieler die Tasten seines Instruments, und sammelt sie in dem hier abgebildeten Winkelhaken, welchen er in der linken Hand hält. Dieser besteht aus einem messingenen, an zwei Seiten rechtwinklig mit hohem Rande versehenen Lineale, an dem ein hin und her beweglicher und durch eine Schraube festzustellender Schieber zu gleichmäßiger Bezeichnung des Raumes angebracht ist, den die Zeilen eines Buchs in der Breite einnehmen sollen. Die Buchstaben kommen im Winkelhaken mit den Köpfen nach oben zu stehen und der Setzer sieht oder fühlt an der Signatur, d.h. der an jedem Buchstaben befindlichen Kerbe, ob derselbe richtig gestellt ist. Alle weißen Stellen einer bedruckten Seite müssen im Satze ebenfalls ausgefüllt werden, was mit den Spatien und Quadraten geschieht, welche auch aus Schriftmasse gegossen, allein kürzer als die Buchstaben sind, damit sie sich nicht abdrucken können. Ist der Winkelhaken durch mehre Zeilen angefüllt, so bringt sie der Setzer aus demselben in das Schiff, ein auf drei Seiten mit erhöhten Leisten versehenes Bret. Ist eine Columne im Schiffe fertig geworden, so wird sie mit starkem Bindfaden mehrmals fest umwunden und aus dem Schiffe auf das Setzbret gebracht, welches ein gewöhnliches starkes Bret ist und auf zwei Leisten ruht, um es bequem anfassen und mehre übereinander stellen zu können. Sind so viel Seiten gesetzt, als zu einem Bogen je nach dem Format der Bücher erfoderlich sind, nämlich bei Folio 4, bei Quart 8, bei Octav 16, bei Duodez 24, bei Sedez 32 u.s.w., so werden auf dem Setzbrete die Formen, eine für jede Seite eines Bogens, gebildet. Man füllt zu dem Ende zwischen den Columnen so viel Raum mit hölzernen oder metallenen Stegen aus, als die Größe des zu bedruckenden Papierbogens erlaubt und schließt das Ganze in eiserne Rahmen ein, in denen entweder durch [342] an zwei Seiten angebrachte Schrauben oder durch Keile die Stege und der Satz in der gehörigen Lage befestigt werden. Hierauf werden einige Probe- oder Correcturabdrücke genommen, welche der Corrector oder ein anderer Sachverständiger sorgfältig überliest und am Rande die aufgefundenen Fehler und ihre Verbesserungen meist durch allgemein eingeführte Zeichen bemerkt. Der Setzer besorgt hiernach die nöthigen Änderungen, wobei er die Form aufschließen und den Satz locker machen muß, um die unrechten Schriftzeichen ausheben und richtige dafür einsetzen zu können. Ist dies Alles mit möglichster Genauigkeit geschehen und die Form wieder geschlossen worden, so erhält sie endlich der Drucker, hebt gewöhnlich zuerst die Schöndrucksform mit der ersten Seite des Bogens, später die andere oder die Wiederdrucksform in die Presse ein und richtet sie zu, d.h. er gibt ihr die dem Papier angemessene richtige Lage, in der sie unbeweglich befestigt wird. Bei einer Presse sind regelmäßig zwei Arbeiter angestellt, von denen einer sonst mit den Druckerballen, an deren Stelle jetzt um ihre Achse drehbare Walzen getreten sind, die aus Leinölfirniß und Kienruß bereitete Farbe oder Buchdruckerschwärze auf die Form aufträgt, während der andere in den offenen Deckel (g) einen weißen, wegen besserer Annahme der Farbe angefeuchteten Bogen legt und mit einem Rähmchen (h) festhält, welches ihn nur an den zu bedruckenden Stellen mit der Form in Berührung kommen läßt und vor Beschmuzung durch die von Farbe nicht rein zu erhaltenden Stege schützt. Der Deckel wird dann auf die Form gelegt (k) und diese mit dem leicht beweglichen Theile der Presse, in welchem sie ruht und welcher der Karren heißt, halb unter die Preßplatte oder den Tiegel (m) gebracht. Diese wird, indem der Arbeiter mit der rechten Hand den Preßbengel mit aller Kraft an sich zieht, herabgedrückt, dadurch die halbe Form abgedruckt, der Preßbengel dann wieder zurückgeführt, die andere Hälfte der Form untergeschoben und auf dieselbe Weise gedruckt. Hierauf wird der Karren wieder hervorgezogen, der auf einer Seite bedruckte Bogen herausgenommen und dies so oft wiederholt, als Abdrücke von einer Form gebraucht werden. Auf gleiche Weise wird die andere Seite des Bogens bedruckt, die Formen aber werden nachher sorgfältig gereinigt und dann vom Setzer abgelegt, d.h. wieder in die Fächer des Schriftkastens vertheilt.

Auf die beschriebene Weise wird mit der gewöhnlichen hölzernen Buchdruckerpresse gedruckt, welche noch viel gebraucht wird, obgleich, seit sich Haas zu Basel 1772 mit der Verbesserung derselben zuerst beschäftigte, von Buchdruckern und Mechanikern eine große Zahl anderer Pressen hergestellt worden sind. Unter den Neuern erwarben sich besondere Verdienste um Vervollkommnung derselben Didot und Amisson in Frankreich, Lord Stanhope, Cogger und Andere in England und Georg Clymer aus Philadelphia. Alle diese Pressen lassen sich in zwei Klassen theilen, nämlich in solche, wo der Druck, wie in den alten, durch eine Schraube, und wo er durch Hebel bewirkt wird; auch unterscheiden sich von den alten die neuern dadurch, daß fast alle ihre Theile aus Metall, meist Gußeisen, gearbeitet sind und der Tiegel volle Bogengröße hat, sodaß mit einem Zug die ganze Form gedruckt und dadurch an Zeit und Kraftaufwand bedeutend gespart wird. Die vorzüglichsten derselben sind in Frankreich und Deutschland zum Theil mit wesentlichen Veränderungen nachgebaut worden und es zeichnen sich namentlich die von den Mechanikern Hofmann und Faulmann in Leipzig, Koch in München, und die vom Buchdrucker Vieweg in Braunschweig besorgten Columbiapressen, sowie die von der Andrä'schen Buchdruckerei in Frankfurt am Main und von dem Mechaniker Dingler in Zweibrücken gelieferten Stanhopepressen aus, welche letztern ihrer vorzüglichen Leistung wegen sehr beliebt geworden und von denen hier eine Abbildung von der Seite gegeben ist, vor welcher die Arbeiter stehen. Das gußeiserne Gestelle a ist auf einem hölzernen Untersatze b besestiqt. Der Bengel c ist an der senkrechten, nur um die eigne Achse drehbaren Spindel d fest, an der oben der Hebel e, durch f verbunden mit dem an der Preßschraube befestigten kürzern Hebel n sich befindet. Zieht nun der Drucker den Bengel an sich, so kommt der Hebel e in die entgegengesetzte Bewegung. setzt durch f und n auch die Preßspindel in Thätigkeit und in diesem Mechanismus besteht hauptsächlich das Eigenthümliche dieser Presse, an der g den Deckel, h das Rähmchen, k das bewegliche Fundament, auf welches die Form zu liegen kommt, und m den Tiegel bezeichnen.

Einen neuen Fortschritt machte die Buchdruckerkunst durch die Erfindung der Schnellpresse oder Druckmaschine von Friedr. Königin Eisleben, der in der Breitkopf-Härtel'schen Officin zu Leipzig die Buchdruckerkunst erlernt, dann einige Jahre Mathematik und Mechanik studirt und seine Ideen über Verbesserung der Buchdruckerpresse zur Reise gebracht hatte. Da ihm die Ausführung derselben in Deutschland nicht gelingen wollte, begab er sich 1809 nach England, wo er alles Wünschenswerthe für seine Pläne vorfand und sich mit dem mathematischen Instrumentenmacher Bauer aus Stuttgart verband. Beide stellten nach Überwindung vieler Schwierigkeiten im Nov. 1814 die erste Schnellpresse auf, mit der zuerst eine engl. Zeitung, die »Times«, gedruckt wurde. Mishelligkeiten mit ihrem Mitunternehmer Bensley veranlaßten sie jedoch bald, England und alle auf mehre Patente gegründete Aussichten zu verlassen, und da sie der damalige König Maximilian von Baiern beim Ankaufe des ehemaligen Klosters Oberzell bei Würzburg [343] unterstützte, ihnen auch völlige Gewerbefreiheit zusicherte, so legten sie dort eine mechanische Fabrik, Eisengießerei u.s.w. an, aus welcher die in mehren deutschen, dän., franz. und holländ. Buchdruckereien thätigen und fortwährend verbesserten Druckmaschinen hervorgegangen sind. Der Mechanismus derselben besorgt das Auftragen der Farbe, den Druck und [344] alle andern bei der Presse nöthigen Arbeiten, sodaß der Menschenhand nur das Einlegen der weißen und Abnehmen der bedruckten Bogen übrigbleibt, wenn die Maschine durch eine Dampfmaschine bewegt wird; doch hat man auch welche, wo dies mit Leichtigkeit von zwei Männern mittels eines Schwungrades geschieht. Man erhält dadurch gegen 1400 Abdrücke von einer Seite in der Stunde, während auf die gewöhnliche Weise nur 250 geliefert werden. können. In England aber ist durch Aug. Applegath und Cowper die Druckmaschine noch ungemein vereinfacht und so vervollkommnet worden, daß in der Stunde gegen 4000 Bogen auf einer Seite damit gedruckt werden können. Die hier nebenstehend abgebildete Druckmaschine wird durch eine Dampfmaschine bewegt und liefert auf beiden Seiten fertig gedruckte Bogen, zu denen die gewöhnlichen Formen sich auf der horizontalen Fläche fortwährend unter die Walzen H und L, und wieder zurück unter eine Anzahl kleiner Walzen bewegen, welche die Druckerschwärze aus einem kleinen Behälter empfangen, durch beständige Umdrehung auf ihrer Oberfläche verbreiten und auf die nach jedesmaligem Abdruck. darunter hingleitenden Formen auftragen. Der zu bedruckende Bogen wird von einem Arbeiter auf eine mit Schnüren oder Bändern bespannte Fläche M gelegt, welche während des Auflegens still steht und ihn dann der Blattwalze, diese der Schlichtwalze überliefert, von der er über die Eingangswalze unter der ersten Druckwalze hinweg zwischen die Mittelwalzen geht, hier umgewendet, unter die zweite Druckwalze gebracht und nun fertig gedruckt von einem zweiten Arbeiter in Empfang genommen wird.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 340-345.
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