Mutterlied (Frau Emma Thuille zugeeignet.) Will mein Junge Aepfel haben, Rote oder gäle? Hast du zweie, hast du dreie, Schäl, mein Junge, schäle: Schäle Schalen, lange Bänder, Leg sie um im Kreise, Iß die Aepfel, iß die Aepfel, Beiß, mein ...
Muttersprache 1814. Muttersprache, Mutterlaut! Wie so wonnesam, so traut! Erstes Wort, das mir erschallet, Süßes, erstes Liebeswort, Erster Ton, den ich gelallet, Klingest ewig in mir fort. Ach, wie trüb ist meinem Sinn, Wenn ich in der Fremde bin, Wenn ...
Muttertändelei Für meine Dorette Seht mir doch mein schönes Kind, Mit den goldnen Zottellöckchen, Blauen Augen, roten Bäckchen! Leutchen, habt ihr auch so eins? – Leutchen, nein ihr habet keins! Seht mir doch mein süßes Kind! Fetter, als ein fettes Schneckchen ...
Mützen Wunderthätig ward die Mütze, Die dereinst Francesco 1 trug – Das ist Wunder doch genug! Die französische Freiheitsmütze Ward zur Kaiserkrone gar – O wie groß, wie wunderbar! Und des Preußen Landwehrmütze Ward ein deutscher Siegeshut – Und dies Wunder that uns ...
Mycon Von Miletus kamen wir, Milon und ich, Apollen unser Opfer zu bringen. Schon sahn wir von ferne den Hügel, auf dem der Tempel auf glänzenden Säulen aus dem Lorbeerhain hoch in die blaue Luft emporsteht; und weiter hinaus flimmerte ...
Mylon Der junge Mylon fieng im Tannen-Hain schlau einen Vogel, der von Federn schœn, doch schœner noch war sein Gesang; er macht' in holen Hænden ihm ein luftig Nest, und bracht' voll Freud' ihn dahin, wo sein Vieh im ...
Myrins Sinngedicht auf den Thirsis 1 Ihr Nymphen, euer Hirt, dem Pan im Singen gleich, Liegt, da der Mittag glüht, betrunken im Gesträuch, In einem unerlaubten Schlafe. Cytherens Sohn bewacht indeßen seine Schaafe Und trägt den Stab, den er dem ...
Myron und Lais Der graue Myron hielt um eine Nacht voll Küsse Bei der geliebten Lais an; Doch weil sein Seufzen nichts gewann, Errieth er, daß sein Haar den Abscheu wirken müsse. Er schwärzet sein bereiftes Haubt. Ein neuer Myron ...
Myrta beklaget sich über Filodors reis Ach, dises ist der böse tag, tag? nein, die tödlich schwere plag, was? soll ich sagen deines scheidens? nein, Filodor, es ist die nacht, und unverhinderliche macht, tag, plag, nacht, macht meines verscheidens. Mit ...
Myrten Sie brach ein Reis vom Hochzeitskranz Und pflanzt' es gläubig ein: »Nun trage mir ein Kränzlein grün Fürs künftige Töchterlein!« Sind sechzehn Jahre wohl herum; Das Reislein wuchs heran, Hier sitzt das wackre Töchterlein – Fehlt nur der Freiersmann.
Mysterium O, könnte ich den Faden doch gewinnen, Der, mich mit Gott und der Natur verknüpfend, Und, abgewickelt, das Geheimste lüpfend, Verborgen sitzt im Geist und in den Sinnen! Wie wollte ich ihn muthig rückwärts spinnen, Bis er mir, endlich ...
Mysterium Was in der Kunst mich staunen läßt seit Jahren, Das ist: daß an dem Edlen sie und Ächten Sogleich die Mängel seh'n, ob vor dem Schlechten Sie stets sich auch zu vollem Beifall schaaren. Wer hat es nicht ...
Mysterium der Nacht Aus heiligen Grotten, wo sie sich barg vor dem grellen Rauschen des Tages, kam leise die Nacht. Schweigend blickt sie um sich mit den sehnsuchtsstillen Augen, in deren dämmernde Tiefen du tauchst wie in des ewigen Meeres ...
Mystik Ich gehe langsam durch die Stadt Zum Ein- bis Zweifamilienbad. Schon hebt sich aus der weißen Flut Ein brauner Bauch, der trübe tut. Der Bauch tut nichts. Je nun: ich weiß: Die andre Seite ist der Steiß. Ein jedes ...
Mystik des Lebens Als ich ein sinniger Knecht des Herrn die Welt mir erschauet, Lag mir in mystischem Duft, tief am Altare das Herz; Doch ich sah sich entzünden zwei Kerzen, doch erst nur die eine, Streifig sie leuchtete durch ...
Mystika Tausend, viel mal tausend Jahre rollten ab gleich einem Blitz, eh' ich aus verliebtem Paare sprang hervor, ein dummer Witz eines ewig Namenlosen. Armer kleiner Narrensang, der in wilder Jahre Tosen schwindet, eh' er kaum erklang! Aber dennoch berge ...
Mythologie Schwand der Frühlingstag, der frische Tummel-Junge, Floh zum grauen Meer hin über die blauen Berge; Hei, wie flatterten ihm die grünen Raschelkränze Hell im Haar, wie wehten die lichten Locken! Schau, da schwindet der Saum, der rote, gewirkt ...
Mythologie Ja, Europa ist erlegen – Wer kann Ochsen widerstehen? Wir verzeihen auch Danäen – Sie erlag dem goldnen Regen! Semele ließ sich verführen – Denn sie dachte: eine Wolke, Ideale Himmelswolke, Kann uns nicht kompromittieren. Aber tief muß uns empören Was wir ...
Mythus vom Dampf Es ruht auf klarem Perlenthrone Die Meerfei im Kristallpalast, Der Feuergeist mit güldner Krone Durchschweift die Lüfte sonder Rast; Sie meiden sich mit finsterm Grollen, Sie stören, was des andern ist; So lang des Erdballs Achsen rollen ...
Mythus vom ersten Bruder Liederlich Unweit von dem Paradies, Wo sich Adam niederließ, Hat's auch Eva unternommen Und ist zwofach niederkommen. Höflich riefen alle Leut: Welche große Aehnlichkeit! Der ist ganz der alte Adam, Und der Blonde ganz die ...
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Die 1897 entstandene Komödie ließ Arthur Schnitzler 1900 in einer auf 200 Exemplare begrenzten Privatauflage drucken, das öffentliche Erscheinen hielt er für vorläufig ausgeschlossen. Und in der Tat verursachte die Uraufführung, die 1920 auf Drängen von Max Reinhardt im Berliner Kleinen Schauspielhaus stattfand, den größten Theaterskandal des 20. Jahrhunderts. Es kam zu öffentlichen Krawallen und zum Prozess gegen die Schauspieler. Schnitzler untersagte weitere Aufführungen und erst nach dem Tode seines Sohnes und Erben Heinrich kam das Stück 1982 wieder auf die Bühne. Der Reigen besteht aus zehn aneinander gereihten Dialogen zwischen einer Frau und einem Mann, die jeweils mit ihrer sexuellen Vereinigung schließen. Für den nächsten Dialog wird ein Partner ausgetauscht indem die verbleibende Figur der neuen die Hand reicht. So entsteht ein Reigen durch die gesamte Gesellschaft, der sich schließt als die letzte Figur mit der ersten in Kontakt tritt.
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Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
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