Lithographie

[173] Lithographie (Steindruck, chemische Druckart, Reaktionsdruck), graphisches Reproduktionsverfahren, bei welchem Druckformen aus einer besonderen Gesteinsart verwendet werden. Die Lithographie zeichnet sich durch einen außerordentlichen Reichtum an verschiedenartigen Techniken der Formgewinnung aus. Und zwar lassen sich mit ihrer Hilfe sowohl Hoch- wie Tief- und Flachdruckformen (vgl. Graphische Künste) gewinnen. Jedoch besitzen die letztgenannten die größte Wichtigkeit.

In allen Fällen macht man sich bei der Lithographie die Erscheinung zunutze, daß Fett und Wasser sich gegenseitig heftig abstoßen. Es handelt sich deshalb in der Hauptsache zunächst darum, den Lithographiestein (ein zartkörniger, feinporöser, zu etwa 98% aus kohlensauerm Kalk bestehender Schiefer, der in geeigneten Platten namentlich in Solnhofen in Bayern gebrochen wird; die rohgeglätteten Steine werden mit Flußsand und Bimsstein durch Handarbeit oder maschinell geschliffen, eventuell nachher mit Glassand wieder rauh gemacht, gekörnt; in diesem Zustande nimmt der Stein ebenso Fett wie Wasser willig an) an den Stellen des Druckbildes nur für die fette Druckfarbe, dagegen die übrigen Partien der Steinoberfläche für Wasser dauernd empfänglich zu gestalten. Dies geschieht z.B. dadurch, daß man einerseits fette, seifenhaltige Substanzen (diese werden in Kreide-, Tusche- und Tintenform aus Fetten, Harzen, Seife und, behufs Dunkelfärbung, Ruß erzeugt; Kreide nach Engelmann: 32 Teile gelbes Wachs, 24 Teile Marseiller Seife, 4 Teile Hammeltalg, 1 Teil Salpetersäure in 7 Teilen Wasser, 7 Teile Kienruß; Tusche nach Lemercier: 20 Teile Wachs, 15 Teile Hammeltalg, 65 Teile Marseiller Seife, 30 Teile Schellack, 15 Teile Kienruß; Tinte s. Autographie) aufbringt und anderseits sodann die gesamte Steinoberfläche mit einer in geringer Menge Salpetersäure enthaltenden Gummiarabikumlösung behandelt. Diesen letzteren Vorgang nennt man das Aetzen des Steines. Wird ein solcher Stein dann abwechselnd mit Wasser gefeuchtet und mit einer fette Druckfarbe führenden Walze übergangen, so nehmen nur die mit den fettigen Körpern imprägnierten Formstellen die fette Druckfarbe an, die andern flößen sie ab. Dieser Prozeß wird verschieden erklärt. Eine noch immer sehr verbreitete Annahme geht dahin, daß er von rein physikalischer Natur sei, nämlich, daß der Lithographiestein das Fett der zum Aufbringen des Bildes benutzten Substanzen einfach einsauge und energisch festhalte und daß ebenso die schleimige, fettabstoßende Gummilösung sich nur in den durch die Salpetersäure (infolge der Bildung von salpetersaurem Kalk) besser aufgeschlossenen Poren der übrigen Steinoberfläche dauernd festsetze. Andre meinen, daß sich ein chemischer Prozeß abspiele. Die Salpetersäure der Gummiätze bewirke an den mit den fettigen Substanzen behandelten Partien aus der Seife und dem Kalke die Bildung einer fettigen, nicht netzbaren Kalkseife, während an den. bildfreien Stellen die Salpetersäure, das Gummi und der Kalk (vielleicht unter Bildung eines unlöslichen basischen Gummikalksalzes, von Hübl) eine nicht wegwaschbare, Wasser aber willig annehmende und Fett energisch abstoßende Verbindung eingehen. Daraus erkläre sich die Tatsache, daß ein z.B. mit fetter Farbe bezeichneter und hierauf geätzter Stein mit Wasser und Terpentinöl so gründlich abgewaschen werden kann, daß das Bild scheinbar ganz verschwindet, aber sofort wieder vollkommen sichtbar wird, wenn man den Stein mit Druckfarbe einwalzt. Die Wirkung des »Aetzens« kann durch das sogenannte Entsäuern wieder aufgehoben werden, was bei der Vornahme von Korrekturen und in andern Fällen notwendig ist. Hierbei behandelt man den geätzten Stein mit organischen Säuren (z.B. Essigsäure; es entlieht eine bleibend saure Reaktion), wodurch die Gummiverbindung gelöst und der Stein wieder fettempfänglich wird. Man unterscheidet direkte und indirekte lithographische Manieren. Die direkten Verfahren sind: 1. die Federlithographie. Bei dieser zeichnet man das vorher durch Bleistift oder Pause skizzierte Bild mit Feder und lithographischer Tusche auf einen weicheren (gelblichen) Stein. Größere Flächen überlegt man mit dem Pinsel. Kornartige Töne können mit Spritzgitter und Bürste, mit dem Luftpinsel (s.d.) und (desgleichen gemusterte) durch Tangieren (s. Carreaugraphie) erzeugt werden. Einige Zeit nach dem Eintrocknen der Tusche wird geätzt. Soll die Zeichnung weiß auf schwarzem Grunde erscheinen, wird umgekehrt mit einer (z.B. durch Phosphorsäure) angesäuerten, gefärbten Gummilösung (Decktusche, Reservagetusche) gezeichnet, wodurch an den Bildstellen der Stein geätzt wird (Negativzeichnung), während man die gesamte übrige Steinoberfläche durch Uebergießen mit fetter Tusche für die Druckfarbe empfänglich macht. Die Federlithographie wird hier und da zu Originallithographien, zumeist aber zu Plakaten und gröberen Akzidenzen benutzt. 2. Die Kreidelithographie. Sie besteht darin, daß auf einem gekörnten Stein mit lithographischer Kreide gezeichnet und dann geätzt wird. Je nachdem man die Kreide stärker oder schwächer auf den [173] Stein drückt, bedecken sich die Erhöhungen (das Steinkorn) vollkommener oder weniger, schließlich nur auf den Spitzen mit fetter Farbe. Zarte Töne erzeugt man durch Wischen mit zerkleinerter Kreide (Wischmanier). Völlig gedeckte Flächen erhält man durch Auftragen von Tusche mit dem Pinsel. Sehr häufig werden die Kreide- und Federmanier auf gekörntem Stein vereinigt angewendet. Für Kreidezeichnungen eignet sich ein harter (grauer) Stein besser als ein weicher. Die Kreidelithographie ist das für bildliche Darstellungen am meisten beliebte Verfahren. 3. Die Asphalt-Schablithographie. Bei dieser künstlerisch sehr wertvollen Technik überzieht man einen gekörnten Stein mit einer dünnen Asphaltschichte, welche fette Druckfarbe sehr gerne annimmt. Nun wird das Bild so erzeugt, daß mit einem messerartig geschliffenen Instrument oder mit einem mit rautenförmiger Schneidfläche versehenen Schaber die Asphaltschichte und das Korn um so mehr weggeschabt werden, je heller die betreffende Partie der Zeichnung auf dem Abdrucke sein soll. An diesen Stellen wirkt die hierauf auf den Stein gebrachte Gummiätze ein. Die Methode heißt auch Negativradierung. In analoger Weise werden Korntöne mittels der Sandstrahlfeder gewonnen, wobei ein durch komprimierte Luft ausgetriebener Sandstrahl den Aetzgrund durchschlägt. Die perforierten Stellen werden durch die Aetze für Fett unempfänglich. 4. Die Steingravüre. Für diese benutzt man einen polierten, d.h. einen geschliffenen, sehr harten (dunkelgrauen), durch Behandeln mit Kleesalz (Oxalsäure) auf der ganzen Oberfläche für Fett unempfänglich gemachten Stein, welcher zunächst einen schwarz- oder braungefärbten Gummigrund erhält, worauf man die Zeichnung aufpaust und sodann mit Graviernadeln vertieft eingraviert. Dadurch entfernt man die oberste, fettabstoßende Steinschicht. Die vertieften Zeichnungsstellen werden nun mit Oel und fetter Farbe imprägniert. Die Steingravüre findet hauptsächlich bei Kleinarbeiten, Schriftlithographie, Landkarten (s. Kartendruck) u.s.w. Anwendung. 5. Die Steinradierung. Auch hier gelangt ein polierter Stein zur Benutzung. Jedoch wird das Bild nicht durch Schneidewerkzeuge mechanisch vertieft, sondern aus einer dünnen säurefesten Schicht (Aetzgrund) radiert und dann durch kräftige Säuren eingeätzt, der Stein nämlich an den vom Aetzgrund entblößten Stellen bis in geringe Tiefe aufgelöst. Hierauf werden die Vertiefungen mit Oel und fetter Farbe imprägniert. Durch etappenweises Aetzen (Stufenätzen), wobei die Aetzung wiederholt unterbrochen, einzelne Bildteile mit Asphalt abgedeckt und die übrigen (z.B. durch Essigsäure) weiter vertieft werden, kann man die Kontraste zwischen zarten und kräftigen Druckelementen wesentlich steigern. Die Steinradierung gestattet eine bedeutend freiere Durchführung als die Steingravüre und kann daher auch zu bildlichen Darstellungen benutzt werden. Vorzügliche Dienste leistet sie bei der Erzeugung von komplizierten ornamentalen Mustern, Untergründen für Wertpapiere, Liniendessins, Rasterplatten u.s.w. In diesen Fällen erfolgt das Radieren zumeist mittels Pantographen (s.d.), Guillochier- und Reliefmaschinen (s. Guillochieren). Die Steingravüre und die Steinradierung ergeben Tiefdruckformen, welche beim Drucke umständliche Prozeduren (vgl. Kupferstecherkunst) erfordern. Deshalb verwendet man zum Auflagendrucke von den Originaltiefsteinen durch Uebertragung hergestellte Flachdruckformen. – Die indirekten lithographischen Methoden bestehen darin, daß das Druckbild zuerst nicht auf dem Steine, sondern auf einer andern Unterlage erzeugt und dann erst auf den Lithographiestein übertragen wird. Man zeichnet z.B. mit fetter Tusche oder Kreide auf entsprechend präparierte, mit wasserlöslichen Deckschichten (zur Verhinderung des Einsinkens des fetten Farbstoffs) versehenen Papiersorten (bei Federmanier auf glattem, bei Kreidemanier auf verschieden rauhem, gekörntem oder gerastertem gaufrierten Papier) und überträgt durch Anpressen des vorher schwach gefeuchteten Blattes das Bild auf den Stein. Der Umdruck wird nach Entfernung des durch Wasser geweichten Blattes und Gummieren des Steines seltener gleich geätzt, zumeist erst durch Anreiben mittels eines Gemenges von fetter Farbe und Gummilösung oder der Asphalttinktur (Lithophin, bestehend aus Asphalt, Terpentinöl, Lavendelöl, Wachs und Talg) verstärkt (es lagert sich hierbei fettige Substanz nur am umgedruckten Bilde an) und nun erst der Stein geätzt. Die autographischen Manieren (vgl. a. Autographie.) besitzen den Vorzug großer Bequemlichkeit und gestatten leichte Durchführung von Korrekturen und mühelosere Herstellung seitens des Künstlers. Man benutzt sie zu Illustrationen, Plakaten und weniger heikligen Akzidenzen aller Art. Eine sehr große Wichtigkeit besitzt der lithographische Umdruck auch noch in andern Fällen. Vom Originalsteine werden z.B. eine Anzahl Abdrücke auf Umdruckpapier gemacht, durch Aufstechen mit einer Nadel auf dem Format- oder Aufstichbogen in richtige Stellung zueinander gebracht und sodann auf einem entsprechend großen Steine umgedruckt, wodurch in einem Arbeitsvorgänge mehrere Exemplare zu erhalten sind (Multiplikationsumdruck). Von einem großen dessinierten Fond, einem ornamentalen Rahmen u. dergl. graviert man das Muster oder das Eck nur einmal und setzt aus vielen Abdrücken hievon den Fond oder Rahmen zusammen und druckt um (Kombinationsumdruck). Ein Bild, ein Eck u.s.w. in die Spiegellehre zu bringen gelingt, indem man zuerst einen Abdruck auf Papier und von diesem auf Stein umdruckt (Konterumdruck). Ferner können von Letternsatz und andern nichtlithographischen Druckformen durch Umdruck lithographische gewonnen werden (s. z.B. Kartendruck und Musiknotendruck). Die Verwendung des Umdrucks zur Herstellung negativer Formen s. Negativdruck, die zur direkten Vervielfältigung vorhandener Drucke s. Anastatische Druckverfahren. Endlich können Vergrößerungen, Verkleinerungen und Verzerrungen (Umwandlung eines Hochbildes in ein Querbild und umgekehrt, natürlich nur bei Schrift und ornamentalen Sujets, nicht aber bei figuralen zulässig) durch Umdruck mit Hilfe des Reduktionsapparates (auch Gummipantograph genannt) vorgenommen werden. Auf eine in einem Rahmen gespannte, mit Gelatine-Zinkweiß grundierte Kautschukhaut wird vom Originalstein ein Abdruck gemacht. Durch gleichmäßiges oder eventuell nur nach einer Richtung erfolgendes Ausdehnen oder, wenn dies vor dem Abdrucken geschah, durch Zusammengehenlassen der Haut im[174] Apparate ergeben sich die gewünschten Veränderungen, worauf umgedruckt, verstärkt und geätzt wird. Von den photolithographischen Methoden wird am häufigsten die auf der Verwendung des Gelatineumdruckpapiers beruhende benutzt, und zwar bei der Reproduktion linearer Vorlagen (vgl. Strichbild im Art. Klischee). Ein mit einer Gelatineschicht versehenes Papier aus gutem, zähem, sich nicht deformierendem Rohstoffe wird in einer Lösung von Kaliumbichromat sensibilisiert, auf einer Glastafel aufgequetscht und im Dunkeln trocknen gelassen. Das sodann eine hochglänzende, völlig glatte Oberfläche zeigende Papier wird unter dem (in der Regel mittels des nassen Kollodiumverfahrens hergestellten) Negativ mit Hilfe eines Photometers (zur Kontrolle) belichtet, hierauf die ganze Schicht durch Ueberrollen mit einer fette Druckfarbe führenden Samtwalze eingeschwärzt und das Blatt in kaltes Wasser gelegt. In diesem quellen die unbelichtet gebliebenen Fondstellen, von welchen die Druckfarbe beim nunmehr abermals stattfindenden Ueberrollen mit der Samtwalze entfernt werden, so daß das umdruckfähige, von dem gegerbten belichteten Leim energisch festgehaltene Bild rein und scharf dasteht (Fettkopie, Gelatinefettdruck). In sehr heikligen Fällen, z.B. bei der Benutzung engliniger Autotypienegative (s. Autotypie), dann auch, wenn Dimensionsveränderungen unbedingt vermieden werden müssen u.s.w., kopiert man direkt auf den mit lichtempfindlichen Substanzen versehenen Stein. Man überschichtet diesen auf einem Drehapparat mit Asphalt oder Chromatgemischen; nach erfolgter Belichtung ist an den betroffenen Bildstellen der Asphalt in milden Terpentinölen, die Chromatgemische sind in Wasser unlöslich geworden, nehmen aber fette Druckfarbe begierig an. Im Fond werden durch die Entwicklung die Schichten entfernt, und es kann geätzt werden. Für billige Strichreproduktionen (von Werkzeichnungen, Plänen u. dergl.) existieren übrigens Verfahren (z.B. Fotoldruck, Gisaldruck), bei welchen die Herstellung eines Negativs entfällt, nämlich unmittelbar das Original selbst kopiert wird. Zur Erzeugung falscher Halbtonbilder dienen mehrere Verfahren (s. Asphaltphotographie, Orthotypie, Photochromie). Die Ausführung einer lithographischen Akzidenz in mehreren Farben erfolgt in der Regel derart, daß vom Originalsteine Abdrücke auf Umdruckpapier gemacht, die in den verschiedenen Farben zu druckenden Partien (soweit dies möglich ist) herausgeschnitten und auf separate Steine umgedruckt werden; Kleinigkeiten schabt man auf den Paßformen dann weg. Selten wird das Schaben allein angewendet. Unter Chromolithographie (Lithochromie) versteht man aber zumeist nur die Erzeugung farbiger Bilder auf lithographischem Wege. Handelt es sich nur um die Kolorierung von Feder- oder Kreidezeichnungen, die selbst in einer dominierenden Farbe gedruckt werden, so macht man vom Originalsteine Klatsche auf Steine (s. Abklatschdrucke) und erzeugt die Tonflächen mit Feder, Pinsel und Tusche, Kreide u.s.w. (s. oben). Bei in den Farben selbst abzuschattierenden chromolithographischen Reproduktionen muß eine Hauptplatte (Konturstein) nur zu dem Zwecke geschaffen werden, eine Grundlage für die Herstellung der Farbenteilbilder (nach einer in den Offizinen ausgearbeiteten Normalskala 8–14, nach einer für einzelne Gemälde verfertigten Originalskala mitunter noch mehr) zu liefern. Zumeist wird eine Gelatinefolie auf das Original gelegt, in welcher die Umrisse der erkennbaren verschiedengefärbten Bildteile mit einer Nadel eingeritzt und die Vertiefungen sodann mit fetter Druckfarbe ausgefüllt werden, worauf man umdruckt und ätzt. Vom Kontursteine werden nun Klatsche auf Steine in entsprechender Anzahl oder auf autographischem Kreidezeichenpapier (s. oben) gemacht, er selbst dagegen nicht zum Druck der Reproduktion benutzt. Verkleinerungen des Konturbildes nimmt man photolithographisch oder mittels des schon erwähnten Gummipantographen vor. Für die Herstellung der Farbenteilbilder dienen alle beschriebenen lithographischen Manieren. Die Federpunktiermanier besteht in einem schematischen Aneinanderreihen größerer und kleinerer Punkte. Ferner gebraucht man den Umdruck von durch Radierung erhaltenen Mutterrastersteinen und gezeichneten Mutterpunktsteinen. Die Photolithographie macht man sich in vielfacher Weise zunutze, z.B. durch autotypische Uebertragungen (vgl. Autotypie, Dreifarbendruck, Gigantographie), ferner den Lichtdruck (s.d.) für die Hauptplatte und Klatsche und die Heliogravüre (s.d.), beide auch beim Kombinationsdruck (s.d.) u.s.w. Durch Einprägung einer geätzten Reliefplatte (Imitationsplatte) ahmt man das Relief pastos gemalter Oelgemälde und die Leinwandstruktur nach. Spezialzweige der Chromolithographie sind: die Gemäldereproduktion (Oelfarben- und Aquarellfarbendruck), der Plakatdruck, die Metachromotypie oder Decalcomanie (s. Abziehbilder), der Blechdruck (s.d.) in Farben (Metallochromie), der Kartendruck (s.d.), die Erzeugung von Spielkarten, Fensterbildern (s. Diaphanien und Hyalochromien), Bilderbüchern, Gratulationskarten u.s.w. Alle lithographischen Steine müssen nach dem Aetzen und eventuellen Ausputzen zuerst angedruckt (wiederholt eingewalzt, gefeuchtet, abgezogen, unter Umständen durch Reiben, durch Behandeln mit Bilsenkrautöl u. dergl. gekräftigt, retuschiert, nachgeätzt, ausgewaschen u.s.w.) werden, bevor sie gute Abdrücke ergeben. Von großem Einflusse sind Temperatur des Raumes und Steines, die Luftfeuchtigkeit u.s.w. In vielen Fällen müssen die Steine für den Auflagendruck hochgeätzt werden. Hierbei muß man das Druckbild durch Aufstauben und Anschmelzen von pulverisiertem Kollodium schützen (mittels des Brennätzverfahrens unter Anwendung von Hitze oder des Kaltschmelzverfahrens, bei welchem Aetherdämpfe benutzt werden). Das Andrucken der Steine, die Herstellung der Umdrucke und Klatsche und der Druck kleinerer Auflagen (bei heikligen Formen namentlich) wird in der Steindruckhandpresse, aller übrige Auflagendruck in der lithographischen Schnellpresse (s. Steindruckmaschinen) vorgenommen.


Literatur: Senefelder, K., Vollständiges Lehrbuch der Lithographie, München, 1. Aufl. 1818, 2. Aufl. 1827, gekürzt 2. Aufl., Regensburg 1834; Engelmann, G., Das Gesamtgebiet der Lithographie, 3. Aufl., Leipzig 1844; Rauh, Joh., Der praktische Steindrucker, Wien 1863: Weißhaupt, H., Das Gesamtgebiet des Steindruckes, 6. Aufl., Weimar 1895; Fritz, G., Handbuch der Lithographie, Halle a. S. 1900; Hesse, Friedr., Die Chromolithographie, 2. Aufl., Halle a. S. 1906;[175] Fritz, Q., Die Photolithographie, Halle a. S. 1904; Albert, A., Lichtdruck und Photolithographie, Leipzig 1906; Haynié, J., Der lithographische Umdruck, Klimsch, Graph. Bibliothek, Frankfurt a. M. 1900; Unger, A.W., Die Herstellung von Büchern u.s.w., Halle a. S. 1906; Valette, A., Manuel pratique du lithographe, Paris 1891; Munier, Am., Traité de lithographie, Reims 1898; Richmond, W.D., Grammar of lithography, 6. Aufl., London 1886 (deutsch: Grammatik der Lithographie, Leipzig 1880); Seymour, Alf., Practical lithography, London 1903; Doyen, Cam., Trattato di litografia, Turin 1877.

A.W. Unger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 6 Stuttgart, Leipzig 1908., S. 173-176.
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