[767] Getreidereinigungsmaschinen (hierzu Tafel »Getreidereinigungsmaschinen«), Geräte zum Abscheiden fremder Körper aus Getreide, Gras- und Kleesamen, Leinsamen, Raps, Rübsen, Erbsen etc. und zum Trennen verschiedener Körnerarten sowie verschiedener Sorten derselben Körnerart (Sortiermaschinen). Das Trennen erfolgt nach der Größe, nach der Form oder nach der Schwere der Körner, entweder nach jeder dieser drei Arten für sich allein oder nach zwei, bez. allen drei Arten zusammen. Nach der Größe erfolgt es durch Flachsiebe und durch zylindrische oder kegelförmige Trommelsiebe; nach der Form durch Auslesmaschinen, und zwar durch solche mit halbkugelförmigen Zellen versehene Flächen, besonders Trommeln (Trieure) und durch schräge Tücher ohne Ende; nach der Schwere endlich durch Bewegen der Körner durch die Luft, durch Bewegen der Luft durch die Körner, durch Stöße auf einer vollen Fläche (Cribleure). Sind die Siebe aus Blech, so werden die Löcher genau gleich groß und in verschiedener Form durch Stanzmaschinen hergestellt, zwischen den Löchern muß aber verhältnismäßig viel volles Blech stehen bleiben und die wirksame Siebfläche fällt wesentlich kleiner aus; auch ist die Fläche zu glatt, so daß das Gut die nützliche springende und rollende Bewegung nicht erhält und zu schnell über das Sieb läuft; deswegen macht man zuweilen durch Aufbiegen der Lochränder die Fläche rauher. Aus Drahtgeweben hergestellte Siebflächen sind wegen der größern Anzahl der Löcher auf der Einheit wirksamer, auch rauher, jedoch sind die Löcher nicht so gleichmäßig, man ist auch auf wenige Formen, quadratische, rechteckige Schlitze und dreieckige, beschränkt. Holz verwendet man zu Sieben für das Trennen von verhältnismäßig langen und kurzen Teilen, wie Strohteilen, Ähren und Körnern, weil die langen Teile dann nicht so leicht durch die Löcher treten können. Die Öffnungen können auch durch nebeneinander liegende Stäbe bei Flachsieben (Boby) oder durch schraubenförmig gewundene Drähte bei Trommelsieben gebildet werden. Dabei können sie durch Verschieben der Stäbe (Coleman) oder Drähte (Penney) leicht zur Veränderung der Durchtrittsweite verschoben werden. Bei den Rostsieben können die Stäbe auch unrund und drehbar sein, um die Spaltweite zu ändern. Auch können sie bei rundem Querschnitt rotieren, um das Gut in starke Bewegung zu versetzen und die Siebwirkung zu erhöhen. Siebe mit verschiedenen Löchern können hintereinander oder untereinander angeordnet sein. Die Lochungen des obersten Siebes sind dann meist so groß, daß die größte Körnerforte nicht durchfällt, sondern über die Siebfläche hinweggeht; die des zweiten Siebes sind so groß, daß die zweite Sorte nicht hindurchfällt etc. Bei hintereinander liegenden Sieben kann aber auch die oberste Lochung die kleinste sein, um zuerst kleine Körner, z. B. Sand, abzuscheiden. Damit sich das Gut bewegt, werden die Siebe, auch die Trommel, schräg angeordnet und geschüttelt. Statt der Neigung der zylindrischen Siebe werden im Innern Transportschnecken vorgesehen, oder es werden wagerecht gelagerte kegelförmige Siebe verwendet. Die Siebe sind für das verschiedene Gut mit entsprechend großen und entsprechend geformten Löchern versehen und auswechselbar. Damit die Siebfläche voll ausgenutzt wird, muß das Gut dünn aufgegeben und gleichmäßig ausgebreitet werden. Etwa in den Löchern festsitzende Teile müssen durch Reinigungsvorrichtungen, wie Bürsten (bei Flachsieben an endlosen Ketten sitzende [Röber]), Abstreicher, Walzen, Klopfer u. a. frei gemacht werden.
Das Reinigen und Sortieren nach der Form der Körner mittels Zellentrommeln erfolgt dadurch, daß sich beim Drehen der Trommel runde und kurze Körner in die Zellen der Trommel einlegen und infolgedessen höher mitgenommen werden als die länglichen Körner, die über die Zellen hinweg auf der Innenwand der Trommel herabgleiten. Die weiter gehobenen runden Körner werden beim Herausfallen aus den Zellen C von einer Mulde M (Textfig. 1, S. 768) aufgefangen und in ihr durch eine Schnecke S aus der Trommel geschafft. Abstreicher A u. A1 sorgen dafür, daß die längern Körner nicht zu hoch mitgenommen werden. Die Auffangfläche der Mulde kann verstellt werden.
Fig. 1 der Tafel zeigt einen Trieur, »kombiniert« von Mayer u. Komp. in Kalk. Das durch eine Verteilwalze[767] a aus dem Einschüttrumpf gleichmäßig herausgeschaffte Getreide wird sofort einem vom Ventilator d erzeugten Windstrom ausgesetzt, der Kaff und Staub abbläst; von dem Schüttelsieb b werden Steine, Ähren, dicke Wicken etc. in einen Kasten abgegeben. Das durch das Sieb fallende Getreide wird durch einen Trichter e, dessen unteres Rohr k durch einen Griff h verstellbar ist, entweder, wie gezeichnet, in die Auslestrommel g, oder, wenn f vorgezogen wird, unmittelbar in die die Auslestrommel umgebende Sortiertrommel q geleitet, also ohne daß es vorher ausgelesen wird. Im erstern Falle werden Raden, Sämereien, kleine und zerbrochene Körner durch die Zellen in die Mulde l gehoben und durch die Schnecke nach dem obern Ende m geschafft und dort ausgeschieden. Der zweite Teil g, der Auslestrommel, der mit größern Zellen ausgestattet ist, liest die kürzern Weizen- und Gerstenkörner aus und gibt diese in die zweite Mulde o ab, deren Schnecke sie durch die Öffnung p oben in die Sortiertrommel q führt. Hier wird das Getreide in vier Sorten geteilt, während der Hafer bei n austritt.
Die Wirkung des Trieurs »Einfach«, der mit einer Auslestrommel mit gleich großen Zellen ausgestattet ist, ist demnach ohne weiteres verständlich, nur wird hier das Getreide durch ein Becherwerk am Ende der Trommel in die Mulde o gehoben.
Trieure kann man gewöhnlich nur für Roggen und Weizen oder nur für Gerste und Hafer ohne Umwechseln der Trieurtrommeln gebrauchen, mit dem sogen. Universaltrieur der obigen Fabrik kann man jedoch alle vier Fruchtarten reinigen und sortieren. Das Gemenge wird dabei zuerst auf den obern Trieurteil, der hier aber mit den größern Zellen ausgestattet ist, aufgegeben, wo die kleinere Getreidesorte, halbe Körner und Unkrautsamen in die Schneckenmulde gehoben werden, während die guten großen Getreidekörner durch Öffnungen, die sich zwischen den beiden Trieuren befinden, in die untere Hälfte des die Trieurtrommel umgebenden Sortierzylinders fallen und hier sortiert werden. Das übrigbleibende Gemenge fällt nach dem Durchlaufen der obern Muldenhälfte durch eine Öffnung in den untern Trieurteil, der mit kleinern Zellen ausgestattet ist. Hier werden die halben Körner und Unkrautsamen in die untere Muldenhälfte gehoben und durch die Schnecke zum Auslauf gebracht. Die guten Getreidekörner der kleinern Sorte werden am untern Ende des Trieurs durch einen Becherkranz in ein neben der Mulde liegendes Rohr gehoben, in das sie von einer Schnecke nach der obern Sortiertrommelhälfte gefördert werden, um hier ebenfalls sortiert zu werden.
Zuweilen wird auch die Sortiertrommel unter der Auslestrommel entgegengesetzt geneigt angeordnet. Den für das Arbeiten notwendigen freien Fall erhält man auch statt durch die schräge Lagerung der Trommeln durch die kegelförmige Form derselben, von denen auch zur weitergehenden Verwendung zwei mit verschiedenen Zellen mit durch Stellschieber schließbaren besondern Durchtrittsöffnungen hintereinander angeordnet werden (rheinische Apparatebauanstalt Brühl). Um Trieure für Leinsamen geeignet zu machen, werden geriffelte Walzen im Einschüttkasten zum Zerdrücken der häufig auftretenden Klumpen und ein Vorreinigungszylinder mit rundem Staubsieb und geschlitztem Leinsieb vor dem Trieur vorgesehen (Werner u. Komp. in Dresden). Die französischen Fabrikanten, wie A. Clert in Niort, Gebr. Marot in Niort, A. Billioud in Paris, teilen die Maschine derart, daß jede mit verschiedenen Zellen versehene Trommel für sich benutzt werden kann. Diese verwenden meist Holzgestelle und schwächere Zinkmäntel, die leichter dem Verschleiß ausgesetzt sind.
Ein andres Auslesen nach der Form, das meist zum Trennen der Stoppeln von Rübenkernen benutzt wird, zeigt Fig. 2 der Tafel in der Maschine von Gebr. Röber in Wutha. Diese Maschine benutzt ein seitlich rotierendes Tuch (rauhes Ledertuch), das durch eine Handkurbel in Bewegung gesetzt wird und in der Neigung verstellt werden kann. Aus dem Trichter, der an der vordern obern Ecke angeordnet ist, tritt das Gut, durch eine mit abgerundeten Vorsprüngen besetzte Walze geregelt, aus Die Stoppeln und sonstigen länglichen Beimengungen rollen langsamer auf dem geneigten Tuch herab und werden von dem nach links laufenden Tuche schneller mit auf die Seite mitgenommen, um dort herunterzufallen, während die schweren runden Körner nur wenig mitgenommen werden und schneller herabrollen, um an der untern Langseite aufgefangen zu werden. Unter dem obern Tuche befinden sich zwei gerippte Rüttelrollen. Zur Erhöhung der Leistung werden zwei Tücher übereinander angeordnet, um die Maschine nicht zu lang zu erhalten. Bei den Maschinen mit aufwärts rotierendem Tuche liegen die Walzen wagerecht, und der über die ganze Breite des Tuches reichende Trichter befindet sich oben. Die Stoppeln werden oben abgeworfen, wobei Abstreicher die Körner zurückhalten.
Das Bewegen des Reinigungsgutes durch die Luft zum Zweck des Trennens nach der Schwere geschieht auf verschiedene Weise; die schwersten Körner fliegen dabei am weitesten und die leichtesten am wenigsten weit; durch verstellbare Scheidewände werden die einzelnen Sorten getrennt aufgefangen. Die Bewegung wird am einfachsten durch die Schwere des Gutes erzielt, indem letzteres eine schräge Fläche nach unten rutscht und unten über eine etwas aufwärts gerichtete Kante abstürzt (Gundelach in Berlin), oder indem es auf nebeneinanderliegenden schraubenförmigen Rinnen mit äußerer Überfallkante herabrutscht, wobei die schwerern Körner über den Rand der innern in die äußere übertritt (A. Brylinski in Posen).
Diesen Einrichtungen fehlen bewegliche Teile gänzlich. Häufiger wird die Bewegung durch rotierende Teile hervorgebracht; diese Maschinen, Schleudermaschinen, wirken also durch Zentrifugalkraft. Entweder tritt dabei das Gut durch einen Trichter a (Textfig. 2) in ein Gehäuse A zu einem in schnelle Umdrehung versetzten[768] Schleuderrad B, welches das Gut durch den nach oben gerichteten Austrittskanal a hinausschleudert (A. Naumann in Schlettau) oder das Gut fällt auf eine mit rauhem Stoff bekleidete, schnell rotierende große Walze, wobei die Richtung des Abfliegens durch eine lose aufliegende kleinere Walze geregelt wird (Gebr. Röber in Wutha).
Die Getreide-Zentrifuge von H. Kayser in Leipzig wirkt ebenfalls durch Zentrifugalkraft. Das Getreide wird, in einen Einschüttrumpf aufgegeben, bei dem durch eine Schnecke geregelten Auslaufen aus diesen durch den Wind eines Ventilators von den leichten und durch ein Schüttelsieb von den schweren größern Teilen, schließlich in einem Trieur von den kleinen runden Unkrautsamen und halben Körnern befreit und läuft dann in die Zentrifuge ein. Diese besteht aus einer stehenden, schnell rotierenden kegelförmigen Trommel aus Stäben, deren Zwischenräume an Breite von unten nach oben (von 1,83,4 mm) zunehmen. Die gereinigten Körner bewegen sich an der Rostwand nach oben nach dem größern Umfang hin, wobei sie durch den ihrer Größe entsprechenden Spalt durchtreten, so daß unten die kleinsten und oben die größten Körner die Schleuder verlassen und in drei Sorten aufgefangen werden.
Am häufigsten wird aber beim Reinigen nach der Schwere die Luft durch das in dünner Schicht zugeführte Getreide, meist durch einen Ventilator, geblasen, wie es bei allen Windfegen, Putzmühlen, Wannmühlen, Kornklappern der Fall ist.
Bei der in Fig. 3 der Tafel dargestellten Windfege »Triumph« von Gebr. Röber in Wutha ist, wie meist üblich, zur weitern Reinigung ein Schüttelsiebwerk vorgesehen. Das Gut fällt aus dem Einschüttrumpf A, durch eine glatte Walze r dünn und gleichmäßig verteilt, heraus und wird sofort dem Windstrom des Ventilators B ausgesetzt. Der Abteilkörper c kann von außen durch die Schraube d genau verstellt werden. Die leichten Beimengungen fliegen bei o aus der Maschine, bei b, i, n fällt die geringere Sorte heraus, während das gute Korn durch die Siebe e, f weiter gereinigt und in die Sorten h, m und Staub geteilt wird. Bei der neuesten Konstruktion der Maschine ist unter der Walze r ein mit den Körnern entsprechenden Rillen versehenes schräges Rutschbrett vorgesehen, um dem Winde bei allen mit einer Spitze zuerst zugeführten Körnern eine gleiche Angriffsfläche zu bieten und dadurch eine gleichmäßigere Arbeit zu sichern. Da die gute Wirkung von der gleichmäßigen und richtigen Windstärke abhängig ist, sind zur steten Kontrolle der Umdrehungsgeschwindigkeit Geschwindigkeitsanzeiger sehr wünschenswert; alle Stellbretter u. a. sind durch besondere Vorrichtungen festzustellen und mit bezifferten Einteilungen zu versehen, damit die gewünschten Stellungen leicht wieder gefunden werden können. Um tadelloses Saatgut in einem einzigen Reinigungsgang zu erhalten, vereinigten Gebr. Röber Windfege, Sortiermaschine und Trieur. Zur Kleesamenreinigung, bez. zum Abscheiden der Kleeseide wird bei der Maschine »Cuscuta« desselben Fabrikanten das untere Flachsieb sehr lang (2 m) gemacht, die Löcher des aus Stahldraht hergestellten Siebes werden durch besondere Behandlung abgerundet und durch eine selbsttätige Reinigungseinrichtung stets rein gehalten.
Das Trennen durch Stöße auf einer vollen geneigten Fläche geschieht auf dem sogen. (Josseschen) Cribleur (Fig. 4 der Tafel, Gebr. Röber in Wutha). Das Getreide fällt aus dem Trichter T zwischen zwei schräge Leisten eines auf Holzfedern ruhenden, nach vorn geneigten und direkt von Hand- oder durch Maschinenantrieb senkrecht zu seiner Neigung geschüttelten, mit hohem Rand versehenen dreieckigen Tisches D. Den Körnern und leichten Beimengungen werden beim Schütteln durch die Wände des Tisches und der in der Mitte sitzenden dreieckigen Klötze fortwährend Stöße erteilt und diese werden dadurch nach oben geworfen, wobei die erstern immer wieder die geneigte Tischfläche herunterrollen, bis sie durch Sieb A nochmals gereinigt, bei O abfallen, während die leichten Beimengungen der Neigung nicht folgen können und schließlich bei B herausfallen, wobei etwaige Körner durch den niedrigen Rand unter den Löchern B zurückgehalten werden. Mit dieser Maschine wird besonders Hafer gereinigt und sortiert und das Mutterkorn aus dem Getreide entfernt.
Zu den G. werden auch zuweilen diejenigen Vorrichtungen gezählt, die fest an den Körnern sitzende Teile entfernen; hierzu werden Brandweizentrommel (s. Enthülser) und Entgranner (s.d.) verwendet.
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