Hall [3]

[653] Hall (spr. haol), 1) Sir James, Baronet von Dunglaß, Geolog, geb. 17. Jan. 1761 in Dunglaß, gest. 23. Juni 1832 in Edinburg, lieferte experimentelle Beweise für die Ansichten Huttons, des ersten wichtigen Gegners von Werner, womit er zugleich die immerhin etwas einseitigen Theoreme Huttons auf reellern Boden zurückführte.

2) Robert, Theolog und Kanzelredner der englischen Dissenters, geb. 2. Mai 1764 in Arnsby bei Leicester, gest. 21. Febr. 1831 in Bristol, wurde Prediger in Bristol und 1790 in Cambridge, wo er gegen die durch den Ausbruch der französischen Revolution beförderte Verdächtigung aller Freiheit als Gottlosigkeit seine Kontroversschriften »Christianity consistent with a love of freedom« (1791) und »Apology for the freedom of the press« (1793) veröffentlichte. Ausgezeichnet durch Gedankentiefe und glänzende Darstellung sind seine »Reflexions on war« (1802) und die »Sentiments proper to the present crisis« (1803). Längere Jahre gemütskrank, übernahm er später ein Predigtamt in Leicester bei einer Baptistengemeinde; 1826 erhielt er einen Ruf nach Bristol. Seine »Gesammelten Schriften« sind 1831–1833 von Gregory mit einer Biographie des Verfassers herausgegeben worden (11. Aufl., Lond. 1846, 6 Bde.). Vgl. Hood, Robert H. (Lond. 1881).

3) Basil, engl. Seemann und Reisender, Sohn von H. 1), geb. 1788 in Edinburg, gest. 11. Sept. 1844 in Gosport bei Portsmouth, trat 1802 in die britische Marine, befehligte 1816 das einer Gesandtschaft nach China beigegebene Schiff Lyra, mit dem er auch die Liukiu-Inseln besuchte. Er schrieb: »Account of a voyage of discovery to the Westcoast of Corea and the Great Loo-Choo Islands« (Lond. 1818); »Extracts from a journal written on the coasts of Chili, Peru and Mexico in 1820–1822« (1824, 2 Bde.); »Travels in North America« (1829, 3 Bde.); »Fragments of voyages and travels« (1831–40, 9 Bde.); außerdem Erzählungen und Skizzen, wie: »Schloss Hainfeld« (1836; deutsch, Berl. 1836) und »Patchwork« (1841, 3 Bde.).

4) Marshall, Physiolog, geb. 18. Febr. 1790 zu Basford in Nottinghamshire, gest. 11. Aug. 1857 in Brighton, studierte seit 1809 in Edinburg, praktizierte als Arzt in Bridgewater, seit 1817 in Nottingham und seit 1826 in London. H. hob zuerst die Wichtigkeit der elektrischen Untersuchung für Diagnose und Prognose der Lähmungen hervor; ebenso waren seine Untersuchungen über die Reflexbewegungen, für deren einziges Zentralorgan er das Rückenmark hielt, von fundamentaler Bedeutung gewesen. Auch gab er eine sehr brauchbare Methode der künstlichen Atmung bei Unglücksfällen etc. an. Er schrieb: »On diagnosis« (Lond. 1817, 2 Bde.; 2. Ausg. 1822; deutsch von Bloch, Helmst. 1823); »On some of the more important female diseases« (1827, 3. Ausg. 1837); »Essay on the circulation of the blood« (1832); »On the true spinal marrow and the electromotor system of nerves« (1837); »On the reflex-functions of the medulla oblongata and medulla spinalis« (1833; deutsch von Dieffenbach, Hamb. 1840); »Lectures on the nervous systems and its diseases« (1836; deutsch, Berl. 1836); »Memoirs on the nervous system« (1837; deutsch von Kürschner, Marb. 1840); »Principles of the theory and practice of medicine« (1837) u. a. Über eine 1853–54 ausgeführte Reise nach den Vereinigten Staaten schrieb er: »The twofold slavery of the United States« (1854). Vgl. »Memoirs of Marshall H.« (Lond. 1861).

5) Anna Maria, geborne Fielding, engl. Schriftstellerin, geb. 1800 zu Wexford in Irland, mütterlicherseits von französisch-schweizerischer Abkunft, gest. 30. Jan. 1881, verließ Irland schon früh, verheiratete sich 1824 mit Samuel Carter H. (s. Hall 6) und ließ 1828 ihre »Sketches of Irish character« erscheinen. Es folgten mehrere historische Romane, wie: »The Buccaneer« (1832), aus Cromwells Zeit; »The Outlaw« (1835), worin der Kampf Jakobs II. mit Wilhelm von Oranien den Hintergrund bildet, und eine Reihe von Novellen, von denen »Marian, or a young maid's fortune« (1840) am bekanntesten ist. Treffliches leistete sie in ihren Schilderungen irischen Lebens, wie besonders in: »Lights and shadows of Irish character« (1838, 3 Bde.), »Stories of the Irish peasantry« und »Popular tales and sketches« (1856). 1852 hatte sie die Redaktion von »Sharpe's London Magazine« und 1860 die des »St. James Magazine« übernommen.

6) Samuel Carter, engl. Schriftsteller, geb. 1801 zu Topsham in Devonshire, gest. 16. März 1889 in London, wurde Rechtsanwalt und widmete sich dann der Literatur. Seit 1824 mit Anna Maria Fielding (s. oben) verheiratet, die seine treue Mitarbeiterin wurde, gründete er 1825 das Taschenbuch »The Amulet«, übernahm 1830 die Redaktion des »New Monthly Magazine« und gründete 1839 das noch bestehende »Art Journal«, das beträchtlichen Einfluß auf Hebung und Verallgemeinerung des Geschmacks für bildende Künste ausgeübt hat. Daneben gab er eine Reihe von illustrierten Werken heraus, z. B. »Ireland, its scenery, character etc.« (1841-[653] 1843, 3 Bde.), »Gems of European arts« (1846–1847, 2 Tle.), »The baronial halls« (1848), »The Vernon gallery« (1854) u. a. Zuletzt veröffentlichte er seine Autobiographie: »The retrospect of a long life« (1883, 2 Bde.).

7) James, Geolog und Paläontolog, geb. 12. Sept. 1811 zu Hingham in Massachusetts, gest. 7. Aug. 1898 bei Bethlehem (N. H.), studierte 1831–36 in Troy, wurde daselbst Professor der Geologie, 1837 Distriktsgeolog im Staate New York, 1843 Chef der paläontologischen Abteilung, 1854 Staatsgeolog von Jowa, 1859 von Wisconsin, 1866 von New York und Direktor des Naturhistorischen Museums in Albany. H. zählte zu den bedeutendsten Geologen Nordamerikas; die in den 1840er Jahren neu aufgestellte Einteilung der ältern geologischen Formationen war hauptsächlich sein Werk. Die Berichte über seine Arbeiten in Jowa sind eins der grundlegenden Meisterwerke über die Geologie des nordamerikanischen Westens. Seine bedeutenden paläontologischen Einzelarbeiten begann er mit einer Abhandlung über die Trilobiten. Er arbeitete auch für die westlichen Forschungsexpeditionen von Fremont und von Stansbury, für die mexikanisch-amerikanische Grenzaufnahme, für die offizielle geologische Erforschung des 40. Parallelkreises, für Meek und Haydens Expedition in die Black Hills. Er schrieb: »Palaeontology of New York« (1847–74, Bd. 1–5); »Report on the geology of Iowa« (1858–60, 2 Bde.); »Report on the geological survey of the State of Wisconsin« (Madison 1862). 1896 gab er eine geologische Karte des Staates New York heraus. Eine Liste seiner Schriften (über 260) enthält der 36. Jahresbericht des Naturwissenschaftlichen Museums von New York.

8) Newman, engl. Geistlicher, geb. 22. Mai 1816 in Maidstone, wirkte seit 1842 als Prediger in Hull und kam 1854 nach London, wo er an der spätern Christchurch einer der gefeiertsten und populärsten Kanzelredner wurde. Seine erbaulichen Schriften (»Come to Jesus«, »The call of the master«, »The man Christ Jesus« u. a.) fanden enorme Verbreitung. Vgl. seine »Autobiography« (1898).

9) Charles Francis, amerikan. Nordpolfahrer, geb. 1821 in Rochester (New Hampshire), gest. 8. Nov. 1871, war anfangs Graveur, dann Journalist in Cincinnati und begleitete 1860 den Kapitän Buddington auf einer Polarreise, auf der er sich unter den Eskimo niederließ und, ihre Sprache lernend, 20 Monate bei ihnen verweilte. Bei einer zweiten Polarreise, 1864 bis 1869, paßte er sich völlig der Lebensweise der Eskimo an und drang mit ihrer Hilfe von der Repulsebai bis King William-Land vor, wo er noch einige Reste von Franklins Expedition fand. Von den Vereinigten Staaten 1871 mit dem Dampfer Polaris nach dem Smithsund gesandt, erreichte er 31. Aug. 82°16´ nördl. Br., bezog an der grönländischen Küste im Thank God Harbour (Polarisbai) Winterquartier, starb aber bald nach der Rückkehr von einer 14tägigen Schlittenexpedition. Seine Leute kehrten nach vollbrachter Überwinterung um, verloren aber ihr Schiff im Eis und retteten sich erst nach vielen Gefahren z. T. auf einer Eisscholle gegen Süden treibend. H. veröffentlichte: »Life with the Esquimaux« (Lond. 1865, 2 Bde.) und »Narrative of the second arctic expedition« (hrsg. von Nourse, das. 1879). Vgl. Davis, Narrative of the North Polar expedition in the U. S. ship Polaris, Capt. H. (2. Aufl., New York 1878), und Bessels, Die amerikanische Nordpolexpedition (Leipz. 1879).

10) Asaph, Astronom, geb. 15. Okt. 1829 in Goshen (Connecticut), anfangs Zimmermann, widmete sich seit 1856 mathematischen und astronomischen Studien in Ann Arbor und Cambridge (Massachusetts) und war 1862–91 Astronom am Naval Observatory in Washington. Sehr wichtig sind seine Beobachtungen und Untersuchungen über die Bewegungen der Satelliten und die Massen und Rotationszeiten der Planeten Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun sowie seine Doppelsternmessungen. Am 11. und 17. Aug. 1877 entdeckte H. die beiden Marssatelliten.

11) Granville Stanley, Psycholog, geb. 1. Febr. 1846 in Ashfield (Massachusetts), gegenwärtig Präsident der Clark University zu Worcester, die durch ihn 1887 im Auftrage des Begründers organisiert und nach dem Muster der besten europäischen Anstalten mit vortrefflichen Einrichtungen für die biologische Forschung versehen wurde. H. ist einer der hervorragendsten Vertreter der physiologischen Psychologie in Amerika und Herausgeber des »American Journal of Psychology«; außer zahlreichen psychologischen Artikeln in Zeitschriften schrieb er: »Aspects of German culture« (Boston 1881); »Methods of teaching history« (2. Aufl., das. 1885) u. a. Er hat 1892 auch ein Pedagogical Seminary gegründet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 653-654.
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