[18] Haynau, 1) Wilhelm Karl von, kurhess. General, geb. 24. Dez. 1779 in Hanau, gest. 21. Jan. 1856, natürlicher Sohn des Kurfürsten Wilhelm I. von Hessen und der Frau von Lindenthal, gebornen Rosa Ritter (geb. 1764 zu Biel in der Schweiz, gest. 1833 in Hanau), war nach langjähriger Dienstzeit im hessischen Heer 1847 wegen Altersschwäche als General pensioniert worden. Als sich 1850 kein höherer Offizier fand, der den von Hassenpflug über das Land verhängten Kriegszustand handhaben wollte, ward er 30. Sept. zum Oberbefehlshaber der Armee ernannt. Eine Proklamation an die Soldaten und eine Anrede an die Offiziere (4. Okt.) waren indessen die einzigen Akte, die seine Amtsführung bezeichneten. Der Versuch, die Ausnahmegesetze durch Verhaftungen, Maßregeln gegen die Presse und Auflösung der Bürgerwehr zu vollziehen, veranlaßte eine Klage des landständischen Ausschusses wegen Verfassungsverletzung und Hochverrats gegen H., der das Generalauditoriat Folge gab. Vergeblich suspendierte H. das Obergericht und richtete an die Offiziere eine neue Aufforderung, die nur bewirkte, daß diese ein Gesuch um Entlassung (9. Okt.) einreichten. Durch die weitern Vorgänge wurde H. beseitigt. Vgl. Hessen-Kassel.
2) Julius Jakob, Freiherr von, österreich. General, Bruder des vorigen, geb. 14. Okt. 1786 in Kassel, gest. 14. März 1853 in Wien, trat 1801 in österreichische Dienste und ward nach dem Feldzug von 1805 zum Hauptmann befördert. Als solcher machte er den Krieg von 1809 und als Major die Kriege von 181315 mit. 1844 bereits Feldmarschalleutnant[18] und Divisionär in Innerösterreich, wurde er 1847 Divisionskommandeur in Temesvár, aber wegen seiner Unverträglichkeit seines Postens enthoben. 1848 bei Ausbruch der Revolution trat er freiwillig als Oberst in sein damals in Italien stehendes Infanterieregiment und wurde Kommandant in Verona. Durch Entsendung einer Brigade nach Sommacampagna in der Nacht vom 24. zum 25. Juli trug er zum Sieg der kaiserlichen Armee bei, beschleunigte den Fall von Peschiera, hielt dann mit eiserner Strenge in Bergamo, Brescia und Ferrara die Ruhe aufrecht, erwarb sich aber durch die dabei bewiesene Grausamkeit (er ließ Frauen peitschen) den Namen »Hyäne von Brescia«. Im Mai 1849 übernahm er als Feldzeugmeister mit unbeschränkten Vollmachten das Oberkommando in Ungarn. In kürzester Zeit brach er die Macht der Rebellen durch die Erstürmung Raabs (Ende Juni), den Sieg bei Komorn (11. Juli), die Besetzung von Szegedin (3. Aug.) und die Kämpfe an der Theiß (9. Aug.), Erfolge, die ihm den Ruhm eines kühnen und umsichtigen Feldherrn sicherten. 1849 ward er Befehlshaber der dritten Armee in Ungarn, nahm aber wegen Zwistigkeiten mit dem Ministerium 1850 seinen Abschied. Von Graz aus, wohin er sich zurückgezogen hatte, unternahm er eine Reise, wobei er in London und Brüssel öffentlich verhöhnt und mißhandelt wurde. Seine Biographie schrieb Schönhals (3. Aufl., Wien 1875).
3) Friedrich Wilhelm Karl Eduard von, kurhess. General, Sohn von H. 1), geb. 5. Dez. 1804 in München, gest. 24. Jan. 1863, trat 1819 in das Kadettenkorps zu Kassel, wurde 1822 Leutnant bei der Artillerie, 1834 Flügeladjutant des Kurprinzen-Mitregenten, nahm als Major vom März bis Juli 1849 an dem Feldzug gegen Dänemark teil und machte das Gefecht auf den Düppeler Höhen (13. April) mit. Der pietistisch-absolutistischen Richtung zugetan, übernahm er 22. Febr. 1850 das Kriegsministerium, gegenzeichnete alle Erlasse, die den Verfassungsumsturz herbeiführten, und nötigte im Oktober 1850 in Gemeinschaft mit seinem Vater das kurhessische Offizierkorps zur Wahl zwischen unbedingter Vollziehung der Befehle des Oberkommandos oder Verabschiedung. 1853 als Generalmajor zum wirklichen Kriegsminister ernannt, mußte er zugleich mit Hassenpflug 4. Okt. 1855 zurücktreten, ward 6. Okt. d. J. interimistisch erster Kommandant von Kassel oder im Juni 1857 Generalleutnant. In einer Broschüre des verabschiedeten Hauptmanns Dörr: »Staatsdiener und Staatsschwächen der Gegenwart« (Frankf. 1862), ward er der Feigheit geziehen, weil er, statt einen Ehrenhandel mit dem General v. Specht durch ein Duell zu erledigen, diesen auf die Festung Spangenberg geschickt hatte. Da H. außerstande war, diesen Vorwurf von sich abzuwälzen, und das Offizierkorps auf Dörrs Seite trat, schied er 3. Jan. 1863 aus dem kurhessischen Militärdienst und machte 24. Jan. seinem Leben durch einen Pistolenschuß ein Ende.